Beiträge von bellargus

    Eichen (Quercus)


    Die Eichenarten machen allem Anschein nach oft große Schwierigkeiten, was sich in verbreitet ungenauen Angaben wie „an Eichen“ oder Quercus spp. ausdrückt. Ich finde regelmäßig mehr dieser ungenauen Angaben als konkrete Artangaben. Das ist ungünstig, weil diese Gattung in Mitteleuropa mit die meisten (Schmetterlings-) Arten beherbergt. Es gibt in Deutschland bloß zwei Arten die man berücksichtigen muss: Die Stieleiche (Quercus robur) und die Traubeneiche (Quercus petraea). Technisch gesehen gibt es drei heimische und noch ein paar angepflanzte Eichenarten aus Amerika, aber die dritte (Quercus pubescens) ist (momentan noch) nur am Kaiserstuhl ein Problem und die angepflanzten sind sehr auffällig anders (spitze Blattlappen).


    Die beiden Arten sehen zwar auf den ersten Blick extrem ähnlich aus, aber wenn man die Merkmale kennt, sind sie relativ einfach zu unterscheiden und das eigentlich ganzjährig. Die Früchte sind sehr eindeutig und daher haben die Arten auch ihren deutschen Namen. Die Stieleiche hat eben einzeln gestielte Früchte, während die Traubeneiche traubig angeordnete, ungestielte Früchte hat. Die Früchte findet man aber relativ selten, von daher sind die nicht so geeignet. Blätter findet man dagegen eigentlich immer. Quercus robur hat ein kurz gestieltes Blatt (manchmal so kurz, dass es fast keinen Blattstiel gibt), während Quercus petraea ein lang (mehrere cm) gestieltes Blatt hat. Die Blätter sind außerdem bei Q. robur oft tiefer gelappt, an der Basis verjüngt und die Blattlappen sind sehr asymmetrisch. Oft steht dem Blattlappen der einen Seite kein anderer gegenüber oder das ganze Blatt ist auf einer Seite der Spreite größer. Die größten Blattlappen befinden sich kurz unterhalb der Spitze. Die Blätter von Q. petraea wirken dagegen symmetrisch und feiner gelappt. Die größten Blattlappen befinden sich in der Mitte des Blatts. Die Blätter sind, wenn nicht am Baum, im Winter immer auch unter dem Baum zu finden, da sie sich schlecht zersetzen. Eichen haben aber meistens auch im Winter noch ein paar trockene Blätter am Zweig. Sollte das nicht der Fall sein, sind die Knospen von Q. robur meistens abgerundeter und ziegelrot bis rötlich-braun. Die von Q. petraea sind spitzer, manchmal flaumig behaart und oft fahl gelblich-braun. Es kommen bei Q. petraea aber auch rötliche, kahle Knospen vor. Diese sind aber meist trotzdem deutlich länglicher und spitz. Leider neigen die Arten zur Hybridisierung und sind außerdem generell extrem variabel. Ein fließender Übergang findet sich also zwischen manchen Merkmalen. Trotzdem lassen sich die Merkmale (vor allem der Blätter) in 99 % der Fälle gut zuordnen.




    Quercus petraea

    Quercus robur


    Was die Verbreitung angeht, ist Q. robur etwas feuchteliebender, staunässeertragend und kälteresistenter. Quercus petraea ist etwas wärmeliebender und trockenheitsresistenter. Daher ist Q. petraea im norddeutschen Tiefland deutlich seltener und kommt im Alpenvorland und in den Hochlagen der Mittelgebirge fast gar nicht vor. An (häufig) staunassen Standorten z.B. in Auen ist fast immer Q. robur dominant während Q. petraea an felsigen Trockenhängen dominieren kann.

