Posts by palaeno.

    Scheint logisch. Wiederum konnte ich auch beobachten, dass gegen Herbst umso mehr Pflanzenarten fluoreszieren (bestes Beispiel: Brennnessel).

    Ich konnte beobachten, dass angefressene, eingerissene, vertrocknete Blätter etwas leuchten. Ich vermute Pflanzensaft leuchtet stärker, aber wird durch die Epidermis abgeschottet, vermutlich leuchten daher Blätter nur schwach. Interessant wäre auch, ob frische Schmetterlingspuppen schwächer leuchten (hatte gelesen, Raupenorgane zerfallen erst innerhalb von Tagen im Puppenstadium).

    Leuchtet Baumharz unter UV?

    Grundsätzlich hab ich mal irgendwo gelesen, Raupen leuchten in Abhängigkeit von ihrem Futter. Interessant wäre, ob Parfüm leuchtet, da Ritterfalter bei Abwehr viele konzentrierte "Abfallstoffe" über das Osmaterium in kurzer Zeit ausstoßen.

    Möglicherweise leuchten mitunter weibliche Puppen stärker als männliche (etwas größer, aber gleichzeitig evtl. auch etwas mehr Stoffe/Eivorrat für den späteren Falter).


    Gruß Kai

    Hier noch eine Ergänzung. Einige Eichen andernorts wiesen in beliebiger Höhe ein ähnliches Fraßbild der Blattmittelrippe auf (vgl. "Ähnliches Fraßbild"). Die Fraßspuren an den Blättern hatten aber nie kompletten Durchfraß (vgl. "Durchfraß Blattrippe"), sodass man durch die Löcher der Blätter nicht hindurchsehen konnte und die Blattstiele wurden auch nicht befressen.

    Es ließen sich entsprechend auch keine Eihüllen oder Raupen vom Braunen Eichen-Zipfelfalter finden. So zahlreich wie das Fraßbild z.T. auftrat, ist die Art an dem anderen Standort eher auszuschließen. Im Gebiet mit Raupenfunden der Art waren zudem nahezu immer Eihüllen oder Raupen in entsprechender Zahl (befressene Blätter an 1-3 Blattstielen pro Raupe) parallel anzutreffen. Im Gebiet ohne das Vorkommen der Art ist das ähnliche Fraßbild (auch ca. 1-3 Fraßspuren an diversen Mittelrippen auf der Unterseite von Eichenblättern) wahrscheinlich auf Käfer zurückzuführen.

    Der Durchfraß der Blattrippe war auf allen Fotobelegen erkennbar, vermutlich waren nahezu alle Fraßspuren vom Braunen Eichen-Zipfelfalter auf der Blattrippe der Blattunterseite von Eichenblättern von Durchfraß gekennzeichnet. Entsprechend kann man diese Blätter mitunter bereits von der Oberseite erkennen (vgl. "Durchfraß Blattrippe").

    Hier nochmal ein kleiner Nachtrag zur Entwicklung vom Braunen Eichen-ZF. Ich konnte etwas zum Fraßverhalten und der Lebensweise der Raupen lernen.

    Eine Raupe zerfrisst ca. 2-3 Blattstiele mit 1-3 Fraßspuren entlang der Blattmittelrippe (vgl. „Blattrippe“) und teilweise Blattstiele (vgl. „Blattstiel“). In den meisten Fällen welken die Blätter etwas an, verfärben sich aber nicht auffällig (vgl. „Blätter“, „Blätter2“). Einige wenige Blätter vertrocknen und verfärben sich braun (vgl. „Blatt“). Meist sind mehrere nah beieinander liegende Blätter angefressen.

    Wenn man potenziell geeignete Standorte mit Jungeichen kennt, empfehle ich folgendes Suchschema, wenn man nicht nur auf die Suche nach Faltern bedacht ist:


    1) Ausschau halten nach welken Eichenblättern im oberen Bereich der Eichen ab Mitte Mai, effizienter bei stärkerem Welkegrad ca. ab Anfang Juni (an den belegten Pflanzen bewegten sich die Raupen meist in obere Bereiche der Eiche, vgl. "Blätter2")

    2) Mittelrippen und Blattstiele anwelkender und angetrockneter Blätter auf typische Fraßspur auf der Blattunterseite überprüfen (1-3 längliche Fraßspuren, vgl. "Blattrippe")


    Mit dieser Methode konnte ich zusätzlich 3 neue belegte Jungeichen entdecken, an denen ich zuvor keine Eier entdeckt hatte. Zudem waren meist direkt unterhalb der Zweige mit den welken Blättern die Eihüllen der geschlüpften Raupen zu finden, welche den Nachweis bei Abwesenheit von Raupen parallel zum Fraßbild zusätzlich absichern.


    Mengenmäßig habe ich folgende Angaben bei grober Suche nach anwelkenden Blättern bei zuvor ermittelter Anzahl belegter Eichen (65) bzw. abgelegter intakter Eier (75) ermittelt:

    2 ungeschlüpfte Eier (ausgetrocknet)

    Befraß (1-3 Blätter/Raupe) von Eichenblättern mit Raupenfunden: 12/75 Eier

    Befraß von Eichenblättern mit Abwesenheit von Raupen: 9/75 Eier

    -> 21x mengenmäßiger Befraß für ursprünglich 75 intakte Eier/Individuen nachgewiesen, knapp 2/3 belegter Eichen übersehen, daher sollte man vermutlich in schwach besetzten Gebieten mehrere Jahre suchen und insbesondere erst ab ca. Anfang Juni, wenn die Blätter Zeit haben, anzuwelken und man anschließend die Fraßmuster an den Blattrippen/Blattstielen schneller entdecken kann bzw. erhöhte Mortalität der Raupen z.B. aufgrund langanhaltender kühler Witterung im Frühjahr

    Raupen mit Ameisenbesuch: 6/18 (vgl. "R2")

    Anzahl Raupen pro Eiche: 2x3, 2x2, 8x1 (= 18 Raupen/ 75 Eiern = 24%)


