Salmiakgeist vs. Nikotin-Ammoniaklösung

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    Hi,


    verwendet hab ichs noch nie, aber in irgendeinem Actias-Post hab ich mal gelesen dass sich das Nikotin stabil im Körper des getöteten Insekts ablagert und nachhaltig vor Befraß der Präparate durch Schädlinge schützt.
    Eine Nikotin-Ammoniak Synthese sollte auch möglich sein da beides gut hydrophile Basen sind und sich mischen sowie verdünnen lassen.
    Allerdings sollte man damit sehr vorsichtig sein, früher war es üblich die Insektennadeln in eine Nikotin-Lösung zu tauchen (zur Tötung selbst UND zum konservieren) - eine Unachtsamkeit (Abrutschen, ein Pieks mit der Nadel in den Finger etc.) konnte sehr schwere Folgen haben...


    Also nicht grad verwenden wenn man zittrig ist oder vielleicht Niesen muss :grinning_squinting_face:

  • Servus Lucas,


    merci für die Antwort. Ein bisschen was hatte ich auch schon im Forum gefunden, hätte mich interessiert, ob das Zeug aktuell noch jemand verwendet, bzw. konkrete Aussagen über den Vergleich beider Substanzen treffen kann. Der Schutz vor Schädlingen ist z.b. so wie ich es verstehe nur Spekulation und keine gesicherte Tatsache. Oder habe ich da was übersehen?


    Wer also noch was weiß, möge sich zu Wort melden!


    Servus,
    der moe

  • Soweit mir bekannt, reagieren besonders Zygaenen höchst empfindlich auf Nikotin.
    Zygaenen lassen sich nicht mit KCn-Gläsern töten, hier half uns das Anzünden einer Zigarette und das Einblasen des Rauches ins Tötungsglas,
    mit durchschlagendem Erfolg.
    Zwar ist das Spritzen mit Salmiak/Ammoniaklösung durchaus ausreichend, eventuell nimmt man die Lösung Nikotin-Ammoniak wegen ihrer Wirkung auf Arten, die
    sich mit Salmiak nicht sofort oder nur schlecht abtöten lassen. Nach dem Motto: Zwei Gifte sind besser als eines?
    Gibt es denn Arten, die gegen Salmiaklösung resistent sind?
    Gruß
    Arnd

  • Hallo Moe et al.,


    habe früher Nikotin/Ammoniak verwendet. Heute nur noch Ammoniak-Lösung.


    Unterschiede:


    1/ Eine "schädlingsabhaltende"-Wirkung bei Präparaten ist zumindestens kurzzeitig im Torsalbereich aufgrund der hohen Löslichkeit von Nikotin in Wasser und der hohen Toxizität denkbar. Da Nikotin aber auch sehr schnell in lebenden Organismen abgebaut bzw so geringe Mengen auch nicht lange Zeit unter Feuchtigkeits- und Sauerstoffeinfluss stabil sind, hast du hier sicher keinen intrinsischen Langzeitschutz.


    2/ Nikotin ist ein sehr starkes Nervengift. Ich beobachte(te) eine deutlich geringere Restaktivität der Nerven im Genitalbereich (v.a. bei Saturniden) bei der Verwendung der Nikotin-Lösung. Empirische Beobachtung - kein quantifizierbarer Effekt. Dies kann aber dazu führen, dass der Körper des Präparates nochmals ausgerichtet werden muss.


    Viele Grüsse,


    Alex


    p.s.: Wer raucht kann sich auch mit ner Nikotin-Nadel in den Finger stechen :ironie:

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    Zitat

    2/ Nikotin ist ein sehr starkes Nervengift. Ich beobachte(te) eine deutlich geringere Restaktivität der Nerven im Genitalbereich (v.a. bei Saturniden) bei der Verwendung der Nikotin-Lösung. Empirische Beobachtung - kein quantifizierbarer Effekt. Dies kann aber dazu führen, dass der Körper des Präparates nochmals ausgerichtet werden muss.


    Dieses Problem ist auch bei Ammoniak-Lösung etc. zu beobachten und somit kein alleiniger Nachteil der Nikotin-Tötung. Während Nikotin beim Menschen (und anderen Lebenwesen mit höheren Nervensystemen) sofort das ZNS angreift und ausschaltet und somit den gesamten Organismus lahmlegt verfügen sämtliche Insekten über eine sog. Strickleiternervensystem, bei dem die Nervenknoten im Notfall autonom agieren können. Besonders der Genitalknoten des Abdomens ist stark verkapselt. Dies kann man u.a. daran beobachten dass sich angefressene Mantiden-Männchen weiterpaaren, selbst wenn nur die letzten beiden Abdominalsegmente noch unversehrt sind; viele Lepidoptera Männchen (Saturniidae, Papilionidae...) zeigen nach der Tötung noch lange eine starke Valventätigkeit; die Weibchen hingegen können sogar noch Eier legen oder ihre Lockdrüse aktiv aus-und einstülpen (kopflose Arctiinae-Weibchen, Sphingidae)
    Dieser Effekt lässt sich sogar ab und zu bei eingefrorenen Tieren feststellen! Nach wochenlangem Tiefkühltruhenaufenthalt sind die Abdomen -scheinbar- immer noch aktiv (selten)!


    Ammoniak vermindert diesen Effekt jedoch um einiges, da es sich nicht nur um ein reines Nervengift handelt. Das wasserlösliche NH3 diffundiert in wässrigem Milieu (Körperflüssigkeit...) zu stark alkalisch-ätzendem Ammoniumionen NH4+. Diese fungieren als starkes Zellgift, zerstören sämtliche Membranen sowie Nerven und Muskelzellen. Die scheinbare Aktivität des Abdomens, welche auch hier teilweise zu beobachten ist, geht auf reflexartige Kontraktionen der zerstörten (blankliegenden) Nerven und Muskelstränge zurück.


    MFG,
    Lucas

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