Heimischer Nashornkäfer- wer weiß was?

  • :hilfe: Hallo Insektenfreunde,


    nachdem mir jemand eine Nashornkäferlarve in meinen Büro-Benjamin legte und diese vor 2 Wochen nach 1,5 Jahren tatsächlich unerwartet zum Käfer wurde,halte ich sie jetzt in einem rindenreichen 25x25x40 cm Dehner-Terrarium für Insekten. Nach sehr aktiven ersten Lebenstagen ist er bzw. sie (kurzer Hornstummel) etwas ruhiger geworden wenn sie umMitternacht ihren Tag beginnt. Krabbelt viel am Glas,fällt um etc.Angebotene Bananenstücke, zu harte Birnen und Apfel/Mangostücke ignoriert sie bislang. Geht das auf Dauer gut? Wassertöpfchen hab ich reingestellt, gute Luftfeuchtigkeit,tags hat sie so 18-22 Grad,nachts heizungsbedingt bis zu 27. Möchte sie imMai/Juni freilassen, wenn sie es erlebt.
    Habt ihr Tipps zum Futter oder zwingenden Einrichtungsergänzungen? Wie ist das mit Nachwuchs? Dafür brauchts wohl ein Männchen, oder geht da auch was ungeschlechtlich (wie bei Gespensterschrecken)???
    Danke für Ratschläge,Hinweise, Literatur etc.


    Jürgen aus München

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  • Hallo,


    du kannst Beetle-Gelly als Futter ausprobieren (Zu kaufen z.B. auf www.Thepetfactory.de). Oft gehen sie auch an'Obst, Beetle Gelly kommt aber der natürlichen ernährungsweise sehr Nahe. Du kannst mal Bilder reinstellen. Nashornkäfer vermehren sich geschlechtlich, eine große anzahl tropischer Nashornkäfer wird in der Zucht erfolgreich vermehrt.Am besten du meldest dich im Internationalen Käferforum an, dort kann man den Käfer bestimmen und dir Tipps zur Haltung geben. www.Kaeferforum.com



    Weibchen haben überhaupt kein Horn, es wird wohl ein Männchen sein. Stell einfach mal ein Bild rein.



    Eine Gute Käferseite, leider über Rosenkäfer: www.hier-krabbelts.de , Der besitzer dieser seite wohnt nicht allzu weit weg von dir! Bestimmt weis er auch über Nashornkäfer bescheit.


    Nashornkäfer sind geschützt, du musst ihn freilassen, wenn es frühjahr ist. Dafür kannst du exotische Nashornkäfer aus der gleichen Gattung züchten, wie z.B. oryctes boas pflegen. Exotische Käfer sind pflegeleichter, da sie bei Zimmerthemperatur besser leben können.

  • Hallo Jakob du hast da nicht ganz recht. Die Weibchen von Oryctes nasicornis besitzen auch einen kleinen Höcker auf dem Kopf also eigentlich auch ein kleines Horn.
    Warum sollten exotische Arten denn einfacher zu halten sein ? Bei exotischen Arten ist es oft komplizierter, weil man auf Feuchtigkeit und Temperatur besonders achten muss.
    Einheimische Käfer fühlen sich auch bei Zimmertemperatur wohl.

  • Hallo,


    die meisten heimtierläden haben kein Beetle-Gelly im Sortiment, aber ich glaube es gibt bald eine Insektenbörse in München.


    Über exotische Arten wie z.B. T. dichotoma findet man viel mehr Informationen über Themperatur und Luftfeuchtigkeit, da kaum jemand einheimische Arten pflegt und deshelb kaum jemand weiß, wie man einheimische Oryctes pflegt. Für Einsteiger sind Informationen wichtig (bin selbst einer, ich habe nur Pachnoda marginata peregrina und Prionotheca coronata)