    Gruß Kai

    Ab L3, voraussichtlich 10. Juni sieht man die Gespinste am besten. Ab L4, wenn sie sich schwarz färben vereinzeln sie sich, leben nichtmehr gesellig und spinnen keine Pflanzen als Regenschutz und Schutz vor Prädatoren zu. In L1/L2 findet man sie auch gut, aber da muss man direkt davor stehen. (In L1 ca. 1 Pflanze besponnen, L2 mehrere umliegende, ca. 2-5 und L3 mehr als 5 würde ich jetzt vermuten)

    Aglais urticae ist deutlich schwieriger anhand von Gespinsten zu finden. Mitunter sieht man gar keine Gespinste aber bereits ausgewachsene Raupen. A. urticae konnte ich frühestens am 4. Mai finden. Ab 26. Mai nur noch L3 und L5. Die Art kommt häufiger in allen Altersstufen der Raupen vor als synchron wie bei A. io alle eher jung oder alt.

    Ich kann dir den 26. Mai empfehlen. Zu dem Zeitpunkt konnte ich die Jungraupen hauptsächlich in L1/L2 finden, ganz selten in L4, keine L5. Mein frühester, aber vereinzelter Fund war am 19. Mai in L1. Ab 27. Juni waren die Jungraupen der Nester vom 26. Mai allesamt ausgewachsen (L5).

    Ab 26. Juli kamen die nächsten Jungnester.

    Good luck! :grinning_face_with_smiling_eyes:

    Hallo in die Runde,


    weiß jemand, welche Lichtstärke eine Ultraviolett-Taschenlampe mindestens haben sollte, um Schmetterlingspuppen an höherliegenden Blättern (6m bis 20m) deutlich erkennen zu können?

    Die Idee kam mir deswegen, weil es selten Daten gibt zur Bevorzugung der Arten von Blättern/Mikroklimaten höherer Straten.

    Zusätzlich gibt die Wirkung der Floureszenz Aufschluss über die Effektivität der Suche von Raupenstadien. Möglicherweise kann man damit auch Ansammlungen von größeren Exemplaren einer Futterpflanze und Vorkommen der Futterpflanze aller Altersklassen mit der Bevorzugung von Eiablagen in Kontext setzen.


    Ich frage mich auch, inwiefern man die Lichtstärke verändern kann, um auch weniger gut fluoreszierende Puppen ausreichend erkennen zu können oder kann man über die Leuchtstärke kein besseres Fluoreszieren erreichen?

    Hierbei meine ich gut reflektierende Puppen (grün, gelb) und weniger gut reflektierende (bräunlich, schwarz).

    Mich würde auch interessieren, ob Puppen generell besser leuchten als Raupen, da die Flüssigkeit der Puppen verschiedenste Farbstoffe konserviert.

    Möglicherweise kann man das in einem Schmetterlingshaus beobachten.

    Funktionieren auch Alternativen? (z.B. floureszierende Blätter, nicht floureszierende dunkle Raupe oder

    dunkle nicht floureszierende Blätter und mäßig floureszierende Raupe auf dunklem Untergrund)

    Und inwiefern "schirmen" Blätter stark floureszierende Raupen/Puppen ab, wenn man das Blatt auf der jeweils anderen Seite beleuchtet?


    Meine Kenndaten zum Thema: Flavonole sind fur den Menschen farblos bis gelb gefärbt und absorbieren, wie alle Flavonoide, ultraviolettes (UV) Licht stark.

    Die grünen Raupen der proposcidalis fluoreszieren selbst nicht, fallen aber auf dem dann dunklen Untergrund deutlich auf.


    Gruß Kai

    Vermutlich leuchten Eier und Raupen von Aglia tau bei UV-Licht. Insbesondere bei dieser Art ist die Suchmethode empfehlenswert, wenn die Präimaginalstadien unter UV-Licht leuchten.


    Gruß Kai

    Das was obs ausspuckt ist keine Validierung sondern ein Vorschlag.

    Wenn ein Validator dann drübergeguckt hat und es plausibel ist wird es genehmigt, also validiert

    VG Jonas

    Stimmt, das war ungünstig formuliert. Bei ähnlichen Arten treten auch häufiger Fehler bei den Vorschlägen auf. Raupen von iris werden bspw. selten erkannt.

    Hinter obs stecken die Holländer und jeder weiß, wie krass die in Sachen (Falter)-Kartierung abgehen.

    Gibt es Empfehlungen bzw. Veröffentlichungen, die man sich aus den Niederlanden anschauen sollte?

    Mir fällt spontan das Werk "Ecologische atlas van de dagvlinders van Noordwest-Europa (Bink 1992)" ein, wo Größen wie Populationsdichten zu einzelnen Arten aufgeführt sind. Scheint derzeit vergriffen zu sein, aber das wird häufig zitiert und scheint voller Inhalt zu sein.

    Das Ei würde ich safe als Satyrium pruni annehmen. Die Struktur passt und das Eiablagemedium (bräunlich filzige Rinde) erinnert mich sehr an meine Eifunde der Art. Ich weiß nicht, warum insbesondere bestimmte Erscheinungen von weitestgehend jungen bis mittelalten Schlehenrinden (2-3 jährige Triebe, bräunlich, filzig) bevorzugt werden, aber das ist meines Erachtens ein sehr treffendes Eiablagemedium.

    Eine Validierung für die Raupe für den Standort Österreich ergab Gelbbraune Staubeule (Hoplodrina octogenaria) (nur 36%).

    Wenn man es einfacher machen würde sich ehrenamtlich zu engagieren und Daten zu erbringen (vor allem auch in Schutzgebieten, denn da will man ja auch Schutzziele erreichen), dann würde jeder gewinnen.

    Das höre ich immer wieder. Zusätzlich kann man nur effektiv schützen, was man kennt. Die anspruchsvollen Arten haben da am ehesten das Nachsehen.

    Das Absurde ist halt, wenn Themen zu komplex werden, steigt doch jeder erstmal aus, egal ob kurzfristig oder langfristig.

