...es gibt sie noch, die Schmetterlinge, die in Ausbreitung begriffen sind...

  • Guten Abend.


    Habe folgendes heute mal über Tante juuglee gefunden. Der Buchsbaumzünsler ist ja schon ein paar Jahre aktiv, aber dass die Basler Stadtgärtnerei nach so kurzer Zeit schon das Handtuch im Kampf gegen diesen Neophyten wirft, ist erstaunlich und auch erschreckend.


    Der Kampf gegen den Buchsbaumzünsler scheint verloren


    Servus.
    Rudi

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  • Ich verfolge die Basler Buchsbaumzündlergeschichte schon seit ein paar Monaten.


    Da werden in Großmärkten laufend Buchsbaumsetzlinge in großen Mengen aus Asien eingeführt, und jetzt wundert man sich über die eingeschleppten Mitfahrer.

    Es gibt in Basel an der Uni sogar eine Doktorantin, die sich jetzt mit den biologischen Werten dieses Zünslers auseinander setzt. Florinne Leuthardt.
    Fragebogen wurden an die Gartenbesitzer verteilt, und an Medienkonferenzen berichten die Gärtner über ihre Kampfmethoden wie bei einer Kriegsreportage.
    Von der Möglichkeit, Raubspinnen gegen Raupen einzusetzen, halte ich nicht viel. Da ist mir die Methode «Regelmässig alle Raupen ablesen, abklopfen oder mit Wasserstrahl abstreifen und entsorgen» schon wesentlich sympathischer.
    Wer den Buchsbaumzünsler nicht mag, soll halt keine Buchsbäume pflanzen.

  • Guten Abend, Marc.


    Zitat

    Wer den Buchsbaumzünsler nicht mag, soll halt keine Buchsbäume pflanzen.


    Ich finde, du urteilst hier ein bisschen zu oberflächlich und desinteressiert.
    Buxbaum (Buxus sempervierens) ist ein heimisches Gehölz, das unabhängig von seiner Verwendung in Menschenhand, seinen Nutzen im natürlichen Naturhaushalt innehat.
    Da ein Buxbaumzünsler keinen Unterschied macht, zwischen gepflanztem und wildwachsendem Bux, erübrigt sich von meiner Seite her eine nähere Erleuterung für dich. Hoffe ich zumindest. :upside_down_face:


    Man könnte natürlich auf deinem angeschnittenen Niveau auch die Ausbreitung des Drüsigen Springkrautes (Impatiens glandulifera) gut heissen. Schließlich fressen manche Schmetterlingsraupen an den Blättern und die Blüten liefern viel Pollen für Insekten. Da kann man doch auch mal akzeptieren, dass dieses Gewächs so einige einheimische Wildpflanzen verdrängt und Biotope verändert. What shall´s?
    Oder wie war das mit der Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum)? Ist doch ne wunderbare Solitärpflanze mit gutem Nektarangebot. Da fällt mir auch noch ganz spontan die Solidago aus meinen hinteren Hirnlappen zu...
    und war nicht mal irgendwo ein Kartoffelkäfer eingeführt? Huch, sorry, aber Kartoffeln braucht man ja für´s Schweizer Rösti!
    Also auf Kartoffeln kann der Schweizer dann doch nicht verzichten! Verdammt! :face_with_tongue:


    Nachdenkliche Grüße aus Dachau
    Rudi

  • hmmm.. kein einfaches Thema, aber mal ganz ehrlich, gibt es überhaupt irgend eine winzige Chance die Seuche jetzt noch in den Griff zu bekommen? Vor allem bei dem Nachschub durch den Großhandel?


    Nur eine reine Frage, keine Meinung: Wäre es vielleicht sogar besser, den Zünsler sich ungehindert ausbreiten zu lassen, damit irgend ein Parasitoid ihn bald als Wirt für sich entdeckt und seinen Bestand in die Schranken weist?


    Wenn es ein Überangebot an einer neuen Nahrungsressource gibt, werden andere Lebewesen diese bald nutzen wollen...? Oder?


    Viele Grüße!

  • Das ist mit Sicherheit "Schwere Kost".
    Die Problematik mit Neozoen oder Neophyten ist, dass niemand die ökologischen Auswirkungen einer Neueinschleppung im Voraus einschätzen kann. Sowohl die beabsichtigte als auch die unbeabsichtigte Einschleppung von "fremden" Arten birgt immer Risiken nicht nur im direkten Umfeld der Art, sondern auch in weiteren Bereichen der ökologischen Zusammenhänge.