    So, wie immer hat das alles länger gedauert als gedacht, aber ich bin mal dazu gekommen Informationen zu den Weiden zu sortieren. Da es ja durchaus Interesse daran zu geben schien etwas mehr über die Bestimmung von Pflanzen zu lernen, werde ich an dieser Stelle immer mal ein paar Gruppen vorstellen. Das wird wahrscheinlich eher unregelmäßig erfolgen und keinem speziellen Muster folgen. Ich picke mir einfach mal Gruppen raus von denen ich sehe dass sie oft nicht bis zur Art bestimmt werden, wo die Bestimmung aber im Feld relativ leicht möglich ist und die häufig von Schmetterlingsarten genutzte Pflanzen sind. Zeichnungen liefere ich teilweise noch nach, wenn die Blätter ausgereift sind und ich wieder Ansichtsexemplare sammeln kann. Da man die Unterschiede aber selbst gesehen haben muss und es auch einige Wiederholung erfordert um die Merkmale überhaupt zu sehen und zu verstehen sei aber nochmal an gute Bildersammlungen und Bestimmungsschlüssel verwiesen (z.B. www.blumeninschwaben.de) und der Aufruf gestartet selbst rauszugehen und sich an einigen Pflanzen zu versuchen. Falls einige botanische Begriffe nicht geläufig sind gerne nachfragen oder vieles lässt sich schnell im Internet finden (z.B. eine relativ ausführliche Liste zu Blattmerkmalen auf Wikipedia). Die Definitionen sind allerdings nicht immer ganz einheitlich.


    Kritik, Anregungen, Vorschläge, Wünsche zu Artengruppen die abgehandelt werden sollen oder Diskussionsbedarf würde ich bitten in den anderen Thread auszulagern, damit das hier nicht so unübersichtlich wird. Beteiligung ist ausdrücklich erwünscht, mir macht es auch mehr Spaß zu diskutieren als einen Monolog zu halten.


    Grüße Dennis

    Dass die Moderation es aber nicht zulässt, einem User zu widersprechen und das zu begründen

    Doch eben genau das lässt die Moderation zu und fördert es ausdrücklich. Hat Toni doch ziemlich klargemacht. Was die Moderation nicht zulässt sind abdriftende Kommentare die keinen Themenbezug erkennen lassen. Von daher in einem verzweifelten Versuch das wieder zurück zu einer normalen Diskussion zu lenken:

    Wenn man seinen Zuchtstamm mit solchen Tieren aufbaut kann es meinetwegen durchaus häufiger werden..aber dass der Ursprung Inzucht ist- da fehlt halt der Beweis

    Würde ich ähnlich sehen. Es wird immer schnell mit dem Grund "Inzucht" um sich geworfen, was im Prinzip so gut ist wie zu sagen: Keine Ahnung wo das herkommt. Bei manchen Dingen kann man schon ein wenig die Vermutung aufstellen, wenn sich bestimmte Phänomene mit steigender Generationenzahl häufen, aber gerade bei so einem singulären Phänomen wie "einem Falter fehlen Schuppen" halte ich das für gewagt. Mal abgesehen davon ist es sehr schwierig genetische "Defekte" die nunmal ab und an auftreten, von Inzuchterscheinungen zu trennen. Überhaupt ist es kaum möglich auf genetische Ursachen zu schließen ohne, wer hätte es gedacht, genetische Analysen durchzuführen. Man müsste sich die Allelverteilung von bestimmten Genorten ansehen und diese zur Freilandpopulation vergleichen, um das plausibel erscheinen zu lassen. Es ist keineswegs so einfach zu sagen "das habe ich in Freilandpopulationen nicht beobachtet". Diese Populationen sind groß und solche Ereignisse selten. Insofern ist es auch nicht einfach sie in Freilandpopulationen zu beobachten.

    Are the most successful

    and numerous animals on the planet so susceptible to genetic crowding?

