Heliconius Futterpflanzen Zusammenfassung

  • Da ich mich sehr für Passionsblumen interessiere und auch viele Arten habe kam mir der Gedanke irgendwann in näherer Zukunft Heliconius anzuschaffen, da ich mit Insekten züchten sowieso schon jahrelange Erfahrung habe.

    Da ich jedoch genau wissen wollte welche meiner Passionsblumen sich am besten als Futterpflanze eignen um von diesen nun Stecklinge zu machen und sie über ein paar Monate groß zu ziehen als Futter begab ich mich auf eine ziemlich lange Recherche.

    Generell wurde meistens "Passiflora" als Futterpflanze genannt, oft dann noch P.caerulea und P.biflora explizit genannt doch da hörte es meist schon auf.

    Da die Gattung Heliconius jedoch so viele Spezies hat konnte das natürlich nicht sein. Im folgenden was ich bis jetzt interessantes gefunden habe.

    Verzeiht mir Schreibfehler, ich tippe gerade mit einem gebrochenen Arm.

    Im folgenden habe ich Aussagen heraus geschrieben zu Futterpflanzen und daraufhin die Quelle. Wichtig: es gibt mehrere Websites wo als Futterpflanzen für Heliconius gleich dutzende Arten aufgelistet sind jedoch nicht nach Heliconius Arten aufgetrennt oder ähnliches. Sollche Seiten habe ich nicht verwendet.

    Als Beispiel folgende Seite (https://www.amazonian-butterfl…2399f5ec4140facaf4673a7a8) auf der 23 Passiflora Arten als Futterpflanze für Heliconius erato gelistet sind. Interessant, aber wie sich weiter unten zeigt wäre meine P. misera schon kahl bevor die Larven irgendwann die P. alata probierenn würden.



    Heliconius erato frisst triebspitze plus maximal die folgenden 15 Blätter von Passiflora suberosa bis zur Verpuppung. Interessante Erkenntnis, da ich schon öfter die Frage gelesen habe wieviel Futterpflanzen man für die Aufzucht benötigt.


    https://images.peabody.yale.edu/lepsoc/jls/1990s/1999/1999-53(3)108-Rodrigues.pdf




    Heliconius erato phyllis bevorzugte Futterpflanzen sind Passiflora misera und suberosa


    Oviposition in Heliconius erato (Lepidoptera, Nymphalidae): how Essential Is Drumming Behavior for Host-Plant Selection? - Journal of Insect Behavior
    Quantitative studies on the behavioral events involved in oviposition by phytophagous insects are scant. One of these events is drumming behavior, a rapid…
    link.springer.com




    Heliconius charithonia enizige art wo an P. adenopoda fressen kann ohne übermäßiges Raupensterben aufgrund der trichome. (Laut Tree of Life Website auch H. peruvianus)


    Heliconius erato wurde in der Studie mit Passiflora biflora aufgezogen


    Butterfly Learning and the Diversification of Plant Leaf Shape
    Visual cues are important for insects to find flowers and host plants. It has been proposed that the diversity of leaf shape in Passiflora vines could be a…
    www.frontiersin.org




    Bei Heliconius erato phyllis hängt die Größe der Schmetterlinge mit der Nahrung zusammen. In den Sommermonaten sind die Adulti größer als im Winter, was jedoch darauf zurückzuführen ist, dass sie Passiflora misera gegenüber Passiflora suberosa bevorzugen und Passiflora misera im Winter keine Blätter hat. In Anwesenheit von P. misera und P. suberosa findet Eiablage nur auf P. misera statt auch wenn die zahlenmäßig dominante Art P. suberosa ist. Unter Laborbedingungen wurden Heliconius erato phyllis größer wenn sie mit P. misera gefüttert wurden. Ein Zusammenhang mit der Temperatur ist nach dieser Studie nicht vorhanden.


    An einem Standpunkt wurde P. actinia als vorherrschende Passionsblume aufgefunden und wurde von H. erato phyllis auch bevorzugt zur Eiablage verwendet.


    Bei der Studie wurden insgesamt acht Passionsblumenarten gefunden in den sieben untersuchten Gebieten: P. misera, P. suberosa, P. elegans, P. alata, P. caerulea, P. tenuifila, P capsularis, P. actinia


    Geographical variation in larval host-plant use by Heliconius erato (Lepidoptera: Nymphalidae) and consequences for adult life history
    Adult body size, one of the most important life-history components, varies strongly within and...
    www.scielo.br




    Um beim Thema phänotypische Veränderung zu bleiben zeigt die nächste Studie, dass die Flügelform von H. erato phyllis mit der Futterpflanze zusammenhängt. Nach dem Wissen der Ersteller der Studie wohl die erste welche demonstriert, dass Larvalernährung bei einem Lepidopteren die Form einer Körperstruktur beeinflusst (bei Drosophila zum Beispiel wurde soetwas schon nachgewiesen).


