Zweiter Totalausfall Automeris io

  • Ich verstehe es nicht. Heute waren alle 28 Raupen (glaube L2 oder sogar schon L3) tot! Ich habe mal ein Bild angehangen. Ich habe peinlichst auf Sauberkeit geachtet, hatte keine Schimmelbildung. Habe sie zuerst in einer Heimchendose gehalten. Futter war immer frisch und stand in einer Vase. L1 gab es Wildrose, als sie größer waren Brombeere. Futterwechsel war auch kein Problem, haben Sie gut angenommen. Beim letzten mal säubern, sind sie in ein kleines Faunarium umgezogen, mehr Platz und luftiger. Heute waren sie tot (siehe Bild) :crying: . Wo ist das Problem???

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  • Auweia, das ist ja bitter. Waren das die Raupen von meinen Nachzuchten? Nein, oder?


    Ich habe allerdings nicht die geringste Ahnung, was da los ist; habe aber auch mit Faunarien keine Erfahrung. Auf jeden Fall ist ein so plötzlicher, alle Raupen ereilender Tod ziemlich merkwürdig. Das weckt schon die Vermutung, dass es irgendeine Vergiftung ist. Neue Stelle, wo Du das Futter geholt hast? Faunarium mit irgendetwas gereinigt? Vermutlich eine total beknackte Idee, weil ich von Chemie keine Ahnung habe: Kann die Alufolie irgendwie mit dem Wasser reagieren, sodass es so winzigen Tieren schadet?


    Biete Dir gerne in ein paar Wochen Puppen an. Ich habe so viele Raupen da, dass das kein Problem ist. Zum Tauschen findet sich sicher bei Gelegenheit mal was. Eilt nicht.

  • Hm... die Brombeere steht tatsächlich direkt an einem Weizenfeld, aber ich füttere die ja schon eine ganze Zeit genau mit dieser und jetzt so plötzlich? Die meisten Stellen mit Brombeeren, die ich kenne, sind an Feldern.
    Ja, waren leider deine. Am Zuchtmaterial lag es definitiv nicht!
    Zum Tauschen habe ich im Moment leider nichts, aber ich zahle auch gerne etwas, damit ich mal endlich wenigstens die Falter sehen kann :smiling_face: .

  • Ich bin jetzt gerade wirklich irritiert: Wenn das meine Nachtzucht ist: Warum sind die noch so klein? Das waren doch ganz frühe Eier; von denen sind bei mir schon die ersten im Kokon verschwunden! :blink: Wie geht denn das? Die müssten doch bei Dir dann langsamer gewachsen sein als die ohnehin schon fürchterlich langsam wachsenden Samia ricini?


    Ich schreib's mal hier rein, da ich meinen Zuchtbericht nicht nochmal aktualisieren will: Ich habe in diesem Jahr den Test gemacht, die Raupen auf Hundsrose zu belassen, statt sie auf Brombeere umzustellen. Klappt wunderbar, die Tiere werden auch genauso groß. Insofern kannst Du auf Feldbrombeeren ggf. verzichten. Negativen Einfluss hat hingegen die Fütterung mit Eiche. Nicht auf die Gesundheit oder auf die Größe, aber auf die Farbe. Während die Raupen auf Rose und Brombeere alle kräftig grün sind, ist ca. 1/3 der mit Eiche gefütterten Tiere gelbgrün oder nur ganz blass grün. Dafür scheinen sie sich ca. 1 Woche schneller zu entwickeln. Ist also nur ein irrelevanter optischer Nachteil.


    Ansonsten kann ich Dir nur sagen: Automeris io ist, wenn man das Sozialverhalten nicht stört, so dermaßen einfach zu halten, dass Du einfach nur Pech hattest. Bin ja sonst kein Freund von wiederholten Versuchen, aber hier bin ich mir sicher, dass es beim nächsten Mal klappt. Meine Ausfallquote liegt auch in diesem Jahr bei maximal 2%. :unsure:

  • Guten Abend,


    ich kann mir gut vorstellen, dass es die Ursache von herbizider oder insektizider Wirkung sein können. Evtl können es auch einfach die Restwirkung der Spritzmittel sein, weil manche Mittel einfach sehr lange brauchen um abgebaut zu werden. Also könnte damit auch die Entwicklung beeinträchtigt und später zum Tod geführt haben.



    Grüße


    Daniel

  • Damit könntest Du richtig liegen. Habe gerade nachgeguckt: Die Tiere sind ca. 6 Wochen alt. Dafür sind sie viel, viel zu klein. Die Frage ist nur: Ist es denn wirklich plausibel, dass alle am gleichen Tag vom Ast fallen? Das lässt mich ziemlich stark an dieser Vermutung zweifeln. Mein Kandidat wäre ein Reinigungsmittel, das nicht ordentlich abgewaschen wurde. Aber so einen Fehler traue ich ihr eigentlich nicht zu. Außerdem erklärt es das geringe Wachstum nicht. Sehr merkwürdig das Ganze.


