Beiträge von selene4

    Hallo zusammen,


    ich beobachte und katalogisiere die Schmetterlinge meines Landkreises und speziell hier in meiner Gemeinde seit nunmehr knapp 20 Jahren.

    Dabei fiel mir in den letzten Jahren Einiges auf, wenn ich die Jahre zuvor vergleiche.

    Beispielsweise gibt es deutliche Änderungen bei Agrotis clavis. Hatte ich die vorher eher in geringer Menge am Licht, nehmen die seit einigen Jahren deutlich zu. In den letzten 3 Jahren sogar sprunghaft und dieses Jahr sind die sehr häufig am Licht 10 Tiere in einer Nacht ist zur Zeit normal.

    Dies kann ich noch einordnen, seit 12 Jahren wird hier gebaut. Das heißt statt monotoner Weizen- und Maisfelder gibt es jetzt Gärten und Freiflächen im Neubaugebiet. Was die Anzahl der Futtermöglicheiten erhöht.

    Andererseits nimmt Agrotis segetum parallel zur Zunahme von clavis ab. Agrotis exclamationis bleibt gleich. Ich kann mir jetzt gar nicht vorstellen, daß clavis die segetum verdrängen. Beide fressen polyphag an niederen Kräutern und davon sollte wohl genug da sein. Segetum allerdings kommt kaum mehr ans Licht, obwohl das eine der häufigsten Arten war vor ein paar Jahren.

    Ganz besonders fiel mir aber eine Sache auf.

    Calliteara pudibunda. Diese Art ist häufig hier und auch immer am Licht. Auch die Anzahl hat sich, abgesehen von natürlichen Schwankungen, nicht verändert in all den Jahren.

    Aber: Ich kann beobachten, daß die Tiere, ich rede von den Männchen, da Weibchen praktisch kaum ans Licht kommen, immer dunkler werden. Bis vor 5-6 Jahren waren die Tiere normal hellgrau bis bräunlich, mit Schwankungen in der Helligkeit. Ganz selten war mal ein dunkel graues Tier dabei.

    In den letzten Jahren aber nimmt die dunkle Form zu und die hellen Tiere ab. Das geht soweit, daß ich letztes Jahr nur 1 helles Tier beobachten konnte und dieses Jahr gar keins. Die Tiere sind mittlerweile teils schon schwarz.

    Ich würde gerne wissen wieso das so ist und ob es bei euch auch sowas zu beobachten gibt? Hier ist eine absolut ländliche Gegend ohne Industrie, falls das überhaupt einen Einfluß haben könnte.


    NG Heiko

    Vinula ist nicht sooo einfach zu halten wie jeder glaubt. Ab der Hälfte der Zucht, also L3, sind die sehr anfällig auf feuchte, stehende Luft. Also nicht in geschlossenen Behältern ohne größere Belüftung halten.

    Wenn sich die Raupen gegenseitig stören und somit dauerhaft Stress ausgesetzt sind, reagieren die auch recht empfindlich.

    Futter hatte ich immer nur Espe, ist ideal für diese Art. Und ab L3 nur voll ausgereifte Blätter.

    Wenn in der Zucht mal eine anfängt mit Infektion, was in der Regel immer von zu hoher Feuchtigkeit kommt, dann sind alle anderen auch hin, die im selben Behälter sind. Selbst wenn sie einen Kokon spinnen sollten, sterben sie in diesem ab.

    So meine Erfahrung.

    Ich hab die immer nur auf gepflanzter Knoblauchsrauke gezogen. Im Zimmer als Zimmerpflanze gewissermaßen. Kanibalismus konnte ich nicht beobachten. Sie fraße erst die Blüten/Fruchtstände später die Blätter.

    Verpuppung direkt an der Pflanze.

    Puppen lagerte ich immer einfach so offen und schattig.



    Hat so immer gut funktioniert.

    Gruß, Heiko

    Ich denke, man kann grundsätzlich einen Antrag zur Genehmigung für die Entnahme von Präimaginalstadien stellen. Vermutlich bekommt man die Genehmigung dann auch. In Deutschland hat jeder ein Grundrecht zur Forschung und wenn man den Grund der Entnahme von Eiern, Raupen und Puppen oder deren Weiterzucht richtig formuliert und den Behörden das dann auch plausibel macht, sollte da einer Genehmigung nichts im Wege stehen.

    Man kann ja auch eine Sammel- und Fanggenehmigung für Naturschutzgebiete beantragen, die bekommt man auch, wenn man ein plausibles Projekt hat. Die Angabe "ich will da Sammeln" wird wohl nicht zählen. Aber ein Projekt funktioniert immer.

