So langsam mache ich mir auch Sorgen!!!

  • Hallo an Alle,


    bis jetzt war ich wohl an den falschen Stellen unterwegs.
    Heute bin ich einen Feldweg entlang gefahren und kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.


    Auf einer Strecke von vielleicht 500 Metern ein Raupennest am Anderen.
    Leider war, wie immer, viel zu wenig Zeit um jedes genauer anzuschauen.
    Wahrscheinlich sind es größtenteils Tagpfauenaugen.


    In einem Nest krabbelte noch eine Admiralraupe herum, völlig untypisch.
    Die Maisfelder werden grade abgeerntet und nun mache ich mir ein bisschen Sorgen.


    Es könnte so einem Bauern ja in den Sinn kommen, dass der unordentliche Feldrain wieder einmal gemäht werden müßte.
    Dann wären auf einen Schlag tausende Tagpfauenaugen vernichtet.
    Leider habe ich nicht die Zeit um mich selbst darum zu kümmern.


    Für das Wochenende habe ich mir vorgenommen wenigstens die Tiere abzulesen wo das Futter schon knapp wird und sie dann Umzusiedeln.


    Habt Ihr eine bessere Idee?
    Hat jemand vielleicht Interesse an den Raupen, eventuell Du, Marc?


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    ...und schaut doch auch mal hier!!!

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  • Heute Nachmittag war ich, mit meinen Söhnen, unterwegs um die Raupen einzusammeln. Immer noch brennt mir der halbe Körper von den Brennnesseln.
    Es war höchste Zeit die Tiere vor dem sicheren Tot zu bewahren. Die erwachsenen Raupen waren schon alle auf dem Weg sich einen Verpuppungsplatz zu suchen und natürlich in richtung Maisfeld, welches demnächst definitiv zu Silage verarbeitet wird.


    Hätten wir uns doch schon Vormittag an die Arbeit gemacht, denn ausgerechnet als wir an’s Werk gegangen waren, musste ein Bauer anfangen sein Feld mit etwas zu besprühen was so ähnlich wie Roxeon ,Bi 58,Dimetoat gerochen hat.
    Mir ist jetzt noch schlecht und ich hoffe die Raupen überleben es. Der Wind hat das Zeug auch noch direkt in unsere Richtung getragen.


    Auf jeden Fall( und das ist nicht Übertrieben) haben wir jetzt um die 5000 Raupen zu Hause (Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs und Landkärtchen).


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    Ausnahmsweise sieht man mich rechts im Bild wie ich mich unter dem spritzenden Ungeheuer wegducken musste.


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    Die Raupen und wir wurden ziemlich eingenebelt, durch den recht starken Wind.


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    Bei 300 zerquetschten Raupen, auf dem Weg, haben wir aufgehört zu zählen.


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    Ein paar Raupen haben wir hier frei gelassen, so um die 2000.Die Zahlen traue ich mir ja fast nicht zu schreiben es ist aber wirklich so. Es war sehr anstregend die Tiere nur einzusammeln und ich zittere immer noch am ganzen Körper.Sie aber auch noch bis zum Ende zu züchten ist mir unmöglich.
    :traurig:

  • Hallo Falk,


    in Anbetracht der Tatsache, das hier im Norden / Nordosten sogut wie keine Nymphalidae (Vannessinae) zu finden sind. Ist das ein absoluter Schock für mich, so etwas sehen aus einer Gegend sehen zu müssen, die eigendlich noch recht in Ordnung war.


    Falk, das tut wirklich in der Seele weh. :aufstampfen:


    Ich habe zur Zeit leider nur noch wenige Brennessel Reserven, um Dir jetzt ein paar abnehmen zu können. Außerdem sind die Tage jetzt schon zu kalt um den Faltern die Möglichkeit zu geben sich für den Winter noch ausreichend mit Nahrung zu versorgen.