    Es gibt zwar überall Fachspezialisten, die einem weiterhelfen können, aber für Laien, die mit wenig Aufwand viel bewirken können, ist das ein Dschungel der Bürokratie. In Österreich kann da wahrscheinlich jeder mit wenig Zeit und etwas Interesse recht einfach seinen Beitrag leisten.

    Und dann fahren viele wieder nach Österreich. Schön, keine Frage, aber dient der Lösung des Problems nicht wirklich.

    Ich habe auch mal gelesen, da der Schutzstatus in Österreich nicht so streng ist "kann jeder effektiv schützen, was er kennt".

    Gibt es keine Arten, kann man nichts schützen.

    „Bei acaciae konnte ich an 2 Standorten immer nur 1 Generation finden“

    Leo: Gemäß der Tabelle auf https://butterflytraits.github…tterfly-Traits/index.html

    Bilden alle deutschen Zipfelfalterarten in Europa und Maghreb nur eine Generation aus.

    Ich vermute hierbei eine starke Ausprägung der K-Strategie.

    Bei spini und acaciae wäre zwar eine geringe Wärmetoleranz der Imagos und die Ausbildung einer Sommer-Dormanz denkbar, da die Eier eher eine xerotherme Abhängigkeit zeigen, aber ich denke der Grund dafür, dass sie nur eine Generation ausbilden, ist eine andere.

    Rein spekulativ könnte ich mir vorstellen, dass die Zipfelfalter-Arten sehr blütenaffin sind (insbesondere Satyrium w-album). Die Spezialisierung auf einmalig blühende Sträucher und Bäume bewirkt möglicherweise eine angepasste Lebensweise.

    Der Grüne Zipfelfalter C. rubi fällt aus dem Schema raus und kann als einzige Zipfelfalterart auch gemäß obig aufgeführtem Link 1 + 1 partielle Generation ausbilden. Grund ist sicherlich die Überwinterungsstrategie als Puppe und das entsprechend zeitigere erreichen des Stadiums als Imago.

    Rubi bildet aber auch europaweit keine 2 Generationen aus.


    „Ähnliches trifft auf helle zu. Ich habe leider nur einen Standort, der sich aber ziemlich weit ausdehnt. In einer Höhe von 800-900m fliegen sie nur einmal.“

    Gemäß der Literatur bilden einige Arten mit zunehmender Höhe weniger Generationen aus, insbesondere auch aufgrund verzögerter Schneeschmelze und dem verspäteten Austreiben der Futterpflanzen. Ausnahmen sind mir keine bekannt.



    „Wenn sich Schmetterlinge nicht reproduzieren haben sie sich nicht reproduziert und sterben. Das hat überhaupt keinen Vorteil, daher würde ich mal behaupten, dass Schmetterlinge sich immer so viel reproduzieren wie es ihre Umweltbedingungen gerade erlauben.“

    @Dennis: Ich könnte mir hierbei eine Stress-Vermeidungsstrategie bestimmter Arten vorstellen in Form der Sommer-Dormanz. Hilfreich wären hierbei Daten zu lebensverlängernden Faktoren (bspw. zeitliche Verlagerung der Eiablage von Weibchen während Schlechtwetterphasen) und Daten zu Arten, welche eine Sommer-Dormanz einlegen, welche nicht als Imago überwintern und keine expliziten Wanderfalter sind.

    Nymphalis polychloros, Gonepteryx rhamni, Aglais io und Aglais urticae legen eine Sommer-Dormanz ein.

    Polychloros ist dabei am einfachsten ersichtlich anhand quantitativer Nachweisbarkeit nach der Reproduktion (35% Nachweise). Zu den anderen Arten konnte ich seltener von einer Sommer-Dormanz lesen, aber sie soll existieren. Interessant wäre, ob Aglais io und Aglais uritcae erst eine 2. Generation ausbilden und dann kurz vor der Überwinterung in Sommer-Dormanz gehen.

    Aglais urticae soll zusätzlich stark von Flachlandbereichen ins Gebirge zur Sommer-Dormanz abwandern. Bei Nymphalis antiopa erstaune ich mich in Flachlandgegenden, wie zahlreich die Arten vor der Reproduktion überall angetroffen werden können, aber unmittelbar vor der Reproduktion verschwinden und kaum Reproduktionsorte gefunden werden. Möglicherweise wandert die Art zeitgleich in großen Teilen ebenfalls in höhere Regionen ab und taucht dann auch erst mit starker Verzögerung rückfliegender Arten wieder im Flachland auf.

    Warum jetzt Aglais io und urticae eher r-Strategen sind und die anderen Arten K-Strategen, wer weiß.

    Aber grundsätzlich denke ich, die Schmetterlinge reagieren zwar nicht so sehr auf Stressbedingungen wie Pflanzen und verzögern ihre phänologische Entwicklung eher nicht, aber gewisse Komponenten wie die Sommer-Dormanz existieren ja trotzdem.


    „Ich auch und wenn du das aus den Phänogrammen abgelesen hast, dann ist es auch reine Spekulation.“

    Stimmt.


    „Generell könnte ich mir aber vorstellen, dass in sehr heißen Frühjahren solche Phänomene möglich wären. Ich weiß nicht inwiefern Insekten oder Pflanzen stärker auf die Klimaerwärmung und Klimaextreme reagieren.“

    „Sicher reagieren die drauf mit früheren Flugzeiten, aber wie gesagt, das allein belegt nur eine frühe Flugzeit, keine zwei Generationen.“

    Da wäre wieder die Frage, warum bilden die Arten je nach Region verschieden viele Generationen aus, aber ich denke das ist zu tiefgreifende Ökologie, da verläuft man sich zwangsläufig.

    Ein paar Gründe hatte ich bereits im Feed #24 aufgeführt, wie bspw. die Verfügbarkeit der Futterpflanze(n) von Frühling bis Herbst oder eine später einsetzende Entwicklung der Raupen im Frühjahr.

    Mich würde dennoch interessieren, was würde passieren, wenn es im März und April in Deutschland durchgängig 20°C warm wäre. Ich könnte mir aber vorstellen, dass sich kurzfristig keine Verlagerung zu mehr Generationen ergeben würde. Dafür wäre der Selektionsdruck zu groß.