  • Moin Jakob,


    wenn ich mir so anschaue, welche Käferarten Du hältst und welchen Background Du zu erkennen gibst, frage ich mich ernsthaft, woher Du wissen willst, was Oryctes nasicornis als Käfer frißt und weitere Dinge. Dein Beitrag strotzt vor Wissenslücken (siehe Weibchen, die angeblich kein Horn haben). In so fern wäre allen damit gedient, wenn Du Dich bezüglich solcher Dinge vorsichtiger äußern würdest. Man kann Beetle Gelly probieren. Ob aber ein Käfer, der, wenn denn überhaupt, bei der Nahrungsaufnahme an Saftmalen beobachtet wurde, diese Beetle Gelly annimmt, ist fraglich. Wenn Du damit bereits Erfahrung hast, bezogen auf Oryctes nasicornis, nicht auf irgendeine Nashornkäferart aus Timbuktu oder sonst woher, dann formuliere Deine Sätze bitte so, dass das auch klar wird. Ansonsten ist der Vorschlag als solcher nicht verkehrt, aber man sollte Menschen nicht dazu animieren Geld auszugeben und dabei das Versprechen suggerieren, dass es klappen wird. Es sollte dann schon klar werden, dass es ein Vorschlag oder eine Idee ist, von der man aber nicht weiß, ob sie funktioniert, ggfs. mit einer Erklärung, wie man auf diese Idee kommt.


    @ Bugman


    Zitat

    Einheimische Käfer fühlen sich auch bei Zimmertemperatur wohl.


    das ist mir zu ungenau. Zum ersten müsste hier das Wort "Zimmertemperatur" definiert werden. Bei mir liegt die derzeit im Bereich von 15 °C. Zum anderen der "einheimische Käfer". Oryctes nasicornis kommt zwar autochthon in Deutschland vor, jedoch kaum Freilandfunde der Larven. In Südeuropa entwickeln sich die Larven in vermoderndem Laubholz, bevorzugt Eiche. Bei uns geschah das früher in den Lohehaufen der Gerbereien, weil diese durch Zersetzungsprozesse Wärme produzieren (halt mal in so einen Haufen die Hand rein), die es den Larven ermöglicht den Winter bei uns zu überleben. Im normalen Faulholz entsteht nicht ausreichend Wärme, so dass sie dort so gut wie immer im Winter eingehen. Hierin liegt auch begründet, warum Oryctes nasicornis nach der Veränderung der Produktionsprozesse der Gerbereien und dem damit zusammenhängenden Wegfall der Lohehaufen in Deutschland so selten wurde, dass er am Rande der ausrottung stand. Gefördert hat ihn ab den 1980er Jahren eine Veränderung in den Arbeitsprozessen bei der Entsorgung von Grünabfällen aus Parks etc. Hier wurde das Holz sehr oft antransportiert und in den Kompostieranlagen klein gehäkselt und auf Haufen gefüllt. Diese Haufen haben wieder eine Eigenwärme entwickelt, die den erneuten Vormarsch von Oryctes nasicornis in Deutschland möglich machten.


    Meine 15 °C Zimmertemperatur dürften die Larven nicht töten, dürften aber hochgradig grenzwertig sein. Ganz so einfach sind "heimische" Arten dann eben doch nicht. Siehe auch und vor allem bei Bockkäfern und Lucanus cervus.


    @ Gast


    Solltest Du das Beetle Gelly probieren, dann lass uns doch bitte wissen, ob es funktioniert hat oder nicht.


    Viele Grüße
    Klaas

  • Hallo Klaas


    Grundsätzlich hat jede Art seine eigenen Ansprüche auch in der Zucht nur wenn diese erfüllt werden dann ist eine Zucht einfach.....