    Ich bleibe jetzt mal beim Deutsch, weil alle anderen das auch getan haben. Ja, durchaus. Inzucht ist auch ein Phänomen was irgendwie immer negativ und mit der Zucht von Individuen in Verbindung gebracht wird, aber Inzucht tritt auch in der Natur auf, wenn Populationen sehr klein werden. Natürlich sind in diesem Fall eine Vielzahl von Faktoren riskant für eine Art, aber die Abnahme der genetischen Diversität ist durchaus ein wichtiger Faktor, der denke ich eine unterschätzte Rolle im Aussterben von Arten spielt. Interessanterweisesind gerade weit verbreitete Arten anfällig für Inzucht (obwohl das unintuitiv ist), weil deren genetische Diversität durch Gründereffekte geringer ist und außerdem schädliche Allelkombinationen seltener aufeinandertreffen, der Selektionsdruck auf diese Allele somit gering ist.


    Grüße Dennis

    Sieht mir nach einer Hoplodrina-Art aus (man beachte die dicken, umgebogenen Borsten), vermutlich H. octogenaria, aber das ist im eingerollten Zustand und mit einem Foto wo die Raupe so klein drauf ist schwer zu sagen.


    Grüße Dennis

    Andrés Vermutung ist ziemlich sicher richtig. Diese weiß/orangen Schrägstreifen, die durch die Behaarung schimmern hat so keine andere Arctiinae. Die Haare selbst variieren von eher fahl-gelblich bis kräftig orangerot. Typisch ist allerdings die farbliche Zweiteilung mit farbigen Haaren auf der Oberseite und helleren bis rein weißen Haaren an der Seite.


    Grüße Dennis


    P.S.: Die Raupen fressen auch sehr gerne Schlehe oder Fabaceae wie Onobrychis

    Nur falls daran noch irgendwelche Zweifel bestehen sollten: Das ist in der Tat eine Raupe von Noctua fimbriata (Schreber, 1759), Synonym: Phalaena fimbria (Linnaeus, 1767).


    Grüße Dennis

    Und mehr als das kann man auch nicht mehr erkennen. Mit viel Fantasie eine Noctuine, vielleicht Xestia c-nigrum, aber das ist wirklich mehr geraten als bestimmt.


    Grüße Dennis

    Das ist definitiv schonmal eine Melitaea-Art, kein Perlmuttfalter (Argynnis, Speyeria, Fabriciana, Brenthis, Boloria, etc.). Melitaea phoebe würde ich ausschließen, dafür sieht der ziemlich klein aus, aber es ist nicht vorteilhaft bei so einer schwierigen Gruppe wie Melitaea kein Foto von der Unterseite zu machen, vor allem in der Alpenregion und dann auch noch in Tirol, wo die Kontaktzone von M. athalia und M. celadussa liegt... ich halte es für einigermaßen unmöglich das Tier so eindeutig zu bestimmen, aber da werden unsere Österreicher sicher noch was dazu zu sagen haben.


    Grüße Dennis

    Indeed, the luggage and freight compartments of most passenger airplanes and also freighters are pressurized like the cabin, since they do often carry animals and on freighters personell has to perform safety checks. However, they are usually kept colder, which should be within survivable temperatures for most eggs regardless. So they should be fine wherever you put them, but the hand luggage is surely the safest option.


    Greetings Dennis

    Die Größe ist an Fotos ja schlecht abzuschätzen, aber das sieht riesig aus. Von der Größe, Farbe und Rundheit sieht das aus wie eine Airsoft-Kugel :grinning_face_with_smiling_eyes: . Alternativ vielleicht ein Pilz, aber ein Ei ist es ziemlich sicher nicht.


    Grüße Dennis

    mal eine Frage: Wie kommt man als Normalsterblicher zu so einer Entnahmegenehmigung besonders und streng geschützter Tiere?