    Die Arten, die andernorts in Europa 3 Generationen ausbilden, haben sich über einen viel größeren Zeitraum angepasst und wären hier vielleicht nichtmal überlebensfähig.

    Arten, welche ausschließlich nur eine Generation europaweit ausbilden (z.B. Zipfelfalter) haben vielleicht auch mehr Probleme, wenn sie aufgrund von Hitzestress zu einer vorgelagerten partiellen 2. Generation gedrängt werden und sterben klimatisch bedingt eher aus, als jene, welche europaweit ganz verschieden viele Generationen ausbilden können.


    „denn eine Art deren Geschlechterverhältnis derart instabil an Umweltfaktoren gekoppelt ist würde schon auf einer sehr dünnen Linie balancieren.“

    Stimmt auch wieder, das wäre katastrophal. Das wird die Natur nicht eingerichtet haben. :thinking_face:


    „Das Thema ist so komplex und unendlich kleinteilig, dass man sich für detailliertere Betrachtungen ein kleines Teilgebiet heraussuchen muss. Ansonsten hat man keine Chance irgendwas einigermaßen sinnvoll zu bearbeiten.“

    Da ganz verschiedene Wissenschaftler verschiedene Fragestellungen bearbeiten und man heutzutage mehr methodische Möglichkeiten und Recherche-Möglichkeiten hat, kommt man zum Glück zu einem immer besseren Gesamtbild. Langfristig betrachtet haben wir damit vielleicht die Möglichkeit möglichst viele Schäden in der Natur abzuwenden. Das Schwierigste ist nach wie vor, diesen riesigen Komplex an Wissen effizient runterzubrechen, dass man das Wichtigste vermittelt und gleichzeitig möglichst viele Fehlinformationen vermeidet, um bspw. Streitthemen wie r- oder K-Strategie zu vermeiden oder lösen, wie du bereits in Feed #20 beschrieben hast. So hat man die Möglichkeit eine möglichst einheitliche Strategie zu verfolgen.


    Beste Grüße

    Kai

    „Entsprechend wäre theoretisch ein größerer Anteil Weibchen ab Gen 2 bzw. Gen 3 denkbar“

    „Grundsätzlich ist mir deine Faszination bezüglich der geschlechterspezifischen Unterschiede im Hinblick auf Kartierungen unklar. Ich finde das hat erstmal rein populationsbiologische Implikationen.“


    Generell kommt mir diese Fragestellung öfter mal auf, aber jedesmal fehlt mir eine Konkretisierung.

    Möglicherweise könnte man den Anteil an Weibchen mit dem Nährstoffgehalt von Futterpflanzen korrelieren und es ließe sich erkennen, dass zu hochwüchsige Pflanzen etc. mehr Männchen hervorbringen.

    So schreibt Loritz, H. & Settele, J. 2006: Eiablageverhalten des Großen Feuerfalters (Lycaena dispar) in SW-Deutschland. - Wirtspflanzenwahl, Generationenvergleich und Hinweise zur Erfassung. Halle/Saale, Seite 8, 14 S.;

    In: Fartmann, T. & G. Hermann (Hrsg.) (2006): Larvalökologie von Tagfaltern und Widderchen in Mitteleuropa. Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde. Heft 68 (3/4): Seite 253, S. 243-255.


    „ So fand BINK (1986) bei R. hydrolapathum eine Abnahme im Nährstoffgehalt sowohl zwischen jungen und alten Blättern, als auch zwischen Frühjahrs- und Sommertrieben und einen positiven Effekt des Nährstoffgehalts auf das Gewicht der Puppen von L. dispar.“


    BINK, F. A. (1986): Acid stress in Rumex hydrolapathum (Polygonaceae) and ist influence on the phytopha.ge Lycaena dispar (Lepidoptera; Lycaenidae). - Oecologia 70 (3): 447-451.


    Hinzuziehen würde ich noch die Abbildung 5: „Anteile belegter und unbelegter Ampfer verschiedener Blattanzahlklassen der beiden Generationen von Lycaena dispar im Jahr 2002.“ der Untersuchung „Eiablageverhalten des Großen Feuerfalters (Lycaena dispar) in SW-Deutschland.“ (Seite 7 bzw. Seite 252)

    Möglicherweise sind Weibchen extrem korrelativ mit dem Nährstoffgehalt von ihren Futterpflanzen.

    Da es artspezifisch noch viele Fragen insbesondere bzgl. des Eiablageverhaltens und der „Ertastung“ von Weibchen für geeignete Eiablagemedien gibt, ist es auch nur eine Vermutung.

    Wenn dem so wäre, könnten Weibchen vielleicht sagen, jene Pflanze muss zw. 20 und 28% Nährstoffgehalt besitzen. Wenn das Weibchen die Mehrzahl der Eier auf solche Pflanzen verteilt hat, fliegt es die gleiche Strecke im Habitat zurück und wird großzügiger, 18-30% und immer so weiter bis alle Eier abgelegt sind.

    Findet es exakt 24% Nährstoffgehalt, legt es 8 Eier ab.

    Wie gesagt, nur so ne Idee, aber mich würde schon interessieren, wie machen die das und alle Arten machen es anders. (Verfügbarkeit von Futterpflanzen, Zustand der Futterpflanzen, Besonnung etc.)

    Genauso könnte sich ein Weibchen denken, wenn der Nährstoffgehalt 32% beträgt, aber an einem lückigen Standort die Sonne auf den Blättern brennt, sinkt der Gehalt bis zum Schlupf der Eier locker noch auf 26%.


    „Die Männchen dispergieren eher als die Weibchen. Das ist aber sicher artspezifisch. Bei Lycaena dispar dispergieren ganz klar auch die Weibchen. Das ist aber möglicherweise eher eine Ausnahme.“

    Danke, das erweitert meinen Horizont. Die Ausbreitungstendenz der Weibchen wird häufiger in Papers bzgl. Lycaena dispar erwähnt, evtl. weil FFH-Art, daher hatte ich vermutet, der Trend wäre keine Ausnahme, sondern auf die Mehrheit weiterer Arten erweiterbar.