    Oryctes nasicornis habe ich noch nicht gezüchtet ,trotzdem möchte ich etwas über sie berichten bereits als Kind so um 1974 habe ich von meinem Vater von der Nachtschicht 1,2 Oryctes nasicornis mit gebracht bekommen.
    Die Tiere wurden in einem Aquarium in das ich viel Moos,Laub und Äste tat untergebracht gefüttert wurden die Tiere ausschließlich mit Apfelscheiben welche aber erst genommen wurden nach dem sie ganz braun wurden und ganz weich waren , 2 Weibchen haben ca.6-8 Wochen gelebt das Männchen ca 4 Monate.
    Ich habe bis heute noch keine Dynastidae/Oryctini gefunden die Obst verweigert hat.
    In Deutschland gibt es halt auf Grund der Gesetzeslage wenig Erfahrungen mit den Einheimischen Arten ......Lucanus cervus und seine Unterarten gilt in Japan als am leichtesten zu züchteten Lucanus Art dort werden sie in großen Massen gezüchtet und erfreuen sich größter Beliebtheit.
    Oryctes Species ist Weltweit auf dem Vormarsch und zeigt sich als sehr Anpassungsfähig.
    Im Jahr 2009 habe ich über das Käferforum von 5 besorgten Komposthaufen Besitzern Anfragen zu den Riesigen Engerlingen bekommen die da rum krabbeln ich selbst konnte in alten abgelagerten Holzschnitzelhaufen direkt vor meiner Haustür riesige Mengen von Oryctes nasicornis entdecken so gesehen verstehe ich deine Aussage nicht ganz das man nur wenig über Larvenfunde in freier Wildbahn weiß seit Jahren breiten sich Oryctes nasicornis Gott sei Dank wieder weiter aus.
    Tropische Arten haben einige Vorteile sie haben keine Diapause in fermentiertem Holz entwickeln sich die Larven Problemlos zu schönen Käfern .
    Allerdings ist fermentiertes Holz Vorrausetzung in normalen hier ansonsten verwendeten Materialien wie Laub ,WF Holz usw entwickeln sich die tropischen Larven schlecht mit hohen Ausfällen.

  • Moin Paul,


    sorry, "Freilandfunde" war der falsche Terminus. Nashornkäfer sind meanwhile keine Seltenheit mehr, richtig. Ihre Entwicklung ist bei uns aber nach wie vor abhängig von Bedingungen, die so in der Natur nicht vorkommen und von Menschen gemacht sind (Holzschnitzelhaufen, wie Du sie so schön nennst). Man muss also Oryctes nasicornis auch heute noch, trotz globaler Erderwärmung, als Kulturfolger des Menschen, also als synanthrope Art (an den Menschen gebunden) im weiteren Sinne (da sie nicht in unseren Behausungen, sondern nur von unserem Wirken lebt) bezeichnen.
    Funde Holz abgestorbener Bäume gibt es bisher nur wenige. Es dürften eine bis maximal zwei Hände reichen diese aufzuzählen. Oryctes nasicornis würde umgehend aus unserer Fauna verschwinden, bzw. hochgradig selten und am Rande der ausrottung stehen, würden wir in Deutschland die Haufen aus Holzschredder abschaffen.
    Was den Lucanus cervus betrifft der in Japan gezüchtet wird, so würde mich interessieren, ob es wirklich Lucanus cervus ist und wenn ja, wo die Tiere her stammen. Grundsätzlich ist die Zucht möglicherweise einfach, wenn man weiß, was man machen muss. Das entzieht sich meiner Kenntnis.
    Man weiß aber auch erst seit Anfang der 1990er Jahre, als TOCHTERMANN L. cervus eingehend untersucht hat und ihm wohl als erstem gelungen ist die Käfer zu züchten, was bis dahin als unmöglich galt, was gemacht werden muss, welche Parameter stimmen müssen. In so fern verweise ich auf L. cervus.
    Ob sie deshalb aber einfacher geworden ist, oder ob an der östlichen Arealsgrenze die Tiere andere Ansprüche haben, die wesentlich leichter zu bedienen sind, oder ob die ion Japan gezüchteten L. cervus möglicherweise gar keine sind, sondern eine andere Art, entzieht sich absolut meiner Kenntnis.


    @ Max K.
    Vielen Dank für die Info!


    Viele Grüße


    Klaas

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  • Hallo Klaas


    bezüglich der Orytes hast du sicher Recht sie haben die Menschen geschaffenen Grundlagen dankend angenommen.
    Zu den Lucanus cervus ich kenne Tochtermanns Arbeit nicht und es kann gut sein das es 1990 eine Sensation war Tatsache ist aber heute Stand 2010 das es absolut ein Kinderspiel ist Lucanus cervus egal welcher Herkunft zu züchten.
    Wenn dir Japan zu weit ist dann gehen wir nach Frankreich in den Französischen Foren werden Französische Lucanus cervus gezüchtet und auch ganz offiziell als Larven und Käfer gehandelt in Frankreich scheint das niemanden zu intressieren auch bekommt man auf in Frankreich auch Problemlos Unmengen an heimischen Lucanus cervus (Frankreich) als Präperate oder Tütenkäfern .
    Aber auch in Spanien,Österreich,Polen,Ungarn und Rumänien werden Einheimische Lucanus cervus gezüchtet .
    In Japan erfreut sich Lucanus cervus großer Beliebtheit dort findet man alle in Europa vorkommenden nach Herkunftsland angebotenen Arten in Japan werden sie zu tausenden gezüchtet.......
    Auch hat Bejamin Harink schon 1994 auf seiner Homepage einen Besuchsbericht in Japan mit Fotos gepostet von Börsen wo zu seinem Erstaunen Lucanus cervus aus Frankreich angeboten wurden.
    In Japan ist man Europa um Lichtjahre vorraus dort gibt es eine Futtermittelindustrie die sich speziell auf Substrate ,Futter und Zubehör spezialisiert hat.Dort bekommt man in jedem Supermarkt Substrat ,Kinshi und Jelly...was aber auch bei geschätzten 1,3 Millionen Züchtern und Haltern nicht verwundert.