    Es gibt da leider keine universal gültige Antwort drauf. Wir leben ja nunmal im Föderalismus und zusätzlich ist "überwiegendes öffentliches Interesse" vage und weit auslegbar. Daher hängt das, wie ich schon habe durchblicken lassen, nicht unerheblich von der Behörde und dem Sachbearbeiter ab. Für meine Begriffe steht im Gesetzestext nicht, dass man Wissenschaftler sein muss oder einer Institution angehören muss um eine Ausnahmegenehmigung gewährt zu bekommen, praktisch erleichtert es das sicher, ist aber keine Voraussetzung. Du kannst einfach versuchen die zuständige Behörde anzuschreiben und dein Anliegen zu schildern. In der Regel ist das die Obere Naturschutzbehörde, es gibt aber glaube ich auch Bundesländer die gar keine ONB haben oder die Zuständigkeit an die UNBs abgegeben haben. Im Zweifelsfall würde ich erstmal die UNB des Landkreises anschreiben, falls die sich nicht zuständig fühlen werden die dich schon weiterreichen. Die UNBs sind erfahrungsgemäß auch etwas umgänglicher. Ich würde in die Begründung reinschreiben dass für die Bestimmung von vielen Raupen die Entnahme und Zucht notwendig ist und diese nach erfolgter Bestimmung wieder am Entnahmeort freigelassen werden. Zusätzlich würde ich anbieten deine gesammelten Daten der Behörde zur Verfügung zu stellen oder zusätzlich öffentlich zugänglich zu machen (in einem der Meldeportale oder sonstigen Plattformen der Bundesländer oder Entomologischen Vereinigungen). Das sollte damit eigentlich auch dem Zweck des überwiegenden öffentlichen Interesses dienen. Wie gesagt eine Garantie dafür dass das klappt gibt es nicht, die Behörde wird dann darlegen was sie dazu zu sagen hat und begründen warum sie was macht oder nicht macht. In einigen Bundesländern gibt es auch die Möglichkeit über bestimmte entomologische Vereinigungen an Sammelgenehmigungen zu kommen (Hessen und soweit ich weiß NRW und Bayern). Das muss leider jeder selber rausfinden weil ich nicht für alle Bundesländer auf dem Laufenden bin.


    Grüße Dennis

    Es ist schon erlaubt die zu entnehmen und wenn man das Formular ausfüllt mit allen Daten dann ist auch der Verkauf gestattet und da braucht man keine extra Genehmigung da reicht die für Erlaubnis der Naturentnahme

    Nein, das ist definitiv ganz und gar nicht so. Was Heiko sagt stimmt schon. Die Entnahme von nach dem BNatSchG besonders und streng geschützten Arten ist in Deutschland generell verboten und Bedarf der Genehmigung der zuständigen Oberen Naturschutzbehörde. Die Herkunftsnachweise sind lediglich dazu da nachzuweisen, dass die Tiere eben nicht illegal in Deutschland entnommen wurden, sondern aus einen Drittstaat stammen in dem die Entnahme legal ist. Ich schätze für so ziemlich alle größeren Wirbeltiere bräuchtest du dafür eigentlich auch amtliche Dokumente und Einfuhrpapiere. Bei Insekten ist glaube ich einfach jeder zu faul das so strikt zu handhaben und im Gesetz steht auch nicht wirklich explizit drin wie dieser Fall zu handhaben ist. Diese Herkunftsnachweise sind auch eine reine Selbstauskunft, von daher natürlich nicht überprüfbar. Jeder kann da ja reinschreiben was er will. Hat aber das BfN so für ausreichend befunden und wäre auch für alle Beteiligten schlecht das strikter zu regeln. Für die Entnahme in Deutschland wäre eine Ausnahmegenehmigung notwendig, die praktisch nur aus Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesse gewährt wird, was auch immer das ist. In der Praxis sind das nur Lehr- und Forschungszwecke und selbst da muss man sich schon sehr argumentativ ins Zeug legen und einen wohlwollenden Sachbearbeiter erwischen. Was die Vermarktung angeht weiß ich nicht wie man begründen will, dass dafür eine Genehmigung ausgestellt werden sollte und ich denke auch nicht dass das je jemand geschafft hat.