    :kissing_face: Überlegung: Der Buchsbaumzünsler vermehrt sich fleißig weiter und befällt den gesamten Bestand an Buchsbäumen in Europa. Nun kommt ein Parasit des Zünslers, vielleicht eine Wespe, plötzlich auf die Idee, diesem zu folgen und macht sich in Europa breit. Doch sie parasitiert nicht nur den Zünsler, sondern eventuell noch den Apollofalter oder das Tagpfauenauge. Oder sie parasitiert alles entomologische, was sich regt. Und sie verdrängt andere Wespen. Und fressen will sie kein Vogel, denn sie schmeckt greußlich.
    Die Folge: Das Tagpfauenauge wird immer seltener und stirbt langsam in den nächsten 10 Jahren aus, und mit ihm viele andere Arten. :thumbs_down:


    Unvorstellbar? Gut, das ist ein Horrorszenarium, aber wer mag solches oder ähnliches ausschließen?
    Es gibt viel zu viele Beispiele auf der ganzen Welt, wo eingeschleppte Arten zu ökologischen Katastrophen geführt haben: Killeralgen im Mittelmeer, Kaninchen, Ratten, Katzen, Ziegen, Opuntien, Agakröten in Australien, Dreiecksmuscheln in den europäischen Flüssen, Wollhandkrabben, Ambrosia, die heftige allergische Reaktionen auslösende Pflanze, Nattern, die seltene endemische Kleinvogelarten auf den indonesischen Inseln komplett ausrotten, der Schmetterling (siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Paysandisia_archon , übrigens eine sehr attraktive Art, die Zucht würde mich interessieren!) und der rote Palmrüsselkäfer am Mittelmeer bei Palmen, und, und, und... :daumennein:
    Daher ist es nur zu verständlich, eine Neueinschleppung entweder zu verhindern oder energisch zu bekämpfen.


    Nur, oft ist es bei der Feststellung, das eine neue Art sich anschickt, ein Ökosystem zu erobern, für eine Bekämpfung schon zu spät!


    Trotzdem, wenn wir eine Einschleppung verhindern können, sollten wir es tun, zum Schutz der Arten, die keiner kennt oder wahrnimmt.
    Und wenn es, wie beim Buchsbaumzünsler, schon geschehen ist und die Maßnahmen nichts helfen, sollten wir als "Fachleute" unsere Verantwortung wahrnehmen und diesen Neubürger genau beobachten,... und bei einem Auftreten die zuständigen Behörden/Institute(siehe weiter oben im fred) benachrichtigen, um wenigstens die Bestandsaufnahme und die Ausbreitung zu erfassen.
    Einfach nur lassen, ist zu einfach!


    Rettet das Tagpfauenauge! :thumbs_up:


    Gruß
    Arnd

  • Vor etwa 10 Jahren wurde bei uns das baldige Ende der Roßkastanie voraus gesagt. Die Roßkastanienminiermotte war auf dem Vormarsch und die Schäden waren zunächst groß.
    Einige Kastanien gingen daran zu Grunde andere wurden vorsorglich gefällt. Einige Jahre zuvor war noch die Thujenmotte der große Schädling. Von beiden ließt man heute nur noch selten.
    Wohl alle (gesunden) Pflanzen besitzen Mechanismen um sich erfolgreich gegen Schädlinge zur Wehr zu setzen. Als bekanntes Beispiel seien hier die Akazien der Savannen aufgeführt. Werden sie z.B. von Giraffen an gefressen entwickeln sie innerhalb kurzer Zeit ein Gift das die Pflanze ungenießbar macht. Zudem werden Duftstoffe freigesetzt die auch umliegende Akazien warnen, die ihrerseits dann sofort mit der Giftproduktion starten. So müssen die Giraffen zwischen ihren Mahlzeiten jeweils größere Strecken zurück legen. Leide ist es so dass viele Pflanzen diese Fähigkeit verlernt haben. Insbesondere eingeführte Arten die hierzulande nur wenig Fressfeinde hatten (haben) investieren immer weniger Energie in ihren Schutz. Taucht dann plötzlich doch ein "neuer" Feind auf dauert es oft viele Jahre bis die Pflanzen wieder entsprechend nachrüsten. Ich glaube daher nicht das der Buchsbaumzünsler das Ende unserer Buchsbäume bedeutet. Von biologischer Schädlingsbekämpfung durch Einführung einer weiteren Art kann man eigentlich nur warnen. Die Schäden dadurch sind unberechenbar und oft größer als der Nutzen (Asiatische Marienkäfer usw.)
    Noch kurz zu Arnds Bedenken wegen der Schlupfwespen:
    Man schätzt, das etwa jede 10. Tierart auf der Erde eine Schlupfwespe ist. Diese sind hochspezialisiert und oft nur auf einen Wirt oder auf einer "Wirts-Familie" lebensfähig.
    Die Angst, das eine Schlufwespe die als Wirt einen bestimmten Zünsler benötigt plötzlich auch an Pfauenaugen oder Apolloraupen ablegt ist daher unbegründet.


    Walter

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