    Eine normale Genehmigung ist halt so formuliert, daß man Imagos fangen und zu Forschungs- und Nachweiszwecken auch entnehmen darf. Ich denke die Meisten haben noch nie einen Antrag auf Entnahme von Präimaginalstadien gestellt, das muß man halt explizit dazu schreiben und dann sollte das auch funktionieren. Macht ja keinen Sinn, wenn ich eine allgemeine Fang- und Sammelgenehmigung bekomme, mir die Entnahme von Eiern,Raupen, Puppen und/oder Zucht dann aber abgelehnt werden würde.

    Behörden richten sich grundsätzlich nur nach dem, was man beantragt. Macht auch Sinn.

    Jaaa, das mit den Maden hat in der Schule auch ganz gut funktioniert. In der Realschule genauso wie in der Berufsschule. :winking_face_with_tongue:

    der Spruch hat sich bewahrheitet

    Naja, ich finde nicht das Jungs hier kindisch handeln, sondern eher, daß Ältere mürrisch sind.

    Gerade in der jetzigen Zeit, wo es überall krieselt, man froh sein muß gesund zu sein und man sich ständig fragen muß, wie lange man das Alltägliche noch bezahlen kann, kommt es gerade recht, wenn mal rumgespaßt wird.

    Ich lese das schon gern und grinse auch dabei, bin über 50 aber zum Glück gehe ich zum Lachen nicht in den Keller.


    Grüße, Heiko


    P.S. Carmen, ich kann für deinen Beitrag leider nur ein Top vergeben, ist aber sicher ein paar Tops mehr wert.

    Ich hab zwar keine Angst vor Spinnen oder irgendwelchen anderen Viechern, aber das Moment ist oft entscheident. Wenn ich so ein Blatt aufrolle, in der Meinung es verbirgt sich darin ne Raupe und plötzlich krabbelt da ne Spinne raus mit Eiltempo, dann erschrecke ich schon und schüttel das Tier von meiner Hand. Liegt aber daran, daß ich die Spinne nicht erwartet habe.

    Ich hab Vogelspinnen als Haustiere und trotzdem erschrecke ich bei kleinen Spinnen, wenn sie unerwartet irgendwo plötzlich auftauchen.

    Wildschweine hatte ich auch schon als Schreckmoment. Die sind aber eigentlich gar nicht so böse wie man oft glaubt. Ich hatte da schon Besuch am Licht, als ich am Waldrand leuchtete. Die waren halt neugierig und als sie mich sahen oder rochen, wie auch immer, waren sie schnell wieder weg.

    Ich hatte allerdings mal ein Erlebnis mit einem Reh, da blieb mir bald das Herz stehen. Ich war beim Pilze suchen im Wald, ging durch das Unterholz und schaute auf den Boden, wegen der Pilze. Plötzlich ca. 5 Meter vor mir, schrack ein Reh hoch, es lag im Gestrüpp, und lief mit Vollgas davon, knapp an mir vorbei.

    Also das war echt heftig, vermutlich hatte das Reh mehr Angst als ich, aber erschrocken bin ich schon extrem.

    Ich kenn tiliae nur mit 2 Generationen. Ich denke um diese Jahreszeit bereits an eine dritte Generation.

    Ich finde hier im April/Mai die ersten Falter, ab Juni/Juli die nächste Generation.

    Grüße,


    also ich hatte bis jetzt 212 Arten in meinem Landkreis gesehen bzw. am Licht und Köder. Letztes Jahr, das war das Beste bisher, waren es 229 Arten. Es ist aber dieses Jahr noch was drin, die Spätherbstarten, bzw. Frühwinterarten kommen ja noch.

    Ich konnte als Highlight mehrere Arten verbuchen.

    Zum Einen bei einer Begehung Phengaris nausithous, zum ersten Mal hier im Landkreis und dann gleich mehrere Falter, am selben Tag Hyles euphorbiae Raupen, auch zum ersten Mal.

    Absolute Krönungen waren Callovistria juventina, hört sich im ersten Moment nicht so spektakulär an, ist aber hier in Bayern RL 0, also ausgestorben/verschollen.

    Und ebenso Top war ein Fund von Lithophane semibrunnea, RL 1. Letzter offizielle Fund in meiner Gegend war 2006.

    Einige weitere RL Arten hatte ich auch noch gesichtet und 2 Noctua interposita, auch hier liegt der letzte offizielle Fund ca. 15 Jahre zurück in meiner Gegend.

    Weiterhin hatte ich so einige Arten, die ich hier noch nie fand.

    Im Großen und Ganzen ein sehr gutes Jahr. Wie Leo schon schrieb hatte ich hier auch ein völlig anderes Bild als die letzten Jahre. Einige Arten die eher selten sind waren in großer Anzahl zu finden, andere die sonst häufig sind, waren wenig oder gar nicht da.

    Bestes Beispiel Agrotis segetum. Die sind hier üblicherweise extrem häufig. In manchen Nächten 40 und mehr Falter am Licht. Dieses Jahr insgesamt 2!!

