Arctia festiva - Eine heikle Zucht?

  • An alle Bärenzüchter!


    http://www.lepiforum.de/lepiwiki.pl?Arctia_Festiva


    Ein Kollege von mir hatte heuer das Glück in Griechenland im Mai ein Freilandweibchen dieser begehrten Art zu fangen. Er hat die Räupchen an einige Leute verteilt in der Hoffnung daß zumindest einer eine erfolgreiche Zucht machen kann. Leider haben alle einschließlich meiner Person die Zucht in den Sand gesetzt. Von meinen ca. 40 Räupchen gingen alle nach und nach ein. Natürlich habe ich mich über die Zucht informiert und mir wurde gesagt daß die Raupen ab ca. L3 eine Diapause in einem leichten Gespinst machen würden (Übersommerung). Die Zucht erfolgte mit Löwenzahn und ging anfangs auch problemlos in trockenen Verhältnissen. Mein Kollege hat auch einige Räupchen für sich behalten. Die Hälfte der Raupen hielt er trocken, die andere Hälfte feucht. Ihm starben aber auch fast alle Raupen weg nur 3 Raupen machten keine Diapause und ergaben 3(!) Puppen. Leider hat er es übersehen unter welchen Bedingungen die Raupen weiterfraßen - trocken oder feucht? Ich züchte sie derzeit eher feucht. Ein Pärchen schlüpfte Ende November gleichzeitig und er versuchte eine Kopula was auch tatsächlich funktionierte. Er hat nun wieder die Eier verteilt und ich habe derzeit ca. 25 L2-Raupen. Sie fressen noch gut an Löwenzahn. Anderes Futter wie Brennessel, Labkraut, Taubnessel. Kunstfutter, Salat und Brombeere wird nicht beachtet. Zum Glück ist durch das milde Wetter der Löwenzahn noch halbwegs brauchbar aber wie lange noch. Ich stehe nun vor dem Problem wie es weitergehen soll. Vielleicht hat jemand von den Mitgliedern eine Idee?


    Werner

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  • Hallo Werner,
    da ich in den 80 Jahren meine Osterferien des öfteren in Griechenland verbracht habe,konnte ich einige Male
    A.festiva :male: + :female: an den noch warmen Steinen der Osterfeuerumrandung ( Umgeb.Delphi ) auffinden.
    Er ist einer der schönsten Arctiiden und ich habe ihn mehrmals erfolgreich nachgezogen.
    1.)Die Zucht der Jungraupen bis L3 unter luftigen Bedingungen (keine Kondensatbildung )bei 18°- 25°C durchführen.
    Die Zuchtbehälter werden zur einen Hälfte mit Löwenzahn,Taubnessel,Schafgarbe ,Vergissmeinicht und wenn vorhanden
    auch mit einem kleinem Trieb Euphorbia (zu dieser Jahreszeit a.b.E.myhrsinites) ausgelegt.Auch ein angewelktes,
    grünes Blatt (ohne saftige Blattmittelrippe)Endiviensalat würde ich dazugeben.Die andere Hälfte wird mit Hozwolle,
    Toil.papier und einigen trockenen Blättern (Eiche,Buche) ausgelegt.
    2.)Wenn die Jungraupen in L3 das fressen einstellen und sich in leichten Gespinnsten absetzen langsam abkühlen und
    danach für 6-8Wochen in den Kühlschrank (Gemüseschale).Bei leichter/milder Feuchtigkeit halten,Vertrocknungsgefahr !
    3.)Nach der Ruhephase die Temperatur langsam innerhalb von 2-3 Tagen mit leichter Nachtabsenckung wieder auf 20°-25°C steigern.
    Auch sollten sie während dieser Zeit 1-2 mal angesphrüht und bei höherer Luftfeuchtigkeit (70-90%) gehalten werden.


    Ein Teil der Raupen geht ans Futter und frisst bis zur Verpuppug durch,die Nichtfresser werden wieder nach langsamer
    Abkühlung in den Kühlschrank gebracht und die Prozedur nach 3-4 Wochen wiederholt.


    Die Zucht ist nicht ganz einfach,aber bei guter Beobachtung und Fingerspitzengefühl "was du ja hast" :dafür: durchaus möglich.


    Gruß,
    Heiner

  • Hallo Werner,


    ich würde Dir empfehlen, die Raupen zunächst luftig, trocken und warm (> 20 °C) zu halten.


    Seid Ihr sicher, dass die Diapause in L3 stattfindet? Nach meinen Beobachtungen übersommern sie erst später (zeitlich im Juli bis erste August-Hälfte), sind da aber noch recht klein. Ich heb mir dazu immer die abgestreiften Häute auf und kam bei hebe auf L5/L6.