    Grüße Dennis

    wenn ich wieder f0 haben will und ich eine Naturentnahme aus Deutschland oder auch auf einem anderen Weg erworbene Raupen aus Deutschland mit denen die Ursprünglich aus Makkedonien sind verpaare, soll ich dann beide Länder als Herkunft schrieben?

    Ja, dann sollte man beide Länder aufschreiben. Spätestens nach dem zweiten Einkreuzen kann man denke ich nur noch ein Land aufführen. Dazu gibt es aber keine Regel und wenn man ehrlich ist interessiert das in der Behörde keinen mehr ob das jetzt 25% Land A und 75% Land B ist, solange die Entnahme in beiden Ländern legal war. Die Gesetze sind relativ schwarz-weiß und in der Welt gibt es halt grau, also wird man immer Grenzfälle finden in denen irgendwas ganz spitzfindig betrachtet nicht legal ist, aber es defacto keiner verfolgen wird.


    In Deutschland darfst du die Tiere aber sowieso nicht entnehmen. Das ist ja der ganze Sinn der Herkunftszertifikate. Sicherzustellen dass die eben nicht aus Deutschland stammen.

    Du kannst natürlich "Nachzucht aus Deutschland" hinschreiben

    Dazuschreiben kann man das, aber nicht als Herkunft angeben. Wo die Tiere gezüchtet wurden spielt weder für die Gesetzgebung, noch für die Wissenschaft irgendeine Rolle.


    Grüße Dennis

    Alles klar, ja wie gesagt das könnte man im Prinzip auch nehmen. Der Gesetzgeber schweigt sich eh ein bisschen darüber aus, wie genau das mit den Selbstauskünften zu funktionieren hat. Du kannst aber natürlich auch ein neues schreiben. Wichtig ist nur dass du als Herkunft den Ort der Entnahme angibst und nicht deinen Wohnort (ja klingt banal, machen Leute aber oft genug falsch dass ich es lieber nochmal sage).


    Grüße Dennis

    Das sieht ziemlich stark nach einer kleinen Raupe von Cydalima perspectalis aus. Auf jeden Fall lässt das Nackenschild irgendwas in die Richtung Crambidae/Pyralidae vermuten. Da gibt es aber eine Menge Arten, die Raupen sind schwer zu bestimmen und schon gar nicht noch so klein und nur am Foto. Insofern ist das mehr ins Blaue geraten, weil Cydalima perspectalis in Städten recht häufig ist und glaube ich auch so gut wie das ganze Jahr über anzutreffen ist. Im März ist sonst denke ich noch nicht so viel unterwegs.


    Grüße Dennis

    Ich habe mir nun über die Actias Börse 10 Puppen vom Schwalbenschwanz (Papilio Machaon) bestellt

    Nebenbemerkung: Aus deinem Beitrag ging nicht ganz hervor, ob du damit implizierst, dass du vom Verkäufer keinen Herkunftsnachweis bekommen hast. Der Verkäufer muss jedem Käufer einen Herkunftsnachweis ausstellen, ansonsten kann dieser nicht nachweisen, dass er die Tiere legal in Besitz hat. Also immer nachhaken wenn man keins mitbekommen hat. Dann kann man nämlich genausogut eine Kopie vom vorhandenen Nachweis weitergeben und evtl. die Generationenzahl und die Züchter weiterführen.

    Grüße Dennis

    Also erstens "die da machen ja auch" ist kein Argument. Dadurch wird die Sache an sich nicht richtiger. Zweitens war die Frage nicht, ob nicht-heimische Pflanzen per se eine Gefahr sind und nicht gepflanzt werden sollten, sondern nach einer insektenfreundlichen Pflanze. Sprich es ging gezielt darum eine Pflanze zu finden die förderlich für die Insektenvielfalt ist. Ich habe oben ausgeführt warum nicht-heimische Arten das in aller Regel nicht sind. Das liegt nunmal daran, dass heimische Tiere an die heimischen Pflanzen angepasst sind und sich nicht so schnell an Pflanzen anpassen können mit denen sie erst seit sehr kurzer Zeit in Kontakt gekommen sind. Das ist eine relativ gut belegte Tatsache.