    Viele liebe Grüße
    Franz

  • Hallo Ihr da draußen im Netz,

    Bis auf Franz kam ja keine Resonanz von euch, deshalb nehme ich mal an das euch Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs und Landkärtchen nicht mehr so interessiert.
    Gut die Hälfte aller eingesammelten Raupen hatte ich ja, an vermeintlich geschützter Stelle, in die Freiheit entlassen.
    Mit meinen 5000 Raupen habe ich wie Ihr sicher alle schon vermutet hattet maßlos Übertrieben.
    Es waren nur 3641 welche ich in gute Hände weitergeben durfte. Diese werden jetzt an den unterschiedlichsten Orten herangezogen um sie danach in die Freiheit zu entlassen.
    Nur wird das leider nicht bei uns hier im Altmühltal sein.
    Wir haben es auch nicht anders verdient.
    Warum?
    Wie schon erwähnt hatte ich ja Tausende Raupen in einem Landschaftsschutzgebiet an saftigen Brennnesseln ausgesetzt.
    Heute wollte ich einmal nachschauen wie es meinen Räupchen so geht. Aber schaut selbst………

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    Die beiden letzten Überlebenden.
    Ich hoffe nur, dass ein großer Teil schon verpuppt ist. Da ich die großen Raupen schon extra eingesammelt und danach hier ausgesetzt hatte.


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    Die Geröll und Schutthügelchen waren durch die Brennnesseln schön abgedeckt und ich weiß wirklich nicht WARUM man diese abmähen musste???? :fluchen:
    Das werde ich aber noch herausfinden!
    Jetzt ist Schluss mit Lustig ich hab soooo eine Wut im Bauch!
    Der Feldrain ist wie schon vermutet auch abgemäht.
    Einziger Trost sind die 3641 +2 Überlebenden.

  • Hallo Falk,


    ich kann deine Wut gut verstehen wegen diesen Mähungen. Dies kommt hier in der Schweiz auch häufig vor. Mir ist durchaus klar, dass gewiese Stellen immer mal wieder gemäht werden müssen, damit sie schlussendlich nicht verbuschen. Doch das es immer gleich grossflächig sein muss und evtl. mehrmals pro Jahr verstehe ich nicht (z.B. bei mir vor kurzem der Rheindamm auf einer Ebene auf zig Kilometern länge, siehe Bild). Man könnte, dass doch schön staffeln...


    Ach ja von deinen Tagpfauenaugen kann ich hier keine gebrauchen. Hier gab es vor kurzem selber genügend Nester mit schlussendlich tausenden von Raupen.


    VG
    Andreas


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  • Die Raupen kamen alle in die Schweiz:


    [Blockierte Grafik: http://kunde7.juli.bimetal.de/bilder/tagpfauenaugen203.jpg]
    Ein paar hundert sind in den drei Behältern rechts im Kindermuseum Creaviva,
    wo sie die Plätze einnehmen von Dr. Holger Klee's Raupen (auch Inachis io), die sich praktisch
    allesamt bereits verpuppt haben und wohl demnächst schlüpfen werden.
    Kinder dürfen die geschlüpften Falter dann der Natur übergeben.
    Ganz links ist übrigens ein Topf Fenchel mt Schwalbenschwanz-Raupen.
    Dann noch zwei Behälter mit Brahmaea hearseyi von Gerhard Fleischmann und Eupackardia calleta
    von Roland Morgenthaler.
    Täglich kommen über hundert Kinder in das Creaviva.


    [Blockierte Grafik: http://kunde7.juli.bimetal.de/bilder/tagpfauenaugen200.jpg]
    Hier fressen sich auch viele viele Raupen durch die üppigen Brennnesseln.
    Es ist der Naturgarten vom Burgerlichen Jugendwohnheim Schosshalde in Bern und dient als
    Anschauungsort für den Naturkundeunterricht.


    [Blockierte Grafik: http://kunde7.juli.bimetal.de/bilder/tagpfauenaugen202.jpg]
    Auch hier sind etwa 1000 Raupen, aber ich sage nicht wo. Es ist ein üppiges Brennnesselfeld
    am Waldrand, das ich täglich besuche.


    [Blockierte Grafik: http://kunde7.juli.bimetal.de/bilder/tagpfauenaugen201.jpg]
    Die grösste Kolonie ist hier: an einer Weggabelung von zwei beliebten Wanderwegen.
    Achtlos ziehen täglich ein paar hundert Spaziergänger daran vorbei.
    Ob ich wohl eine Beschilderung anbringen soll?


    [Blockierte Grafik: http://kunde7.juli.bimetal.de/bilder/tagpfauenaugen204.jpg]
    Gäbe es einen passenderen Ort für die Raupen als hier, wo sich der Teppich der Erinnerung mit
    Statt Beinen Flügel trifft? Ja, so poetisch werden hier die Wege rund um das Zentrum Paul Klee benannt.