    Leider habe ich zur Ausbreitungstendenz vieler oder generell Arten wenige Untersuchungen gefunden, daher habe ich mir ein falsches Bild davon geschaffen.

    Grundsätzlich kann man oft schreiben, man glaubt, man hat noch nicht intensiv genug recherchiert um eine Veranschaulichung eines Themas vorzunehmen, das bringt Ökologie so mit sich.

    Ich würde nicht sagen, dass ich in der Freilandforschung noch am Anfang stehe, da ich bei neuen Themen oder Fragestellungen zeitnah intensiv recherchiere, allerdings alles ohne in Absprachen mit Experten zu sein.

    Ich denke Ökologie bringt generell die Frage mit sich „Wo fang ich bei einem neuen Thema an, wo hör ich auf“ um eine Thematik oder viele Thematiken ausreichend zu kennen.

    Ich hoffe, wenn ich ein interessantes Thema darstelle, dass der Nutzen maximal ist und die Fehlinformationen minimal.

    Die Exaktheit kann jeder anhand gut recherchierter Daten abgleichen. Ich verbessere auch ständig neu erfasste Themen. Da Ökologie sehr komplex ist, ist wahrscheinlich Brainstorming zu empfehlen.

    Man kommt gut in neue Themen rein, aber die Qualität der Daten lässt zu wünschen übrig.

    Für eine Vielzahl von Komponenten der Freilandforschung erreicht man schnell den Umfang der Lebenszeit, daher natürlich an dieser Stelle einen großen Dank an alle Wissenschaftler, die diesen Bereich lebendig und aktuell halten!

    Somit ist auch für weitere Interessenten die Tür zur Begeisterung für die Natur nicht verschlossen und auch weniger attraktive Lebensräume erreichen schnell eine sehr hohe individuelle Bedeutung, da man deren Funktion verstehen lernt.

    Man kann schwer sagen, was größerer Bedeutung beigemessen werden kann, Theorie oder Praxis, aber ich bin dankbar für den großen Wissensschatz der zusammengetragen wurde.

    Die Verfügbarkeit von Informationen ist deutlich besser als noch vor 50 Jahren, daher hat man insbesondere heutzutage die Chance aktuelle Daten zu liefern in noch viel breiter aufgestellten Untersuchungsmethoden, aber zum Glück können wir auch auf einen Trend von vor 100 Jahren zurücksehen und gewisse Entwicklungen abschätzen, da es schon immer Kartierer gab.


    Gruß Kai

    „Wo es hier schon um Generationen u.Ä. geht: evtl. ist die Trait-Datenbank für alle europ. Tagfalter von Interesse“


    Toni: Eine tolle Grundlage. Ich schätze mal mehrfache Angaben zu bestimmten Arten bedeuten in der Tabelle, dass die Art für Gesamteuropa entsprechende Merkmale haben kann, also bspw. für. Iphiclides podalirius, dass die Art europaweit keine partielle oder eine Generation + eine partielle ausbilden kann.

    Gleichzeitig kann die Art eine, zwei oder drei Generationen ausbilden.

    Ich schätze mal, dort wo die Art eine Generation ausbildet, scheint es sehr kalt zu sein, dass sie niemals die Option hat in wärmeren Randregionen eine + eine partielle Generation (August/September) auszubilden.

    Interessant wäre mal eine fließende Darstellung des Ganzen evtl. per Europakarte, dass man eine Art auswählt und genau sieht, in welchen Regionen bspw. der Segelfalter 1, 2 oder 3 Generationen ausbildet.

    Für eine Art die nur eine partielle oder eine + eine partielle Generation ausbildet, könnte man evtl. mittels Klimaerwärmung erkennen, wann eine Art von 1 + partiell in =2 Generationen übergeht und

    Bei fortschreitender Erwärmung irgendwann in der jeweiligen Region 3 Generationen ausbilden.

    (Mögliche Modellierung: 1 + partiell: 2018, 2: 2032, 3: 2050)

    Modelle hab ich bisher noch nicht recherchiert.

    Danke für die Übersicht, die kannte ich noch nicht.


    „Diese Aussage würde ich in Frage stellen. Alle Generationen sind "Vermehrungsgenerationen".“


    @ Dennis: Hätte ich in erster Instanz auch vermutet. Mich machen halt die Ergebnisse von

    Schmetterlinge Deutschlands

    etwas stutzig. Arten, welche mindestens 2 sichere Generationen ausbilden (partielle nicht betrachtet), nehmen mitunter nicht zu.

    Um mal ein Beispiel zu nehmen: Polyommatus thersites wurde in der ersten Generation Ende Mai mit deutlich höheren Peaks (maximal 42) kartiert bzw. statistisch erhoben als in der zweiten Generation (3x 10 Tage ca. 14 Individuen ab 10. Juli).

    Ich habe die Art noch nie nachgewiesen, aber rein von den Erhebungen würde ich gemäß meiner oben aufgeführten Gründe eher zu einer Generation + einer zweiten unvollständigen Generation aller Individuen der Art tendieren aufgrund einer mangelnden Futterpflanzenverfügbarkeit ab Juli oder der stärkeren Erfassbarkeit der Art aufgrund von Abwesenheit wegen Sommer-Dormanz-Ausbildungen einiger Individuen aufgrund geringer Wärmetoleranz.


    „Da kommen wir wieder in die K-Strategen/r-Strategen Sache.“

    Das würde ja gemäß der Tabelle aus

    https://butterflytraits.github…tterfly-Traits/index.html

    bedeuten, dass eine Art je nach Region völlig verschiedene Strategien verfolgt. Das halte ich für fragwürdig. In einer Region, in der Iphiclides podalirius eine Generation ausbildet, ist die Art K-Stratege und in Deutschland r-Stratege, wenn ich das richtig verstanden habe gemäß der Spalte „Voltinism“.