    Es ist nicht per se schlimm nicht-heimische Pflanzen zu pflanzen, aber der Platz im Garten ist ja begrenzt und jede Pflanze die man pflanzt welche für die Insektendiversität etwa so gut ist wie ein Kiesgarten, ist halt irgendwie auch nicht förderlich. Wenn man das unbedingt möchte weil man solche Pflanzen schön findet okay, aber wenn es Leute gibt die gerne was für die heimische Diversität tun wollen, muss man ja wohl die Realität benennen. Weiß ich ob jetzt speziell Lonicera sempervirens schlechter abschneidet als heimische Lonicera-Arten? Nein. Gibt es dazu Studien? Vermutlich auch nicht. Suggerieren die meisten Studien die man dazu hat dass das wahrscheinlich der Fall ist? Ja.


    Warum nicht-heimische Pflanzen an sich keine gute Idee sind habe ich oben schon ausgeführt, das möchte ich eigentlich nicht nochmal wiederholen. Selbst wenn man davon ausgeht dass nicht-heimische Pflanzen ohne Probleme angepflanzt werden können sind heimische Arten nach wie vor besser.


    Parthenocissus ist wie gesagt eben nicht einheimisch und ja die neigen auch zur Verwilderung. Bis jetzt sind die aber nicht als invasiv eingestuft und das obwohl die Arten schon seit einigen Jahrhunderten hier angepflanzt werden. Nur in der Schweiz ist Parthenocissus quinquefolia als invasiv eingestuft, weil die da wohl im Wallis ein Problem an Trockenmauern sind. Man bemerke dass verwildert und invasiv nicht dasselbe ist! Mag sein, dass sich das mit dem wärmeren Klima nochmal ändert und toll finde ich es auch nicht. In Städten sind diese Arten aber für die Fassadenbegrünung teilweise ziemlich alternativlos und Fassadenbegrünung ist schon etwas das man eigentlich haben will. Da muss man halt auch ein wenig ab und zu geben. Hedera helix überwuchert mit der richtigen Pflege nicht alles und die Frage ist ja auch wie gesagt wo man es pflanzt. Dass es die Fassade überwuchert ist ja nun auch das Ziel der Sache... was soll denn da sonst anderes wachsen was erstickt werden könnte?


    Grüße Dennis

    Ich würde mich mal weit aus dem Fenster lehnen und sagen diese Raupe war ursprünglich nicht schwarz. Das ist ein Nebeneffekt dessen dass sie tot ist. Was genau dazu führt kann ich nicht sagen. Jedenfalls wird man die Art so nicht mehr bestimmen können. War zumindest mal eine Noctuidae.


    Grüße Dennis

    Nur weil es eine amerikanische Art ist ?

    Ja, hab ich auch Vorbehalte muss ich sagen. Generell sind Pflanzenarten die hier nicht heimisch sind nicht förderlich für die lokalen Ökosysteme. Was das Nektarangebot angeht sind die meistens noch relativ indifferent und vergleichbar mit heimischen Arten, das Spektrum an Herbivoren ist aber praktisch immer deutlich eingeschränkt. Das ist unterschiedlich stark ausgeprägt. Bei Arten wo zumindest die Gattung hier heimisch ist gibt es oft noch Arten die solche fremden Pflanzenarten nutzen können, bei sehr taxonomisch isolierten Exoten können die wenigsten Arten diese nutzen. Das kann dann bis auf faktisch null gehen. Selbst bei verwandten Arten werden diese aber meist deutlich seltener genutzt. Die Stieleiche (Quercus robur) ist z.B. eine der Pflanzenarten mit den meisten assoziierten Herbivoren in Mitteleuropa, während die Amerikanische Roteiche (Quercus rubra) hier nur einem winzigen Bruchteil dieser Arten regelmäßig als Nahrung dienen kann. Hier ist zum Beispiel ein review was zu dem Schluss kommt, dass nicht-heimische Pflanzen sehr wahrscheinlich einen Anteil am Insektenrückgang haben (leider hinter einer paywall). Abgesehen davon ist bei solchen Arten natürlich immer das Risiko dass sie invasiv werden. Das sind zwar nur extrem wenige Arten und man kann ein bisschen anhand der Eigenschaften vorhersehen ob das der Fall sein könnte oder nicht, aber letztlich weiß man nie genau welche Art dann zum Problem wird. Letzter Punkt wäre der, dass man mit heimischen Pflanzen auch was für die Populationen dieser heimischen Arten tut (vorrausgesetzt man verwendet keine völlig verzüchteten Sorten). Viele früher verbreiteten Arten sind nämlich in der sehr verarmten Agrarlandschaft auch selten geworden.


