Lemonia dumi - Weibchen verkrüppelt

  • Hallo im Forum,


    bei mir sind in den letzten 3 Tagen meine Lemonia dumi geschlüpft.


    Ich hatte letztes Jahr in Frankfurt 12 Eier unbekannter (vermutlich Osteuropa) Herkunft gekauft , es sind im Frühjahr 11 davon geschlüpft und ich konnte 10 Raupen bis zur Puppe durchbringen. Seit 3 Tagen schlüpfen die Tiere tagsüber - allerdings etwas problematisch. Die Weibchen haben alle verkrüppelte Flügel - absolut flugunfähig.
    Die Männchen haben zwar auch zerknitterte und nicht ganz entfaltete Flügel aber können immerhin flattern und auch die Weibchen an der Käfigdecke erreichen und eine Kopula eingehen.
    Meine Frage : ist das ein Inzuchtphänomen oder suboptimale Haltung der Puppen (zu trocken) - habe zwar den Sommer über immerwieder mal gesprüht wollte aber Schimmel auf jeden Fall vermeiden. Da alle Weibchen sich trotz der Flugunfähigkeit verpaart haben interessiert mich das besonders im Hinblick auf nächstes Jahr
    und auf einen möglichen Verkauf von Eiern - wenn das ein Inzuchteffekt ist werde ich die Eier wohl nicht anbieten können.


    liebe Grüße
    Ralf

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  • Das ist keine Inzucht, weil 11 von 12 eier schlüpften, und 10 raupen davon brachten es zur puppe.


    Vielleicht hast du die Puppen nicht richtig gehalten, oder die raupen bekamen in den letzten Tagen nicht genügend Futter.
    Nächstes Mal würde ich die Puppen draussen in einem Netzbehälter füttern. Dort finden sie natürliche Voraussetzungen.


    Inzucht zeigt sich in der Regel im schlechten Schlupf der Eier und in vielen Ausfällen der Raupen.

  • Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig daß die frisch geschlüpften Falter sofort einen stabilen Grashalm finden um daran hochzuklettern. Meinen Puppenkasten habe ich deshalb mit Schilfrohr ausgekleidet. Bis jetzt sind 2 Männchen und 1 Weibchen geschlüpft, alle einwandfrei. Ich hoffe daß es bei den restlichen 10 Puppen so weitergeht. Die Puppen halte ich auf feuchtem Sand. Die Position habe ich nach der Verpuppung nicht verändert.


    Werner

  • Hi,
    hab mal ne Frage, und zwar : Gild es in der Regel Puppen (allgemein) regelmäßig zu befeuchten oder spielt es keine Rolle?
    Als Beispiel : ich habe eine Puppe vom Nagelfleck (Aglia tau) die sich so im Juni verpuppt hat. Nun überwintert sie und schlüpft (hoffentlich)
    im nächsten Frühjahr. Muss ich dies Puppe regelmäßig befeuchten, um ein Austrocknen oder Absterben zu verhindern?
    Ich stell mir das immer wegen Schimmelbildung nicht so gut vor.


    Wäre für eine Antwort dankbar.

  • Ich lagere die meisten meiner Puppen und auch Kokons über einer flachen Wanne, gefüllt mit Blähton aus der Hydrokultur.
    Die Schale gebe ich Wasser und fülle auch regelmäßig nach. Darüber kommt in einem Abstand von ca. 5cm ein Holzrahmen der mit einem Drahtgitter bespannt ist.
    Auf das Gitter kommt eine dünne Schicht Moos. Durch diese Lagerung erhalten die Puppen eine regelmäßige Luftfeuchtigkeit ohne zuviel Nässe.
    Mit Ausnahme von Lemonia dumi klappt diese Methode recht gut.