    Weiter Plätze der Raupen - noch ohne Bild - sind hier:


    Bei mir hinter dem Hause.


    In der Ausstellung «C'est la vie» im Naturhistorischen Museum Bern


    In der Schmetterlingsausstellung im Gartencenter Hauenstein in Baar.


    Im Kindergarten Obermatt im Gwatt bei Thun



    Als alle Raupen verteilt waren, bekam ich einen Anruf von einem Mitarbeiter der kantonalen Tiefbaudirektion:
    «Wir verbreitern eine Strasse und wollen einen Hügel abtragen.
    Dort sind aber viele Brennnesseln mit Raupen. Können Sie die holen?
    Wir fangen morgen an mit den Erdarbeiten …»


    Wenn Behörden schon anrufen, dann kann man doch nicht nein sagen …


    Mehr Bilder folgen.

  • Hallo Falk,


    ich denke, das erste Lachen von Annett bezüglich meines Gesuches nach Brennesselsamen,
    ist wahrscheinlich verstummt!


    Für mich ist es leider bei Deinen Erfahrungen nur ein kleiner Trost, dass die


    dreieinhalbtausend (3641)


    anderen hoffendlich außer Gefahr sind.


    In meiner Diplomarbeit hatte ich maximale Populationsgrößen von M. galathea, A. cardamines ermittelt, die nur bei ca 250 Tieren pro ha lagen. Dreieinhalbtausend sind eine absolute Traumzahl, auch wenn man eine natürliche Ausfallrate von 50 - 75 % rechnet.


    Es gibt kein schlimmeres Erlebniss, als das zu verlieren, was man wirklich liebt. Meine Erfahrung ist dabei, dass der Mensch, derjenige ist, der dafür sorgt, das leider genau das passiert.


    Das Treffen heute in HH war sehr schön, wir berichten davon an anderer Stelle. In HH und Umgebung sind A. urticae, I. io.... in diesem Sommer noch nicht wirklich zu sehen gewesen.


    Viele liebe Grüße an Annett, Dich und die Kids


    Franz

  • Hallo Marc,


    schön zu hören, dass die Raupen aus dem Norden in der Schweiz doch ganz gut druchgekommen sind. :fröhlich:


    Von den vielen restlichen Eiern habe ich in der letzten Woche etwa 2000 als L3-Raupen und Schmetterlinge an geeigneten Stellen ausgesetzt. So 500 kommen nächste Woche noch dazu. Hier in Niedersachsen findet man leider zurzeit gar keine Raupennester. Die Wegraine wurden großflächig abgemäht. :aufstampfen: Ein einziger Öko-Bauer hat am Rand seiner Weiden Brennesselbestände eingezäunt, wo ich die Raupen hinsetzen konnte. Ob das zu einer nachhaltigen Vergrößerung der Population führt, bleibt abzuwarten. Aber ein Versuch ist es wohl Wert.


    Schönen Gruß

  • Zitat

    Merlin schrieb:
    Ob das zu einer nachhaltigen Vergrößerung der Population führt, bleibt abzuwarten.
    Aber ein Versuch ist es wohl wert.


    Ich denke, dass es nur ein minimaler Beitrag ist zur Stärkung einer lokalen Population ist,
    kaum nachhaltig über mehrere Jahre.


    Aber wenn Schulen und Naturvereine sich die Sache anschauen, wenn Behörden
    und Organisationen darauf aufmerksam werden und wenn sich sogar die Medien
    damit befassen, dann verbreitet sich die Botschaft in den Köpfen und wird auch
    diskutiert.
    «Mehr Platz für Schmetterlinge» ist dann nicht mehr nur die Forderung von ein paar
    Ökofundis.
    Schmetterlinge, alle Insekten und andere Kleinlebewesen werden zum Thema.


    Wir gehören zur Lobby der Falter. Für den nachhaltiger Artenschutz braucht es
    mehr als internationale Absichtserklärungen und ein paar gut gemeinte Gesetze.
    Es ist an uns immer wieder zu zeigen: Hier könnten viele Insekten leben, wenn wir
    die Voraussetzungen dafür schaffen oder wenigstens die bestehenden intakten
    Lebensräume nicht zerstören.

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