    Nun die Frage wie Deutsche Lucanus cervus nach Japan kamen das kann ich nicht beantworten aber es ist generell so da wo Geld angepackt wird dort findet sich leider auch jemand der liefert.......


    Ich vermute mal fast das Tochtermann versucht hat die Käfer nach natürlichen Parametern zu züchten was das ganze erschwert .......aber auch im jahr 2003 haben mir mehrere Experten versichert nachdem tausende Goliathus Larven importiert wurden ohne das auch nur ein Käfer geschlüpft ist das es Unmöglich sei sie zu züchten als dann die ersten es geschafft hatten war es eine Sensation heute reist es nur noch wenige vom Hocker obwohl die Zucht nach wie vor sehr schwer ist.


    Hier noch einige Infos von japanischen Züchtern zu Lucanus cervus
    1)Die Zuchtbedingen sind identisch allerdings benötigen die Türkischen Arten vermutlich auf Grund der Körpergröße länger in der Entwicklung
    2)Die Diapause ist in der Zucht belanglos die Larven werden bei 18-22 Grad aufgezogen.
    3)Luvcanus cervus aus Frankreich und Deutschland brauchen in der Zucht als Faustregel in fermentiertem Holz mit Proteinzugabe die Weibchen 9-12 Monate ; Minor bis Medium Männchen 11-18 Monate Major Tiere brauchen 24-30 monate


    Falls du meinen Ausführungen nicht glauben magst dann solltest du diverse Europäische oder Japanische Foren konsultieren oder ganz einafch mal bei diversen Japanischen Auktionen nach schauen zudem gibt es aber noch unzählige Homepages auf den Zuchtberichte veröffentlicht sind selbst im Käferforum haben Japanische Züchter ihre Cervus Nachzuchten vorgestellt die aber nicht repräsentativ sind da es sich um Türkische Unterarten handelt......

  • Nun ob die Zahl stimmt oder nicht kann ich nicht sagen aber es erscheint mir nach allem was ich in den letzten Jahren über die Japanische Käferzucht gesehen und gehört habe und auch durch meine persöhnlichen Kontakte nicht unreal.Zumal Käfer in Japan als Glücksbringer gelten und die Käferhaltung weit verbreitet ist.
    Einen Beiweis ob 200000 mehr oder weniger kann ich nicht liefern....

  • Tochtermanns Ausführungen sind sehr intressant doch sind seine Fütterungs und Ablagesubstrate in der heutigen Käferzucht absolut belanglos und spielen heute keinerlei Rolle in der Käferzucht.
    Auch lassen sich die Entwicklungszeiten heute bei zahlreichen Arten im Dynastiden und Lucanidenbereich durch Additive extrem verkürzen.
    Wie schon geschrieben haben die Japaner da die Grundlagen gelegt für viele Arten erhält man speziell abgestimmte Substrate und Zusätze die eine erfolgreiche Zucht von der Eiablage bis zum Käfer gewährleisten.



    Klaas gibt es denn von der von Dir erwähnten Erstzucht (Tochtermann) von Lucanus cervus denn eine Dokumentation von Paarung über die Eiablage über die Larvenaufzucht bis hin zum Imago?Oder hat Tochtermann das Theoretisch aus seinen Forschungsarbeiten geschlossen????
    Denn in dem von EMB geposteten Beitrag kann ich nichst von einer Wissenschaftlich genau dokumentierten Zucht lesen. Seine Ausführungen sind meiner Ansicht nach Empfehlungen zb läßt heute kein Züchter Paare nach der Paarung zusammen wie von Tochtermann empfohlen den all zu oft töten die Aggressiven Männchen die Weibchen.
    Tochtermann gibt eine Entwicklungszeit von 6 Jahren an dann hätte er 1984 Käfer verpaaren müssen damit er 1990 die Zucht abschließen konnte.......????