    Werner

  • Ja das ist es, was alle angehenden Züchter zu bezahlen haben: Lehrgeld.
    Ich denke, so ziemlich jede(r) von uns, die/der Lemonia dumi gezüchtet hat, musste erst mal insoferne mit dem Misserfolg fertig werden, dass sich die geschlüpften Tiere nicht oder zumindest nicht tadellos entwickeln. Das ist natürlich nicht zuletzt schon deswegen ärgerlich, da man die ganze langwierige Prozedur des Züchtens auf sich genommen hat und dann verständlicherweise auf Erfolg hofft.
    Wie Werner es schon geschrieben hat, ist es unbedingt erforderlich, den schlüpfenden Faltern Halme, Zweige o. ä. zum Emporklettern anzubieten. Ohne diese Hilfe wird man kaum tadellose Falter erhalten.
    Weiters ist es sehr förderlich, die Schlupfkäfige im Freien aufzustellen um stets ein wenig Luftzirkulation anzubieten.
    Und schlussendlich ist es von großem Vorteil, die gesamte Zucht im Freien durchzuführen. Tag-Nacht-Temperaturschwankung, Luftfeuchtigkeit, Luftdruckverhältnisse, das alles ist für eine Zucht dieser oder ähnlicher Arten beinahe Vorschrift.
    Bei mir schlüpften in den vergangenen Wochen etwa 20 Falter L. dumi und alle sind tadellos.


    Nette Grüße
    Heinz

  • Hallo zusammen - danke für die zahlreichen Tips


    ich werde es wohl nächstes Jahr auch mal mit Schilfrohr als Kletterhilfe versuchen.
    Die Aufzucht fand unter Freilandbedingungen statt und auch die Puppen wurden auf einem Nordbalkon ohne direkte Sonne
    aufbewahrt. Futtermangel kann nicht vorliegen da noch genügend frischer eingetopfter Löwenzahn vorhanden war.
    Ich konnte den Schlupf - da tagsüber ausser Haus - nicht direkt beobachten aber die Falter können sich nicht sehr gut an der Gaze
    des Kastens festhalten und die Zweige waren wohl etwas zu dünn - andere Arten hatten da bisher gar keine Schwierigkeiten.


    Gruß
    Ralf

  • Hallo Heiner,


    mich würde noch interessieren, wie Du (oder auch andere erfolgreiche Züchter) die Puppen bist zum Schlupf aufbewahrst/lagerst.


    Die Raupen dieser Art machen ja eigentlich nicht wirklich Probleme. Kritisch wird es erst danach: Bereits Friedrich schreibt hierzu: "Die Puppen vertrocknen leicht, verschimmeln andererseits nicht selten und sind überhaupt noch empfindlicher als die Raupen, so dass die Hauptschwierigkeiten der Zucht oft erst nach der Verpuppung auftreten." Es folgen dann Hinweise zur Lagerung der Puppen, verbunden mit Spekulationen darüber, ob man die Puppen besser aus der Erde nehmen solle oder nicht. Erfahrungsberichte befreundeter Entomologen lieferten mir dazu auch keinen eindeutigen Hinweis. Während manche davon ausgehen, dass nur eine ungestörte Puppenruhe Krüppelfalter vermeiden hilft, haben andere wiederum mit der Entnahme der Puppen aus der Erdhöhle beste Erfahrungen gemacht. Auch hier im Forum hat z.B. Falk schon einiges dazu geschrieben.


    So langsam drängt sich mir nun der Verdacht auf, dass nicht die Entnahme der Puppen aus der Erdhöhle zu Krüppelfaltern führt, sondern deren Lagerung danach.


    L. dumi bewohnt nach der mir zur Verfügung stehenden Literatur wechselfeuchte, eher frische Wiesen. Ich gehe also davon aus, dass der Boden hier während der Puppenruhe eher gleichmäßig feucht ist und Staunässe höchstens kurzzeitig auftritt. Im Herbst, wenn die Wiesen wirklich nass werden, sind die Falter dann geschlüpft und haben ihre Eier hoch oben an trockene Stengel abgelegt, wo sie nicht unter all zu großer Nässe leiden können. Das ist schon mal das eine, was es wahrscheinlich zu beachten gilt.


    Desweiteren hat die Art ein im Vergleich zu den übrigen Beinen zurückgebildetes erstes Beinpaar. Frisch geschlüpfte Falter, insbesondere die prall mit Eiern gefüllten schwerfälligen Weibchen, kommen daher an den Wänden der gängigen Puppenkästen kaum hoch und bleiben an der senkrechten Wand oder dem Deckel auch nicht sitzen. Witzigerweise schaffen sie es aber an schräg stehenden Stengeln. Das scheint der zweite Grund zu sein, warum die herkömmliche Behandlung bei dumi-Puppen zu den beschriebenen Misserfolgen führt.


