Sammeln von Totfunden geschützter Falter?

  • Moin Heinrich,


    der erste Teil Deiner Frage ist ein wenig unsinnig, denn selbst der vernagelste Naturschützer und Paragraphenreiter wird begreifen, dass Du kaum ein Insekt daran hindern kannst Eier in Deinem Garten zu legen und Du ergo auch nicht verhindern kannst, dass dort geschützte Arten aufwachsen.


    Der zweite Teil hat es da schon eher in sich. Nach dem Buchstaben des Gesetzes kreigst Du Ärger, wenn Du Gifte versprühst und damit geschützte Arten tötest.Aber im Endeffekt darfst Du in Deinem Garten machen was Du willst und es wird Dir keiner ans Zeug flicken, weil Du geschützte Arten getötet hast, denn man kann kaum von Dir als Privatmann verlangen, dass Du vor das Tun eine Untersuchung im Wert von mehreren hundert Euro stellst und man wird, der Rechtsicherheit wegen, eine entsprechende Klage sicherlich ablehnen, weil man sonst auf's Geratewohl pauschal jeden Gartenbesitzer verklagen kann. Irgendwas wird sich schon finden lassen.


    Viele Grüße
    Klaas

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  • Hallo Heinrich,


    wie Klaas schon sagt kann man keinen Schmetterling daran hindern Eier, z.B. ins Möhrenbeet, zu legen. Also gibt es da keinen Einwand.


    Der Clou ist aber, wenn Du die Möhren erntest und das Kraut auf den Kompost wirfst, mitsamt den Raupen, gibts KEINEN Ärger. Wenn Du dann aber diese, dem sicheren Hungertod geweihten, Raupen mit nach Hause nimmst, um sie bis zum Falter zu züchten, machst Du dich wiederum strafbar.


    Laut Gesetz ist es also besser die Raupen verhungern zu lassen, als sie zu Hause groß zu ziehen! Ganz schön paradox das Ganze. :blink:


    Grüße, Heiko

  • hallo,


    ja Rudi, verstehe schon. Gesetz ist Gesetz, trotzdem kann man hier ja lesen wie unvorstellbar paradox diese Gesetze sind. Darum wird es immer Leute geben, die diese Fragen stellen werden. Eigentlich sollte man genau diese Fragen dem zuständigen Ministerium stellen und sie so lange nerven bis die sich was vernünftiges einfallen lassen.


    Klaas vielen dank für deine weisen Worte, von Dir kann man sehr viel lernen. Deine These ist sehr interessant und nachvollziehbar. Ich hatte irgendwie die naive Meinung, das durch das Aussetzen von vielen Schmetterlingen der Bestand gesichert ist.

  • Im Umkehrschluß heißt das aber natürlich auch, daß die Entnahme, sagen wir, einiger Raupen aus der Natur, die Art nicht bedroht, denn ob da jetzt heute 10 Machaons mehr oder weniger herumfliegen, hat keine nachhaltige Auswirkung auf die Population. Paradox ist dann sicher das richtige Wort für diese Gesetze, die wohl von Politikern aber nicht von Naturwissenschaftlern gemacht worden sind.

  • @ Nesrin


    Nichts zu danken. Nicht dafür. Das ist auch keine These, schon gar nicht meine, sondern unter Entomologen ein alter Hut. Es ist durchaus schon versucht worden Populationen auf die Sprünge zu helfen. Dabei hat man eben festgestellt, dass nur die Veränderung eines Biotops dauerhafte Auswirkungen auf die Populationen hat. Dein Gedanke ist aber nur zu gut nachvollziehbar. Du bist bei weitem nicht der erste Mensch, der gehofft hat auf diese Art und Weise positiven Einfluss auf die Natur zu nehmen. Und nun weißt Du, dass Du die viele Zeit der Aufzucht von Schmetterlingsraupen tatsächlich besser auf die Bearbeitung des Biotops verwenden kannst. Aber wie gesagt: nicht blindwütig einfach drauf los arbeiten. Erstmal schauen, was denn überhaupt so los ist in dem Biotop. :winking_face:


