Licht/Helligkeit und Raupenzucht

  • Hallo,


    mich würde interessieren, wie wichtig die Lichtmenge bei der Schmetterlingszucht ist. Ich meine nur das Larvalstadium.


    Bisher habe ich immer bei normaler Helligkeit im Zimmer gezüchtet und mir über das Thema keine Gedanken gemacht.


    Welchen Einfluss hat eine zu geringe Lichtmenge?
    Gerade viele Sphingidenraupen verstecken sich ja tagsüber, um dann erst ab der Dämmerung richtig "fressaktiv" zu werden.


    Grüße
    Jörg

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  • Servus Jörg.


    Der Einfluss des Faktors Licht im Lebenszyklus der Schmetterlinge ist uns noch weitgehend unbekannt.
    Einige Untersuchungen haben aber folgendes Ergeben:
    Die Länge des Tageslichts hat bei vielen Arten einen direkten Einfluss auf die Generationenzahl, die Fertilität der Falter oder auch auf Entwicklungsgeschwindigkeit der Raupen. Das alles aber auch in Abhängigkeit von Futter, Feuchtigkeit und natürlich Temperatur.


    So heisst es, dass weibliche fertile Falter von Herse convolvuli in der Zucht zu erreichen sind, wenn die Larven bei Kurztag, also 12-13 Stunden Licht, gehalten werden. Dies entspricht ungefähr der Tageslänge in Äquatornähe. Die daraus folgende Annahme ist, dass sich in Mitteleuropa im Sommer (15-16 Stunden Tageslänge) entwickelte Weibchen dieser Art nicht fertil sind und somit auch keine befruchteten Eier legen. Diese "Annahme" wird auch größtenteils von Entomologen bestätigt, die sich erfolglos um eine Eiablage bei den entsprechenden Tieren bemühten. Es gibt aber auch immer mal wieder Ausnahmen.


    Bei der Zucht von Proserpinus proserpina entwickelt sich die Raupe bei Dunkelhaltung um einiges schneller, als bei normalen Tag-Nacht-Rhythmus. Da die Raupe hauptsächlich, vor allem in den frühen Stadien, nachtaktiv ist, nimmt die Raupe natürlich in kürzerer Zeit mehr Nahrung auf und ist auch schneller erwachsen. Inwieweit dies jedoch wiederum Einfluss auf die fertilität der Falter hat, müsste man mal untersuchen.


    In EKKEHARD FRIEDRICH´s Handbuch der Schmetterlingszucht ist bei Hyles euphorbiae nachzulesen, dass die Art eine ununterbrochene Generationenfolge ergibt, wenn man die Raupen in der 4.+5. Haut bei mehr als 16,5 Std. Licht hält. Aber nur bei mindestens 18°C. Liegt aber die Temperatur nur um 2°C niedriger, funktionierts schon nicht mehr und alle Puppen gehen in Diapause.
    Bei den Subspecies von Hyles tithymali dagegen reichen meist 12 Stunden Tageslänge, gekoppelt mit ausreichend Temperatur, aus um eine ununterbrochene Generationenfolge zu erreichen. Es handelt sich hier ja auch um eine Art aus dem Mittelmeerraum. Deshalb kann man diese Art auch ohne weiteres in den Wintermonaten züchten, vorausgesetzt man hat das Futterproblem gelöst, ohne auf irgendeine komplizierte Art und Weise eine Diapause der Puppen zu unterdrücken. Bei weniger Temperatur im Puppenstadium dann, ist eine "Diapause" dann kein Problem mehr, wenn dies denn vom Züchter gewünscht ist.


    Wie du siehst, gibt es keine allgemein gültige Regel, mit welchem Resultat das Licht Einfluss auf die Entwicklung eines Schmetterlings nimmt. Dass jedoch der Faktor Licht sehr wichtig ist, ist unbestritten. Und es gibt auf diesem Sektor sicherlich noch so einiges zu erforschen und auszuprobieren.


    Gruss,
    Rudi

  • Hallo Joerg,


    zum Thema Umweltbedingungen (Temperatur, Tageslänge, Beleuchtungsstärke, Feuchtigkeit, etc.) und Generationsfolge bei Schmetterlingen gibt es haufenweise wissenschaftliche Literatur. Finden kann man das zum Beispiel über kfinder.de. Das ist ein Suchprogramm für wissenschaftliche Texte, leider nach 30 Tagen Probe kostenpflichtig.


    Zum Teil ist eine ununterbrochene Generationsfolge von Insekten ja auch von wirtschafltichem Interesse bei der "Produktion" von Nutzinsekten. Wie ich gehört habe, kann man zum Beispiel P. brassicae, ein einfacher "Wirt", unter konstant 22°C und 16 Stunden Helligkeit ununterbrochen züchten.


    Schönen Gruß, Holger

  • Hallo Holger,


    > Wie ich gehört habe, kann man zum Beispiel P. brassicae, ein einfacher "Wirt", unter konstant 22°C und 16 Stunden Helligkeit ununterbrochen züchten.


    Stimmt, hab ich gesehen. Erstaunlich ist auch, dass man die Puppen in den Kühlschrank tun kann und wenn man sie herausholt, schlüpfen sie nach einer bestimmten Zeit, so dass man den Schlupfzeitpunkt für die gesamte Zucht bestimmen kann. Nicht wie nach der Winterruhe über einen ganzen Monat verteilt.


    Grüße
    Uwe

  • Hallo


    Weiß denn einer von euch ob die Kurztag/ Langtagbedingungen auch bei Daphnis nerii Einfluß auf die Fertilität haben? Ich dachte bisher das Arten wie D. nerii, A. atropos und auch H. convolvuli als Falter schlicht lange gefüttert und gut gepflegt werden müssen bis sie letztendlich doch fertil werden...


    Bei A. luna hat die Tageslänge keinen Einfluß auf die Generationenfolge. Man muß die kokons 1 oder 2 Tage nach der Verpuppung kühl stellen, dann gehen die meisten in Diapause -leider aber nie alle...
    Ist wohl doch von Art zu Art alles recht unterschiedlich.


    Viele Grüße, Chris

  • Hallo


    Die Frage zu Daphnis nerii kann ich mir jetzt selber beantworten.


    Meine 8 unter LangtagBedingungen gezogenen Falter haben schon vor 2 Wochen jede menge Eier gelegt. Ich hab zwar keine Kopula beobachten können, aber allein die Menge an Eiern ist enorm. Heute sind die ersten Raupen geschlüpft. Ich hab die Falter zwar so gut es geht gepflegt, aber eine Fütterung an jedem Tag hat auch nicht geklappt. Trotzdem -wenn auch nur die Hälfte an Eiern befruchtet ist werd ich hier bald Raupen verschenken müssen...


    Viele Grüße, Chris

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