    In der Studie wurden folgende Futterpflanzen verwendet für die Aufzucht von H. erato phyllis: P. edulis, P. jileki, P. capsularis, P. caerulea, P. misera, P. suberosa


    Host-plant dependent wing phenotypic variation in the neotropical butterfly Heliconius erato
    Abstract. Most phytophagous insects feed on a single plant during development, and this may influence not only performance-linked traits, but also more subtle m
    academic.oup.com




    Für H. charithonia vazquezae wurden Passiflora biflora und Passiflora lutea als Futterpflanze verwendet


    Host plants and immatures as mate-searching cues in Heliconius butterflies
    The study of interactions between phytophagous insects and their host plants extends beyond understanding how insects deal with plant chemical defence…
    www.sciencedirect.com




    H. sara auf P. auriculata


    Ecology – Heliconius Homepage



    H. himera und H. erato wurden in folgender Studie mit P. rubra und P. punctata aufgezogen. Es wurde untersucht welche Art welche Futterpflanzen bevorzugt, da in Vilcamba woher die gefangenen Weibchen stammten beide Arten vorkamen. H. erato nimmt viele weitere Arten an wie etwa P. auriculata welche auch in seinem Verbreitungsgebiet vorkommt, jedoch nicht im Verbreitungsgebiet von H. himera.


    Die Studie zeigte, dass H. erato und H. himera keine Unterschiede zeigten im Eiablageverhalten auf P. rubra und P. punctata. P. auriculata wurde interessanterweise sehr viel weniger für die Eiablage verwendet aber von beiden arten im gleichen Verhältnis. H. himera und H. erato haben kurz gesagt im Bezug auf diese Drei Arten das gleiche Eiablageverhalten: P. rubra und P. punctata gerne, P. auriculata ungern wird aber trotzdem für die Eiablage verwendet.


    https://www.ucl.ac.uk/taxome/jim/pap/Jiggins%20EcolEnt%2097.pdf




    Auf der Tree of Life Website sind die Heliconius Arten mit Futterpflanzen aufgelistet. Ich habe die Passsiflora Arten heraus geschrieben die explizit genannt wurden. Die Schmetterlinge nehmen aber noch viele weitere Arten in der Regel an.



    Als Beispiel H. charithonia. Nach der Tree of Life Website werden Pflanzen des Subgenus Granadilla, Tryphostemmatoides und Plectostemma angenommen, die Art Tetrastylis lobata wird noch extra als Futterpflanze in Costa Rica genannt. Folgend werden nur die explizit genannten Futterpflanzen gennant in der Form:


    H. charithonia: Tetrastylis lobata


    Das heißt nicht, dass H. charithonia ausschließlich Tetrastylis lobata annimmt, nur dass die Website diese Art direkt nennt. H. charithonia nimmt auch P. lutea, P. incarnata, P. suberosa, P. ceruela und viele weitere an. Die folgende Liste zeigt also eher Spezialisierungen der verschiedenen Arten.



    H. cydno : P.vitifolia und P. biflora unter Laborberingungen auch Tacsonia.


    H. pachinus: P. costaricensis und P. vitifolia


    H. melpomene: P. oerstedii und P. menispermifolia


    H. ismenius: P. alata, Pambigua, P. platyloba, P. pedata


    H. hecale larvae: P. vitifolia


    H. himera: P. rubra und P. punctata


    H. erato: P. talamancensis, P. coreacea und P. biflora


    H. hecalesia: P. biflora und P. lancearea


    H. clysonymus: P. apetala und P. biflora


    H. eleuchia: P. macrophyllum.


    H. sapho: P. pittieri


    H. sara: Passiflora ariculata


    H. peruvianus: P: adenopoda, P. suberosa, P. manicata, P. rubra


    Heliconius






    Ohne spezifische Quellen dafür zu haben hat sich für mich über Foren herauskristallisiert, dass zur Zucht von Heliconius P. caerulea und P. biflora sich bewährt haben.

    Für mein Heliconius Projekt mit wahrscheinlich H. erato habe ich folgendes herausgelesen: P. misera kann ich als Eiablagepflanze verwenden wenn ich die Anzahl an Raupen kontrollieren/überwacchen will. Für mich als Futterpflanzen sind optimal P. caerulea (wächst schnell. Wenn die restlichen Arten sich gut machen wird diese aber abgelöst), P. misera (bevorzugte Futterpflanze von H. erato und Exemplare werden darauf am größten, P. capsularis (wächst schnell und hat duftende Blüten), P. biflora (hat sich anscheinend bewährt und wächst bei mir gut), P. morifolia (wächst bei mir sehr gut und ich habe sie häufiger in Schmetterlingshäusern gesehen).




