Entomologisch-botanische Exkursion in Marokko (2003), ein Reisebericht

  • Teil 1


    Vom 29.04. bis 13.05.2003 besuchte ich mit zwei Kollegen Marokko. Zweck dieser Reise war, genauere Daten über Zerynthia rumina in Marokko zu sammeln. Dabei war ich aber natürlich auch an anderen Tieren und den Pflanzen des Landes interessiert.
    Wir waren mit dem Flugzeug nach Agadir geflogen. Mit einem Mietwagen fuhren wir zuerst nach Norden in den Südabhang des Hohen Atlas, wo wir Zerynthia rumina tarrieri suchten. Unser nächstes Ziel war die Umgebung von Aoulouz. Auch hier sollte Z. rumina tarrieri vorkommen. Dann überquerten wir den Hohen Atlas über den Tizi-n Test (ca. 2100m), um auf der Nordseite des Hohen Atlas im Ourikatal Station zu machen. Von dort fuhren wir an Marrakesch vorbei nach Azrou im Mittleren Atlas. Dort blieben wir etwa 1 Woche lang und erkundeten die Umgebung von Azrou und Ifrane, südlich von Fez.
    Am 12.05. fuhren wir die ca. 800 km von Azrou nach Agadir in einem Stück zurück, weil am 13.05. unsere Maschine nach München flog.


    29.04.2003 Agadir
    Ankunft des Fliegers – Einchecken im Hotel in Agadir – Mieten eines Kleinwagens – Fahrt nach Norden an den Südabhang des Hohen Atlas



    Immouzer, im Vordergrund ein Friedhof mit Aristolochia baetica, Fpfl. von Z. rumina
    tarrieri. Von der Felswand im Hintergrund stürzt in feuchteren Zeiten ein schöner
    Wasserfall herab.

    Auf dem Friedhof bei Immouzer fand ich auch eine wild wachsende weiße Clematis sp.

    An solchen Naturstein-Mäuerchen zwischen bewässerten Feldern wuchs A. baetica,
    und daran saßen, nur noch vereinzelt wegen der späten Jahreszeit, erwachsene
    Raupen von Z. rumina tarrieri. Bei einer früheren Reise Ende Februar 2002 fand ich
    hier viele kleinere Raupen.

    Erwachsene Raupen von Z. rumina tarrieri



    Aristolochia baetica – Die Blüten der in Marokko vorkommenden Pflanzen sind gelblich
    weiß, mit mehr oder weniger dichten rötlichen Sprenkeln. In Spanien sind sie dagegen
    bräunlich rot.



    Zerynthia rumina tarrieri (Zuchtfoto)


    Auf dem Rückweg kam ich an Bergoasen vorbei:



    Der Autor in einer Oase nördlich von Agadir

    Auch hier wuchs A. baetica, aber es waren keine Z. rumina zu finden.


    30.04.2003 Fahrt Agadir – Taroudannt – Aoulouz (ca. 700 m)



    Taroudannt

    Bei Aoulouz überquerten wir den Oued (Fluss) Sous, der bei Agadir ins Meer mündet.

    Telmkaya (800 m) bei Aoulouz, ein malerisches Berberdorf

    Ein anderes Berberdorf


    01.05.2003 Aoulouz – Tizi (Pass)-n Test – Ourika-Tal



    Auf dem Tizi-n Test (2103 m)

    Baumförmiger Wacholder auf dem Tizi-n Test

    Im oberen Ourika-Tal (ca. 1100 m) im nördlichen Hohen Atlas, südlich von Marrakesch


    02.05.2003 Ourika-Tal



    Landwirtschaftliche Anbau-Flächen mit Naturstein-Mäuerchen deuten darauf hin,
    dass hier Aristolochia und somit auch Z. rumina zu finden sein könnten.



    Und wirklich, schon bald fanden wir in den Mäuerchen die ersten Aristolochia-Pflanzen,
    aber nicht A. baetica, sondern A. paucinervis.

