allgemeine Frage zu Schmetterlings-Puppen in der Natur

  • Hallo!


    Meine Frage: warum finde ich so selten Schmetterlings-Puppen?
    Ich finde immer wieder Schmetterlings-Raupen und ich kann diese oft über Tage/Wochen in der Natur weiterbeobachten, wobei ich in vielen Fällen sicher bin, daß ich immer die gleiche Raupe oder immer Tiere aus dem gleichen Gelege beobachte. Beispiele von heuer: Segelfalter (einige Raupen an verschiedenen Stellen), Großer Kohlweißling (mehere Gelege an verschiedenen Kohlpflanzen), Schwalbenschwanz (ganz aktuell eine Raupe),.... Falls die Raupen vor der Verpuppung größere Wanderungen machen, erklärt sich das Nicht-finden in der Natur wohl. Aber das erklärt noch nicht, warum ich grundsätztlich so selten Puppen finde. Die oben genannten Falter sind hier häufig und die Raupen auch: es muß also auch Puppen geben. Gleiches gilt natürlich auch für viele andere Falter, denn wirklich regelmäßig finde ich nur Puppen des Tagpfauenauges (Hauswände). Ein Beispiel, wo ich sogarnicht verstehe, warum ich noch nie eine Puppe gesehen habe, ist auch der Zitronenfalter. Ich habe unter anderem einen einzelnstehenden Faulbaum (Abstand zum nächsten Ast eines anderen Baumes (Apfelbaum und Eiche) ist mindestens 50cm) auf dem ich regelmäßig Eier finde, die ich dann bis zu den Raupen (meist nicht ganz eindeutig immer das gleiche Tier) verfolgen kann. Aber dann ist Schluß und ich habe auch noch nie irgendeine Puppe an diesem Strauch gefunden. Wenn ich das richtig sehe, verläßt die Raupe den Strauch ja nicht Richtung Boden, wie zum Beispiel der Segelfalter (zum Beispiel auf Schlehe) das tut. Die Frage bezieht sich nicht auf jene Schmetterlinge, die sich im Boden, unter Rinde oder so verpuppen - da habe ich so oder so nur per Zufall Chancen.


    Ich will keine Raupen aus der Natur entnehmen, das würde auch meine Freude an einem Puppen-Photo deutlich schmälern. Aber vielleicht gibt es zumindest für einige Schmetterlingsarten Tipps, wie man Puppen auffinden kann (wo man Puppen finden kann). Per reinem Zufall Puppen zu finden, ist immer wieder ein Erlebnis, aber vielleicht kann ich dem Zufall nachhelfen.


    LG Ira

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  • Hallo Ira,


    Raupen zu finden ist im allgemeinen nicht schwer, einmal weil die Zahl der Raupen viel höher ist als die der Puppen, zum anderen sind die Raupen eher an exponierten Stellen zu finden, was die Suche erheblich vereinfacht.
    Ich gehe z.B. gerne in der Dunkelheit auf Raupensuche, da sitzen die Tiere meist an den Astenden oder Triebspitzen und leuchten regelrecht im Lampenschein.
    Parasiten und Praedatoren dezimieren die Anzahl der Raupen erheblich! Wer schon einmal gesehen hat, wie radikal und präzise Wespen in einer Raupenpopulation bis zum letzten Tier wüten, der versteht, wie wenige Raupen über den Sommer übrig bleiben.
    In einer stabilen Population bleiben von allen Eiern, die ein Weibchen legt, statistisch nur zwei Adulti in der Folgegeneration übrig... Der Löwenanteil der Raupen fällt Meisen oder Schlupfwespen zum Opfer! Nur die wenigsten Raupen gelangen überhaupt zur Verpuppungsreife. Und auch die Puppen sind manchmal parasitiert oder werden von cleveren Meisen aus ihren Verstecken gepuhlt...
    Das ist schon erstaunlich, wenn man überlegt, dass von 400 Eiern, die z.B. ein Bärenweibchen legt, gerade mal zwei übrig bleiben!
    So erklärt sich allein schon über die drastisch abnehmende Häufigkeit der Individuen die deutlich geringere Möglichkeit, Puppen zu finden!
    An der Anzahl der fliegenden Falter kann man ungefähr abschätzen, wieviele Puppen in einem Biotop zu erwarten sind. Sucht man im Sommer etwa nach dem Schwalbenschwanz, so verteilen sich die einzelnen Individuen auf eine riesige Fläche.
    So erklärt sich auch, warum man, obwohl an einem Faulbaum sicher etliche Raupen waren, dann eventuell keine einzige Puppe zu finden ist.
    Dazu kommt noch, dass sich die wenigen überlebenden Puppen oft extrem gut tarnen oder bestens versteckt sind und dadurch natürlich schwer zu finden sind.
    (Übrigens muss man die Raupen nicht unbedingt der Natur entnehmen. Es gibt auch die Möglichkeit, falls man einen Garten zur Verfügung hat, die Raupen in einen Gazesack einzubinden. Dies schützt vor Praedatoren/Parasiten und die Raupen können nicht weg. :winking_face: )


