Denkt an die Wald-Arten!

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    Aktuell kartiere ich für ein Straßenbauvorhaben. Vorgegeben war wie üblich eine allgemeine Erfassung der Tagfalter per Transektbegehung im Offenland. Diese Methode ist meist Standard, wenn man nicht nach konkreten Arten sucht. Was jedoch vollkommen in den Hintergrund rückt: nicht alle Arten sind im Offenland anzutreffen.
    Ich plädiere dafür, immer auch die Waldarten immer mit in die Untersuchung einzubeziehen, sobald Wald betroffen ist. Und dies geht eben häufig nicht über normale Transektbegehungen sondern um die gezielte Suche nach Larven- und Eierstadien. Über die genannte Methode konnte ich heute tatsächlich im Projektgebiet eine Tagfalterart der niedersächsischen Vorwarnliste (Blauer Eichenzipfelfalter), eine gefährdete (Nierenfleck-Zipfelfalter) und eine stark gefährdete Art (Großer Schillerfalter) nachweisen. Hinzu kommt noch der Hornissenglasflügler (RL V), Birken- und Espenglasflügler (beide stark gefährdet) und evtl. Großer Weidenglasflügler (vom Aussterben bedroht).
    Also an einem Tag 5 Arten der Roten Liste und 2 der Vorwarnliste. Ein annäherndes Ergebnis würde ich auf Transektbegehungen im "normalen" Offenland über die gesamte Vegetationsperiode vermutlich nicht annähernd erreichen - und somit die wirklich hochwertigen Arten einfach ignorieren.
    Also: behaltet immer die Waldarten im Hinterkopf! :smiling_face:

    Anleitungen hierzu habe ich schon zahlreiche auf meinem Yt-Kanal gezeigt. U.a. zum Schillerfalter

    Siehe hierzu auch mein Thread auf Actias (der mittlerweile etwas länger geraten ist als ursprünglich geplant ^^)


    Großer Schillerfalter

    Nierenfleck-Zipfelfalter

    Blauer Eichenzipfelfalter


    Liebe Grüße,

    Toni :falter:

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    • Offizieller Beitrag

    ....und so kann dann ein guter Wald aussehen. Entlang der unversiegelten Waldwege siedeln sich zahlreiche Weiden und Espen an, der lichte Wald bietet Platz für Heckenkirschen und Geißblatt - nur die Saumarten wie Schlehen fehlen in diesem Falle noch.

  • Hallo Toni,


    interessant das mit der winterlichen Kartierung - da scheinst Du ja sogar ein Arbeitskollege von mir zu sein!

    Ich mache zwar keine so schönen Videos, habe mir aber vorgenommen durch gewisse Beiträge den Schmetterlingsfreaks klar zumachen, dass so manche scheinbar seltene Art sich bei gezielter Suche von Präimaginalstadien auf einmal als ganz häufig entpuppen kann.

    In diesem Zusammenhang hier ein aktueller Beitrag zum Kamillenmönch, den man so schön im Vorbeilaufen mit Schmetterlingsnetz und Kartierbrett nachweisen kann:

    https://www.ag-rh-w-lepidopter…etzte-unterkartierte-art/

    Es gibt überhaupt ne ganze Menge für selten gehaltene Nachtfalterarten, die man durch gezielte Suche von Eiern oder Raupen leicht nachweisen kann - dazu gehören z.B. in jedem Fall noch absinthiii, dysodea, bicolorata, perplexa, compta, gilvago, ocellaris und manch andere.

    Gerade Pappelkätzchen sammeln hat da interessante Ergebnisse gebracht, siehe hier mit ein paar Tipps zur Durchführung:

    https://www.ag-rh-w-lepidopter…-vom-richtigen-zeitpunkt/

    Mehr zu Weidenkätzchen, Pappelkätzchen aber auch anderen Büschen und Bäumen gibt es auch hier:

    https://www.ag-rh-w-lepidopter…ekologie-von-herbsteulen/

    https://www.ag-rh-w-lepidopter…suche-an-weidenkaetzchen/

    https://www.ag-rh-w-lepidopter…eten-und-weidenkaetzchen/

    http://www.ag-rh-w-lepidoptero…raupen-in-espenkaetzchen/

    Übrigens hatte ich beim Klopfen an blühenden Schlehen auch schon ein paarmal junge Raupen von Satyrium pruni, aber meist erst nach ein paar Tagen im Terrarium mit dem Klopfsubstrat gefunden.


    viele Grüße,

    Ludgi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ludgi,

    dass so manche scheinbar seltene Art sich bei gezielter Suche von Präimaginalstadien auf einmal als ganz häufig entpuppen kann

    definitiv! Insbesondere bei den Tagfaltern die Waldarten und bei den Nachtfaltern die Arten, die schwer zu Ködern und ans Licht zu bekommen sind, sind deutlich unterrepräsentiert. Hier sind viele Lücken auf den Karten ganz sicher auf fehlende Kartierung zurückzuführen.


    Kamillenmönch

    Die Arbeit habe ich auch schon gesehen - sehr schön! Die Mönche sind eh etwas tolles - zB die Beifußarten sind ja auch als Raupen gut zu finden. Wie du schon schreibst, betrifft viele weitere Arten sicherlich genauso.

    Danke für die Links - sehr interessant! :thumbs_up:


    paarmal junge Raupen von Satyrium pruni

    Sehr schön! Die kann man ja dann auch im Puppenstadium schön nachweisen. Die Raupe ist schwer - insb. da sie eine recht lange Zeit innerhalb von Blüten leben und von außen quasi nicht zu sehen sind. So sicherlich auch bei dir gewesen.


    Liebe Grüße,
    Toni

    • Offizieller Beitrag

    und so kann dann ein guter Wald aussehen

    Anfang Februar hatte ich euch ja schonmal einen guten Wald vorgestellt. Ich hatte damals allein auf dieser kleinen Fläche 35 Raupen vom Großen Schillerfalter markiert, um die Mortalitätsrate zu beobachten. 23 Raupen waren allein an einem einzigen Baum zu finden (ein Video dazu habe ich auch auf Youtupe und ich glaube auch in meinem Tutorial-Thread hier auf Actias hochgeladen... Ich hänge es nochmal an).

    Heute war ich wiedermal dort, um die Raupen zu prüfen. Die Raupen sind schon deutlich gewachsen. Die bisher zurückgelegte Distanz ist eher gering, viele sind noch an Ort und Stelle. Gefressen haben die wenigsten bisher (was mich bei den großen Weidentrieben etwas verwundert).

    Zu meiner riesigen Überraschung in in den letzten 2 Monaten nur eine einzige Raupe abhanden gekommen. Viel mehr noch - es kamen sogar 25 weitere Raupen hinzu. Die Zahl in dem Gebiet steigt nun auf ganze 60 markierte Raupen. Allein der beste Baum weist 34 Raupen auf. Das ist selbst für mich beeindruckend. In dem Gebiet sind mir nur 8 Stellen aufgefallen, an denen Weiden wachsen - alle sind besetzt. Die Seltenheit der Weiden könnte womöglich den Raupen einen Vorteil bieten - die Wahrscheinlichkeit, dass die Meisen durch Zufall eine der Weiden finden, ist eher gering. Wiederum würde ein Fund höchstwahrscheinlich auch bedeuten, dass innerhalb eines Tages mehrere dutzend Raupen Verlust entstehen könnten.


    Anbei nochmal die Collage, die ich vor 2 Monaten erstellt hatte. Nr. 15 ging verloren. Wie gesagt, mittlerweile müsste ich 60 Tiere darstellen...


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