    „Wo du diese ganzen vorgezogenen Generationen herhast weiß ich nicht. Ich kenne keine Belege für 2 Generationen bei G. alexis, S. acaciae, S. spini, etc“

    Lediglich partiell, die prozentuale Gesamtmenge habe ich in Klammern angegeben.

    Die grundlegende Einordnung habe ich aber bei „Eine Generation“ vorgenommen. In Klammern habe ich jeweils Auffälligkeiten angegeben.

    Zu vorgezogenen partiellen Generationen habe ich bisher noch nie etwas gelesen, nur hintenraus in den Spätsommer hinein kenne ich es aus der Literatur.

    Die Daten habe ich alle aus dem Datensatz auf

    Schmetterlinge Deutschlands

    Ich fand die Erfassungen interessant, allerdings waren zeitigere Aufnahmen womöglich Fehlerfassungen. Allerdings tritt das mitunter gehäuft auf.

    S. acaciae wurde maximal 148x erfasst (20.-30. Juni) und Anfang April wurden 4 Imagines erfasst (ca. 3%).

    Man könnte jetzt spekulieren, inwiefern diese Imagines in der Lage sind 2 Generationen im Jahr anzulegen. Ich halte es für fast unmöglich.

    Gemäß „butterflytraits“ ist sie in ganz Europa bzw. Maghreb nur in einer Generation unterwegs.

    Generell könnte ich mir aber vorstellen, dass in sehr heißen Frühjahren solche Phänomene möglich wären. Allerdings haben die Arten dann kaum Futterpflanzen zur Verfügung.

    Ich weiß nicht inwiefern Insekten oder Pflanzen stärker auf die Klimaerwärmung und Klimaextreme reagieren. Ich vermute Pflanzen sind resistenter und treiben sowohl im kalten und warmen Frühjahr gleichzeitig aus (Blüte von Salweide, Mirabelle bzw. generell Blüte von Pflanzen ausgenommen).


    „L. helle macht in Deutschland ziemlich sicher nur eine Generation. Bei P. bellargus sind mir in Deutschland in den meisten Regionen nur 2 Generationen bekann, vielleicht eine partielle 3. Generation (ebenso B. dia?)."

    Gemäß der quantitativen Erhebung stimme ich zu. Eine zweite Generation ist bei L. helle nicht eindeutig ersichtlich.

    Gemäß Settele, J. et al. 2005: Schmetterlinge – Die Tagfalter Deutschlands - Ulmer Verlag, Halle, Filderstadt, Mittweida, Leipzig, 256 S. (Seite 70)

    bildete die Art wohl früher in Nordostdeutschland 2 Generationen aus und aktuell fliegt die Art in Osteuropa in 2 Generationen. Die zweite Generation bildet sich ab Mitte Juli aus.

    Genau aus diesem Grund habe ich eine konkrete Quelle mit den erfassten Daten kombiniert. Das Ergebnis steht oben.

    P. bellargus hat in der quantitativen Darstellung einen leichten Peak Ende September (9%).

    Regional würde das quantitative Phänogramm wahrscheinlich wieder variieren (Gebirge, Flachland).

    Allerdings sind nicht alle Erfassungen eindeutig und Ab- und Zunahme eindeutig ersichtlich, möglicherweise legt die Art Mitte September eine kurze Diapause ein oder die Weibchen treten Ende September stärker während der Eiablage zutage.

    Laut „butterflytraits“ kommt die Art in ihrer Generationenfolge in allen Varianten in Europa bzw. Maghreb vor.


    Ja B. dia macht 3 Generationen, sowohl laut Literatur als auch in der quantitativen Erhebung ersichtlich (Anfang Mai, Anfang Juli, Mitte August)


    „Ja laut Praxis auch. Die Populationen am Rhein machen normal nur 1 Generation, bei den sächsischen weiß ich es nicht. Die vielleicht zwei. Selbst die in den Südalpen machen normal nur 2 Generationen. Auf keinen Fall 4.“

    Laut Literatur würde ich das so belassen.

    Wenn man sich nur die Peaks im quantitativen Phänogramm anschaut, wären es 4 Generationen.

    Allerdings besagt die Literatur auch, dass man inbesondere bei dieser Art alle Stadien gleichzeitig antreffen kann.

    Daher kann man das quantitative Phänogramm hier nicht verwenden. Hierbei ist man auf die Auswertung von Beobachtern angewiesen. Zusätzlich bildet die Art bei Hitze Diapausen aus, das verfälscht die Aussagekraft der erhobenen Daten im quantitativen Phänogramm zusätzlich.

    Ich greife mal eine Art auf, deren Pflege mir schwierig erscheint, aber die durchaus interessant ist, der Kreuzdorn-Zipfelfalter (Satyrium spini).

    Die Untersuchung dazu stammt von Kirch, R. & Liebelt, R. (2016): Präimaginalstadien-Erfassung ausgewählter Tagfalterarten im Kreis Höxter. - 27 S.

    Aus: Beiträge zur Naturkunde zwischen Egge und Weser 26 (2016), 3-29.


    Bei dieser Art besteht das Problem, dass ein vollständiges Abmähen von Kreuzdorn- und Schlehe-Beständen die Schlehe fördert (vgl. Link unten). Die Schlehe setzt sich dabei als stärkere Pflanze stets gegen den verwandten Kreuzdorn durch, insbesondere scheinbar durch unterirdische Ausläufer.

    Entsprechend tritt mit jeder Mahd die Schlehe zahlreicher zutage („Wurzelbrut“) und der Kreuzdorn als alleinige Futterpflanze des Falters immer spärlicher.

    Daher ist das Fördern von Stockausschlägen für Satyrium spini per Mahd, welche zahlreicher mit Eiern belegt werden, nur möglich, wenn hochwüchsige Randsäume mit großen Kreuzdornbeständen als Ausweichhabitate angelegt werden oder selektiv gemäht bzw. entbuscht wird.

    Laut Pflegeprogrammen scheint daher die Pflege dieser Art zu den schwierigen Pflegevarianten zu gehören, welche keinen guten Bestandstrend verzeichnen.