    Es ist also sinnvoller, nach Raupen zu suchen und diese dann gezielt zu verwahren und bis zur Puppe zu ziehen, wenn man sie fotografieren möchte als gezielt nach den Puppen zu suchen. Bis auf wenige Ausnahmen sind Puppenfunde wohl meist Zufallsfunde.



    Gruß
    Arnd

  • Hallo Arnd!


    Jetzt weiß ich zumindest, daß es nicht nur mir so geht. Die Idee mit dem Gazesack werde ich sicher mal ausprobieren.


    Mir war klar, daß es unendlich viele Eier, viele Raupen, ein paar Puppen und ein/zwei fertige Falter sind - die im besten Fall eines Geleges überleben. Ich habe ein bisschen auf Suchtricks gehofft. Aber wenn es ist, wie es ist, ist es auch OK. Zufallsfunde haben ja auch einen ganz besonderen Kick - jedenfalls für mich.


    LG Ira

  • Hallo Ira,


    da bist du wirklich nicht alleine, ich denke es geht vielen, wenn nicht sogar allen so :grinning_squinting_face: . Ich habe dieses Jahr 1 leere Puppe an einem Ast gefunden und ein paar Aurorafalter-Puppen (die sind recht gut zu finden) und das wars auch schon. Immer wieder wundere ich mich, wenn ich große Raupengelege von Tagpfauenauge oder Landkärtchen finde, aber im Anschluss keine Puppen. Wie Arnd schon schrieb, liegt das an den ganzen Predatoren. Es gibt allerdings eine Art deren Puppen man doch erstaunlich oft findet, die der Brennnesselzünsler. Einfach nach den charakteristischen Blatttüten suchen und in der Regel liegt dann dort auch eine Puppe drinne.



    Lg Christian

  • Hallo Christian,


    auch Dir Danke. Meine bisherigen Puppenfunde waren meist Tagpfauenauge und Großes Ochsenauge, sonst waren es einzel Funde: Schwalbenschwanz, Segelfalter, Kleiner Fuchs,... und ein paar Kleinfalter-Puppen aus Blatttüten oder Gespinsten. Von den 534 verschiedenen Schmetterlingsarten, die ich inzwischen abgelichtet habe, sind immerhin 21 verschiedene Puppen dabei. Bei über 25 Jahren ist das aber halt doch unter einer pro Jahr. Aber gerade diese Seltenheit macht es dann jedesmal wieder zu einer besonderen Freude.


    LG Ira

  • Wie und wo hast Du die Puppen vom Aurorafalter gefunden? Ich hab im Februar, März stundenlang Knoblauchrauke im Wald abgesucht, hab aber keine gefunden. An dem Ort fliegen im Frühling sehr viele Falter.


    LG David

    Wohl eher wann^^, also ich habe eigentlich immer im August/September ein paar gefunden. Meistens relativ nah am Boden, die Puppen sind ja unverkennbar. Ich weiß nicht ob bis Februar/März schon nicht sehr viele Puppen von Predatoren gefressen worden sind und du deshalb keine mehr findest. Ich habe auch ein Waldstück (ca. 50 Meter) wo sehr viel Knoblauchrauke wächst und ich jedes Jahr Falter, Eier, Raupen und Puppen finde.