    Und nach kurzer Zeit entdeckten wir daran auch die ersten, meist schon erwachsenen
    Raupen von Z. rumina africana, wie die Unterart im Marokko nördlich des Hohen Atlas heißt.

    Sie sitzen oft zum Ruhen nicht am Futter, sondern in der Nähe, gut getarnt an dürren
    Brombeerranken … … oder ähnlichen, farblich passenden Zweigen.

    Am Nachmittag fuhren wir hinauf nach Oukaimeden.

    Blick von der Straße nach Oukaimeden (2550 m)
    auf den 3614 m hohen Jebel Angour

    Narzissenwiese auf 2550 m an der Straße nach Oukaimeden

    Großblütige, niedrige wachsende Narzissen bei Oukaimeden

    Blick vom Plateau von Oukaimeden (2700 m) auf den 3614 m hohen Jebel Angour


    Wird fortgesetzt!

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  • 03.05.2003 Fahrt vom Ourika-Tal über Marrakesch nach Azrou (ca. 1300 m)


    Den ganzen Tag, bis gegen 15:00 Uhr waren wir mit dem Auto unterwegs. In Azrou suchten wir uns ein Hotel, wo wir bis zum 12.05.2003 blieben.
    In dieser Zeit fuhren wir von Azrou aus sternförmig in mehrere Richtungen. Besonders im nahe gelegenen Ifrane hielten wir uns mehrmals auf, anfangs bei Regen und Schnee, später glücklicherweise auch bei Sonnenschein und Wärme. Wir fuhren nach Ifrane (ca. 1600m), nach Nordwesten in Richtung Meknes, nach Nordosten in Richtung Fes, nach Südwesten, und in den Zedernwald und zum Mischliffen- Krater (über 1900 m) in Richtung Südosten.


    Südöstlich von Azrou: Mischliffen (04.05. und 08.05.)



    Im Mischliffen, einem alten Vulkankrater - Die gelben Blüten sind von Isatis tinctoria,
    Fpfl. verschiedener Weißlinge

    Schleifenblume

    Euphydryas desfontainii im Mischliffen



    Unter Steinen fanden wir eine Puppe von E. desfontainii

    Gelbe Wildtulpen blühten im Krater


    Als wir am Nachmittag in Ifrane ankamen, waren die „Source Vittel“, eine herrliche
    Auenlandschaft an einem klaren, schnell fließenden Bach nahe der Stadt, in dichten
    Nebel gehüllt:


    Im Zedernwald von Azrou (06.05. und 07.05.)



    Neuschnee bedeckt die Wiesen und Hänge im bekannten Zedernwald bei
    Azrou auf über 1700m Höhe.

    Riesige, uralte Zedern – Die gewaltigste (auf dem rechten Bild) war leider vor
    einigen Jahren abgestorben.

    Berber-Affen (Macaca sylvanus) im Zedernwald bei Azrou auf gut 1700 m Höhe


    Südwestlich von Azrou (05.05.)



    Feld (oder Wiese ?) mit Mohn bei Ain Leuh

    Wald bei Ain Leuh auf über 1700 m Höhe

    Biotop von Z. rumina südwestlich von Azrou


    Source Vittel (= Ain Vittel) bei Ifrane (04.05., 06.05., 07.05. und 11.05.)


    In den Source Vittel fanden wir große Mengen der Aristolochia paucinervis
    und daran auch eine ganze Anzahl präimaginaler Stadien von Z. rumina africana.






    Mein Kollege beim Fotografieren der Aristolochia-Pflanzen

    Gebirgsstelze (Motacilla cinerea) an den Source Vittel

    Schmetterlings-Orchis (Orchis papilionacea)

    Wasserfall bei den Source Vittel

    Reiherkolonie an einem kleinen See in Ifrane

    Einer der Bewohner bei seinem Nest

    Eine Levkojen-Art am trockenen Rande des Biotops


    Nordwestlich von Azrou in Richtung Meknes (08.05., 09.05., 10.05. und 11.05.)