    Ich wusste zuvor nicht, dass die Schlehe als Problempflanze gegenüber dem Kreuzdorn wechselwirkt.

    Da ich aber bisher häufig beide Pflanzen parallel angetroffen habe und die Schlehe deutlich zahlreicher ausfiel, kann ich mir die Problemstellung bei der Pflege gut vorstellen.

    Zusätzlich fand ich sehr interessant, dass der Puffer weniger gut geeignete Futterpflanzen (großwüchsig, höheres Mikroklima da dicht wachsend + viele Blätter) an einem Saum zu bündeln und damit der Art ein alternatives Ablagemedium zur Verfügung zu stellen, sehr gut geregelt. In erster Linie darf das Verschwinden von einer Art nicht stattfinden, manchmal gibt es entsprechend kreative Ansätze, die die Ökologie von Arten nicht zu 100% unterstützen, aber den größtmöglichen Schaden abwenden.


    Das Konzept erinnert mich sehr an das Ausbilden von Metapopulationen vieler Arten, welches besagt, dass das Ausfallen von lokalen Populationen (z.B. Schlechtwetterphasen) nicht zur Vernichtung aller Bestände führt und sich Nachbarpopulationen gegenseitig unterstützen in der Wiederbesiedlung von geeigneten, mitunter besseren Habitaten.

    Ein Optimalhabitat mit einer hohen Individuenzahl ist immer schön, aber wenn eine Art auf Metapopulationen angewiesen ist (z.B. Euphydryas aurinia), sind wohl drei weniger gut geeignete, aneinandergrenzende großflächige Habitate langfristig betrachtet besser für den Arterhalt geeignet.


    Das Bild (unten), stammt aus der Untersuchung (Seite 23).

    https://www.landschaftsstation.de/media/26-praeimaginalstadienfalterhoexter_klein_-_kopie.pdf

    Begriffe: Magerrasen, Pionierstandorte, Sukzession, Aufforstung, Überweidung, Beweidungsintensität, Entbuschung, Nutzungsaufgabe, Aufforstung, Kahlschlag (Neuschaffung von Lichtungen), breite Säume, schwere Befahrung für Bodenoffenhaltung, Schonung Futterpflanzen überwinternder Arten (Pflegeverzicht), Verfilzung Wiese

    Zentrale Begriffe: Vermeidung Düngung + Vermeidung Pestizidanwendung, Kahlschlag, breite Säume, Pflegeintensität (Mahd, Beweidung), partielle Mahden

    Ähnliche, adäquat gebräuchliche Begriffe: Extensive Pflege + Entbuschung + Vermeidung Sukzession;

    Kahlschlag + Schaffung Nieder- und Mittelwälder + Erhalt lichter Wälder


    Erhaltung Magerrasen: Roter Würfel-DF, Hufeisenklee-Gelbling (Kalk), Grüner ZF


    Erhaltung Pionierstandorte: Roter Würfel-DF, Hufeisenklee-Gelbling, Eisenfarbener Samtfalter (Vermeidung Begrünung und Bepflanzung an Böschungen)


    Sukzession einschränken: Roter Würfel-DF, Blauschillernder Feuerfalter


    Ausbleiben Mahd in Überwinterung: Großer Feuerfalter (ampferreiche Grünlandparzellen) (Komma-DF)


    Kahlschlag (Schaffung Waldlichtungen): Gelbwürfeliger, Gold-DF, Schwarzer Alpollofalter, Leguminosen-Weißling, Dukaten-Feuerfalter, Brauner Eichen-ZF (regelmäßige Eichenverjüngung), Schlüsselblumen-Würfelfalter, Feuriger PM, Silberfleck-PM, Braunfleckiger-PM, Wachtelweizen-SF, Baldrian-SF, Großer Eisvogel, Kleiner Schillerfalter, Blauschwarzer Eisvogel (großflächiger Kahlschlag), Gelbringfalter (kleinflächig), Wald-Wiesenvögelchen, Weißbindiges Wiesenvögelchen, Weißbindiger Mohrenfalter, Graubindiger Mohrenfalter, Gelbbindiger Mohrenfalter (kleinflächig) (21 Arten)

    -> Ausnahmearten, welche ohne Kahlschlag überleben: Waldbrettspiel (häufige Waldart)


    Entbuschung (vgl. Sukzession einschränken): Segelfalter (Ausnahme Vermeidung Entbuschung wertvoller niedrigwüchsiger Krüppelschlehen), Blauschillernder Feuerfalter, Kreuzdorn-ZF, Kleiner Schlehen-ZF (Ausnahme Vermeidung Entbuschung wertvoller niedrigwüchsiger Krüppelschlehen), Alexis-Bläuling, Fetthennen-Bläuling, Storchschnabel-Bläuling, Zahnflügel-Bläuling, Silbergrüner Bläuling, Großer PM, Hochmoor-PM, Randring-PM, Braunfleckiger PM, Flockenblumen-SF, Braunauge, Rotbraunes Wiesenvögelchen, Großer Waldportier, Ockerbindiger Samtfalter (18 Arten)


    Förderung Stockausschläge: Segelfalter, Kreuzdorn-ZF, Kleiner Schlehen-ZF


    Erhalt/ Förderung Nieder-, Mittelwälder: Schwarzer Alpollofalter, Brauner Eichen-ZF, Wachtelweizen-SF, Baldrian-SF, Blauschwarzer Eisvogel (essenziell für Restpopulationen Schwäbische Alb), Gelbringfalter, Wald-Wiesenvögelchen, Weißbindiges Wiesenvögelchen, Blaukernauge


    Seltenes Mähen Säume entlang Waldwege: Gelbwürfeliger, Gold-DF, Wachtelweizen-SF, Rotbraunes Ochsenauge, Weißbindiger Mohrenfalter


    Seltenes Mähen Säume innerer und äußerer Waldränder: Gelbwürfeliger, Gold-DF, Dukaten-Feuerfalter, Rotbraunes Ochsenauge, Weißbindiger Mohrenfalter


