Eichen (Quercus)
Die Eichenarten machen allem Anschein nach oft große Schwierigkeiten, was sich in verbreitet ungenauen Angaben wie „an Eichen“ oder Quercus spp. ausdrückt. Ich finde regelmäßig mehr dieser ungenauen Angaben als konkrete Artangaben. Das ist ungünstig, weil diese Gattung in Mitteleuropa mit die meisten (Schmetterlings-) Arten beherbergt. Es gibt in Deutschland bloß zwei Arten die man berücksichtigen muss: Die Stieleiche (Quercus robur) und die Traubeneiche (Quercus petraea). Technisch gesehen gibt es drei heimische und noch ein paar angepflanzte Eichenarten aus Amerika, aber die dritte (Quercus pubescens) ist (momentan noch) nur am Kaiserstuhl ein Problem und die angepflanzten sind sehr auffällig anders (spitze Blattlappen).
Die beiden Arten sehen zwar auf den ersten Blick extrem ähnlich aus, aber wenn man die Merkmale kennt, sind sie relativ einfach zu unterscheiden und das eigentlich ganzjährig. Die Früchte sind sehr eindeutig und daher haben die Arten auch ihren deutschen Namen. Die Stieleiche hat eben einzeln gestielte Früchte, während die Traubeneiche traubig angeordnete, ungestielte Früchte hat. Die Früchte findet man aber relativ selten, von daher sind die nicht so geeignet. Blätter findet man dagegen eigentlich immer. Quercus robur hat ein kurz gestieltes Blatt (manchmal so kurz, dass es fast keinen Blattstiel gibt), während Quercus petraea ein lang (mehrere cm) gestieltes Blatt hat. Die Blätter sind außerdem bei Q. robur oft tiefer gelappt, an der Basis verjüngt und die Blattlappen sind sehr asymmetrisch. Oft steht dem Blattlappen der einen Seite kein anderer gegenüber oder das ganze Blatt ist auf einer Seite der Spreite größer. Die größten Blattlappen befinden sich kurz unterhalb der Spitze. Die Blätter von Q. petraea wirken dagegen symmetrisch und feiner gelappt. Die größten Blattlappen befinden sich in der Mitte des Blatts. Die Blätter sind, wenn nicht am Baum, im Winter immer auch unter dem Baum zu finden, da sie sich schlecht zersetzen. Eichen haben aber meistens auch im Winter noch ein paar trockene Blätter am Zweig. Sollte das nicht der Fall sein, sind die Knospen von Q. robur meistens abgerundeter und ziegelrot bis rötlich-braun. Die von Q. petraea sind spitzer, manchmal flaumig behaart und oft fahl gelblich-braun. Es kommen bei Q. petraea aber auch rötliche, kahle Knospen vor. Diese sind aber meist trotzdem deutlich länglicher und spitz. Leider neigen die Arten zur Hybridisierung und sind außerdem generell extrem variabel. Ein fließender Übergang findet sich also zwischen manchen Merkmalen. Trotzdem lassen sich die Merkmale (vor allem der Blätter) in 99 % der Fälle gut zuordnen.
Quercus petraea
Quercus robur
Was die Verbreitung angeht, ist Q. robur etwas feuchteliebender, staunässeertragend und kälteresistenter. Quercus petraea ist etwas wärmeliebender und trockenheitsresistenter. Daher ist Q. petraea im norddeutschen Tiefland deutlich seltener und kommt im Alpenvorland und in den Hochlagen der Mittelgebirge fast gar nicht vor. An (häufig) staunassen Standorten z.B. in Auen ist fast immer Q. robur dominant während Q. petraea an felsigen Trockenhängen dominieren kann.