Was mich mal interessieren würde, wäre die Frage, wie denn andere Entomologen die Sammlung schützen und dafür Sorge tragen, dass keine Schadinsekten die Sammlung zerstören. Ich habe seit über 30 Jahren eine Sammlung mit etwa 300 - 400 Kästen. Die Sammlung befindet sich in der Wohnung in einem separaten Raum. Die Insektenkästen sind alt und stellenweise sehr neu, aber alle dicht schließend. Natürlich gibt es da Unterschiede und über die Jahre schließen einige Kästen immer weniger dicht.
Es ist erstaunlich, was im Laufe der Jahre so alles passiert ist und man fragt sich manchmal, das kann es doch nicht sein. Wie sind schon wieder Schadinsekten in die Sammlung gekommen. Einige Entomologen prüfen etwa 14 tätig ihre gesamte Sammlung. Das ist bei über 300 Kästen richtig viel Arbeit. Ich habe seit nunmehr vielen Jahren folgendes Prozedere zum Standard gemacht. Ich spanne Schmetterlinge nie im Herbst und schon gar nicht im Frühling. Besonders kritisch sind die Monate Mai/Juni und September/Oktober. Es gibt kaum eine Möglichkeit die Falter auf den Spannbrettern zu schützen. Ich habe im Winter etwa 100 Spannbretter im Einsatz. Ab November bis etwa Februar ist das Spannen relativ unkritisch. Wenn ich Spannbretter fertig habe, dann beschrifte ich die Bretter mit dem Datum des zuletzt gespannten Falters. Das sind bei mir fast nur Saturniiden. Pro Jahr spanne ich etwa 1.000 - 1.200 Saturniiden. Nach etwa 10 - 14 Tagen kommen die Spannbretter (bei mir nur noch aus Schaumstoff) in eine Standgefriertruhe. Dort verbleiben sie mindestens 2 volle Tage. Rollierend kommen alle Spannbretter mit den Faltern so in die Truhe. Nach 4 Wochen wird abgespannt. Alle Falter kommen dann in eine Styroporbox wieder für 2 volle Tage in die Gefriertruhe. Dann kommen sie in die Sammlung.
Trotz dieses Prozesses gelangen von außen Schadinsekten in die Sammlung oder befinden sich offensichtlich vereinzelt noch Schadinsekten in den Faltern. Seit vielen Jahren diskutiere ich mit Freunden über das Thema Desinfektion der Sammlung. Die Hälfte würde ich sagen, macht nichts in die Kästen. Die anderen kontrollieren ständig und wenn etwas auffällt wird der Kästen behandelt. Als sehr wirksames Mittel hat sich bei Befall "tipp fix" von Delicia bewährt. Das kann man an die Innenseite der Glasscheibe des Kastens sprühen und den Kasten wieder verschließen. Das Problem ist aber hierbei, dass man aufpassen muss, dass die feuchte Scheibe nun nicht mit Faltern in Berührung kommt. Außerdem hinterlässt der Sprühfilm einen Schatten auf der Scheibe. Ich bin damit nicht glücklich geworden. Alle anderen Insektensprays kann man schlichtweg vergessen. Ich habe jedenfalls keines gefunden, das so wirkt wie tipp fix.
Nun gibt es natürlich noch andere Mittelchen. Ich rate hier zur Vorsicht, wenn man in der Wohnung wohnt, in der sich auch die Sammlung befindet. Die Meinung selbst bei Wissenschaftlern über die Giftigkeit und Krebsgefahr bei verschiedenen Substanzen geht weit auseinander. Früher verwendete ich immer Paradichlorbenzol. Die Bekämpfung von Schadinsekten ist damit recht erfolgreich, aber es richt wie früher Klosteine und mir kann keiner erzählen, das das auf Dauer nicht die Gesundheit beeinträchtigt, auch wenn in neusten Studien die Krebsgefahr reduziert wurde. Andere oft verwendete Mittel, sind in Deutschland mittlerweile verboten und deshalb nicht zu bekommen. Die Rede ist von Lindan oder Vapona. Zumindest Vapona ist in Holland erhältlich, aber wenn man sich den Beipackzettel des Pulvers durchliest, dann will man es auch nicht mehr verwenden. Hier ein interessanter Artikel dazu:
www2.biologie.uni-halle.de/zool/coll/entomol/doc/lindan.pdf
Ich hatte in diesem Winter, zum ersten mal nach 30 Jahren ein extremes Staublausproblem. Keine Ahnung warum, war noch nie. Etwa 20% der Kästen egal ob neu oder alt war mit Staubläusen befallen. Da bekommt man Panik. Angesichts dieser Problematik habe ich mich sehr intensiv mit dem Thema Schädlingsbekämpfung in der Sammlung beschäftigt. Ich probierte sehr viele Sachen aus und kam dann auch zu Blattanex. Blattanex ist für mich die Zukunft. Es handelt sich um gelbe Papierstreifen, die man in den Kleiderschrank hängt, um Kleidermottenbefall zu vermeiden. Man schneidet sich etwa 6 x 4 cm große Stückchen zu und fixiert sie mit einer Nadel im Kasten. Bei meinen Experimenten war jedes Schadinsekt nach zwei Tagen tot. Die Läuse oder Käferlarven, alles begibt sich zum Blattanex und ist dann tot. Das Papier ist völlig geruchlos und hält im Kasten sicher für mindestens ein Jahr. Da es in Kleiderschränken, also in Wohnbereichen zertifiziert ist, gehe ich davon aus, dass die Giftigkeit extrem gering ist. Bei unseren deutschen Behörden ist das sicher gar nicht schädlich für Menschen.
Aber nun genug. Wie sieht Eure Schädlingsbekämpfung aus? Oder hattet Ihr noch nie welche und lebt in abgeschotteten Bereichen?