    Was mich jedoch brennend interessieren würde: was für Erfahrungen habt ihr bezüglich der Aufzucht von Heliconius Arten und kennt ihr noch besonderheiten wie etwa, dass H. erato Phyllis seine Eier nur auf P. misera ablegt wenn vorhanden?

  • AD
  • Hallo Rene Florian,


    Da hast du ja sehr viele Informationen zusammengetragen. Vielen Dank! :thumbs_up:



    Bei H. erato wirst du mit allen aus Subgenus Decaloba Glück haben, ohne messbare Unterschiede. Subgenus Passiflora wird nur genommen, wenn nix anderes da ist. Die Raupen entwickeln sich aber auch damit ziemlich normal.


    Morifolia ist ja schön unkompliziert und wächst schnell, wird aber eigentlich nur von H. charitonia und wahrscheinlich D. julia genommen. Aber die fressen alles.


    Für uns in Mitteleuropa kommt als zusätzliches Problem noch hinzu, dass die Passionsblumen erhältlich, schnell wachsen und auch gut zu überwintern sind.


    Eine brauchbare Liste für europäische Züchter findet man in Passiflora Passionflowers of the World von Ulmer und MacDougal. Ein schönes Buch, wenn du Passionsblumen sammelst.


    Biflora ist für viele Heliconius-Arten die wohl beste Futterpflanze. Lässt sich aber nicht so gut überwintern, finde ich. Man kann Hybriden versuchen. Ich nehme seit einigen Jahren P. sanguilenta, die bei 5 bis 7 Grad selbst im Winter wächst.


    SG und viel Erfolg :smiling_face:

  • Ich war eher etwas verwundert wie wenig ich zusammen tragen konnte. Von der Uni kenne ich noch das Beispiel rapider Speziation von Heliconius und Passiflora durch ihr Wechselspiel. Das ist schon seit vielen Jahren ein klassisches Beispiel, daher hätte ich mehr informationen erwartet über die verschiedenen Arten. So richtig detailliert über Futterpflanzen, Entwicklung und Bevorzugung von Eiablagepflanzen habe ich Informationen ja nur für H. erato gefunden.

    Aber wer weiß vielleicht findet sich mit der Zeit mehr. Ich nutze ganz dreist diesen Post als meine Notizen :grinning_face_with_smiling_eyes:


    "Für uns in Mitteleuropa kommt als zusätzliches Problem noch hinzu, dass die Passionsblumen erhältlich, schnell wachsen und auch gut zu überwintern sind." Ja der Platzmangel..... :grinning_face_with_smiling_eyes:


    An dem Buch Passionflowers of the World werde ich auf dauer wohl nicht vorbei kommen aber ich lauere mal darauf, dass jemand ein Exemplar günstig auf ebay stellt.


    Benutzt du P. sanguilenta gezielt als Futterpflanze?

  • Ja, ich habe mehr als 30 Passionsblumen Arten und Hybriden ausprobiert. Sanguilenta und caerulea sind am besten mit meinen Gewächshausbedingungen zurecht gekommen. Und viele Heliconiusarten fressen daran. Ich setze jedes Jahr ein paar andere Passionsblumen dazu, aber bislang habe ich nichts besseres gefunden.


    Nach meinen Erfahrungen ist es besser, große alte Pflanzen zu haben als viele kleine Stecklinge. Es ist also eher ein Langeitprojekt. Meine Großen sind jetzt mehr als 15 Jahre und recht robust.


    Wenn du wissenschaftlich mit Heliconius arbeiten möchtest, solltest du mit der Heliconius Gruppe Kontakt aufnehmen. Es gibt eine Mailingliste und ein jährliches Treffen. Es gab mal eine Initiative, ein Kunstfutter zu entwickeln. Weiß nicht, ob es geklappt hat. Herr Krenn aus Wien wollte ein Handbuch zur H. melpomene Zucht zusammenstellen. Frag doch mal nach.


    Im Buch The Ecology and Evolution of Heliconius Butterflies von Chris Jiggins gibt es ein Kapitel zur Futterpflanzennutzung, auch eine sehr ausführliche Liste für die bekannten Futterpflanzen aller (!) Heliconiusarten. Sicher mehr als 100 Einträge. Der "Sinn", besser gesagt der ecologische Effekt von Monophagie vs. Polyphagie wird dort auch kurz angesprochen.


    SG

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