    Blick von einem Aussichtspunkt auf 1400 m Höhe an der Straße nach Meknes

    Am steilen Abhang wuchsen einige Zwergpalmen (Chamaerops humilis)
    zwischen winterharten Eichen mit stacheligen Blättern.

    Geschützt zwischen den stacheligen Blättern der Palmen
    fanden wir A. paucinervis, an denen kleine Raupen von
    Z. rumina saßen.

    Morea sisyrinchium


    Nordöstlich von Azrou, an der Straße nach Fes (10.05. und 11.05.)



    Der Dayet (= See) Ifrane (1650 m)

    Eidechsen (Timon pater tangitana - det. Walter Sage) am Dayet Aoua (1470 m)

    Blaurake (Coracias garrulus)

    Erwachsene Raupen von Z. rumina africana aus der Umgebung von Azrou
    (Zuchtfoto, kleine Raupen ex Freiland bei S. Vittel)

    Weibchen von Z. rumina africana f. canteneri aus Ifrane, Source Vittel
    (Zuchtfoto, kleine Raupen ex Freiland bei S. Vittel)


    Am 12.05. fuhren wir die ca. 750 km in einem Stück zurück nach Agadir – Am Abend des 13.05. brachte uns das Flugzeug heim nach Bayern.

  • Servus Jürgen.


    Danke, danke, danke! :thumbs_up:


    Dein Reisebericht bestärkt mich in der Planung, auch mal Marokko "heim zu suchen", obwohl ich grad alte Fundorte von nicaea in Südfrankreich über google earth abkläre.
    Aber an ner Marokko-Reise wird es die nächsten Jahre wohl kaum einen Weg vorbei geben.
    Grad auch, weil so manch andere ACTIANTEN, sowohl älteren als auch jüngeren Alters, daran interessiert sind.
    Und auch weil des dort viel Interessantes für mich zu entdecken und finden gibt.


    Dieses Jahr steht ja ne andere Ecke Europas an, wie du weißt.


    Wie sind eigentlich die Berberaffen so drauf? Sind die genauso unverschämt wie die von Gibraltar?
    Und ist eigentlich um diese frühe Jahreszeit noch was anderes an Schmetterlingen geflogen?
    Wie warm/kalt war es?


    Oder soll ich dich lieber in Ingolstadt mit meinen Fragen löchern? :grinning_squinting_face:


    Wir sehen uns.
    Rudi

    • Offizieller Beitrag

    Abend,


    kann mich nur anschließen, super Ding dass du da wieder rausgehauen hast!
    Besonders gut gefallen mir die detaillierten Ortsangaben, dadurch lässt sich deine Reise mit maps sehr gut nachvollziehen :winking_face:


    Auch dass du dir die Mühe machst 10 Jahre alte Reisen nochmal aufzuarbeiten ist ne tolle Sache und spricht für ein gutes Erinnerungsvermögen oder genaue Aufzeichnungen; beides für die Entomologie sehr wichtig :thumbs_up:


    Freu mich schon auf die nächste Reise!


    Zitat


    Grad auch, weil so manch andere ACTIANTEN, sowohl älteren als auch jüngeren Alters, daran interessiert sind.


    Klingt ja schwer nach patchwork-Familien Ausflug :w00t:


    MFG,
    Lucas

  • Hallo Jürgen,


    wow sind das berauschend schöne paradisische Landschaften und ein total liebender Autor und Fotograf der sie so liebevoll eingefangen hat :thumbs_up: (in Marokko ist die Natur wohl noch total heile - wie wunderschön naturbelassen auch die Felder der Bauern aussehen und sich so, nahtlos als Teil derselben, in die Landschaft einschmiegen *staun*).
    Einfach nur traumhaft schön! *seufz* (den Abschied/Abreise von dieser schönen Welt und die Wochen danach in der Heimat stelle ich mir gehörig schwer vor :face_with_rolling_eyes: )


    ganz ganz liebe Grüße, Sascha

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