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  • Hallo Felix,


    in geschützen Lagen, größeren Städten, an warmen Flüssen etc. behalten "Ligustrum vulgare atrovirens", "Ligustrum ovalifolium" und einige weitere Arten ihre Blätter.
    Atrovirens verfärbt sich zwar teilweise violett, die Blätter werden dennoch angenommen.


    Selbst der wilde "L. vulgare" ist tief innerhalb der Wälder oft ganzjährig belaubt zu finden, selbst in strengeren Wintern, wohingegen die Pflanzen am Waldrand bereits jetzt Blätter abwerfen.


    Falls es dennoch zu Engpässen kommt: viele Liguster-fressende Raupen nehmen auch Lorbeerkirsche, Rhododendron und evtl. Immergrün an.


    Grüße
    Jörg

  • Hallo Fritz , Hallo Felix,


    um welche Arten geht es Euch denn im Speziellen?


    Eine kleine Auswahl an Saturniidae, welche u.a. Lorbeerkirsche annehmen:


    Actias selene
    Antherina suraka
    Attacus atlas (auch caesar?)
    Automeris banus, hamata, naranja, pallidior, metzli
    Dirphia avia, tarquinia
    Eacles imperialis
    Gonimbrasia tyrrhea
    Hyalophora cecropia
    Rothschildia aurota, lebeau, jacobaeae, jorulla, orizaba
    Samia cynthia


    Vielleicht kann der eine oder andere Züchter die Liste noch ergänzen.


    Grüße
    Jörg

  • Hallo Felix,


    weshalb sollten Arten kleiner werden, wenn sie statt mit Liguster mit Lorbeerkirsche gefüttert werden?
    Theoretisch wäre der umgekehrte Fall "logischer"; Lorbeerkirsche bietet wesentlich mehr Blattmasse als Liguster.


    Theoretisch – oft wird auch behauptet, Ligustrum ovalifolium würde aufgrund grösserer Blattmasse im Vergleich zum wilden Ligustrum vulgare und zu anderen kleinbättrigeren Ligusterarten auch grössere Falter ergeben und die Zucht würde schneller und problemloser verlaufen. Diese Erfahrungen habe zumindest ich noch nicht machen können, mir stehen ovalifolium + vulgare / vulgare atrovirens zur Verfügung.
    Die Raupen müssen nur immer MEHR ALS GENUG zu fressen haben, und dies bei einer möglichst hygienischen Haltung:


    Jungraupen (bis L2) halte ich in Plastikdosen ohne Luftlöcher, mit einer Bodeneinlage aus Küchentuch, Toilettenpapier etc.. Die Dosen dürfen ruhig grösser und vor allem höher sein als die Miniraupen tatsächlich benötigen. Dadurch kann man das Ganze so einrichten, dass die Futteräste schräg stehen statt am Boden zu liegen und die Raupen somit weniger Kontakt mit Kotballen haben. Futter + Vlies täglich wechseln und Behälter reinigen!
    Von direkt auf das evtl. auch noch feuchte Bodenvlies gelegten Einzelblättern halte ich nichts, die Raupen kommen so ständig mit aufgeweichten Exkrementen in Kontakt.
    Ab L3 erhalten meine Raupen dann eingefrischtes Futter (Zweige in Wasser oder feuchter Erde, nicht eingesprüht) in je nach Art mehr oder weniger belüfteten Zuchtkästen, jeden 2.Tag wird neues Futter gereicht und der Kasten gereinigt, egal ob das alte Futter komplett verzehrt worden ist oder nicht.
    Dies hilft nebenbei auch Krankheiten der Raupen zu minimieren, ausserdem "stehen" zahlreiche Raupen nicht auf länger gewässertes Futter und werden dann unruhig und laufen umher. Nach etwa jeder 4. Fütterung desinfiziere ich die Zuchtgefässe mit einer Natriumhypochlorit-Lösung (DanKlorix, Eau de Javelle etc.).
    Auf diese Weise habe ich selbst bei gewässertem Futter nie grössere Ausfälle zu beklagen, bei meinen aktuellen Saturniidae-Herbstzuchten bisher nur eine einzige L1-Raupe. Ich hoffe, das bleibt auch so bis alle verpuppt sind...


