Garten für Insekten anlegen

  • Hallo,

    folgende Frage, was haltet ihr von dem Satz:

    Lieber viele Pflanzen einer Art als von vielen verschiedenen Arten einzelne Pflanzen.

    Ich habe einen recht kleinen Garten, und wenn ich nur wenige Pflanzenarten im Garten habe kann ich schlecht von März bis Oktober Insekten Nahrung anbieten. Außerdem sieht Vielfalt ja oft, zumindest für das menschliche Auge, besser aus.

    Gelesen habe ich irgendwo mal, entschuldigt das ich die Quelle nicht nennen kann, das sich z.b. Hummeln gern an bestimmte Pflanzen gewöhnen und sich etwas schwer tun bei einem Sammelsurium an Pflanzen jedes mal eine andere Art anzufliegen. Ist das im Endeffekt bei allen Insekten so?


    Viele Grüße

    Jens

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    • Offizieller Beitrag

    folgende Frage, was haltet ihr von dem Satz: Lieber viele Pflanzen einer Art als von vielen verschiedenen Arten einzelne Pflanzen.

    Gar nichts. Das ist bisschen vom Kontext abhängig, aber so allgemeingültig eindeutig falsch. Ich glaube ich brauch das nichtmal lange zu argumentieren. Angenfangen davon, dass es unzählige Arten von Wildbienen gäbe die nicht alle gleiche Ansprüche haben, eventuell bestimmte Blüten lieber besuchen als andere. Kleine Arten gehen z.B. eher an kleinere Blüten, manche Arten sogar nur an bestimmte Pflanzen. Lamiaceae sind oft sehr an bestimmte Bestäubergruppen angepasst. Da gibt es viele die Bestäubungsmechanismen haben die nur von relativ kräftigen Hummeln aufgedrückt werden können. Man könnte das jetzt beliebig erweitern. Gleiches gilt natürlich für Schmetterlinge und Nahrungspflanzen-Beziehungen und eigentlich alle Insekten. Dazu kommt, dass eine Pflanzen-Art ja in der Regel in einem kleinen jahreszeitlichen Fenster blüht. Dann hast du für 2-3 Wochen Insekten im Garten, dann ist alles verblüht und die müssen sich woanders umsehen. Mit vielen Arten blüht immer irgendwas. Es gibt Arten die schon vor dem Laubaustrieb blühen und welche die noch bis in den Herbst hinein blühen. So ist Nahrungsangebot das ganze Jahr über vorhanden. Bienen sind sehr anpassungsfähig und abgesehen von den Arten die auf bestimmte Pflanzen angewiesen sind, lernen die schnell unterschiedliche Futterquellen zu nutzen. Monokultur ist wie wir aus der Landwirtschaft lernen fast nie für irgendwas gut.


    Grüße Dennis

  • Hi Dennis,

    ich hab zwar keine fundierten botanischen Kenntnisse sondern nur das was ich mir selbst angeeignet habe aber ich denke deine Sichtweise ist einleuchtend. Ich habe z.b. beobachtet das der Zitronenfalter eine Vorliebe für Lychnis coronaria hat, das Landkärtchen saugte gerne auf Pimpinella saxifraga. Seit ich Stachys byzantina gepflanzt habe konnte ich die Wollbiene beobachten und das bei nur einem Exemplar. Also warum nicht für Vielfalt sorgen, auch wenn man vielleicht nur ein oder zwei Pflanzen einer Art aufgrund von Platzmangel anbieten kann. Ich finde es auch einfach spannend zu sehen mit welchen Pflanzen bestimmte Arten Einzug in den Garten halten.


    Viele Grüße Jens

    • Offizieller Beitrag

    Meine botanischen Kenntnisse sind sicher auch bei weitem nicht gut, aber das ist auch mehr eine Sache der Ökologie. Es gibt da ein bisschen Forschung zu wie die komplementären aber auch redundanten Ökosystemfunktionen, die verschiedene Arten ausüben, dazu beitragen Ökosysteme stabil zu halten. Das ist unter anderem das was man sich durch den Biodiversitätsverlust kaputt macht und damit natürlich im Endefffekt besagte Ökosystemfunktionen oder "-dienstleistungen" ausfallen. Wen es interessiert der kann z.B. das hier dazu lesen: Blüthgen & Klein, 2011: Functional complementarity and specialisation: The role of biodiversity in plant–pollinator interactions


    Man unterschätzt auch wie gut die Besiedelungsfähigkeit vieler Arten ist. Ich hab zum Beispiel gerade ein paar Raupen von Pieris manii an einer winzigen Iberis Pflanze auf dem Balkon. Ich hatte auch schon Mythimna l-album Raupen in einem Topf mit Brachypodium. Also solche "Mikrohabitate" werden durchaus dankbar angenommen. Wenn man weiß was bei einem so vorkommt kann man das auch mit wenigen Pflanzen gezielt fördern. Wenn du vielleicht eine geeignete nicht zu sonnige Ecke hast kannst du den Zitronenfaltern zum Beispiel einen Faulbaum pflanzen. Besagte Iberis dürfte in Süd- und Mitteldeutschland von P. manii eigentlich auch überall angenommen werden. Wie du sagst ist es durchaus erfreulich und manchmal erstaunlich was sich an den paar Pflanzen plötzlich so entwickelt. Je mehr man hat, desto eher wird man überrascht. Ich bin überzeugt, dass Gärten als Trittsteinhabitate mittlerweile eine wichtige Rolle im Erhalt der Biodiversität spielen.


    Grüße Dennis

  • Wenn du vielleicht eine geeignete nicht zu sonnige Ecke hast kannst du den Zitronenfaltern zum Beispiel einen Faulbaum pflanzen.

    Ich habe Rhamnus frangula in einen etwas größeren Topf gepflanzt, aber scheinbar passt da irgendetwas nicht weil der noch gar nicht angerührt wurde. Zitronenfalter und Faulbaumbläulinge konnte ich schon einige beobachten aber Raupen habe ich noch keine gefunden. Vielleicht sind die etwas wählerischer bei der Eiablage?

    Die Brennessel im Topf wurde schon zur Eiablage genutzt, denke es war ein Admiral, leider haben sich da recht viele Blattläuse angesiedelt und somit auch Ameisen, mehr brauch ich glaube ich nicht erwähnen.

  • Hi Peter,

    da hab ich schon des öfteren mal gestöbert.


    Heute hab ich an meinen noch recht kleinen Rumex acetosella die ich in einen Topf ausgesät habe, den hier entdeckt. Ich weiß nicht ob es ein Weibchen oder Männchen war aber er ist immer wieder gekommen, hat sich dort gesonnt und ist durch die Pflanzen gekrabbelt. Es ist halt wirklich schön zu sehen, das wenn man sich ein wenig über Futterpflanzen informiert, auch die Falter in gewissem Maße erscheinen.

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