  • Drei kleine Tips zum Fund von Puppen hab ich dann doch noch:


    Auf der Suche nach Hornissenschwärmern Sesia apiformis bin ich regelmäßig fündig geworden.
    Am Stammfuss von Hybridpappeln erkennt man leicht die charakteristischen Schlupflöcher der Hornissenschwärmer.
    Meist befinden sie sich auf einer Seite der Stämme. Leicht läßt sich auch erkennen, ob frische Schlupflöcher vom letzten Jahr in der Rinde sind, hier hat man oft Erfolg. Sieht man sich die Schlupflöcher genau an, so erkennt man schnell, wo es sich lohnen könnte, nach den Puppenwiegen zu suchen.
    Ich habe vorsichtig im Mai mit einem scharfen Messer die oberste Schicht der Rinde (und wirklich nur die Oberfläche!) abgeschabt. Mit etwas Glück findet man die direkt unter der Oberfläche liegenden Puppenwiegen der Hornissenschwärmer. Nun kann man die Puppen vorsichtig aus der Rinde schneiden. Die Puppenwiegen liegen im Bereich der abgestorbenen Rinde, meist auf Rindenwülsten, die Bäume werden bei vorsichtiger Entnahme nicht verletzt!


    Ein anderer Tip, um Puppen des Himbeerglasflüglers Pennisetia hylaeiformis zu finden: Man sucht sich einen guten Bestand an Himbeeren. Hier kontrolliert man, ob die zweijährigen, abgestorbenen(!) Stengel wenige Zentimeter über dem Boden ein Schlupfloch haben. Oder man versucht einfach, die alten trockenen Stengel mit einer seitlichen Bewegung abzubrechen. Bei einem Befall mit Himbeerglasflüglern brechen die alten Stengel im Bereich der Frassgänge oder des Schlupfloches sehr leicht ab, unbefallene Stengel brechen schlecht oder mit einem Teil der Wurzel ab. Hat man nun einen Himbeerbestand gefunden, in dem die Raupen leben, so sucht man im Mai, wenn Puppen zu erwarten sind, nach Stengeln des letzten Jahres und versucht wieder, sie abzubrechen. Sie knicken oder brechen dann im Bereich der Puppenwiege und die Puppe kann mit einem Stück Himbeerstengel entnommen werden.


    Und dann gibt es noch eine Puppe, die man sehr leicht finden kann, da sie im Rohrkolben lebt und diesen erst als Falter verläßt, und wirklich nicht zu übersehen ist:
    Die in Rohrkolben fressende Igelkolben-Schilfeule Globia sparganii. Im Juli/August verpuppen sich die Raupen, die im Inneren der Blätter vom Rohrkolben fressen, am oberen Ende ihrer Frassgänge. Den Befall des Rohrkolbens erkennt man daran, dass die Herzblätter (die innersten Blätter) vertrocknet sind. Diese trockenen Blätter sind nicht zu übersehen! Darüber hinaus bildet die Staude keine Blüte, da ja die Triebspitze mit dem Blütenkeim(Rohrkolben) abgefressen wird. Diese Staude schneidet man dann unter Wasser, bzw. möglichst weit unten mit allen Blättern ab und wenn man den Stengel vorsichtig von unter her teilt, findet man schnell den Frassgang der Raupe mit den Kotkrümeln und am oderen Ende dann die Puppe. Voila.


    Es gibt noch etliche Arten, die aufgrund ihrer Lebensumstände gar nicht so schwer zu finden sind, da hilft oft das Studium der Literatur. Arten, bei denen Frassort und Puppenwiege identisch sind, sind am leichtesten zu finden.


    Es versteht sich von selbst, dass man bei der Suche nach diesen Puppen immer auch Vor- und Umsicht walten läßt, einmal um die Pflanzen nicht in Mitleidenschaft zu ziehen und andererseit den Bestand und die Population der jeweiligen Art nicht nachhaltig zu schädigen. Gerade bei solchen Arten, die relativ leicht zu finden sind, sollte immer auch der Schutz des Bestandes im Vordergrund stehen.


    Gruß
    Arnd

  • Hallo Arnd!


    Es versteht sich von selbst, dass man bei der Suche nach diesen Puppen immer auch Vor- und Umsicht walten läßt, einmal um die Pflanzen nicht in Mitleidenschaft zu ziehen und andererseit den Bestand und die Population der jeweiligen Art nicht nachhaltig zu schädigen. Gerade bei solchen Arten, die relativ leicht zu finden sind, sollte immer auch der Schutz des Bestandes im Vordergrund stehen.


    Das versteht sich von selbst!


    Alle drei von Dir genannte Falter habe ich hier - bewußt - noch nicht gesehen. Den zweiten könnte es aber geben, Himbeeren gibt es hier genug. Hybridpappeln und Rohrkolben auf meinem Grund (21ha Wiesen/Weiden und Wald) (und nur da photographiere ich) aber nicht.


    Danke und LG Ira

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