Spätsommerlicher Osterspaziergang zum Jahreswechsel

    • Offizieller Beitrag

    Abend,


    das milde, sonnige Wetter, welches weiten Teilen Deutschlands auch dieses Jahr die weiße Weihnacht ruiniert hat und den Kneipier´s die Terassenbestuhlung aus dem Winterlager treibt, weckt bei vielen die Wanderlaune und so machte auch ich mich am 2. Weihnachtsfeiertag gegen Mittag in kurzen Hosen und dünner Jacke bei angenehmen 15°C auf zu einer größeren Runde in meiner Heimat, dem Elbsandsteingebirge bei Stadt Wehlen.


    Vielen Entomologen ist der weiße, trostlose Winter ja kein guter Freund; da es vergleichsweise wenig zu entdecken gibt und auch die Futterreserven arg begrenzt sind; auch mir geht das so. Daher freue ich mich im Gegensatz zu den Wintersportlern über jeden weiteren schneefreien Tag. Andererseits empfinde ich die ersten paar Wochen der "kalten" Jahreszeit auch als sehr entspannend da die Augen auf den Spaziergängen mal ihre Pause haben und nicht wie im Sommer ständig rastlos und unruhig von einem Blatt zum nächsten hasten, auf der Suche nach Fraßspuren, möglichen Flugbewegungen und anderem Getier.


    Trotzdem bleibt immer noch die Suche nach dem eigentlich doch recht zahlreichen Winterarten wie Zipfelfalter und Co.


    Ich begann meine Runde wenige Minuten hinter unserem Haus und bestieg die windigen Kuppen der Sandsteinberge kurz vor Rathen. Der nackte Fels und ständige Wind treibt die Bäume hier in den Kümmerwuchs, z.Bsp. die Kiefern - bestes Futter für dubernardi und Co.



    Die Kiefern klammern sich mit aller Kraft am Sandstein fest. Viele sind schon gut 30 Jahre alt, haben aber noch keine 70cm. Super Bonsais :winking_face: Pilze gibts übrigens noch reichlich :winking_face:


    Auch viele kleine gedrungene Eichen klammern sich an die Felsvorsprünge und nutzen jede Ritze; die dicken Blütenknospen in Brusthöhe direkt über dem offenen Abhang sind einen prüfenden Blick wert:



    Neozephyrus quercus an Knospenbasis


    Danach stieg ich wieder ins Elbtal ab und wechselte in meinem Heimatort Stadt Wehlen die Elbseite. Da gings dann wieder den Hang hinauf (wie das eben so ist im Mittelgebirge :winking_face: )
    Die Sonne kommt zu dieser Jahreszeit nur noch schwer über den Berg, nur um die Mittagszeit hat man einige Sonnenstunden, allerdings nur auf einer Elbseite... Die Seite wo ich wohne (im Bild rechts) erreicht von Ende November bis Mitte Februar kein einiger Sonnenstrahl...



    Blick von der Wilke Aussicht auf Stadt Wehlen und OT Pötzscha (rechts)


    Auch auf dem Bergplateau dieser Seite wachsen gut geeignete Eichen, die schroffen Sandsteinbruchkanten und alten Steinbrüche mit ihrem lichten Mischwaldbewuchs bieten ein perfektes Biotop für diverse Falterarten, u.a. auch Neozephyrus quercus.
    Abgelegt wird auch hier bevorzugt an dicke, endständige Blütenknospen älterer, gedrungener Eichen in Kopfhöhe; meist an Abhängen, Böschungen oder Lichtungsrändern; Hauptsache offen und sonnig.
    Allerdings stieß ich beim stichprobenartigen Inspizieren der Knospen wesentlich häufiger auf parasitierte und bereits verlassene Eihüllen des Zipfelfalters (zu erkennen an einem kleinen Loch), teilweise fand ich auch fast vollständig aufgefressene Hüllen, oft auch nur noch kleine Ringe von entweder ebenfalls parasitierten oder bereits im letzten Herbst gelegten und dieses Frühjahr geschlüpften Eiern.



    Eier von Neozephyrus quercus - intakt und hohl, entweder parasitiert oder bereits im Frühjahr verlassene Hüllen


    Weiter gehts oberhalb der alten Steinbrüche; an den Waldrändern stehen oft einige kleinere wild aufgegangene Prunus-Bäumchen, an denen nicht selten Thecla betulae Eier zu finden sind, allerdings in von Jahr zu Jahr verschiedener Häufigkeit. Oft werden einige der Pflanzen fast komplett ignoriert, während andere unmittelbar daneben mit ähnlicher Wuchsform regelrecht zugepflastert werden. Auf ein 1,5m hohes Bäumchen kommen dann schon mal 30-40 Eier aber im Durchschnitt verteilt sich das wieder. Trotzdem kann man von einer guten Vorkommen hier sprechen, auch wenn man die Imagos so gut wie nie zu sehen bekommt.



    Thecla betulae Eier und Habitat, an wilden Pflaumenbüschen


    Der Weg führt nun weiter nach Dorf Wehlen, bzw. noch ein Stück bergan auf eine weitere kleine Erhebung mit Feldern und Pferdekoppeln. Von hier kann man bis weit ins Elbtal blicken, an klaren Tagen bis zur Bastei und zu den ersten Bergen auf Tschechischer Seite.
    Am Wegesrand wachsen auch hier einige wilde Pflaumen und Schlehenbüsche, auch diese sind oft sehr gut belegt.



    Blick von Dorf Wehlen zurück ins Elbtal bis zur Bastei



    Thecla betulae an Prunus am Feldrand


    Mit der untergehenden Sonne und den damit rasch sinkenden Temperaturen machte ich mich wieder auf den Heimweg. Ergebnis des Tages: 9 volle und mindestens doppelt so viele parasitierte oder verlassene Eihüllen von Neozephyrus quercus; unzählige Thecla betulae, wobei es sich bei einigen wenigen auch um Plemyria rubiginata handelte; sowie 3 Eier von Satyrium pruni, in unmittelbarer Nachbarschaft zu den übrigen Prunus-Eiern abgelegt.


    Ich hoffe mein kleiner Spaziergang hat euch gefallen, vielleicht fühlt sich der ein oder andere ja auch motiviert beim nächsten schönen Sonnen-Tag mal die Umgebung zu erkunden, zu finden gibt es immer noch eine Menge.
    Schönen Rest-Sonntag noch,


    Lucas

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  • Moin Lucas.


    Gratulation zu deinen Funden und danke für´s Teilhaben-lassen.


    Ich war gestern im Tevsmoor bei Hamburg unterwegs und hatte überhaupt kein Glück.
    Jede Menge gut stehende Eichen, Schlehen, Weiden etc. nach Lycaeniden und Apatura abgesucht, aber leider nüscht. :face_with_rolling_eyes:


    Ich hatte sogar das Glück, eine kürzlich umgestürzte Eiche zu finden, aber: na ja.


    War aber trotzdem ein schöner Spaziergang, den wir uns mit einem guten Glühwein und Fischbüden in Wedel ausklingen ließen.


    Vielleicht sollte ich den Glühwein vor der Suchaktion trinken... :irrelachen:


    Guten Rutsch an alle.


    Rudi

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