Wie funktioniert eigentlich Falterforschung?

  • Hallo,


    hier sind ja doch einige "Auskenner".
    Kann mir einer mal erklären, wie man als Profi das Verhalten und die Lebensweise von Schmetterlingen erforscht?


    Werden dazu nur Einzelbeobachtungen zusammen getragen, oder nimmt man sich dazu eine Spezies vor und versucht dieser dann nachzustellen? Sitzt man womöglich Tag für Tag neben einem Busch und beobachtet Raupen? Läuft man etwa hinter den Faltern her und schaut was sie so machen?


    Vielleicht gibt es ja auch einen Link wo man was dazu lesen kann.

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  • Lieber Torsten,


    willst Du von der Bestäubungsbiologie bei Sphingidae etwas erfahren von Orchideen?? Willst Du die Populationsdichte von Faltern erarbeiten. Da müsstest Du Dich genauer äußern. Über Bestäubung da hat Prof. Wasserthal aus der Friedrich Alexander Uni in Erlange intensiver sich beschäftigt. Wasserthal hat in Madagaskar mehrere JAhre immer wieder geforscht.


    Ein Artikel über Bestäubung ist aus Venezuela in der Entomologischen Zeitschrift 3/2014 von Mir veröffentlicht, wo ich Pollinarien von Orchideeen am Rüssel von Adhemarius sexuculata (SchwärmerI fand und die sind von einen Botaniker aus Mexiko bestimmt worden.


    Für Wanderfalter werden Falter makiert und wenn Sie dann wieder woanders gefunden werden dann werden diese Daten ausgewertet.


    Grüße Michi

  • Ne,
    ich meine das viel genereller.
    Gebe ich z.B. meinen fotografierten Birken-Zackenrandspanner in die Suche ein, dann erhalte ich zwar allerhand Informationen und Fotos über das Aussehen, die Flugzeit, die Fraßpflanzen etc.
    Verhaltensbeobachtungen fehlen.
    Es gibt keine weiteren Informationen.


    Das ist so als wenn man einen Löwen beschreibt in dem man sagt: Er lebt in Afrika, schläft 20 Stunden am Tag, hat ne Mähne und frisst Zebras.


    Gibt es denn keine anderen Fragestellungen zur Lebensweise?
    Sind die Falter mit diesen Beschreibungen schon ausreichend erklärt?

  • Na ja, grundsätzlich ist es natürlich einfacher das Verhalten eines Löwens zu beschreiben, weil es natürlich auffälliger, aber vor allem auch reichhaltiger ist. Und so gibt es auch durchaus interessante Verhaltensmuster bei Schmetterlingen, die entsprechen bekannt und erforscht sind (z.B. Papilio Raupen, die bei Bedrohung ihr Osmaterium ausfahren). Ein weiterer Grund, wieso hierzu weniger Forschung vorliegt, ist sicherlich auch das mangelnde öffentliche Interesse (-> kein Geld dafür -> keine Forschung).


    Zu deinen Fragen:
    Natürlich gibt es sehr viele Fragestellungen zur Lebensweise, aber es gibt halt so viele Fragestellungen auf der Welt. Man kann sich nicht jeder gleich intensiv widmen.
    Was heißt schon "ausreichend erklärt"? Können wir komplexe Lebewesen überhaupt "ausreichend erklären"? Was bringt es uns denn überhaupt, Falter "ausreichend zu erklären"? Es stillt doch nur unser Interesse, oder? Aber was ist, wenn das Interesse in diese Richtung nur begrenzt ist bzw. in andere Richtungen größer?


    Es freut mich aber sehr, dass bei dir Interesse in dieser Hinsicht besteht. Mach dir doch einfach mal Gedanken, zu Verhalten von Raupen oder Faltern, das du beobachtest, recherchiere danach (vielleicht gibts dazu gar nicht so wenig wie du denkst) und stell doch einfach selber ein paar Nachforschungen dazu an. Vielleicht kannst du so die eine oder andere Wissenslücke in der Verhaltensforschung von Faltern schließen. :winking_face:

  • Na ja, über denn Sinn der Forschung muss man ja nicht gleich diskutieren.
    Dann könnte man ja auch sagen: "Warum erforschen wir das Weltall? Wir haben ja genug Probleme auf unserem Planeten".


