Käfer aufweichen

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  • Hallo Werner!


    Ich hab mal wo gelesen, dass es am besten ist die Käfer direkt in ein Bad mit warmem Wasser zu legen und so aufzuweichen. Dann sollten die Tiere innerhalb weniger Stunden wieder geschmeidig sein. Geht aber nur bei Käfern!


    Versucht habe ich es an einem toten Lederlaufkäfer, den ich gefunden habe. Bei dem hat das super funktioniert. Ansonsten kannst du die Tiere auch wie Schmetterlinge in der Aufweichglocke behandeln.


    liebe Grüße


    Michael

  • Hallo Werner,


    es gibt da mehrere Möglichkeiten. Das mit dem warmen Wasser bzw. kochendes Wasser geht sehr schnell. Bei kochendem Wasser kann das in ein paar Minuten klappen. Bei größeren Käfern ist das eher zu empfehlen!


    Bei kleineren Käfern bevorzuge ich persönlich aber ein Pepsin-Bad. Dazu mischt man Pepsinpulver und Wasser zusammen mit einem Spritzer Salzsäure. Dann den/die Käfer in die Mischung legen und etwa 2-4 Tage an einem warmen Ort (am besten auf die Heizung im Winter) stellen. Danach sind die Käfer wirklich sehr schön weich und können problemlos aufgeklebt oder genadelt werden.


    Dann gibts noch Barbers- Reagenz, das nimmt man aber meistens nur bei kleineren Korrekturen (Beinstellung oder Fühlerbiegung).


    Schöne Grüße
    Thomas K.

  • Moin,


    die hier gemachten Tips sind zwar nicht verkehrt, aber zu unspezifisch, was auch damit zusammenhängt, dass die Frage ein wenig zu unspezifisch ist, da nicht alle Käferarten gleich unempfindlich sind.


    Das Wasserbad funktioniert hervorragend, ist aber bei tomentierten Arten wie beispielsweise Goliathus-Arten und ähnlichen nicht zu empfehlen, da es ausgesprochen häßliche Wasserflecken geben kann. Die weiteren Ausführungen von Thomas hingegen müssen leicht korrigiert werden: packst Du den Käfer tatsächlich in kochendes Wasser, kannst Du nicht so schnell "Ade!" sagen, wie der auseinander platzt. Wasser erhitzen, meinetwegen auch zum Kochen bringen, aber dann muss die Hitze verringert werden, bis es eben nicht mehr kocht. Gibst Du dne Käfer da rein, ist er je nach Größe innerhlab weniger Minuten bis Stunden butterweich; in Abhängigkeit von der Tötungsmethode.


    Alkoholmaterial kriegt man so nicht weich. Es bleibt spröde. Allerdings habe ich mir sagen lassen, dass man Alkoholmaterial wieder einigermaßen weich bekommen soll, wenn man es mehrere Stunden in 5%iger Essigsäure erwärmt, also das gleiche Spielchen wie mit dem Warmwasserbad. Rüsselkäfer, die unter Verwendung von zuviel Ethylacetat (Essigäther) getötet wurden, neigen dazu eine starke Versteifung der Beine zu entwicklen, die sich auch nicht mehr lösen läßt. Zumindest ist mir keine Methode bekannt.


    Die Pepsinmethode von Thomas ist sehr umstritten und erfordert auf alle Fälle Erfahrung mit der Methode, also erstmal mit "wertlosem" Material ausprobieren, bevor man hier "ernst macht". Pepsin verdaut gewissermaßen die Käfer an, d.h. die Strukturen werden, je nach dem, wie lange die Käfer im Pepsin schwimmen, abgebaut. Das passiert vorallem an den membranösen Teilen, also den Häutchen, welche die beweglichen Chitinteile miteinander verbinden. Liegt das Material zu lange im Pepsin, hast Du ein Puzzlespiel, weil Du z.B. die Tarsen in Einzelteilen aufkleben darfst. Und genau hier benötigst Du Erfahrung mit der Methode, weil Dir ggfs. Dein Objekt total zerfällt.


    Barbers Reagenz kenne ich nciht, aber die simpelste Methode ist eigentlich, trockene Objekte in 5%iger Essigsäure aufzuweichen. Auch hier gilt, was beim warmen Wasser gilt: tomentierte Tiere sollten nciht direkt in Kontakt mit der Flüssigkeit kommen. Ansonsten kannst Du sie entweder in der Säure einfach schwimmen lassen und je nach Größe nach ein bis vierzehn Tagen präparieren, oder Du legst eine Weichdose mit Zellstoff (Klopapier, Tempo, Küchenpapier etc.) aus und feuchtest diesen mit der Essigsäure an und läßt das ganze entsprechend lange stehen.


    Die Aussage, dass die Warmwassermethode nur bei Käfern funktioniert, ist nicht richtig. Du kannst diese auch bei Wanzen anwenden oder Ameisen, bzw. bei allem, was entsprechend unempfindlich ist. Für alle anderen bisher genannten Methoden gilt das gleiche, aber mit gewissen Abstrichen. Grüne Tiere sollten nicht in Essigsäure liegen, da diese die grüne Farbe zerstört. Für rote Tiere gilt das gleiche, wobei in beiden Fällen ein kurzer Aufenthalt ok ist, oder wenn der direkte Kontakt mit der Säure vermieden wird. Schmetterlinge sollte man mit keiner der Methoden versuchen aufzuweichen, es sei denn, man möchte sie danach direkt in die Tonne befördern.


    Viele Grüße


    Klaas

  • Hallo Klaas,


    das mit dem kochendem Wasser ist natürlich richtig. 70 - 80 Grad Celsius sind wohl optimal. Bisher habe ich das auch nur bei Carabus- und größeren Bockkäfern ausprobiert.


    Für Alkoholpräparate eignet sich wohl wirklich nur die Pepsinmethode. Ich habe damit aber ausschließlich gute Erfahrung gemacht. Wenn man die Käfer zu lange im Pespinbad lässt kann es schon passieren, dass die dann auseinanderfallen. Aber dafür müsste man sie schon 5 Tage oder länger in der Mischung lassen. Nach 2 oder 3 Tagen an einem warmen Ort sollten die Käfer aber weiche genug sein. Ich weiche damit vor allem Ameisen und sehr kleine Käfer (bis 5 mm) auf und bisher hat immer alles gut geklappt.


    Barbers-Reagenz ist eine Mischung aus Ethanol, Wasser, Essigether und Benzol. Diese Mischung ist eigentlich dafür gedacht Käfer über viele Jahre lang weich aufzubewahren, ähnlich wie bei der Scheerpeltz-Lösung (Ethanol, Eisessig und Wasser). Man kann damit aber auch eingetrocknete Gliedmaßen oder Fühler in wenigen Minuten weich bekommen und dann korrigieren. Die Lösung eignet sich auch besonders um alten Kleber zu lösen bei aufgeklebten Käfern.


    Wer sich mit so etwas mehr beschäftigen will, dem empfehle ich das Buch von Piechocki und Händel: "Makroskopische Präparationstechnik - Band 2 - Wirbellose", 2007 - E.Schweizerbart´sche Verlagsbuchhandlung - Stuttgart - 346 Seiten


    Schöne Grüße
    Thomas K.

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