• Hallo Sasha,


    Ein Mosaikgynander der zu 99 % weiblich aussieht ist kein Weibchen sondern ein Männchen mit Gendefekt bzw Chromosomenanomalie und kann sich nicht fortpflanzen.

    Klar vom Aussehen macht das nix aus. Aber der interessante Aspekt ist die Entstehung. Der Gynander entwickelt sich aus einem Männchen. Auch der Halbseitengynander. Die umgekehrte Richtung, also ein genetisches Weibchen das männliche Areale entwickelt gibt es wohl nicht. Jedenfalls nicht bei der klassischen Entstehung eines Gynanders bei Schmetterlingen.


    Vg

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    Das ist wirklich reine Semantik. Also genetisch auf das Individuum betrachtet kann man finde ich nicht sagen dass es ein Weibchen oder Männchen ist weil es nunmal Anteile von beidem hat. Wenn es in der Lage ist Keimzellen zu produzieren, könnte man durchaus dafür argumentieren. Das Ganze hat halt auch unterschiedliche Ebenen und man kann ja Unterschiede machen zwischen genetischem Geschlecht, morphologischem Geschlecht etc. Aber daran sieht man halt dass auch so scheinbar einfache Konzepte wie Geschlecht nicht so schwarz-weiß sind und es da viel Zwischenfälle gibt, die sich nicht so einfach zuordnen lassen. Es treten auch noch andere Fälle wie Doppelbefruchtung und so auf wo das dann noch schwieriger ist. Ob ich das jetzt als Männchen mit Gendefekt, Männchen, Weibchen mit männlichen Anteilen oder als Zwischending auffasse ist eine Frage der Perspektive.


    Grüße Dennis

  • Ein Mosaikgynander der zu 99 % weiblich aussieht ist kein Weibchen sondern ein Männchen mit Gendefekt bzw Chromosomenanomalie und kann sich nicht fortpflanzen.


    Zumindest, wenn man Herrn Nässig Glauben schenken darf/will.


    Ich will ihn ganz sicher nicht in Frage stellen, da ich keinerlei Ahnung von dieser Materie habe und er nun wirklich eine Koryphäe in der Entomologie darstellt. Seine Aussagen basieren in der Regel auf gut recherchierten Arbeiten.

    Nichtsdestotrotz würde mich eine Quelle zu seinen Erläuterungen interessieren um sich in dem Themenbereich etwas schlauer zu machen. Hat vielleicht jemand von euch was dazu?

  • Dankeschön, das wusste ich tatsächlich nicht.

    Sehr spannend, hast du dazu irgendwelche Publikationen zur Hand die du verlinken könntest?


    Lg

  • Hallo Dennis,


    Na du hast es doch selbst in einem deiner vorherigen Beiträge gut beschrieben mit Z0, ZZ ZW und OW.

    Ein genetischen Weibchen hat ZW? Ein Männchen ZZ? Dann ist Z0 genetisch weder Männchen noch Weibchen. Auch wenn Z0 morphologisch weiblich aussieht.

    Dann ist der Mosaikgynander aus einem genetischen Männchen entstanden und die weiblichen Areale sind genetisch nicht weiblich sondern weder noch( weil w fehlt), sehen morphologisch aber weiblich aus.

    Das ist auch keine Haarspalterei sondern genetischen hoch interessant.


    Wenn es noch andere Entstehungswege für Gynander gibt dann kenn ich sie zumindest nicht. Ich hab mich an dem orientiert was im Lepiforum stand und fand das recht plausibel. Es passt auch zu meinem (subjektiven ) Eindruck beim Betrachten diverser Abbildungen von Gynandern, dass es morphologisch Männchen mit weiblichen Arealen sind.


    Vg Chris

  • Es passt auch zu meinem (subjektiven ) Eindruck beim Betrachten diverser Abbildungen von Gynandern, dass es morphologisch Männchen mit weiblichen Arealen sind.

    Einspruch!


    Bei einem Gynander mit überwiegend weiblichen Merkmalen würde ich (rein subjektiv) von einem Weibchen mit männlichen Arealen ausgehen. Alles andere wäre zuerst mal unlogisch, subjektiv betrachtet.