    Kurz vor der Sommerruhe laufen sie auffallend hektisch umher, verspinnen sich dann in trockenen Futterresten und verfallen wenig später in Inaktivität. In der Ruhephase alle 2 Tage ein wenig frisches Futter dazulegen, welches sparsam befressen wird. Aber auch trockenes Futter wird in dieser Phase beknabbert und braucht nicht gewechselt zu werden (Voraussetzung: trockene und schimmelfreie Haltung!). Gelegentlich kann leicht (!) besprüht werden, um den ansonsten trocken gehaltenen Tieren etwas Feuchtigkeit zu bieten.


    Fällt die Temperatur dann (normalerweise Ende August) wieder auf unter 20 °C, beginnen die Raupen wieder mehr zu fressen. Bei milden Temperaturen wird auch in den Wintermonaten Nahrung aufgenommen. Sie sind dann überraschend unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit und Kälte, sollten aber vor scharfem Frost geschützt werden. Sonneneinstrahlung nutzen die Raupen aber sehr dankbar zum Auftanken von Wärme. Im Spätwinter beginnend machen die Tiere dann einen gigantischen Schub und putzen die frisch austreibenden Löwenzahnstöcke bloß so weg.


    Bei einer Winterzucht ist die Simulation all dessen natürlich nicht gerade einfach. Es lohnt sich aber, die ansonsten während der Raupenentwicklung herrschenden Klimabedingungen bei der Zucht nachzuahmen.


    LG, Andreas

    Bin immer auf der Suche nach Automeris-Arten und nehme gerne neben Eiern auch kleinere Stückzahlen von Kokons ab.
    Ebenso suche ich stets interessante leere Kokons aller möglicher Arten.

  • Hallo Andreas,


    ich stehe vor dem Problem daß bei luftiger Haltung der Löwenzahn zu rasch welkt. Im der warmen Jahreszeit wäre es kein Problem frisches Futter zu besorgen aber jetzt im Winter wird es immer schwerer halbwegs brauchbaren Löwenzahn zu finden. Alle anderen angebotenen Futtersorten werden verweigert. Eingetopfter Löwenzahn im Wintergarten wächst mir viel zu langsam.


    LG, Werner

  • Lieber Werner,


    vielleicht kann ich dir mit meinem Kommentar auch noch ein bißchen zu Hilfe kommen.
    Vor vielen Jahren habe ich schon mehrmals A. festiva aus Österreich, Ungarn und Griechenland gezüchtet, und letztes Jahr hatte ich Tiere aus der Zentraltürkei.
    Bei meinen Zuchten fütterte ich schwerpunktmäßig Kunstfutter (nach Bergomaz & Boppré). Löwenzahn wird immer gerne angenommen und als Grünfutterersatz Endiviensalat und Chinakohl. Dabei die größeren saftigen Adern entfernen.
    Bis zu L3 benützte ich immer Petrischalen 150mm x 20mm. Bis auf wenige Ausnahmen stellten die Tiere das Fressen ein, um in die "Übersommerungspause" zu gehen.
    Wie Heiner und Helmut schon bemerkten, kann man die "Übersommerung" und die anschließende Überwinterung gut zusammenlegen.
    In den gleich großen Petrischalen legte ich feuchtes Papierküchentuch und brachte sie in den Kühlschrank in der ersten Woche mit, danach ohne Futterzugabe.
    Feuchtigkeit und Schimmelbildung wöchentlich kontrollieren.
    Nach ca. 8 - 12 Wochen gehen die Tiere wieder ohne Schwierigkeit ans Futter und sind bei 27° - 35° im Wärmeschrank innerhalb 2-3 Wochen verpuppungsreif.
    Die Raupen halte ich in gut belüfteten2 l-Dosen (Speiseeisdosen). Nach weiteren 8 -15 Tagen erscheinen dann die Falter.
    Nachzuchten bei dieser Zuchtmethode sind aber bereits ab F1 schon etwas geschwächt, besonders nach hoher Wärmezufuhr.
    Man kann aber auch die "Übersommerungsphase" mit Futterbeigabe über 10 Wochen bei Zimmertemperatur (ca. 20 - 23°) durchziehen, und anschließend für ca 4 Monate die Überwinterung im Kühlschrank machen. Bei zweimaliger Diapause scheint für die Nachzucht eine höhere Fertilität gegeben.
    Allerdings können da die Ausfälle sehr erheblich sein.
    P.S. Als ungesichert möchte ich noch anmerken, dass die griechischen Tiere mit dem Pilz Empura aulicae belastet sein sollen, wie zB. bei uns H. aulica oder D. selenitica.
    Diese Aussage bedarf allerdings noch der Bestätigung.

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