    Ich trau mich nur nicht, meine jüngsten Raupen per Hermes/Post zu verschicken, sonst könnte ich die abgeben, ohne dass es ein Verlust für mich wäre. So lange das Sozialverhalten noch so ausgeprägt ist, will ich das aber nicht riskieren.


    Gruß


    Nachtrag: Es sei denn, sie waren bereits belastet und fielen nun wegen des Wechsels der Haltungsbedingungen vom Ast. Dass das der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte.

  • Okay. Dann schau Dich mal um, ob Du eine ausreichend große, sicher unbelastete Wildrosenhecke findest. Der Astverbrauch ist etwas höher als bei der Fütterung mit Brombeere, aber auch nicht allzu schlimm. Eine etwas größere Hecke sollte ausreichen, dann würde ich es wirklich nochmal probieren. Alternativ vielleicht auch eine Brombeerhecke, die nicht an einem Feld ist. Deine Haltung bzgl. des Sozialverhaltens war ja offensichtlich in Ordnung, sodass ich erst einmal von irgendeinem Unglück ausgehe, welches nicht wirklich von Dir verursacht wurde.


    Nebenbei: Auf Rose ist das etwas spätere Sozialverhalten auch interessanter als auf den Brombeerblättern: Die Tiere spinnen die Rosenblätter für eine gemeinsame Häutungsruhe zu einer Art Kapsel (fast geschlossen) zusammen. Mit Eichenblättern machen sie das auch. Dann hängen überall kleine Blattkugeln herum.

  • Hallo zusammen,


    noch nicht diskutiert wurde der aus meiner Sicht extreme Wechsel im Mikroklima:
    Während in geschlossenen Heimchendose eine Luftfeuchte von 100 % herrschen dürfte, liegt diese im luftigen Aerarium bei vermutlich 50-60 %. Dies in Verbindung mit den hochsommerlichen Temperaturen könnte ebenfalls Grund für das Plötzliche Absterben sein, dass, so hatte ich den Bericht zumindest vérstanden, zeitgleich mit dem Wechsel der Haltungsbedingungen aufgetreten ist.


    Ich neige aufgrund eigener Erfahrungen und zahlreicher Gespräche mit den Cracks der Szene dazu, dass die Futterqualität und das Kleinklima einen wesentlichen Einfluss auf dann Zuchterfolg hat.


    LG, Andreas

    Bin immer auf der Suche nach Automeris-Arten und nehme gerne neben Eiern auch kleinere Stückzahlen von Kokons ab.
    Ebenso suche ich stets interessante leere Kokons aller möglicher Arten.

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  • Gerade das "Kleinklima" würde ich in diesem Fall allerdings ausschließen, obwohl das sonst ein wichtiger Faktor ist, da ich damit keine Probleme hatte. Und in diesem Jahr habe ich auf beide Richtungen zurückgreifen müssen: Von der Heimchendose zur Gazebox, Nachzügler von der Gazebox zum Terrarium/zur Heimchendose (später: wieder zur Gazebox). Und meine Wohnung ist laut ihrer Auskunft 2 Grad wärmer als ihre. Es würde auch das extrem geringe Wachstum nicht erklären.


    Und mal ehrlich: Es mag problematische Automeris-Arten geben, aber Automeris io gehört nicht zu diesen. Die sind, wenn man sich nur an die minimalsten 'Regeln' hält, unverwüstlich. Sobald die erste Häutung geschafft ist und man das Sozialverhalten nicht ständig stört, kann man sie ohne Verluste aufziehen. Bei mir in diesem Jahr: 3 Gruppen mit insgesamt ca. 100 Tieren. Nach L1 nicht ein einziger Ausfall, und ich bin gewiss jemand, der im Vergleich zu anderen hier sehr, sehr wenig Erfahrung hat.

  • Hallo Stefan,


    da kann ich Dich nur zu Deinen Zuchterfolgen beglückwünschen!


    Andererseits möchte ich den weniger erfolgreichen aber auch Mut zusprechen: Ihr seid nicht allein :winken:
    Ich züchte seit ca. 30 Jahren recht erfolgreich und geb mir eigentlich auch immer viel Mühe. Aber bei den Automeris habe ich meinen Lehrmeister gefunden:


    Auch mir gingen die vermeintlich so unverwüstlichen Automeris io vor 2 Jahren in der letzten Haut fast alle hops. Und das, obwohl ich sie seit L1 unverändert an der eingetopften Pflanze ausgebunden hielt. Einen Teil hatte ich auch auf Schnittfutter der gleichen Art (Prunus padus) in Netzkäfige umgesetzt und auch die ginge mir zeitgleich ein. Daher muss es mehr sein als Pestizide. Soweit ich mich erinnere, war es damals ziemlich schnell sehr warm bei uns geworden, als das Sterben bei mir begann.