    Ich bin mir sicher, Du weißt wie ich das meine, Chris und kannst meinem Ansatz folgen. :winking_face:


    Ich stelle die Aussage von Nässig nicht wirklich in Frage, kann ihr aber nicht uneingeschränkt folgen, dass ein 99% weiblich aussehender Gynander in Wahrheit immer ein nur "ein-prozentiges" Männchen sein soll. :winking_face:

    Und nicht ein 99% Weibchen mit 1% männlichen Arealen.

    • Official Post

    Nichtsdestotrotz würde mich eine Quelle zu seinen Erläuterungen interessieren um sich in dem Themenbereich etwas schlauer zu machen. Hat vielleicht jemand von euch was dazu?

    Es gibt hier ein paper mit open access, da wird in der Diskussion das Thema der genetischen Entstehung kurz gestreift. Leider sind aber sehr viele Paper die ich zu dem Thema gefunden habe hinter einer paywall und die kann ich aus Urheberrechtsgründen hier nicht reinstellen. Darunter ist leider auch das dort zitierte Paper von Narita et al. (2010) was eine ganz gutes Review des Themas ist.


    Wenn es noch andere Entstehungswege für Gynander gibt dann kenn ich sie zumindest nicht.

    Die gibt es und deswegen ist die Sache auch nicht ganz so einfach zu sagen dass Gynander nur Männchen mit Chromosomendefekt sind. Gerade bei Halbseitengynandern ist wohl sehr häufig die Doppelbefruchtung von einer Eizelle mit doppeltem Kern (double fertilization of a binucleate egg) der Ausgangspunkt. Es kann wohl passieren, dass bei der Meiose ein Polkörper nicht richtig abgetrennt wird und mit in der Eizelle landet, sodass sowohl ein haploider Kern mit Z-Chromosom als auch einer mit W-Chromosom vorhanden sein kann, welche beide von Spermien mit Z-Chromosom befruchtet werden können und so zur Entstehung von weiblichen und männlichen Zellen im selben Individuum führen. Hier ist es dann nicht mehr so leicht zu kategorisieren zu welchem Geschlecht die Zygote gehörte. Daher finde ich das auch nicht so hilfreich das genetische Geschlecht der Zygote zu betrachten, anstatt das resultierende Individuum. Kann man aber natürlich machen. Dann gibt es da noch die Wolbachia-Sache, aber das verstehe ich muss ich sagen auch gerade nur so randlich. Ich bin in dem Thema jetzt auch nicht genug drin um da wirklich Ahnung zu haben. Könnte sein, dass es auch noch mehr obskure Möglichkeiten gibt, aber das sind so die Hauptwege soweit ich das sehe.


    Bis jetzt habe ich auch nicht ganz sicher gesehen, dass es den Fall 0W nicht gibt. Das im Lepiforum schließt das auch nicht aus, Wolfang Nässig schreibt da ja nur dass das was er dort schreibt einer der häufigsten Enstehungswege ist. Ich würde wie gesagt nur vermuten, dass dieser Genotyp letal ist, weil auf dem W-Chromosom offenbar nicht viel drauf ist.

    Ein genetischen Weibchen hat ZW? Ein Männchen ZZ? Dann ist Z0 genetisch weder Männchen noch Weibchen.

    Na ja, wenn man die menschliche Geschlechtsdetermination zugrunde legt ja (wobei X0 auch beim Menschen als weiblich kategorisiert wird). Bei Insekten ist es wie gesagt aber wohl so, dass das W-Chromosom eigentlich nicht wirklich viel macht und die Anzahl der Z-Chromosomen entscheident ist. Insofern ist Z0 genetisch schon als Männchen zu betrachten und Narita et al. (2010) schreibt dazu "In each cell of a gynandromorph, the genetic sex (e.g., sex chromosome constitution) is consistent with the sexual phenotype. In other words, the sex-specific expression or alternative splicing of sex-determining genes should be consistent with the genetic sex."


    Grüße Dennis

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