    @ Heinrich


    Nö..., ich finde, dass das ganze noch nicht mal paradox ist, sondern völliger Schwachsinn. Die Gesetze zum Artenschutz müssten eigentlich mehr als dringend überarbeitet werden. Arten schützen, ja, aber der Schutzstatus sollte zur Folge haben, dass deren Biotope und Lebensumstände nicht ge- oder zerstört werden dürfen, im Gegensatz dazu das Sammeln aus nicht kommerziellen Gründen erlaubt sein sollte. Naturschutzgebiete darf ich nur auf öffentlichen Wegen betreten. Solange ich mich daran halte, zerstöre ich nichts nachhaltig, sondern entnehme im schlimmsten Fall ein paar Tiere, die nicht auffallen.


    Wenn Du der Natur ein paar Raupen entnimmst, dürfte das gar nicht auffallen, da man davon ausgehen muss, dass ein hoher Prozentsatz der Raupen durch Prädatoren und Parasitoide eh vernichtet worden wäre. Ich habe immer das Beispiel von Kaulquappen im Hinterkopf. Hier heißt die Faustregel, dass von 100 gelegten Frosch- oder Kröteneiern maximal eines die Geschlechtsreife erreicht. Heißt im Umkehrschluss nur, dass ich mich, bei Entnahme von Eiern oder Kaulquappen nur als Prädator betätige und entsprechend der Natur keinen Schaden zufüge, der nicht auch ohne mein Zutun eintreten würde. es wäre also wünschenswert, wenn die sogenannten Naturschützer Kinder durchaus gewähren lassen würden, wenn sie mal Kaulquappen mit nach Hause nehmen um zu sehen wie diese sich entwickeln. Das fördert das Verständnis für die Natur und deren Zusammenhänge, weckt das Interesse an der Natur und hat zur Folge, dass diese Kinder, wenn sie eines Tages Erwachsene sind, lieber das Biotop und seine Kaulquappen dort haben möchten, als den xten Supermarkt samt Parkplatz. Aber das scheinen Zusammenhänge zu sein, die den sogenannten Naturschützern nicht zugänglich zu sein scheinen. sonst würden sie nicht mit den gleichen Methoden von 1960 auch heute noch agieren: schimpfen und verscheuchen.


    Viele Grüße
    Klaas

  • Ich möchte mal ein selbst erfahrenes Beispiel aufführen, eben zu den erwähnten Kaulquappen.


    Vor längerer Zeit hatte ich noch Schlangen und Echsen in meiner Wohnung. Die Terrarien waren in bester Verfassung und die Tiere alle beim Landratsamt angemeldet. In unserem Landkreis war ich als Züchter bekannt. Als ich mit meiner Stieftochter dann mal Kaulquappen fing, um ihr die Entwicklung darzulegen, kam dabei heraus, daß es sich um die relativ seltene Wechselkröte handelt. Nach dem meine Stieftochter nun zwei Kröten als Haustier halten wollte, mußte ich es dem Landratsamt klarlegen, da ich ja meinen Status als Züchter nicht gefährden wollte.


    Ich ging also mit meiner Stieftochter ins Amt und siehe da, ich bekam ohne Weiteres die Genehmigung zwei dieser schönen Tiere zu halten, jedoch nicht zu züchten oder damit Handel zu treiben.


    Nach drei Jahren wollte ich sie in die Natur entlassen und gab das auch wieder dem Amt bekannt. (Das ist Pflicht in Deutschland). Das Amt begutachtete beide Tiere, um eventuelle Krankheiten zu vermeiden, die ich in die Natur bringen könnte. Ich bekam grünes Licht und brachte sie dahin, wo ich sie als Kaulquappe fand. Nur, das Biotop war weg. Bei dem Biotop handelte es sich um eine Lehmgrube, in der ganz früher Lehm abgebaut wurde und die dann jahrelang brach lag. Es entwickelte sich ein wunderbares Biotop.


    Es war aber auch ein schönes Baugebiet und letztendlich wurde hier dann auch gebaut. Meine Kröten fanden also keinen Platz mehr. Ich entließ sie dann in einem ähnlichen Biotop, von dem ich wußte, daß es auch hier Wechselkröten gibt.