    Grüße
    Jörg

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  • Hallo zusammen.


    Bei meinen Sphingiden-Zuchten ist das nicht unbedingt egal, welchen Liguster man reicht.
    Seit August züchte ich Daphnis nerii, jetzt in der 2. NZ. Nerii-Raupen nehmen Liguster manchmal nur ungern an und bevorzugen dann auch eindeutig Ligustrum ovalifolium. Sicherlich wird auch Ligustrum vulgare angenommen. Wenn man jedoch die Raupen vor die Wahl stellt, entscheiden sie sich immer für ovalifolium. Ausschlaggebend ist auch, ob die Blätter von diesjährigen Langtrieben oder von schon verzweigten älteren Kurztrieben stammen. Je größer das Blatt, desto besser.


    Solch grosse Blätter sind anscheinend geschmackvoller, und vielleicht hat ovalifolium gegenüber vulgare andere Inhaltstoffe. Ich könnte mir z.B. einen geringeren Anteil an Gerbsäure in den Blättern vorstellen. Allerdings ist dies nur eine Vermutung von mir.
    Auch werden frische Blätter im Frühjahr besser angenommen, als alte Blätter vom Sommer oder Herbst. Siehe auch folgenden Thread:
    Warum werden bestimmte Sträucher der Pflanzenfamilie PRUNUS giftig


    Ein einheimischer Sphinx ligustri ist nicht so anspruchsvoll, da sich das Tier an dieses Futter angepasst hat.
    Wird Liguster jedoch als Ersatzfutterpflanze angeboten, sind manchmal gewisse Unterschiede im Fressverhalten der Raupen zu beobachten und beachten.


    Wenn nun eine Schmetterlingsart ein best. Futter bevorzugt, so werden auch die Falter meist bei der Verfütterung des beliebteren Futters größer, da sich die Raupe weniger Stress bei der Futterbeschaffung ausgesetzt sieht.


    Schönen Gruss,
    Rudi

  • Hallo zusammen !


    1.) Wahrscheinlich ist es nicht allein die "Blattmasse" die zählt, warum lieber die eine als die andere verwandte Pflanze gefressen wird. Wahrscheinlich ist es der tatsächlich verwertbare Anteil der Blattmasse und der richtige Cocktail der Inhaltsstoffe ("Geschmack" wie Rudi sagt). Das müsste dann auch nicht unbeding etwas mit Blattgrösse zu tun haben. Andererseits: Bei großen Schwärmerraupen und anderen großen Raupen, die ja "wenig Zeit" haben, kann man sich schon denken, dass große Blätter in guter verwertbarer Qualität dem "schnellen Wachstumsbestreben" entgegen kommen. Wahrscheinlich ist aber die Sache von Artengruppe zu Artengruppe unterschiedlich und so komplex, dass man nur spekulieren und herumexperimentieren kann.
    In der Literatur steht übrigens, dass z.B. Apollofalter besonders gross werden, wenn man die Raupen mit der Großen Fetthenne (Hylotelephium telephium) und nicht mit der Weißen Fetthenne (Sedum album) füttert. Erklärt wird das allerdings mit der größeren Blattmasse. (Vielleicht sollte man sagen, die Große F. liefert ein Mehr an umsetzbarer Nahrung innerhalb der begrenzten Raupenzeit bei vergleichbar guter Nahrungsqualität der beiden Pflanzen. Das könnte ja bei anderen Pflanzenpaaren anders sein.)


