Bauanleitung für ein verstellbares Spannbrett 0-20 mm Rillenbreite + 2 x 50 mm Spannfläche

  • Hallöle zusammen.


    Nachdem immer wieder auf ACTIAS nach Spannbrettern gesucht wird und ich gerade dabei bin, mir neue zu bauen, dachte ich, ich stell einfach mal eine Bauanleitung hier auf ACTIAS rein. Es handelt sich nun weiß Gott nicht um die Nobelmodelle, aber sie erfüllen ihren Zweck und sind leicht und kostengünstig selbst zu bauen. Auch mit einfachsten Mitteln und ohne zu grossem handwerklichem Geschick.
    Ich bin mir sicher, dass einige von euch schmunzeln, oder gar lachen werden, ob der Primitivität dieser Spannbretter, aber sie erfüllen ihren Dienst und wenn ihr am Ende des Beitrags meine ganz alten Spannbretter zu sehen bekommt, die bis jetzt schon gut 25 Jahre ihren Dienst versahen, dann ist es wirklich an der Zeit zu schmunzeln. :face_with_rolling_eyes:


    Anbei was man so alles an Maschinen benötigt um möglichst sauber und flott arbeiten zu können:


    Bandsäge
    Kreissäge
    Akkuschrauber
    3mm und 4mm Bohrer mit Zentrierspitze
    Leim, Hammer, Schleifpapier 120er oder feiner, etc etc.


    zur Not gehen aber natürlich auch Handsäge, Schere, Teppichmesser, Handbohrmaschine und Schraubenzieher :thumbs_up:


    Nun zur Materialliste für ein verstellbares Spannbrett, Rillenbreite von 0 - 20 mm und beidseitig 50 mm Spannfläche:
    Bild 1
    von links oben so ziemlich im Uhrzeigersinn:
    1 x Sperrholzbrett 120 x 300 mm (Boden)
    4 x Holzrampe 50 x 25 mm ; 4 mm ansteigend bis 7 mm stark
    2 x Schieber 50 x 25 x 5 mm; Bohrung siehe Text, Hartholz
    2 x Balsaholz-Brett, 300 x 50 x 5 mm
    2 x Holzleiste 240 x 20 x 17 mm
    2 x Brett (Trägerbrett für Balsaholz) 300 x 52 x 8 mm
    4x Holzklötzchen 50 x 25 x 15 mm
    10 x Spax 3,5 x 20 mm
    2 x Spax 3,5 x 25 mm
    2 x Gewindeschraube 4 x 40 mm
    2 x Sägering 4 mm
    2 x Beilagscheibe 4 mm
    2 x Flügelmutter 4 mm
    1 x Schaumstoffstreifen 300 x 20 x 17 mm (nicht auf dem Bild)
    4 x Nagel 1,2 x 14 mm


    Das ganze Material bekommt man in jedem Baumarkt, Handwerkerbedarf oder im Internet. Das Balsaholz im Modellbaubereich oder im Bastelbedarf. Ich habe für ein Brettchen 500 x 100 x 5 mm gerade mal 2,-€ bezahlt.
    Das restliche Holz an sich muss nicht das beste sein, aber zumindest glatt gehobelt und nicht zu astig. Und natürlich nicht verzogen oder in sich gebogen.


    Nun zur ersten grossen Hürde, die Anfertigung der "Schieber" (ich nenn sie einfach so :face_with_open_mouth: ). Wer das schafft, bekommt den Rest ganz einfach auf die Reihe:
    die Schieber sind die Schwachstelle am Spannbrett, da sie sowohl Zug als auch Druck aushalten müssen. Am besten wären sie aus Metall gearbeitet, wie meine alten am Ende des Beitrags, aber ich bin ein alter Holzwurm und Bastler und stehe mit Metall mehr oder weniger auf Kriegsfuss, daher sind die Schieber dieses Mal auch aus Holz. Ausserdem denke ich, dass auch ein Laie mit Holz leichter umgehen wird, als mit Metall. Um zumindest etwas Stabilität rein zu bringen, habe ich hierfür Eibenholz verwendet. Es geht aber auch jedes andere feste und ev. zähe Holz, wie Buche/Eiche/Esche.
    Auf einer Eibenleiste habe ich jeweils 50 mm lange Stücke angerissen (angezeichnet :winking_face: )
    Bild 2
    Jeweils 17 mm von beiden Seiten nach innen gemessen, wird mit einem 4 mm Holzbohrer das Holz ausgebohrt. Die Holzreste zwischen den Bohrungen werden mit einem scharfen Stechbeitel entfernt. Danach noch mit einer Holzfeile und Schleifpapier nach arbeiten, so dass eine 4 mm starke Schraube leichtgängig, aber ohne zu viel Spie,l sich in diesem Spalt bewegen kann. Wenn es noch nicht ganz passt, ist es auch nicht schlimm, denn man kann später noch etwas nacharbeiten. Also don´t panic!
    So sollte das fertige Stück dann aussehen:
    Bild 3
    die hier müssen allerdings noch mit Schmirgelpapier entgratet werden und es fehlen noch die zwei Bohrungen für die Nägel. Das könnt ihr bei Bild 9 + 10 sehen.


