Storchenschnabelbläuling (Aricia eumedon)

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    Hallo Thomas,
    was genau willst du denn wissen ? Meiner Erfahrung nach ist eine ex ovo Zucht sehr schwierig. Da die jungen Raupen sich in die Blütengriffel einbohren und es sehr schwer ist sie zum Futterwechseln wieder herrauszubekommen. Eigentlich ist die einzige Möglichkeit auf einer eingetopften Storchschnabelpflanze zu züchten. Da muss man dann die Eier oder frisch geschlüpften Raupen an die Pflanze setzen und schauen ob im nächsten Jahr noch Raupen überlebt haben. Nach der Überwinterung ist die Zucht einfach an der eingetopften Pflanze oder an Schnittfutter in einer Plastikdose.


    Gruß Dennis

  • Hallo Dennis


    vielen Dank für Deine Reaktion. Ich bin schon seit mehreren Jahren immer wieder mit verschiedenen Arten an "Wiederansiedlungsprojekten" hier in der Schweiz beschäftigt. D.h. ich krieg einen Zuchtauftrag von einer Gruppe, welche solche Wiederansiedlungsprojekte organisiert und finanziert, und erhalte in den meisten Fällen dann die Weibchen, welche legal in einem möghlichst nahen Schutzgebiet abgefangen werden um sie zur Eiablage zu bringen und nachher die Raupen aufzuziehen und die meist schlupfbereite Puppe oder frischgeschlüpfte Falter wieder auszusetzen. Ich hab das jetzt schon mit einigen Arten gemacht. So zum Beispiel Coenonympha hero (ein im CH-Mittelland ausgestorbener Schmetterling), Coenonympha arcania, Erebia aethiops und Hamearis lucina. Ich war am Anfang sehr skeptisch über Sinn und Zweck solcher Projekte, muss aber in der Zwischenzeit sagen, dass wir, z.B. bei hero, recht erfolgreich waren. Trotz widrigen Wetterverhältnissen, Hochwasser im Aussetzungsgebiet und anderen Problemen hat sich die dort angesiedelte Population bis jetzt seit 6 Jahren gehalten und ihr Verbreitungsgebiet eher noch vergrössert hat. Nun hat sich besagte Gruppe vorgenommen Aricia eumedon an einem guten Standort wiederanzusiedeln. Ich habe also letzte Woche ca. ein Dutzend Weibchen der Art erhalten. Ich muss dazu bemerken, dass diese Art hier noch an wenigen Stellen im Tiefland fliegt sonst aber nur noch in den Voralpen zu finden ist. Nun habe ich die Weibchen zur Eiablage angesetzt. Seit Freitag legen sie fleissig und ich habe jetzt schon weit über 200 Eier. Wie Du sagst sollen sich die Tiere nach dem Schlupf zuerst in die Samenkapseln der Pflanze einbohren und die Anfangszeit dort verbringen. Nun kannst Du Dir aber vorstellen, dass hier genau mein Knackpunkt liegt. Müssen die wirklich in die Samenkapseln dann habe ich ein Problem weil ich ganz einfach zu wenige solche Kapseln zur Verfügung stellen kann. Ich habe zwar etwa 20 grosse, eingetopfte Geranium palustre aber das reicht bei weitem nicht um alle Raupen zu ernähren. Nun meine Frage: Meinst Du man kann die Raupen nicht einfach mit dem Laub der Pflanze füttern? Bei dem Ulmenzipfelfalter, welche ich auch schon gehalten habe, steht in der Literatur, dass die Raupe sich im Frühjahr in die Blütenknospen der Ulme einbohrt. Das ist so aber man kann diese Tiere nach dem Schlupf auch problemlos nur mit Laub füttern. Ich habe mir auch schon überlegt ob es sich lohnen würde "fremde" Storchenschnäbelarten, da gibt's ja solche mit riesigen Samenkapseln, auszuprobieren. Diese wären auch gut schon getopft zu kaufen. Hast Du da Erfahrungen oder Tipps? Bin für jeden Input dankbar!
    Gruss
    Thomas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Thomas,
    bei Arten die so standorttreu sind können solche Wiederansiedlingsprojekte durchaus sinnvoll sein. Schön das bei euch soetwas gemacht wird, in Deutschland sind die Naturschutzbehörden bei Wiederansiedelung leider sehr reserviert. Ich denke schon das das bei Arcicia eumedon Erfolg haben kann.
    Das ist aber wirklich kniffelig, Ich kann dir nicht sagen ob man die kleinen Raupen auch mit Blättern füttern kann. Der Fall mit dem Ulmenzipfelfalter ist mittlerweile bekannt und hat auch bei mir mit Blättern ohne Probleme geklappt, aber bei A. eumedon habe ich das nie ausprobiert. Käme auf den Versuch an, ich würde es durchaus für möglich halten das es auch mit Blättern klappt. Ich würde versuchen ihnen mal frische Triebe anzubieten. Am besten welche wo die Blätter siche erst öffnen oder so, damit die Raupen sich darin gut verkriechen können. Ausgewachsene glatte Blätter ohne Versteckmöglichlichkeiten kann ich mir eher nicht vorstellen das das klappt. Sollten sie das nicht fressen bleibt wohl keine andere Möglichkeit als die Samenkapseln zu verfüttern. Sicher kann man da auch ausprobieren ob sie auch andere Storchschnabel-Arten fressen. Hier fressen sie vor allem an Geranium sanguineum, aber es scheint so als ob es da zwei verschieden Habitatypen gibt, sodass ich nicht dafür garantieren würde das sie andere Arten außer denen fressen die sie auch im urprünglichen Habitat fressen. Ich denke da musst du etwas herumprobieren, bin auf jeden Fall gespannt wie es ausgeht.