    PS. Sorry das ich vom eigentlichen Thema abgekommen bin.

  • Moin,



    erstmal recht herzlichen Dank zu den genauen Ausführungen bezüglich der Zucht von Lucanus cervus. Ich bin kein Züchter und von daher, was die Zucht und ihre Möglichkeit betrifft sicherlich nicht "up to date". Ich habe immer nur hier und da läuten hören, dass die Japaner Lucanus cervus züchten, aber nie eine Antwort auf die Frage der Herkunft der Käfer erhalten. Meine Frage nach dieser Herkunft rührt aber daher, dass Lucanus cervus in Japan nicht vorkommt, sein Verbreitungsareal im Osten weit vorher endet und in so fern "japanische Lucanus cervus" (wie es immer so schön heißt) nicht existent wären und entsprechend möglicherweise der Gattung Lucanus angehört hätten, aber dann sicherlich nicht die Art Lucanus cervus. Es ist dann natürlich was vollkommen anderes, wenn die Japaner Lucanus cervus aus Europa (oder aus dem Verbreitungsareal) importiert haben und züchten. In so fern hat sich diese Frage für mich geklärt.



    Zuchtparameter als solche kenne ich nicht. Ich weiß, dass in vielen Fällen Beetle Jelly zur Fütterung der Käfer verwendet wird (die Inhaltsstoffe von Beetle Jelly sind mir unbekannt), das Zuchtsubstrat selber befand sich aber in einer "grauen, nichts sagenden Masse". Auch hier mein Dank für die näheren Ausführungen, wobei mich interessieren würde, woher man fermentiertes Holz bekommt (habe ich irgendwo in Euren Beiträgen gelesen, kann es jetzt aber nicht mehr finden - bin zu doof), respektive natürlich was genau Kinshi ist und woraus "Substrat" (ich nehme an, es ist Zuchtsubstrat gemeint) besteht.



    Was die herkunft der Lucanus cervus in japanischer Zucht betrifft, so muss ich gestehen, dass mich das weniger erschüttert. Zwar ist Lucanus cervus eine Art des Anhangs II der FFH-Richtlinien, jedoch muss man diese auch mit geteilter Ansicht betrachten (soll heißen, dass der Schutz der Individuen nur wenig Sinn macht und mehr der Biotopsschutz Sinn macht und dieser in dem Moment, wo finanzielle Interesse dahinter stehen auch heute noch keine Rolle spielt - man betrachte nur FFH-relevante Biotope, die dann doch umgepflügt werden, weil der Frankfurter Flughafen, die neue ICE-Trasse oder was auch immer eben doch nach zuviel Geld riechen). Davon abgesehen ist Lucanus cervus in Frankreich noch derart häufig vertreten (vor allem in Südfrankreich), dass ich mir um sowas keinen Kopf mehr mache. Die Japaner haben sie aus Frankreich, Deutschland und sonst woher. Und? Macht nichts, solange sie nicht zu tausenden aus der Natur entommen und nach Japan verfrachtet werden, was ja definitiv nicht der Fall ist.



    Zu den Ausführungen von TOCHTERMANN: natürlich hat TOCHTERMANN versucht nach natürlichen Kriterien zu züchten (hier liegt der Grundfehler in meiner Einschätzung der ganzen Sache, denn aus der Unkenntnis der Zuchtmethoden der Käferzüchtergilde habe ich nicht bedacht, dass durchaus die Möglichkeit besteht, bei entsprechender Kenntnis, entsprechende Zuchtsubstrate herzustellen - und das, obwohl ich die verkürzte Zucht von Cossus cossus nicht nur kenne, sondern auch einmal selbst vor etlichen Jahren mit Erfolg ausprobiert habe - ich sollte mich schämen[das ich daran nicht gedacht habe]). Die natürlichen Bedingungen waren das Interesse, da es um die Erhaltung einer Art ging, deren Bestände immer massiver einbrechen, vor allem in Nord- und Mitteleuropa und die Ursachen hierfür nicht bekannt waren.