    1.) Was Futterpflanzen, zumindest von Saturniiden, angeht, gibt es ein hilfreiches Buch: Stone, S. E. (1991): Foodplants of World Saturniidae. -
    The Lepidopterists' Society Memoir Number 4;
    ISBN : 0-930282-05-1.
    Ich befürchte, das Buch ist nicht mehr frei, sondern nur noch im Antiquariat erhältlich. Vielleicht kann man es auch über den Autor selbst versuchen. Seine Adresse ist (hoffentlich noch):
    Stephen E. Stone,
    18102 East Oxford Drive
    Aurora, Colorado 80013, USA
    Schön ist hier, dass die rd. 200 Seiten sowohl nach Arten als auch nach
    Futterpflanzen aufgedröselt sind. Preis etwa € 20.-.


    2.) Zur Zuchthygiene wollte ich noch sagen:
    Kunststoff hat den Nachteil gegenüber Glas, dass er (Behälter usw.) kaum zu desinfizieren ist. Hypochloritlösung, wie vorgeschlagen, ist sicher eine gute Sache (auch für Babyfläschchen). Wer eine relativ teuere Lösung will, nimmt chlorfreies "Cutasept-F"-Spray, Hautdesinfiziens der Firma Bode Chemie Hamburg (als Ärztebedarf). Fast identisch aber viel, viel billiger ist "Cutasept-FP"-Spray gegen Bakterien, Pilze und Viren. Bei ALDI ab und an als "Mittel zur Fusspilzprophylaxe" (wie anders könnte man es auch verkaufen ), gleiche Firma, 250 ml zu
    € 2,49. Die Mittel enthalten überwiegend verschiedene Alkohole, d.h., wenn man einen Behälter damit ausspritzt, muss man gut abdampfen lassen. Ich habe gute Erfahrungen mit dem ersten Mittel gemacht (das billige "ALDI-Mittel" war damals nicht auf dem Markt. Ich weiss nicht, ob ein Inhaltsstoff, das Benzalkoniumchlorid, hier in 10-fach höherer Konzentration vertreten, doch nachteilige Wirkungen hat. Menschliche Füsse sind wohl weniger empfindlich als Raupen und Eier.)


    Gruß


    MW

  • Hallo,


    erstmal Danke für die vielen Beiträge... wird ja richtig wissenschaftlich hier!


    jörg
    "weshalb sollten Arten kleiner werden..."


    bei Papilio polytes war es so, dass die Raupen, die ich an Skimmie großzog, kleiner waren als an Citrus.
    Citrus ist eben ihr Lieblingsfutter, an dem sie größer werden.
    Kann ja sein, dass eben Liguster vorgezogen wird, Lorbeerkirsche aber auch angenommen wird.
    Wir können auch bei "Wasser und Brot" sein,eine vollwertigere Kost lässt uns aber gesünder leben.


    Viele Grüße, Felix

  • Hallo Felix,


    die oben genannten Arten nehmen Lorbeerkirsche als vollwertigen "Ersatz" für Liguster an, und vielleicht ist Liguster ja auch hier und da nur nur ein Ersatz für Prunus laurocerasus....


    Mir ist schon klar, dass die Falter kleiner werden können ( aber nicht unbedingt müssen), wenn ein Ersatzfutter gereicht wird, welches gerade mal so akzeptiert und "mit Hängen und Würgen" verspeist wird.


    Vor mehr als 20 Jahren hatte ich eine Winterzucht von Antheraea pernyi X hartii - im Januar und Februar!
    Die Raupen akzeptierten Viburnum rhytidophyllum als wintergrünes Futter, waren jedoch nicht sooo sehr von dem Futter begeistert. Aber immerhin, es wurde gefressen und ich hatte kaum Ausfälle, jedoch waren die Falter wesentlich kleiner als jene der Eichen- oder Buchenzuchten im Sommer.