    Zur eigentlichen Frage: Die Mitteleuropäische Flora hat nur sehr wenige Kletterpflanzen. Darunter das angesprochene Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum), der Efeu (Hedera helix), die Waldrebe (Clematis vitalba), der Wein (Vitis vinifera) und der Hopfen (Humulus lupulus). Eigentlich alle sind gut als Nektar- und Nahrungspflanzen (der Hopfen vielleicht eher etwas weniger). Was davon Sinn macht hängt ein bisschen von den Standortbedingungen ab und ob du eine Rankhilfe verwenden willst oder die Pflanze selbst klettern soll. Efeu sollte man nicht unbedingt an Fassaden mit größeren Rissen oder Ritzen haben, weil der gerne da rein wächst und die Fassade beschädigen kann. Clematis kann auch ziemlich ausufern und ist glaube ich schwer wieder weg zu bekommen. Hopfen braucht es feucht und eher schattig, was ein Vorteil für Nordfassaden ist. Es gibt auch noch ein paar krautige Kletterpflanzen (z.B. Fallopia, Convolvulus), die sind aber teils einjährig und ich weiß nicht wie gut die so eine Fassade begrünen können. Hat glaube ich noch keiner wirklich probiert, aber vielleicht auch aus gutem Grund...


    Dann gibt es noch die Parthenocissus-Arten die so ein bisschen zwischen den Stühlen stehen. Eigentlich sind das auch amerikanische und ostasiatische Arten, aber die werden hier schon so lange ohne Probleme für die Fassadenbegrünung genutzt, dass ich gewillt bin auch ein gutes Wort dafür einzulegen. Die fügen sich gut in die heimische Flora, sind gute Nektarpflanzen für Bienen und die Beeren sind super für Vögel. Für Schmetterlinge eher so na ja, aber Deilephila elpenor geht vielleicht ab und zu mal dran.


    Grüße Dennis

    So ist sie in Schweden, Dänemark und Estland bis 2019 verschwunden

    Keine Ahnung was das dann war, aber es gibt neue Meldungen aus Schweden, Dänemark und Estland. Zumindest das Verbreitungsbild auf der Karte sieht auch nicht nach einem Arealrückzug nach Süden aus. Da sind ja irgendwie hier und da mal Löcher drin. Selbst wenn N. polychloros durch das wärmere Klima Potential zur Ausbreitung hätte weiß ich nicht wohin sich die Art groß ausbreiten sollte. Wie die Verbreitungskarte und Funddaten suggerieren ist sie schon relativ flächendeckend verbreitet, aber Weidengebüsche und Weiden in offenen Wäldern, sowie alte Streuobstbestände sind jetzt nicht gerade zunehmende Habitate. Es wird in der Literatur auch konstatiert, dass N. polychloros starken Häufigkeitsschwankungen unterliegt, was bei Arten deren Raupen gesellig leben durchaus keine Seltenheit ist. Insofern würde ich kurzfristigen Bestandsschwankungen nicht zuviel Gewicht verleihen.


    Grüße Dennis