    Die nächste größere Hürde sind die Rampen.
    Bild 4
    Wenn man jemanden kennt, der eine Hobelmaschine sein Eigen nennt, ist es ganz einfach, ein Brett entsprechend zu hobeln. Mit einem guten Bandschleifer und 60er Schleifpapier kann man ein kurzes Brettchen auch entsprechend herrichten.Das wird aber schon ein bisschen ungenauer. Oder man lässt sich ein 50 cm langes Brett bei einem Schreiner entsprechend zuhobeln. Das kostet nicht die Welt und für jedes Spannbrett braucht man gerade mal 4 x 25 mm. Ein 50 cm langes Brett würde somit für 5 Spannbretter ausreichen.
    Bild 5
    von so einem Brett sägt man dann seine einzelnen Stück ab, je nach Bedarf.


    Die restlichen Bretter und Hölzchen laut Liste von Bild 1 zuschneiden und herrichten.


    Wenn ihr mal soweit seid, ist das Schlimmste geschafft, Ehrenwort :thumbs_up: und so könnt ihr anfangen, das Spannbrett zusammen zu bauen.


    Zuerst leimt ihr die Balsaholzbrettchen auf die fast gleichgrossen beiden Trägerbretter und erhaltet so eure beiden Spannflächen.
    Bild 6
    Ihr leimt eine Balsaholzlängsseite genau auf eine derTrägerllängsseiten. Dadurch entsteht auf der anderenTrägerllängsseite ein 1-2 mm breiter "Überstand", den das Balsaholz nicht mit abdeckt. Diese Leiste ist dazu da, bei Schmetterlingen, die Vorder- und Hinterbeine mit zu präparieren. Wenn ihr diese Option nicht haben wollt, nehmt ihr die Tägerbrettchen nur 50 mm breit, anstatt der von mir gewählten 52 mm.
    Beim Leimen reicht es den Leim punktuell aufzubringen. Das hat den Vorteil, sollte man später mal das Balsaholz austauschen müssen, ist es so einfacher zu entfernen, als wenn der Leim flächendeckend aufgetragen wurde. Halten tut das Balsaholz so auch.
    Bild 7
    So legt man jeweils die Balsaholzseiten eines Spannbrettes aufeinander und kann so an den Trägerbrettchen die Schraubzwingen problemlos anbringen. Handfest zudrehen und über Nacht abtrocknen lassen.
    Bild 8
    Auf dem Bild 8 sind Brettchen von 4 Spannbrettern gleichzeitig verleimt.


    Jetzt geht es an den Boden des Spannbrettes.
    Hier nochmal die Kleinteile im Detail. Hier sind auch schon bei den Schiebern die Bohrungen für die Nägel angebracht, dafür sind auf diesem Bild nur zwei und nicht die nötigen vier Rampen abgebildet. :wacko: Also nicht irritieren lassen: ihr braucht 4 Rampen je Spannbrett!
    Bild 9


    Die Schieber werden an den Enden des Trägerbrettchens aufgeleimt und mit Kleinnägeln fixiert. Ganz wichtig: unbedingt in den Schiebern die Nagellöcher in mind. der Dicke der Nägel vorbohren, ev. auch 0,1 mm stärker. Es darf kein Druck durch die Nägel ausgeübt werden, sonst reisst der Schieber entzwei. Bei Metallschiebern besteht dieses Problem natürlich nicht.
    Bild 10
    Bild 11
    so schaut die Spannfläche dann von unten aus, wenn sie fertig ist