    Meine Theorie:
    Durch das falsche (Klein)Klima kommt es zu einer veränderten Futterqualität, z.B. durch eine Pilzbesiedelung des Blattes. Dies verursacht Darmprobleme und in der Folge den Tod der Raupen. Oder die Art verträgt eben bestimmte Klimabedingungen nicht. Irgend einen Grund muss es ja haben, dass jede Art ihre ökologische Nische braucht.


    LG, Andreas

    Bin immer auf der Suche nach Automeris-Arten und nehme gerne neben Eiern auch kleinere Stückzahlen von Kokons ab.
    Ebenso suche ich stets interessante leere Kokons aller möglicher Arten.

  • Guten 'Abend' Andreas,


    was Du zu Automeris schreiben kannst, finde ich immer recht interessiert. Hier dürften wohl nur wenige sein, die da so viele Arten mit Leidenschaft 'durchprobieren'. (Aktuell halte ich nur noch Automeris randa unter exakt gleichen Bedingungen wie bei Automeris io. Gleiches Futter, gleiches 'Klima' usw. Alles identisch. Bisher hatte ich bei L1 3 Ausfälle; den anderen (ca.) 40 geht's bestens. Leider sind die Raupen etwas anfälliger dafür, sich die Beine mit Fäden zu 'verkleben'. Oder sie fallen runter und greifen dann so viele 'Krümel', dass sie nicht mehr hochkommen. In beiden Fällen muss man eingreifen, wenn man das Tier retten will. Geht zum Glück in beiden Fällen recht einfach, ist aber ca. einmal/Woche notwendig.)


    Konntest Du bei Dir auch Durchfall feststellen oder fielen sie einfach ohne Anzeichen vom Ast? Wenn ich solche Probleme habe, kann ich nur hin und wieder tatsächlich Durchfall erkennen. In diesem Jahr war das einmal bei der Raupe eines Abendpfauenauges so. War natürlich nichts mehr zu machen. Ansonsten habe ich ein vergleichbares Problem regelmäßig bei Lindenschwärmern, da sie die Dosenhaltung spätestens ab L3 überhaupt nicht verkraften, aber eigentlich noch zu klein für einen Gazekäfig sind. Dort konnte ich nie vorher etwas erkennen; sie sterben einfach.


    Wie wurde Prunus padus insgesamt angenommen? Bin geneigt, es im nächsten Jahr mal mit einer kleinen Gruppe zu versuchen. Freilich in der Hoffnung, dass ich Deine Erfahrung nicht teilen muss.


    Unterm Strich befürchte ich aber, dass wir weder für Luisa noch allgemein eine befriedigende Antwort für die Frage finden werden, was der Auslöser für solche Probleme ist. Da müsste man schon gezielte Tests durchführen.


    Gruß

  • Hallo Stefan,


    ja, das stimmt. Die Einflüsse sind komplex und wären ein gutes Thema für eine Promotion!


    Nicht immer beobachte ich in solchen Fällen das Vollbild von Durchfall. Was aber regelmäßig zu beobachten ist, das ist eine Konsistenzänderung des Raupenkots. Raupen sondern schmierigen Kot ab, der das Analende verklebt. Schließlich sondern die Tiere auch durch den Mund eine gelblich-braune Flüssigkeit ab und laufen regelrecht aus. Die Flecke auf dem Toilettenpapier im Bild von Luzia zeigen einen solche Befund.


    LG, Andreas

    Bin immer auf der Suche nach Automeris-Arten und nehme gerne neben Eiern auch kleinere Stückzahlen von Kokons ab.
    Ebenso suche ich stets interessante leere Kokons aller möglicher Arten.

  • Okay, das habe ich nur einmal beim Abendpfauenauge beobachten können. Da war das Bild exakt so, wie Du es beschrieben hast.


    Die Flecken auf Luisas Bild sind mir auch aufgefallen. Vielleicht war's eine Kombination aus bedenklicher Brombeere + Klimawechsel.


    Nebenbei: Ich habe gestern mal recherchiert: Angeblich soll Prunus zu sehr langsam wachsenden, sehr schwachen Tieren führen. Vielleicht erklärt das auch Deinen Totalausfall damals? Ich lasse im nächsten Jahr, falls ich noch eine Generation aufziehe, auf jeden Fall die Finger davon.


    Gruß

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