    Nun also nochmals etwas konkreter meine Fragen dazu:



    • Leider kenne ich kein natürliches Biotop. Kann daher vielleicht jemand aus dem Forum aus eigener Anschauung meine Hypothese zum "Biotopklima" bestätigen?
    • Wie und vor allem wie feucht haltet Ihr die Puppen nach Entnahme aus der Erde oder bleiben die Puppen bei den erfolgreichen Züchtern ungestört in der Erde?
    • Oder ist die gleichmäßig feuchte Lagerung der Puppen doch nicht das Problem, der ganze hierfür betriebene Aufwand vielleicht sogar überflüssig und nur die Kletterhilfe ausschlaggebend dafür, ob sich die Falter bzw. deren Flügel normal entwickeln?


    Danke schon jetzt für Eure Rückmeldungen zu diesem für mich persönlich sehr spannendem Thema.


    LG, Andreas

    Bin immer auf der Suche nach Automeris-Arten und nehme gerne neben Eiern auch kleinere Stückzahlen von Kokons ab.
    Ebenso suche ich stets interessante leere Kokons aller möglicher Arten.

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  • Hallo Andreas,
    nachdem ich zu diesem Thema keinen Beitrag von Heiner gefunden habe, nehme ich an, dass du damit mich meinst. Ist aber auch piepschnurzegal, ich gebe dir nachstehend mal meine Erfahrungen zur wiederholt geglückten Zucht von L. dumi bekannt:


    Nun, ich kenne einen Biotop, in dem L. dumi, jedoch in deutlich abnehmender Anzahl, alljährlich Mitte Oktober bis Anfang November anzutreffen ist. Es handelt sich dabei um einen südlich (!!!) geneigten Hang, der nicht unbedingt als feucht einzustufen ist. Der Wiesenboden ist ziemlich hart und fest, woraus ich schließe, dass die Puppe nicht i n sondern a n der Erde ruht.


    Zur Haltung in Gefangenschaft:
    Wie du ja selbst bereits erfahren hast, ist die Zucht der Raupe absolut kein Problem. Zur Verpuppung biete ich eine Schicht Humus und darauf eine etwa 10-cm-starke Schicht Zupfmoos. Die Raupen gehen kaum in die Erde sondern verpuppen sich zwischen Moos und Erde, manche allerdings graben sich halb ein, sodass die Puppe noch etwas zu sehen ist.
    Verpuppungsreife Raupen trenne ich von den noch fressenden, da ich dadurch event. gegenseitige Störungen verhindern möchte. Diese kommen dann eben in den oben beschriebenen Behälter, der an der Schattenseite des Hauses platziert ist. Bei Regen stelle ich den Puppenkasten (Deckel weg) so alle paar Tage in den Regen. Sollte es längere Zeit trocken sein, so besprühe ich das Moos auch so etwa jeden 4. - 5. Tag ordentlich mit Regenwasser aus der Gießkanne. Aber nur so viel, dass die Puppen nicht ständig im Nassen liegen. Und wenn dann die Zeit des Falterschlupfes naht, ab etwa Ende August, stelle ich den Puppenbehälter immer wieder für ein paar Stunden in die Sonne. Die Puppen müssen allerdings, wie gesagt, mit Moos o. ä. abgedeckt sein.
    Als Schlupfbehälter verwende ich einen zeltförmigen, soll heißen, nach oben spitz zulaufenden, Gazekäfig. Die frisch geschlüpften Falter klettern mal an den Wänden, mal an den eingestellten Holzästchen hoch.


    Jedenfalls ist es so, dass auch ich, bis ich zu einwandfreien Ergebnissen kam, viele Rückschläge hinnehmen musste.


    Nette Grüße
    Heinz

  • Hallo Heinz,


    natürlich habe ich Dich gemeint - bitte entschuldige die falsche Anrede! (Man sollte eben nicht übermüdet an die Tastatur gehen... :wacko: )


    Deine Hinweise sind wie immer sehr hilfreich und stellen mein Weltbild (zumindest das über dumi) mal wieder auf den Kopf! Irgendwie klingt das alles dann doch gar nicht so kompliziert.


    LG und nix fia unguad


    Andreas

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