    Aber dein Papilio Beispiel finde ich sehr gut.
    Genau um solche Informationen geht es mir.


    Würde ich jetzt z.B. ein Abwehrverhalten bei meinem Birken-Zackenrandspanner beobachten ist diese Info u.U. neu. Gibt es Menschen die solche Infos sammeln?


    Und dann schließen sich meine Fragen an.
    Begründet sich das Wissen über die Falter nur durch ein Sammeln von Einzelbeobachtungen einzelner Insektenforscher? Sind es lediglich die Aufsätze einzelner, die in der Fachzeitschriften erscheinen?
    Nimmt sich ein Biologe vor: "So jetzt schaue ich mal an, was ein Birken-Zackenspanner das Jahr über so macht?"

  • Lieber Torsten,


    ich gab Dir den Tipp Prof. Wasserthal aus ERlangen der hat z. B. einen Pendelschwirrflug beobachtet bei Sphingidae in Madagaskar. Dieser erschwert das Fangen von Spinnen beim Fressvorgang der Falter, wenn diese an der Blüte saugen. Wasserthal hat mehrer Veröffentlichungen getätigt bei den Sphingidae wo er forschte.


    Zu den Löwen möchte ich anmerken das diese nicht nur in Afrika leben sondern auch In INdien in einer kleinen Nationalpark - der indische Löwe.


    Grüße Michi

    • Offizieller Beitrag

    Man kann bei Schmetterlingen grob zwei Arten von Forschung unterscheiden:
    Èinmal Forschung im Labor z.B. an Genetik, was ist eine Art was nicht etc., aber z.B. auch warum bevorzugen Weibchen bestimmte Eiablagepflanzen in bestimmten Wachstumsstadien.
    Dann gibt es noch Freilandversuche. Die haben den Vorteil, das man das natürliche Verhalten beobachten kann ohne mögliche Verfälschung durch die künstliche Umgebung. Hat aber auch den Nachteil das es sehr aufwändig und zeitintensiv ist, außerdem kann man nicht alle Variablen ausschalten. Sehr wichtig im Zusammenhang mit Freilandversuchen ist zum Beispiel die Erforschung von Verhalten und Vorkommen im Hinblick auf sinnvolle Schutzmaßnahmen. Wie oben schon geschrieben gibt es für soetwas oft kein Geld, aber das ist ein anderes Thema. Ich kann aus Erfahrung sagen das das sehr viel Arbeit ist und etwas völlig anderes darstellt als die eher spaßorientierte Zucht und Beobachtung an denen die meisten hier interessiert sein dürften. Da ich meinem Vater schon oft bei solchen Projekten begleiten durfte kann ich sagen Eiablagen von Bläulingen zu beobachten macht keine Spaß :winking_face: .


    Gruß Dennis

  • Hallo,


    Wenn wirklich großes Interesse an solchen Fragestellungen da ist, kann ich folgende Bücher empfehlen.


    Ecology of Butterflies in Europe, von Settele. Sehr umfassend mit vielen interessanten Themen zu Verhalten und Ökologie.


    A Resource-based habitat View for Conservation, von Dennis. Was brauchen Schmetterlinge in ihrem Lebensraum?


    On the Wings of Checkerspots, von Ehrlich und Hanski. Viel Populationsökologie.


    Ganz neu ist das Buch
    The Ecology & Evolution of Heliconius Butterflies von Jiggins. Hervorragende Zusammenfassung der Heliconius Forschung.


    Die Bücher bekommt man z.B. Bei Pemberley oder NHBS.


    Wer nicht gleich Geld in englisch sprachige Bücher investieren will, der kann im Internet stöbern bei http://www.heliconius.org


    Schöne Grüße an alle Forscher.

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