    Seltenes Mähen Säume entlang Gebüsche: Gelbwürfeliger DF


    Seltene Pflege von Säumen: Mattscheckiger Braun-DF, Schachbrettfalter


    Sukzession Waldsäume: Großer Eisvogel, Kleiner Schillerfalter, Großer Schillerfalter, Großer Fuchs, Baumweißling


    Schaffung breiter Waldsäume: Großer Eisvogel, Kleiner Schillerfalter, Großer Schillerfalter, Gelbbindiger Mohrenfalter, Graubindiger Mohrenfalter/Kleiner Waldportier (+ extensive Pflege)


    Extensive Beweidung (Überweidung schädlich): Roter Würfel-DF (Futterpflanze verschwindet bei intensiver Beweidung), Brauner Feuerfalter, Violetter Feuerfalter (bodensaurer Magerrasen), Westlicher Quendel-Bläuling, Großer Sonnenröschen-Bläuling, Streifen-Bläuling, Wundklee-Bläuling (oder einmalige Mahd bzw. partiell), Mittlerer PM, Natterwurz-PM (oder Mahd in mehrjährigem Abstand), Wachtelweizen-SF (frische, feuchte Magerstandorte) (10 Arten)


    Extensive Beweidung im Wald (Waldweide auf Kahlschlagflächen, Lichtungen): Komma-DF, Dukaten-Feuerfalter, Feuriger PM, Silberfleck-PM, Gelbringfalter


    Stärkere Beweidung/ Intensiv (+Entbuschung): Spätsommer-, Sonnenröschen-, Mehrbrütiger-, Steppenheiden-Würfel-DF, Berghexe


    Schwere Befahrung für Schaffung Offenböden: Mehrbrütiger Würfel-DF, Berghexe


    Partielle Mahden (vgl. alternativ zu Extensive Mahd als Methode denkbar): Komma-DF, Heilziest-DF, Heller, Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Storchschnabel-Bläuling, Wundklee-Bläuling (oder einmalige Mahd), Lungenenzian-, Thymian-Ameisenbläuling


    Extensive Pflege (Beweidung, Mahd): Komma-DF, Brauner Feuerfalter, Violetter Feuerfalter (bodensaurer Magerrasen), Grüner ZF, Alexis-Bläuling, Heller + Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling + Lungenenzian- + Thymian-Ameisenbläuling (festgelegte Mahdtermine), Zahnflügel-Bläuling, Silbergrüner Bläuling, Esparsetten-Bläuling, Großer PM, Braunfleckiger PM, Goldener SF, Wegerich-SF, Flockenblumen-SF, Baldrian-SF + Rotbraunes Wiesenvögelchen (Brachfallen möglich), Großes Wiesenvögelchen (Moore), Weißbindiges Wiesenvögelchen, Rundaugen-Mohrenfalter, Blaukernauge (20 Arten)


    Intensive Pflege: Schwarzbrauner, Sonnenröschen-Würfel-DF


    Vermeidung Verfilzung, lückige Vegetation: Komma-DF (bereits geringfügig sehr schädlich), Scheckenfalter, Ockerbindiger Samtfalter/Berghexe (lückige Bestände notwendig)


    Erhalt lichter Wälder: Grüner ZF, Schlüsselblumen-Würfelfalter, Graubindiger Mohrenfalter


    Unterstützung Lebensraum bestimmter Ameisen: Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Ameisen empfindlich gegen Vegetationsverdichtung), Lungenenzian-, Thymian-Ameisenbläuling


    Erhalt Bergwiesen + feuchtes Grünland/ Moorrandstreifen: Lilagold-Feuerfalter, Wachtelweizen-SF


    Klimaflüchtlinge, Rückgänge: Großer Eisvogel (milde Winter negativ für Raupenstadium), Weißbindiger Mohrenfalter, Graubindiger Mohrenfalter, Rundaugen-Mohrenfalter


    Klimaprofiteure, Ausbreitung: Kurzschwänziger Bläuling (vgl. Thema „Generationenfolge“ in "Freilandforschung"), Weißer Waldportier


    Ohne Hinweis, da noch in vielen weit verbreiteten Biotoptypen enthalten: Kleiner Würfel-DF


    Weitere: Einschürige Mahd wechseltrockener Magerwiesen (Heilziest-DF), düngungsfreie Grünlandnutzung (Dunkler DF), Erhalt Feuchtwiesen und feuchte Grasstreifen an Wäldern und Mooren angrenzend (Spiegelfleck-DF), magere Straßenböschungen (Schwalbenschwanz), Moorerhaltung + optimale hydrologische Moorfunktionalität (Hochmoor-Gelbling, Hochmoor-Bläuling), keine Insektizidanwendung gegen Goldafter (Baumweißling), viele anthropogene Einflüsse (z.B. Kahlschläge, Bahndämme) (Vogelwicken-Bläuling), kurzfristiges Brachfallen Feuchtwiesen (Mädesüß-PM), Brachfallen Feuchtwiesen (Randring-PM), Schonung Salweide im Waldverband (Großer Fuchs), Extensive Nutzung Moorränder (Gelbringfalter)


    Ideal wäre ein Beispiel in Deutschland zu finden, wo je nach Maßnahme alle aufgeführten Arten tatsächlich vorkommen, um die Theorie auch praktisch zu belegen, aber der Verbreitung wegen wird man nie 100% der potenziell möglichen Arten des bevorzugten Habitattyps praktisch kurzfristig fördern können, maximal langfristig wenn klimatische und andere Komponenten wie große Patchsysteme die Neuansiedlung bzw. Erstbesiedlung begünstigen.


    Ich denke auch in dem Bereich ist die Veranschaulichung von Theorie und Praxis vorteilhaft.

    Vielleicht kennt jemand interessante Beispiele von Pflegemaßnahmen oder generell Gebiete, in denen ein sprunghafter Anstieg der Artenzahl oder Individuen verschiedener Arten beobachtet werden konnte. Je näher die Theorie alle wichtigen Ökosystemkomponenten einbezieht, umso eher sind praktische Erfolge garantiert.


    Gruß Kai