Hermelinspinner (Cerura erminea)

  • Hermelinspinner
    (cerura erminea) oder weißer Gabelschwanz


    Familie Zahnspinner
    (notodontidae)


    Liebe Schmetterlingsfreunde, dies ist mein zweiter Beitrag in actias unter
    der Rubrik: Aufzuchtbericht. Ich hoffe, dass mögliche Fehler, die
    beim Verfassen des ersten Berichtes aufgetreten sind, sei es
    stilistischer oder inhaltlicher Art, diesmal von mir nicht begangen
    werden.Wenn doch, bin ich für Anregungen und Tipps aufgeschlossen.


    Ich bekam Ende Mai vorigen Jahres (28.05.09) 15 Raupen von, wie man mir sagte, dem
    großen Gabelschwanz. Das Futter wäre Pappel (Zitterpappel, populus tremula).


    Einige Tage sollten sie alt sein. Genauer konnte ich es nicht in Erfahrung bringen.




    Die Raupen sind sehr unruhig und nervös. Kleinste Erschütterungen der Aufbewahrungsbox
    lassen sie ihre Drohhaltung annehmen. Auch eine Begegnung von zwei Raupen führt direkt zu einer Drohgebärde.


    In diesem Stadium sind die Raupen wahre Entkommenskünstler. Normales Nylon-Fliegengitter
    stellt für sie nur ein geringes Hindernis dar. Selbst den auf den Rand der Box gelegten Deckel können sie überwinden.



    Erst die Unterbringung der kleineren Box in einer größeren, beide mit Nylongitter und
    Deckel, führt hier zu einer Minimierung der Verluste durch die nächtliche Wanderschaft.



    Nach gut einem Monat habe ich noch sechs Raupen, die sich gut entwickelt haben.


    Ob es sich hierbei wirklich um den große Gabelschwanz handelt, wird mir immer fraglicher.


    In der Literatur sind neben dem großen Gabelschwanz, mit seinem leuchtenden Kopf, auch
    noch der kleine Gabelschwanz und der Hermelinspinner aufgeführt.




    Einen leuchtend roten Kopfteil kann man bei obigem Bild nicht erkennen. Charakteristisch ist aber die
    Rückenmaserung, die ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist: Der weiße Steifen auf dem 7.ten Leibesring, der von dem gemaserten
    Rückenstreifen bis auf den Fuß reicht (aus: Sauers Naturführer, Die schönsten Raupen).



    In einem nächsten Bild sieht man dieses weiße Band sehr schön.



    Gewissheit wird aber erst der Schmetterling im nächsten Jahr geben.



    Gegen Anfang Juli werden die Raupen wieder unruhiger und wandern wieder mehr. Sie sind aber so groß,
    dass das Nylongitter sie zurückhält.



    Die Farbe verändert sich von grün in einen dunklen Rotton.




    Die Zeit der Verpuppung ist gekommen. Einige Rindenstücke sind hier willkommen und werden angenommen.


    Drei Raupen sind übrig geblieben und spinnen sich ein. Die entstehende Tarnung ist perfekt. Es ist eine
    wahre Verschmelzung der Raupe mit dem Rindenstück gelungen. Nur in den ersten Tagen ist der Bau der Raupe
    durch die noch vorhandene Elastizität gegenüber der Rinde zu spüren.


    Die gut getarnten Puppen lagern in einer Box auf dem Wintergarten.


    Nach dem langen, harten Winter 2009/10 ist die Natur noch sehr zurück und an den Pflanzen zeigt sich noch
    kein Grün.


    Am 22. und 23.04.10 schlüpfen die ersten Hermelinspinner: beides Weibchen.




    Ein Nachzügler ist noch zu erwarten, doch leider vergeht zu viel Zeit. Es dauert bis zum 24.05.10, bis der
    Dritte im Bunde schlüpft, und natürlich jetzt das vorher vermisste Männchen, leider für eine Weiterzucht zu spät.




