Viele Schmetterlingsarten in Europa bedroht

  • Nicht nur Tiger oder Pandabären, sondern auch die Schmetterlinge verlieren immer mehr an Lebensraum und werden so zu gefährdeten Arten. Darauf verweist die Weltnaturschutzunion IUCN in einer am Dienstag im schweizerischen Gland veröffentlichten Studie.
    Bei fast jeder dritten der 435 europäischen Schmetterlingsarten schrumpfen die Populationen, und jede elfte ist bereits vom Aussterben bedroht, stellt die von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebene Untersuchung fest.


    „Wir dürfen nicht vergessen, dass die kleinen Arten auf unserem Planeten genauso wichtig sind und deshalb des Schutzes bedürfen“, betonte die IUCN-Expertin für Artenvielfalt, Jane Smart. „So spielen etwa Schmetterlinge eine Schlüsselrolle in der Bestäubungskette des Ökosystems, in dem sie leben.“
    Die europäische Version der Roten Liste bedrohter Arten, die von der IUCN herausgegeben wird, zeigt auch, dass 11 Prozent der Käfer, die von Faulholz abhängen, und 14 Prozent der Libellen in Europa vom Aussterben bedroht sind.
    Durch den Verlust von Lebensraum etwa durch geänderte landwirtschaftliche Anbauverfahren, durch Klimawandel, Waldbrände und die Ausweitung des Tourismus gelangten viele dieser Tiere auf die Liste der gefährten Arten, wenn sie nicht schon ausgestorben seien, schreibt die IUCN.
    Dazu gehört etwa der Madeira-Kohlweißling (Pieris wollastoni). Er könnte schon ausgestorben sein, da er seit mindestens 20 Jahren auf Madeira nicht mehr gesehen worden ist.
    Der in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien vorkommende Edelfalter Pseudochazara cingovskii gilt ebenfalls als vom Aussterben bedroht, da Tagebauarbeiten seinen Lebensraum einschränken. Ein Drittel von Europas Schmetterlingen (142 Arten) sind nirgendwo anders auf der Welt zu finden und 22 dieser endemischen Arten (15 Prozent) sind weltweit gefährdet, heißt es in der europäischen Untersuchung.

  • ANZEIGE
  • Servus zusammen,
    das ist richtig dass viele Schmetterlingsarten sehr selten geworden sind.
    Viele handeln auch mit Papilio machaon Raupen oder Eiern (Auch in Actias).
    Bei uns gibt es den Schwalbenschwanz noch sehr häufig.
    Ich meine es ist ok wenn man Raupen oder Puppen dieser Art einsammelt sie vermehrt
    und dann aber wieder freilässt (ich mache es auch oft so).



    Aber viele gefährden auch Arten mit z.B. ihren Sammlungen,
    sie fangen bedrohte Arten für ihre Sammelkästen.
    Das finde ich auch nicht ok.
    Man sollte genauso die kleinen Arten, sowie die großen schützen.
    Gruß Max

  • Hallo
    Ob Sammeln Insekten gefährden kann oder nicht, wurde glaube ich schon öfter diskutiert.
    Hauptursache für den Rückgang ist in meinen Augen Lebensraumverlust.
    Sammeln kann höchstens kleinen bis sehr kleinen Restpoulationen gefährlich werden, wenn in Massen! gefangen wird.
    Ein Beispiel wäre der Hitlerkäfer, der aufgrund seines Namens bei Neonazis äuserst gefragt ist.
    Ein Problem bei Roten Listen sehe ich darin, dass Arten mit Verbreitungsgrenzen nicht gekennzeichnet werden. So kommen z.B. in Deutschland eine Reihe Arten aus dem Mittelmeergebiet vor, die an wenigen warmen Stellen (z.B. Kaiserstuhl) ihre nördlichste Verbreitungsgrenze erreichen. Dass Arten an den Rändern ihres Verbreitungsgebietes selten sind, ist normal und nicht erwähnenswert.
    In einer Vorlesung hat ein Prof. mal erwänt, dass Rote Listen zusammengestelt wurden, indem man Listen niedrigerer politischer Verwaltungsgebiete kombinierte und so durch Verbreitungsgrenzen das Bild verzerrt wurde (sorry keine Quelle mehr). In meinen Augen sollten vor allem jene Arten bei Schutzprojekten bedacht werden, die im Zentrum ihres Verbreitungsgebietes betroffen sind und keine "Grenzgänger". Ausnahme: sie lassen sich als "Flagschiffart" für seltene, unattraktive Arten verwenden.
    Gruß Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Hallöchen,


