Mortalitätsrate bei Limenitis populi

    • Offizieller Beitrag

    Moin moin,


    und wiedermal die Winterarten... :kissing_face:


    Thema Mortalität bei L. populi:
    Gestern war ich in einem absoluten L. populi-Gebiet. insgesamt gelangen mir in knapp 2h 12 Funde von Hibernarien der Großen Eisvögel. Dies ist noch nichts Besonderes bzw. entspricht meinen Erwartungen (im Vergleich zu den Eiern im Sommer hätte man tatsächlich eher noch etwas mehr erwarten können). Das Interessante jedoch ist, dass nur ein einziges Hibernarium besetzt war. Ich schließe daraus, dass 11 von 12 Raupen innerhalb der letzten 2-3 Wochen (nach Anfertigung des Hibernariums, aber noch vor gestern) vermutlich von Vögeln gefressen wurden. Ausschließen würde ich, dass ich die Raupen einfach nicht gesehen habe oder es sich um alte Hibernarien handelt (meist gegen Ende des Astes, zudem sind die Raupen mittlerweile inaktiv und sollten im Hib. sitzen. In weiterer Entfernung wurden keine Raupen angetroffen). Dies entspricht etwa auch meinen Beobachtungen aus den letzten Jahren. Interessanterweise habe ich nun in einem Gebiet mit sehr geringer Dichte 3 Hibernarien aufgefunden, die noch besetzt waren. Die Populationsdichte wird hier vermutlich stark ausschlaggebend sein, inwieweit die Vögel lernen und die Raupen auffinden können -so meine Theorie.
    Nun meine Frage: habt ihr ähnliche Erfahrungen (speziell mit dieser Art) gemacht? Und wenn ja, wie schätzt ihr die Populationsdichte bei euch ein?
    Was natürlich interessant ist: warum werden über 90% innerhalb dieser kurzen Zeit noch vor dem kompletten Laubfall gefunden/ gefressen? Wäre es nicht eigtl zu erwarten, dass sie eher nach dem Laubfall von den Vögeln abgelesen werden?
    Viele Fragen...;)


    Beste Grüße,
    Toni

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  • Interessante Beobachtung von Dir Toni und schön dass diese seltene Schönheit bei Dir (noch) häufiger anzutreffen ist.
    In der Schweiz fliegt L.populi meist nur in erhöhten kühleren Lagen im Jura und den Alpen und im angrenzenden Schwarzwald (D).
    Im Schweizer Mittelland ist sie schon länger nicht mehr vorhanden.
    Ich könnte mir auch gut vorstellen dass dieses Jahr der sehr warme Sommer für die kühlliebenden Art zusätzlich zugesetzt hat und
    es nicht nur den Fressfeinden zuzuschreiben gilt.?!

    • Offizieller Beitrag

    Herrliches Bild, André!


    Ja, in der Schweiz habe ich sie leider noch nicht antreffen können. Allerdings war ich dafür wohl meist auch schon wieder zu hoch droben...


    Über die Auswirkung des Wetters dieses Jahres bin ich mir noch unschlüssig. Zur Flugzeit hatte ich das Gefühl, waren Apatura und Limenitis sehr stark vertreten. Tatsächlich scheint es dieses Jahr in sehr heißen Gebieten tatsächlich auch zu einer 2. Gen. von Apatura gekommen zu sein. Ich denke, hier spielt auch eher die Luftfeuchtigkeit eine Rolle, die die Tiere evtl. vertrocknen lässt. Dies -das ist allerdings Spekulation- wirkt sich vermutlich v.a. im Winter aus. Also womöglich spielen die Sommertemperaturen eine geringere Rolle als das Wetter im Winter. Wie gesagt, es ist eine Vermutung -aber ich habe zumindest schon mehrmals nach der Überwinterung vertrocknete Tiere angetroffen (was die Anfälligkeit während der Überwinterung unterstreichen würde).
    Aktuell kann ich es noch schlecht abschätzen. Gefühlsmäßig habe ich dieses Jahr bisher wenige Raupen von A. iris gefunden (ca. 3 Raupen -jedoch auch nie explizit gesucht). Limenitis hingegen scheint ein normales bis gutes Jahr zu haben. A. ilia habe ich bei der Populi-Suche 3 Raupen gefunden -scheint also auch ein eher gutes Jahr zu haben (allerdings auch wärmeliebend).
    Ich denke, in ein paar Monaten wissen wir mehr -anhand der wenigen Exkursionen die ich bisher hatte, lässt sich nur schlecht ein Trend abschätzen...


    Meine Beobachtung bzgl. der Mortalität würde ich jedoch nicht dem Wetter zuschreiben. Immerhin habe ich Hibernarien gefunden -d.h. es müssen Raupen vorhanden gewesen sein, die die Hibernarien noch erstellt haben -dann aber scheinbar gefressen wurden (oder können sie womöglich auch mit den Blättern zu Boden gegangen sein, da sie ihr Sitzblatt nicht befestigen?).

  • I never tried to find Hibernaculum, I am always focused to L1-L2. They are relatively easy to find on good place because characteristic position of larva on tip of leave. Rearing is unproblematic until larva start to make Hibernaculum. Then problems starts. Larva very frequently LEAVE already built Hibernaculum if something change - so I did not advise to change position after larva find their place. And if she leaves Hibernaculum then mortality rate is very high. Larvae are very susceptible to dessication, but also not airy space is problem as then fungi can destroy larva inside Hibernaculum. High temperatures are also not good - it is not species for warm places.
    As for winter months, frost is not problem and usually almost all larvae survive even in harsh condition.
    Then problems can start again on spring - during first warmer days larvae usually go on. It is better to place to them in shade, to forward date of they "coming out" later. I was not able to overwinter them inside / fridge, winecooler /, while it is not problem with Apatura. But if they are not able to hydrate yourself usually die within few days. So combination of warm + dry early spring weather is problem. If they are able to hydrate then they are able to "wait" for food from freshly emerging buds for weeks. During colder days they hide inside old Hibernaculum.
    As for percentage, I am happy when I am able to achieve pupating for 30-40% of found L1 larvae. Some year better, some year worse.
    Previous year one larva finished cycle without hibernation ,pupate and in August fresh female of 2nd generation emerged. But although this year was extreme = very warm, no such case occurred and all larvaes goes to hibernation. Butterflies usually flies in first decade of June in my place, this year it was 3-4 weeks sooner.
    I am curious how larvae will survive this winter because autumn is still very very warm here and these high temperatures are certainly bad thing for hibernating larvae as their metabolism has higher rate than in case of normal colder autumn weather.


    Jan

    • Offizieller Beitrag

    Thanks for this detailed Information, Jan!


    Larva very frequently LEAVE already built Hibernaculum if something Change

    This is a very interesting observation. Do you suspect this might happen with larvae in the wild, too? Because this might be an explanation for all of the empty hibernacula. However, I'm wondering where the larva is, in this case. I've neither find any larvae nearby the hibernaculum nor on neighbouring twicks. Maybe they have been disturbed, left the hibernaculum and got fed by a bird afterwards?
    What do they do after leaving the hibernaculum? Try to overwinter without? Or do they try to start spinning a new one?


    Best regards,
    Toni

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