    Das zu kleineren Exemplaren durch mangelnde Nährstoffversorgung, nun zum Gegenteil - Riesenfalter:
    Von dem Züchter, welcher mir die pernyi X hartii Eier überlassen hatte, bekam ich den Vorschlag, die Blätter der Eichen mit Zuckerlösung zu überziehen. -> Ab L3 wurden die Eichenblätter für einige separierte Raupen mit einer konzentrierten Zuckerlösung bestrichen bzw. später die kompletten Zweige in Zuckerlösung getaucht und vor dem Verfüttern getrocknet.
    Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Falter entwickelte sich zu Riesenexemplaren, vor allem die Männchen erreichten übernatürlich grosse Spannweiten!
    Der Nachteil dabei ist jedoch, dass sich durch den Zucker Keime wohl einfacher bilden und vermehren können - die Ausfälle sind höher.


    Grüße
    Jörg

  • Hallo Leute!


    Echt interessante Diskussion die da gerade läuft. Besonders die Idee mit dem Zucker auf den Blättern werde ich einmal definitiv ausprobieren (bei diversen tropischen Papilios allerdings). Über das Ergebnis werde ich berichten.
    Zum Einfluß des Futters auf die Faltergröße kann ich von einer erst vor kurzem durchgeführten Zucht berichten: Raupen von Papilio nireus aus eigener Nachzucht wurden gleichzeitig auf Citrus (Citrus limon) und Weinraute (Ruta graveolens) gezüchtet. Ergebnis: auf Citrus entwickelten sich die Raupen deutlich schneller und ergaben auch deutlich größere Falter, speziell bei den Männchen.
    Zum Thema Desinfektion von Raupenzuchtbehältern kann ich folgendes beisteuern: Bei Plastikbehältern, in denen es bei der vorherigen Zucht zu keiner Infektion gekommen ist, genügt es vollauf, diese mit gut warmer Spüli-Lösung gründlich zu reinigen, gut mit warmen Wasser nachzuspülen und dann mit Küchenrolle trockenzureiben.
    Wer auf Nummer sicher gehen will, kann dann den Behälter mit einem alkoholischen Desinfektionsmittel (etwa "Schlecker AS Desinfektionsspray") kräftig einsprühen und dann draußen in der Sonne trocknen lassen. Das überlebt kein Erreger und es verbleiben keinerlei Rückstände im Behälter.


    Viele Grüße


    Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    bei den zuckerüberzogenen Blättern gibt es neben der erhöhten Infektionsgefahr ein weiteres Problem:
    Die Methode eignet sich nicht für Zuchten in feuchter/tropischer Umgebung sondern nur in relativ trockener Luft - die Blätter werden sonst zu für die Raupen tödlichen Klebefallen! :frowning_face:
    Auf einen Liter Wasser benötigt man ca. 8 -10 gehäufte Esslöffel Zucker - das ergibt dann schon einen recht dicken Film auf den Blättern. Zu wenig Zucker führt nicht nicht zum gewünschten Ergebnis.


    Daher würde ich raten, dieses Futter nur an Raupen solcher tropischer Papilios zu verfüttern, welche niedrige Luftfeuchte auch wirklich mögen und nicht nur "ertragen". Ansonsten könnte das Ergebnis negativ ausfallen, also im Endeffekt doch kleinere Falter.


    Grüße
    Jörg

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  • Hallo Felix (Moderator),


    bei zahlreichen Viren bringt der Einsatz von Alkohol gar nichts.
    Vor allem der bei der Falterzucht berüchtigte Nucleopolyhedrovirus sowie weitere Baculoviren sind meines Wissens nach alkohol- und hitzeresistent.
    Zur Prophylaxe einer hausgemachten Epidemie sind daher andere Mittel nötig; am einfachsten erhältlich und auch am preisgünstigsten ist hier Hypochlorit-Lösung. Benzalkoniumchlorid würde ich nicht nehmen, die antivirale Wirkung ist zu gering.


    Grüße
    Jörg

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