    Ob und in wie fern TOCHTERMANN die zucht von Anfang bis zum Ende dokumentiert hat, entzieht sich leider auch meiner Kenntnis. Mir liegt der folgende Bericht aus der "Allgemeinen Forstzeitschrift"vor:



    TOCHTERMANN, E. (1992): Das "Spessartmodell" heute, Neue biologische Fakten und Problematik der Hirschkäferförderung. - Allgemeine Forstzeitschrift, 47. Jahrgang, 6, S. 308-311



    Dabei handelt es sich nicht um den verlinkten Bericht in diesem Thread, sondern um einen anderen Bericht. Ich gehe davon aus, dass der Verlag auch heute noch einzelne Exemplare lagernd hat und diese natürlich gerne verkauft. Ich bekam mein Heftchen auf Anfrage im Jahre 2003, also über 10 Jahre nach Erscheinen. Fragt mich aber nicht nach Daten des Verlages (also Telefonnummer etc.), da ich diese nicht mehr habe, sich diese aber sicherlich aus dem Net holen lassen. Wie dem auch sei, so hat TOCHTERMANN Lucanus cervus in sehr großen Populationen in Ungarn erforscht und natürlich nicht in Hinblick auf die Zucht der Käfer, sondern in Hinblick auf die nötigen Parameter in der freien Natur und in Hinblick darauf, was benötigt wird, damit ein Wald von Lucanus cervus wieder besiedelt wird oder die vorhandene Besiedlung gefördert und erhalten werden kann.



    Die Entwicklungsdauer von 6 Jahren, die TOCHTERMANN angibt, ist "nur" ein Richtwert. Sie kann stark variieren und schwank zwischen 5 Jahren und nach manchen Autoren bis zu 8 Jahren, immer in abhängigkeit der biotischen und abiotischen Faktoren (in Nordeuropa wegen der kurzen Vegetationsperiode sicherlich eher 7 oder 8 Jahre, in Südeuropa, solange es nicht zu trocken ist, wegen der viel längeren Vegetationsperiode sicherlich eher 5 Jahre).



    Viele Grüße


    Klaas


    (habe ich jetzt eigentlich alle Fragen beantwortet oder habe ich was vergessen/übersehen?)



    P.S.: Werden die türkischen Lucanus cervus eigentlich tatsächlich so unglaublich groß? Ich kenne nur Angaben von bis zu 100 mm, habe aber bisher nie einen solchen zu sehen bekommen.

  • Klaas Besten für deine Erklärungen. :thumbs_up:


    Vom Kinshi und fermentiertem Holz kann ich dir gerne etwas gratis zu kommen lassen.
    Übrigens detalierte Zuchtanleitungen und Infos zur Lucanuszucht findet man auch im Buch von Dr.Jonatham Lai
    For the Love of Rhinoceros and Stag Beetles Second Edition.


    Zur Größe von Lucanus cervus akbesianus Nagai und Mizunuma geben im Buch The Lucanid Beetles of the World 91 mm als Obergröße an bei einem Internetanbieter von Präperaten konnten ich Tiere bis 94 mm entdecken.
    Das größte bekannte Tier eines Japanischen Sammlers soll 102mm betragen.
    Ich gehe mal davon aus das nur ganz wenige Tiere die Grenze von Nagai/Mizunuma überschreiten.
    Der Durchschnitt wird deutlich drunter sein da würden Freilandstudien weiter helfen Sammler sind nur wenig repräsentativ da dort eigentlich immer nur Bilder von den Schmuckstücken gepostet werden was den Eindruck verfälscht.

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  • Moin Paul,


    nochmals meinen besten Dank für die Infos. Mich hatte eigentlich nur aus reiner Neugierde interessiert, wo man fermentiertes Holz her bekommt und was Kinshi ist. Für's Züchten habe ich keine oder nur bedingt Zeit. Möglicherweise tue ich mir das an, dann aber eher mit Aesalus scarabaeoides. Der ist zwar wesentlich kleiner, aber aus meinerSicht auch wesentlich interessanter. :winking_face:


    Mal schauen. Möglicherweise komme ich auf Dein Angebot zurück.


    Viele Grüße
    Klaas

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