    Nun zum Boden des Spannbrettes.
    Auf dem Boden des Spannbrettes wird in einer Ecke zuerst eine Rampe (dünnes Ende nach innen zeigend) und darauf eines der Klötzchen angepasst.
    Bild 12
    Man kann diese Holzteile einfach verleimen und über Nacht trocknen lassen. Das ging mir zu langsam und so habe ich diese Teile verleimt und mit einem Spax 3,5 x 20 mm fixiert. So kann man gleich anschliessend weiter bauen.
    Da diese kleinen Holzteile bei einem 3,5 mm-Spax sofort reissen würden, muss vorgebohrt werden. Ein Bohrer mit 3mm Stärke ist die richtige Wahl.
    Bild 13


    so arbeitet man sich langsam vor
    Bild 14


    bis es so aussieht:
    Bild 15


    Als nächstes wird die erste Holzleiste eingepasst.
    Sie dient zur Stabilisierung der festen Spannfläche und zur Fixierung der späteren Steckrille aus Schaumstoff.
    Bild 16
    Die Innenkante der Holzleiste muss in einer Flucht / Linie mit den schon angebrachten Holzlötzchen stehen. Bei Bild 17 kann man es besser verstehen, was ich meine.
    Die Leiste wird entweder geleimt oder kann auch geschraubt werden. Bei den angegebenen Maßen muss für einen 3,5mm-Spax dieses Mal nicht vorgebohrt werden, somit war für mich schrauben einfacher und schneller. Man wil ja schliesslich auch mal fertig werden. :winking_face_with_tongue:
    Danach wird mit zwei 3,5 x 25 mm Spax die feste Spannfläche angepasst und verschraubt. Leim ist hier nicht nötig.
    Bild 17
    Auf Bild 17 sieht man schön die einheitliche Kante von Holzleiste, Klötzen und Spannfläche. Auch der 2 mm starke Überstand an der Spannfläche ist hier mal gut zu sehen.


    Jetzt wird die bewegliche Spannfläche aufgesetzt und ganz an die feste Spannfläche gelegt.
    Bild 18
    Beim nächsten Arbeitsgang leistet ein Akkuschrauber gute Dienste.
    Mit der einen Hand hält man die bewegliche Spannfläche fest und bohrt mit einem 4mm-Holzbohrer ganz links aussen und genau mittig in den Schlitz des Schiebers.
    Bild 19
    Es reicht, wenn man die Bohrung erkennen kann.
    Zum endgültigen Durchbohren wird die Spannfläche der Einfachheit wegen nochmal abgehoben.
    Bild 20


    Von hinten werden nun die beiden Gewindeschrauben eingesteckt und bis kurz vor Austritt eingeschoben. Nicht vergessen, die Sägeringe aufzuziehen!
    Bild 21
    Die bewegliche Spannfläche wird wieder aufgesetzt und die Schrauben bis zum Anschlag durchgeschoben. Beilagscheibe und Flügelmutter drauf und jetzt Achtung :exclamation_mark: :exclamation_mark: :exclamation_mark: :exclamation_mark: :exclamation_mark:
    Die Schieber sind das schwächste Glied bei diesem Spannbrett. Wenn die Flügelmutter zu stark angezogen wird, bricht der Schieber!! Somit immer mit viel Gefühl anziehen. Für den späteren Präpariervorgang reicht es leicht aus, die Flügelmuttern ganz sachte anzuziehen, damit die Spannfläche fixiert ist. Also bitte immer mit viiiiiiiiiiiel Gefühl! Oder ihr macht euch eben was aus Metall.
    Bild 22


    Jetzt die bewegliche Spannfläche nach ganz aussen schieben und leicht fixieren.
    Bild 23
    Von der Seite wird nun die zweite Holzleiste eingeschoben, an den Holzklötzen und der Spannfläche ausgerichtet und von unten her verschraubt. Hierbei darauf achten, dass die Spaxe während des Einschraubens ins Holz, nicht die Leiste von unten gegen die Spannfläche drückt. Auch dabei könnte ein Schieber zu Bruch gehen. Also mit einer Hand von oben gegen die Spannfläche drücken, während von unten gespaxt/geschraubt wird.


    Bild 24
    Hier ein Blick in das maximal geöffnete Spannbrett. Man kann gut erkennen, wie Spannfläche + Klötze + Holzleiste eine Flucht ergeben. An der Aussenseite des Spannbrettes ist nicht so wichtig, dass alles genau passt. Ist nur eine Frage der Ästethik. :kissing_face:


    Jetzt werden die zugeschnittenen Schaumstoffstreifen einfach in die Rille eingedrückt. Der Schaumstoff soll in der Breite 1-2 mm dicker sein, damit er sich schön in die Rille reinpressen lässt.
    Bild 25


    Bild 26


    Die Höhe von 17 mm muss allerdings passen, damit die Spannflächen leicht darüber gleiten können:
    Bild 27
    Ob als Steckmaterial nun irgendein Schaumstoff, Styropor, Kork oder was immer auch genommen wird, bleibt dem Bastler überlassen. Und wenn es nicht gefällt, kann es jederzeit ausgetauscht werden.