    Gruß Dennis

  • Hallo Dennis


    Ich war anfangs wirklich sehr skeptisch aber die Praxis zeigt's. Nicht bei allen Arten. Hero ging gut, auch Zygaena carniolica war erfolgreich. Bei arcania gelingt mir die Überwinterung der Raupen nicht immer gut, deshalb immer nur wenige Tiere zum Aussetzen. Naja, ich probier und lass es Dich wissen. Auf alle Fälle vielen Dank für den Input!
    Wenn Dir noch was einfällt! Jederzeit!
    Gruss
    Thomas

    • Offizieller Beitrag

    Eier auszusetzen halte ich für keine gute Idee. Da von den Eiern nicht sehr viele durchkommen, müsste man eine enorme Menge an Eiern aussetzen. Vor allem gestaltet es sich denke ich schwierig die in der Zucht gelegten Eier so auszusetzen das die Raupen sich in die Samenkapseln der im Gebiet wachsenden Pflanzen einbohren können. Am ehesten sollten erwachsene Raupen oder Raupen nach der Überwinterung gehen. Auch befruchtete Weibchen sind sicher eine Option, wenn das nicht sogar die beste Methode ist. Das wäre ja auch im Prinzip ähnlich wie Eier auszusetzen nur das die Weibchen die Eier direkt an die im Gebiet wachsenden Pflanzen legen.


    Gruß Dennis

  • Hallo Dennis,


    ich gebe Dir Recht, dass beim Aussetzen von Eiern vermutlich nicht sehr viele Raupen durchkommen. Aber dieses Problem hat jede Art, wenn sie mal sich selbst überlassen wird.


    Die Zucht funktioniert meines Erachtens - wenn überhaupt - nur mit eingetopften niedrig wachsenden Storchschnabel-Arten. So könnte man gleich im ersten Jahr relativ viele Schmetterlinge erzielen, wenn die Zucht/Überwinterung erfolgreich verläuft.


    Ich würde beides gleichzeitig probieren (Aussetzen von ein paar Weibchen und gleichzeitig kontrollierte Ablage + Zucht an der lebenden eingetopften Pflanze).


    Viele Grüße
    Georg

  • Hallo alle Interessierten


    Ich habe nun folgendes gemacht. Die zur Eiablage bereitgestellten und getopften Granium palustre (Sumpfstorchenschnabel) habe ich mehrere Tage bei den Weibchen belassen. Sie wurden sehr gut belegt. Zu lange, wie ich später feststellen musste. Sitzen nämlich die Eier zu dicht beieinander werden Nachbareier beim Schlüpfen der Jungraupen gerade mitgefressen. So hatte ich doch recht grosse Verluste schon beim Schlupf. Ich hab nun also die Geranien schneller ausgetauscht. Alle schon belegten Pflanzen sind in ein mittelgrosses Aerarium gestellt worden. Da warte ich nun was im Herbst oder im Frühling noch zu finden ist. Ein gut belegtes Zweiglein hab ich weggeschnitten und separat aufbewahrt. Einerseits um den Schlupf zu beobachten aber auch um Versuche zu machen. Die dort geschlüpften Jungraupen habe ich zu zweit in Plasikdöschen gegeben und einige Blätter der Futterpflanze dazu. Heute habe ich die erste Kontrolle gemacht um einerseits zu schauen was noch lebt und anderseits gerade das Futter zu wechseln. Zu meiner grossen Überraschung und Freude haben sehr viele der Raupen das Futter so akzeptiert. Teilweise in die Stengel eingebohrt, die meisten aber einfach auf dem Blatt sitzend. Es scheint also zu funktionieren und die Raupen fressen und wachsen auch ohne in eine Samenkaspel eindringen zu müssen. Schon mal "good news" !

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  • Zum Thema Aussetzen. Wir haben bis jetzt, ausser bei Zygaena carniolica, immer Puppen ausgesetzt und zwar indem wir die Töpfe mit den Puppen in Büsche oder Bäume am Rand des zu besiedelnden Gebietes gehängt haben. Möglichst freihängend. Bei Coenonympha hero stellten wir die Töpfe an einem geschützten Ort einfach ins Gras. Schneckenfrass, ein anderes Mal Ameisen. Aufgehängt ging's dann fast verlustlos! Natürlich immer mit Gitter auch gegen Vögel geschützt! Die Schmetterlinge finden selbstverständlich sofort den Weg zur Wiese! Kein Problem.
    Gruss
    Thomas

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