    wahrscheinlich ganz unbewusst hat Max hier 2 sehr interessante, weitverbreitete Klischees aufgefahren bzw. zur Ansprache gebracht:
    1. die Sache mit dem sammeln... naja, wie Christoph ja schon sagte ein heiß diskutieretes Thema an anderer Stelle, soll jetzt nicht wieder aufkommen,
    und 2. den papilio machaon. Für viele scheint dieser Falter der Inbegriff des mitteleuropäischen Artensterbens zu sein, sobald das Wort "Gefährdung" in diesen Kreisen hier ausgesprochen wird, denken sehr viele an den Schwalbenschwanz.
    Dabei gibt es Arten, die weit mehr geschützt werden müssten, oder schon so gut wie weg vom Fenster sind, ohne das sie überhaupt bekannt sind..
    Schade eigentlich!


    MFG,
    Lucas

  • Neben der schon erwähnten Lebensraumzerstörung (und -verkleinerung) ist ein weiteres Hauptproblem sicherlich das fehlende Wissen über die aktuellen Vorkommen von Schmetterlingen und deren Populationsgrößen.
    Solange man nur bruchstückhaftes Wissen oder Vermutungen über Schmetterlingsvorkommen hat, bedient man sich eben der oben angesprochenen Klischees.
    Ich erlebe das so, dass man nicht einmal in den zuständigen Naturschutzbehörden weiß, welche Schmetterlingsarten vor der eigenen Haustür vorkommen.
    Auch an Universitäten und Museen ist dieses Wissen wahrscheinlich nur in den seltensten Fällen vorhanden.
    Und die Situation wird nicht besser!
    Da kommt es wirklich auf die lokalen Naturschutzverbände und auf Hobbylepidopterologen an ... oder?

  • ... vor allem wenn diese zusammen arbeiten und nicht gegeneinander.
    Leider stößt man teilweise auf die oben genannten Voruteile, der Entomologe fühlt sich beleidigt, verwigert die Zusammenabeit und die, die eigenlich das gleiche Ziel haben sollten, gehen aufeinander los.
    :wut:
    Wenn man etwas erreichen will, dann am effektivsten zusammen und wenn man etwas erreicht hat, gemeinsam gegen die Behörde.
    Und je stärker eine Gruppe ist, desdo mehr kann sie in der Politik erreichen.
    Was die Unis angeht, kann ich das Fehlen von Wissen (um die lokale Fauna) bestätigen.
    Ich habe an einer Uni erlebt, wie die gesammte Sammlung raugeflogen ist. :fluchen: :daumennein:
    Ein Teil ging in eine andere Forschungseinrichtung, der Rest … (Grund für diese Räumung war mehr Platz für Molekularbiologie) :wut: .
    Gruß Christoph

  • Hallo miteinander


    In unserer Nähe gibt es zwei Fälle, wo Unwissen den Lebensraum von Schmetterlingen und anderen Kleinlebewesen zerstörte.


    Einmal wurden bei der Grünabfalldeponie unserer Gemeinde bereits im Juni zwei Borde in der Länge von 100 Metern mit Herbiziden behandelt, so dass ausser den hochstämmigen Sträuchern alles abstarb was einmal grün war. Die Deponie liegt einige hundert Meter weg vom Dorf, Mitten in der Landwirtschaftszone wo sich kein Mensch darüber aufregt, wenn dort eine Brennnessel wächst. Dazu hat im letzten Herbst die Gemeinde anschliessend an diese Borde durch den Naturschutzverein 450 einheimische Sträucher pflanzen lassen im Sinne der Biodiversität. Durch die Meldung an die richtige Stelle konnte nun der Verein erreichen, dass die betreffenden Arbeiter von einem Biologen instruiert werden, wie und wann man am Besten solche Borde zurückschneidet.


    Beim zweiten Fall ist ein Kanton betroffen, der ein zehn Meter breites Strassenbord zwischen Hauptstrasse und Bahngeleise auf englische Rasenschnitthöhe abrasiert hat und den Schnitt gleich zerhäckselte. Ein Bord, das einige seltene Pflanzen und den dazugehörenden Schmetterling beherbergte. Bei dem Fall bleibt zu hoffen, dass die Intervention des Experten Früchte tragen wird. Er will dran bleiben.


    Wichtig scheint mir, dass Entomologen, Naturschützer, Flora- und Faunaexperten zusammen arbeiten und Aufklärungsarbeiten machen.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!