    Ich notiere seit über 10 Jahren alle Funde hier im Landkreis und habe mir Excel Tabellen gemacht, so kann ich recht schön vergleichen was wann passiert. Dieses Jahr war schon anders als die letzten 10 Jahre. Aber das macht das Ganze ja so interessant.


    Grüße, Heiko

    Hallo Jasmin,


    machaon ist nicht so einfach, wie in der Regel angenommen wird. Die sind eigentlich recht heikel, wenn man gewisse Dinge nicht beachtet. Oben wurde ja schon viel geschrieben, was auch so stimmt wie es da steht.

    Machaon darf auf keinen Fall junge, frische und saftige Blätter bekommen. Mal so ein Trieb zwischendurch macht nix aus, aber achte drauf nur ausgewachsene und reifes Grünzeugs zu verfüttern.

    Wie oben schon erwähnt, nur wenige Tiere auf einer, am besten getopften Pflanze halten.

    Wenn Sonne da, unbedingt die Töpfe in die Sonne stellen, vollsonnig, ob Frühjahr, Sommer oder Herbst.

    Luftfeuchtigkeit auf keinen Fall hoch halten.

    Wenn diese Dinge beachtet werden, dann geht die Zucht relativ leicht. Ansonsten ist machaon schon zickig in der Zucht und wenn die Raupen mal krank sind, dann kannst sie vergessen. Ich hatte schon viele machaon Zuchten, der Falter ist hier sehr häufig, aber jedesmal wenn ne Raupe oder mehrere krank waren, war Ende der Zucht. Die bekommst nicht mehr gesund.


    Grüße, Heiko

    Rudi, du sprichst mir aus der Seele.

    Ich kann das Gedöns über Insektizide und Pestizide nicht mehr hören. Die meisten Fehler stecken tatsächlich in der Haltung.

    Ein kleiner Zusatz noch zu deinem sehr guten Post.

    Ich konnte feststellen, daß alte, reife Blätter oftmals deutlich besser sind als frische und junge Blätter. Mit alt meine ich nicht abgestorben oder so, sondern einfach nur ausgereifte Blätter.

    Dieses Jahr hatte ich, zum wiederholten Male, Marumba quercus in Zucht. Ich hatte die Eiche ab L2 gewässert und in luftigen, mit Gaze bespannten Zuchtkästen angeboten. Alle 3 Tage gewechselt. Ich bekam 6 L1 Raupen und habe nun 6 fette, kräftige Puppen.

    Die angebotenen Blätter waren so hart, das man sie fast brechen konnte, aber genau aus diesem Grunde lief die Zucht verlustfrei. Meine erste quercus Zucht ging voll daneben, weil ich dachte frische Blätter, die jung und zart sind, sind am Besten. Von wegen, die Raupen bekamen allesamt Durchfall und gingen ein. Auch Eiche mit Mehltau ist praktisch ein Zuchtkiller in vielen Fällen.

    Die Eiche von der ich Futter holte, steht neben einer Straße mitten zwischen Feldern. Also eigentlich "belastet" so könnte man meinen. Diese Art ist aber frei von Mehltau.

    Auch konnte ich in Zuchten von isabellae feststellen, daß die Raupen selbst die ganz frisch getriebenen Nadeln verweigern und ausschließlich die festen, alten Nadeln fressen, wenn man sie denn lässt.

    Ich habe ganze Zweige ins Wasser gestellt und am Schluß waren die komplett kahl, nur die Spitzen mit den frischen Trieben waren noch dran.


    NG Heiko

    Ja Finn, sehr interessant. Allerdings brauchst da viel viel Geduld, in der Regel sterben solche Raupen ab, verpuppen sich nicht gut oder die Falter entwickeln sich schlecht bis gar nicht.

    Hier mal ein Beispiel von einem machaon, der verpuppte sich nach L4, ließ also eine komplette Häutung aus. Der ist grad mal so groß wie ein napi. Ansonsten scheint das Tier "normal" zu sein. An was das lag... keine Ahnung.



    Grüße, Heiko

    Grüße,


    ich denke es geht in die Richtung wie Armin es ansprach. Vermutlich zigfache Inzucht. Da kommen oftmals "komische" Dinge zustande.

    Ich hatte, ähnlich wie Armin, schon die tollsten Abberationen in Zuchten. Mickrige Falter, ganz weit weg von der Normalfärbung usw. Allerdings merkt man das oftmals schon an den Raupen. Die sind einfach weit hinter den Anderen und kümmern vor sich hin.

    In der Natur würde es so eine Raupe wohl nicht zur Puppe schaffen. In der behüteten Zucht geht das aber dann doch.

    Und ja, ich konnte auch deutlich abweichende Falter bei Zuchten feststellen, die ohne Überwinterung im Warmen gezüchtet wurden. Is halt nicht natürlich.


    NG Heiko