    Voila! Spannbrett fertig! Prost [Blockierte Grafik: http://www.smilies.4-user.de/include/Trinken/smilie_trink_183.gif]
    Bild 28


    ganz geöffnet:
    Bild 29


    und so sollte es jetzt von unten aussehen:
    Bild 30


    Auf diesem Spannbrett kann man Tiere von einer Größe von ca. 20 mm bis 100 mm gut spannen.


    Ich hoffe, ihr habt es bis hierher geschafft, sowohl beim Lesen, als auch vielleicht beim Basteln. :respekt:


    Ich möchte euch allerdings auch noch kurz die Spannbretter zeigen, die ich mir mit 12 Jahren selbst kreiert hatte und die letzten Jahrzente ihre Dienste ziemlich gut erfüllten. Wenn jemand von euch ausgesprochen minimalistisch veranlagt ist, tut auch so ein Spannbrett seinen Dienst. Der Aufbau ist den Fotos leicht zu entnehmen und selbst erklärend.


    Bild 31
    Vergleich Alt : Neu
    Die neuen Bretter sind eben leicht nach oben ansteigend geformt, wogegen die alten eine waagerechte Spannfläche hatten.
    Der Nachteil ist leicht ersichtlich:
    Bild 32
    Wenn Präparate vom Brett genommen werden, senken sich die Flügel oftmals noch gering nach unten. Selbst wenn das Präparat absolut trocken ist. Anscheinend ist in der Flügelmuskulatur des Präparates noch so viel Spannung, dass sich die Flügel senken. Es hat definitiv nichs mit Schwerkraft zu tun, da Präparate, die ich nach Herunternahme vom Spannbrett mit der Flügeloberseite nach unten zeigend aufhing, trotzdem die Flügel, in diesem Fall nach oben "bewegten".
    Präpariert man nun ein Tier auf einem Spannbrett mit einer leichten Aufwärtstendenz der Flügel, ergeben sich nach der Herunternahme vom Spannbrett meistens waagerechte oder ganz leicht aufwärts gerichtete Flügel. Für mich ästetisch besser.
    Bild 33


    Und hier noch die letzten Details zum alten Spannbretttyp:
    Bild 34


    Bild 35


    Bild 36


    Nun denn. Solltet ihr noch Fragen haben, was den Bau oder irgendwelche Details betrifft, dann nur zu. Entweder hier gepostet oder per PN.
    Solltet ihr einfach nur das Thema gut finden, dann bewertet es mit ein paar Sternen, das wäre mir fast lieber als ein "Super" oder "geiler Beitrag" oder auch "einfach nur Schrott und voll daneben"! :smiling_face_with_sunglasses:
    [Blockierte Grafik: http://www.smilies.4-user.de/include/Schilder/smilie_d_021.gif]


    Gute Nacht noch.
    Ich hoffe nur, ich träume jetzt nicht auch noch von Spannbrettern. :sleeping_face:
    Rudi

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  • Hallo zusammen.


    Ich hatte heute endlich die Gelegenheit, meine neuen Spannbretter auszuprobieren.
    Dank Heiner, auch noch mit so was Schönem wie Daphnis nerii.
    Ich kann nur sagen, die Spannbretter sind "astrein" und auch die Ablagen für die Beinpräparation funktionieren. Nur mit der Rillenauslage muss ich mir noch was besseres besorgen, als dieser Schaumstoff. Der ist definitiv zu "leicht".


    Jetzt ist nur noch abzuwarten, wie die Präparate von der Flügelstellung her werden. Dazu in zwei Wochen mehr.



  • Gestern habe ich mir nun noch weitere Spannbretter mit einer Spannbreite von 2 x 10 cm gebaut.
    Anbei der abgewandelte Materialplan. Die Verarbeitung ist identisch der 2 x 5 cm Spannbretter.


    1 x Sperrholzbrett 230 x 300 mm (Boden)
    4 x Holzrampe 100 x 30 mm ; 4 mm ansteigend bis 8 mm stark
    2 x Schieber 65 x 25 x 10 mm; Bohrung bei 9 mm, Schlitzlänge 40 mm, Hartholz
    2 x Balsaholz-Brett, 300 x 100 x 5 mm
    2 x Holzleiste 220 x 20 x 15 mm
    2 x Brett (Trägerbrett für Balsaholz) 300 x 102 x 13 mm
    4x Holzklötzchen 100 x 30 x 15 mm
    14 x Spax 3,5 x 20 mm
    4 x Spax 3,5 x 25 mm
    2 x Gewindeschraube 4 x 50 mm
    2 x Sägering 4 mm
    2 x Beilagscheibe 4 mm
    2 x Flügelmutter 4 mm
    1 x Schaumstoffstreifen 300 x 45 x 18 mm (nicht auf dem Bild)
    4 x Nagel 1,2 x 14 mm

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