Schnelltrocknung

  • Hallo, alle versierte Präparatoren!


    Manchmal kommt es eben vor, dass man zu wenig Platz auf den Spannbrettern hat, und die nächsten Kandidaten schon warten. Nun glaube ich, schon mal etwas über Schnelltrocknung gelesen zu haben, z.B. im Backofen mit/ohne Umluft, bei ca. 35 Grad. Hat hiermit jemand von Euch schon Erfahrung gesammelt?


    Danke für die Antworten, Hans

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  • Si senor!


    Du kannst ohne Bedenken auf 50 bis 60°C heraufgehen. Auch Herd mit Ober und Unterhitze genehm.
    Wichtig ist, daß Du in den ersten paar Minuten, wo die Bretter mit den Faltern in der Hitze sind, immer wieder nachkontrollierst, ob
    a) die Fühler noch richtig liegen,
    b) Das Spannpapier sich nicht wellt
    c) keine Flügelenden irgendwo herausschauen, da sie sich sonst sofort nach oben biegen
    d) die Temperatur stimmt, ab über 60°C schmilzt Dir sonst ganz fix das Styropor, sofern in der Spannbrettrille enthalten.


    Umluft ist schneller als Ober und Unterhitze, da mehr Luftzug. Mit Ober und Unterhitze bekommst Du normal große Eulen in 4-5h vollkommen durchgeröstet.


    Zustand kannst du einfach mit einer feinen Nadel prüfen. Ist der Hinterleib schön kross, lässt sich durchstechen und läßt sich auch nicht mehr bewegen, ohne dass sich der gesamte Falter mitbewegt, sind die Tiere so gut wie durch und können wenig später verzehrt, ähhhh der Sammlung hinzugefügt werden!



    Klitzekleiner Nachtrag: Bei manchen Nachtfalterarten, mit schönen großen gefiederten Fühlern können diese ziemlich unschön schrumpeln!

  • Ja - so kann man das machen, empfehlen würde ich es aber nicht.
    Vor einigen Jahren hatte ich das mal ausprobiert - bei 50°C in einem Labor-Wärmeschrank. Nach einem Tag sahen die Tiere trocken aus. Später haben sich jedoch bei einem großen Teil der Falter (nicht bei allen) die Flügel nachträglich abgesenkt - auch bei kleinen, eher filigranen Faltern wie Eilema complana und Araschnia levana.
    Üblicherweise lasse ich die Falter lange auf dem Spannbrett (ca. 1 Monat). Deshalb empfehle ich eher die Anschaffung/Herstellung ein paar weiterer Spannbretter.


    Cheers
    Joachim

  • Hallo,


    mit der Methode der Schnelltrocknung experimentiere ich schon seit ein paar Jahren. Mit der Tempoeretur würde ich nicht auf 60 Grad gehen, da hierbei die Gefahr besteht, dass einige Körperteile des Falters (Fühler, Abdomen) sich durch den schnellen Feuchtigkeitsaustritt ihre Präparationsstellung ändern. Ich stelle die Spannbretter auf den Heizkörper einer Zentralheizung für 1 - 2 Tage Dabei werden am Falter kaum mehr als 45 Grad erreicht. Danach bleiben Sie noch 2 Tage bei normalem Raumklima stehen. Dabei nehmen Spannbrett und Falter wieder die Feuchte anm, bei der sie in den Kästen gelagert werden (ca. 50%). Spannt mman die Falter gleich nach dem Trocknungsprozess ab, nehmen sie wieder Luftfeuchtigkeit auf und können sich "verziehen). Nach dem Abspannen kann man den Falter in seiner Lage stabilisieren, wenn man einen kleinen Tropfen mit Azeton verdünnten Spannlack (Spannlack : Azeton 1:2) auf die Unterseite des Falters an die Flügelwurzel gibt. Der Tropfen ist praktisch unsichtbar. Bei Bedarf läßt sich der Falter sogar nachspannen. Mit dieser methode hat sich in den letzten 10 Jahren kaum ein Falter verzogen.


    Das Verfahren des Schnelltrocknens hat noch einen weiteren Vorteil: Bei der kurzen Verweildauer auf dem Brett haben Museumskäfer & Co. kaum eine Chance, an den präparierten Faltern am Brett Schaden anzurichten.




    Ernst

  • Mahlzeit.


    was man machen kann, ist die Präparate zuerst im Ofen vorzutrocknen und dann anstatt 2-3 Wochen, nur noch 1 Woche auf´m Spannbrett zu belassen. Dann aber auch möglichst bei guter Zimmertemperatur, denn sonst ziehen die Präparate auch wärend der Trocknungsphase im Zimmer neue Feuchtigkeit.


    So sind halt meine Erfahrungen und ein Kompromiss, mit dem man die Spannbretter wieder schneller frei bekommt.


    Tschau
    Rudi

  • Also ich hatte bisher keinen verzogenen Falter.
    natürlich sollte man die Falter schon ordentlich abkühlen lassen (mindestens ein paar Stunden) bevor man sie wieder vom Brett nimmt. Ich schalte den Ofen meistens nachmittags oder abends an und schalte dann abends/nachts aus, die Falter bleiben bis zum nächsten morgen auf dem Brett. Bisher hatte ich damit keine Probleme. Bestimmt ist es aber besser länger zu warten, so wie Rudi es vorschlägt. Kommt halt auch auf den Wert der Präparate an. Wenn es nur ein paar Eulen vom Lichtfang sind, kann man denke ich auch mal nur bis zum nächsten morgen warten und dann die Tiere abnehmen. Einfach mit "nicht so wertvollem" Material ausprobieren.


    @ Joe: Der Wärmeschrank hat ja auch keinen Dauerluftzug, wie die Öfen. Im Ofen ist es wie mit der Mumifizierung. Viel Luftzug trocknet schnell aus.


    @ Ernst: Ja stimmt, 60 Grad"Schock" muss nicht sein, man kann auch erst niedriger anfangen, wenn der Ofen die Einstellung bietet. Ansonsten muss man eben gerade in den ersten Minuten immer wieder nachkontrollieren und sowieso am besten alles vorher weitflächig fixieren.


    Übrigens: natürlich sind ausreichend Spannbretter immer erstrebenswert, aber wenn man in einer sehr kleinen Mietwohnung lebt, kann das auch echt eine Platzfrage sein. Deswegen finde ich das mit dem Ofen-Trocknen, wenn das Material nicht allzu kostbar ist, eine klasse Lösung!


    Viele Grüße

  • Moin,


    die Lösung erscheint mir denkbar einfach (so keiner Deiner möglichen Mitbewohner was dagegen hat):


    Ausreichend Spannbretter sind nicht vorhanden, beschleunigen kann man den Trocknungsvorgang zumindest nicht bedenkenlos, also muss dieser den normalen Weg gehen. Bis das Spannbrett wieder frei wird, empfehle ich die Falter entweder in der Weichdose oder in der Tiefkühltruhe zu verwahren. Zweiteres gehört zum Standardrepertoir eines Entomologen und sollte mit weniger Risiken behaftet sein, als die Verwahrung in der Weichdose.


    Langfristig betrachtet solltest Du aber tatsächlich weitere Spannbretter anschaffen.


    Viele Grüße


    Klaas

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