    Das Fazit ist einfach, ohne Biotop keine Tiere. In diesem Baugebiet, gibt es schon Tiere, die sich hier ansiedelten, aber eben keine Wechselkröten mehr, da die Umstände für diese Art nicht passen. Andererseits waren im alten Biotop nur verhältnismäßig wenige Kröten, trotz großer Anzahl von Kaulquappen. Viele fielen Feinden zum Opfer, oder starben, weil ihre Pfütze austrocknete. Meine entwendeten Quappen hatte gar keinen Einfluß auf den Bestand im Biotop.


    Ich hatte durch diese Aktion in Erfahrung gebracht, daß es in den Ämtern durchaus vernünftige Leute gibt, die sich aber an Gesetze halten müssen. Es gibt aber eine gewisse "Grauzone", in denen sie sich bewegen können. Es kommt dabei natürlich auf die entsprechende Person an. Ich bekam die Ausnahmegenehmigung für die beiden Kröten nur, weil ich als Züchter bekannt war, meine Tiere so Artgemäß wie nur irgendmöglich hielt und alle Tiere gemeldet waren.


    Ich denke mit Schmetterlingen verhält es sich ähnlich. Wenn man der Person im Amt vernünftig und friedlich die Situation darlegt. Z.B. Raupen, die durch Ernte der Nahrungspflanze verhungern würden, könnte ich mir durchaus vorstellen, daß man eben diese Raupen zum Falter züchten darf. Aber eben nur züchten um sie dann in die Natur zu entlassen.


    Natürlich wäre es egal, die paar Falter zu töten und zu präparieren, da es weder im positiven noch negativen Sinn in der Natur auffallen würde, ob sie da sind oder nicht, aber die Gesetzeslage verbietet eben geschützte Tiere zu töten oder zu verarbeiten. Die Weiterzucht zum Falter bewegt sich aber in eben dieser erwähnten "Grauzone", das töten nicht.


    Das Ganze ist ein wenig komplex und müßte, wie von Klaas schon erwähnt, ordentlich durchdacht und reformiert werden.


    Nette Grüße, Heiko

  • Ach so, um nicht unangenehm aufzufallen: Das ist die Gesetzestheorie. In der Wirklichkeit weiß keiner, was das für Raupen sind, insbesondere kein böser Nachbar und kein Polizist. Bei mir sind, je nach Futterpflanze, alles immer Kohl- oder Baumweißlinge, und die (bei letzteren ein Irrsinn!) sind ja nicht geschützt.


    Auch MÜSSEN Ordnungswidrigkeiten nur nach "pflichtgemäßem Ermessen" verfolgt werden. Legt man also einer Naturschutzbehörde den Grund "Rettung" nahe, wird kaum ein Beamter nach den Buchstaben des Gesetzes verfahren wollen.


    Nach diesen Buchstaben aber dürften Sie selbst die totgespritzten Raupen (und ja, man darf sie im Rahmen seines Wirtschaftens totspritzen) nicht an sich nehmen.


    Noch eine Anmerkung: Ich nehme manchmal Raupen aus dem eigenen Garten in "Schutzhaft", damit eben nicht alle gefressen oder angestochen werden. Aus einem Gelege (zuletzt Schwammspinner :smiling_face: - in Berlin schon eine Seltenheit) erziele ich dadurch ´zig Elternpaare statt nur eins, das im Rahmen des ökologischen Gleichgewichts durchschnittlich übrig bliebe oder ein Weibchen, dass zur Eiablage gelangt.
    In Einzelfällen kann man auf diese Weise wohl etwas für den Arterhalt tun, obwohl der Biotopschutz natürlich wichtiger ist.
    Je größer die Nachkommenschaft ist, desto mehr Mutanten überleben ja auch, die eher euryöke Ansprüche haben könnten, also z.B. als Trauermantel nicht nur an vierjährige Waldrandbirken legen, sondern auch an Alt- oder Alleebäume, wie in den letzten Jahren beobachtet.

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