    Vielleicht komme ich ja noch einmal an die Eier des Hermelinspinners oder dann, zum Vergleich, an die vom
    großen Gabelschwanz. Das wäre sehr interessant, da die in verschiedenen Büchern zur Bestimmung verwendeten Bilder auch nicht
    so ganz eindeutig sind, besonders im Raupenstadium ist es sehr schwierig, eine Unterscheidung zu finden.


    Auch der beschriebene rote Gesichtsring, wie intensiv ist dieser wirklich?


    Es gibt also genug zu tun in der weiteren Beschäftigung mit dem Thema, Langeweile kommt bestimmt nicht auf.



    So, das wäre mein Zuchtbericht. Über Kommentare und Anregungen würde ich mich freuen und bleibe


    Euer doerri

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  • Hey Frank.


    Schöner Bericht mit schönen Fotos. Ich weiß, wieviel Arbeit so was macht.


    Du bringst allerhand Einschätzungen zur Bestimmung der Art, aber leider nur wenig, wie du die Raupen aufgezogen hast und das macht schließlich einen Zuchtbericht aus, oder? :winking_face:
    Wie hast du die Raupen dann ab L2/L3 gehalten, nachdem sie nicht mehr durch´s Fliegengitter entkommen konnten?
    Wie hast du das Futter verabreicht? Gewässert oder täglich frisches Schnittfutter? Luftfeucht oder trocken? Wie warm? Im Freiland oder im Zimmer gezogen? Warum oder an was sind dir 12 Tiere gestorben oder abhanden gekommen? Wie sind deine persönlichen Einschätzungen dazu? Würdest du die Art einem Anfänger empfehlen oder eher einem Profi? etc etc.


    Gemein, nicht wahr? Da packt man schon so viele Infos wie möglich in so nen Bericht und dann ist es immer noch nciht genug! :grinning_face_with_smiling_eyes:


    sorry, bin halt neugierig.


    Schöne Grütze
    Rudi

  • Hallo Rudi



    Danke für die klaren Worte zum Inhalt eines Zuchtberichtes.


    Nun zu Deinen Fragen:


    Haltung ab L2/L3:
    Die Box ist eine Kunststoffwanne mit Deckel mit den Maßen: 300 * 400 * 160 mm.
    Das Fliegennetz wird mit einem Klettband an einer Boxenwand befestigt.


    Fütterung:
    Zweige mit mehreren Blättern; Zweig in ein mit Wasser gefülltes Kunststoffgefäß (also eine permanente Bewässerung), die Abdichtung zwischen Zweig und Gefäß erfolgt mit
    einem Moosgummie (kleines rundes Stück mit Einschnitt).


    Die Blätter/Zweige halten zwei bis drei Tage.


    Umgebungsbedingungen:
    Normale Luftfeuchtigkeit des Wohnzimmers.
    Tagestemperaturen 20 bis 25 °C. Nachts nicht unter 18 °C.
    Keine zusätzliche Einnebelung.


    Todesursache:
    2 bis 3 entkommen, die anderen lagen morgens am Boden.
    Warum?


    Für Anfänger/Profis:
    Die Aufzucht ist nicht einfach.
    Die Haltung ist aufwendig, weil die Tiere sehr leicht in Aufregung geraten, sei es durch andere Raupen
    (Die Populationsdichte muss also sehr gering gehalten werden), oder durch mich, als Beobachter und neugieriger Mensch.


    Das Futter, Pappel, ist schwierig zu beschaffen. Pappel wirst Du jetzt sagen: die gibt es doch überall.
    Aber, wenn man sie sucht, ist keine da, oder die Stämme sind so weit entastet, dass man eine Leiter braucht.


    Wichtig im Allgemeinen ist es, vorher Bescheid zu wissen, wo das Futter zu finden ist. Klingt sehr einleuchtend aber: in meinem Fall übernahm ich die Raupen, weil
    der vorherige Züchter wegen Krankheit für längere Zeit ausfiel und dann hieß es, schnell einen Ausweg zu finden.


    Ich hoffe, Deine Fragen beantwortet zu haben, wenn nicht :frowning_face:


    alles Gute
    Frank

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