Schmetterlinge in der Grundschule

  • Hallo,


    ich bin sehr froh, dass ich dieses Forum gefunden habe, denn ich habe ein paar Fragen.


    Ich bin Lehrerin an einer Grundschule und würde gern in einer ersten Klasse im nächsten Frühjahr das Thema "Schmetterlinge" behandeln. Ich habe schon gehört, dass es möglich ist, Schmetterlingseier in die Klasse zu holen, um die Entwicklung bis zum Schmetterling zu beobachten und zu dokumentieren.


    Leider bin ich ein absoluter Laie und bräuchte eine Menge Informationen.


    1. Ist es rechtlich überhaupt möglich?
    2. Woher bekommt man Schmetterlingseier?
    3. Wie lange dauert es, bis ein Schmetterling "flügge" wird?
    4. Gibt es einen begrenzten Zeitraum, in dem die Tiere wachsen?
    5. Worin und wie genau hält man die Schmetterlinge?
    6. Welche Zuwendung jeglicher Art brauchen sie und welche Störungsfaktoren können auftreten?
    7. Wohin mit den ausgewachsenen Schmetterlingen - fliegen lassen?


    Es wäre super, wenn ihr mir so ein paar Grundinfos geben könntet.


    Vielen, vielen Dank schon mal im Voraus.


    Grüße, Katharina

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  • Hallo Kath1984,



    ich weiß nicht, ob es nicht viel zu früh ist, in der ersten Klasse schon so ein Projekt durchzuziehen. Aus meiner Kindheit erinnere ich mich noch, daß wir erst anfingen uns für Insekten zu interessieren, als wir schon in der dritten oder vierten Klasse waren. Auf dem Lehrplan standen Insekten (und Schmetterlinge) sogar erst in der achten Klasse im Fach Biologie.


    Grundsätzlich für die Durchführung von Zuchten ist es wichtig, daß man schon mal ein paar Schmetterlingsarten kennt und weiß wie sie in der Natur leben und sich entwickeln. Als absoluter Laie empfieht es sich daher Schmetterlinge zunächst auf Wiesen und in Wäldern zu beobachten und mit Hilfe eines Buches zu bestimmen (ein guter Naturführer reicht für den Anfang allemal) und sich darin über die Lebensweise der verschiedenen Arten zu informieren (wo werden die Eier abgelegt, welches sind die Nahrungspflanzen der Raupen, wie verpuppen sich die Raupen, welches Stadium überwintert, wieviele Generationen bringen die verschiedenen Falter hervor und wann sind die Flugzeiten usw.).


    Während der Zucht ist es gut, wenn man den Tieren möglichst die Bedingungen schafft, die sie in der Natur auch haben. Dabei hilft das Verständnis, das man durch die oben beschriebenen Kenntnisse erlangt. Dann kann man mit einfach zu züchtenden Arten (z. B. Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Kohlweißling) erste Zuchterfahrungen sammeln.



    Antworten zu den Fragen:


    1. Ja, solange es sich nicht um geschützte Arten handelt.


    2. Man sucht zur Flugzeit die Fraßpflanzen der Raupen ab. Dabei ist zu bedenken, daß die Falter bestimmte Lokalitäten bevorzugen, wo sie ihre Eier meist an den Blattunterseiten der Bestände ablegen. Es werden aber auch immer wieder Eier in der ACTIAS-Börse zum Kauf angeboten.


    3. Es gibt Arten, bei denen der Entwicklungszyklus drei Jahre dauert, es gibt aber auch Arten, bei denen die Entwicklung zur nächsten Generation schon nach vier bis sechs Wochen abgeschlossen ist.


    4. Schmetterlinge wachsen nur im Raupenstadium. Die Raupen wachsen bis sie verpuppungsreif sind - unterbrochen von den ein oder mehrere Tage dauernden Häutungsphasen oder den Diapausen (Überwinterung).


    5. Zum Beispiel in gazebespannten Zuchtkästen, die man im entomologischen Fachhandel kaufen kann (Beispiel) oder auch selbst bauen kann, in die man die Futterpflanzen mit den Tieren hineinstellt. Die ganz kleinen Eiraupen hält man in Schachteln aus transparentem Kunststoff (z. B. Verpackungen von Mon Cherie oder anderem Konfekt), in die man Löcher hinein schneidet, die man mit einer sehr feinmaschigen Gaze verschließt.


    6. Immer (ggf. täglich) frisches Futter reichen. Während den Häutungsphasen, des Puppenstadiums und der Überwinterung sollen die Tiere nicht gestört werden.


    7. Einheimische Schmetterlinge kann man an den Orten ihres natürlichen Vorkommens in die Freiheit entlassen (fliegen lassen). Das Aussetzen exotischer Arten bei uns ist nicht zulässig (Faunenverfälschung).



    Grüße - TX

  • Hallo Katharina,
    in der Grundschule meiner Kinder werden bei uns jedes Jahr Falter des Kleinen Fuchses oder des Tagpfauenauges erfolgreich und mit großer Begeisterung durch die 1.Klässler (Lehrer)gezüchtet und dann, nach erfolgtem Schlupf der Falter in die Natur entlassen. Dies hat sich seit Jahren bewährt. Geschützt sind die Falter nicht, da sie häufig vorkommen. Man findet sie leicht in Nestern auf Brennesseln.
    Die Eier oder Jungraupen(sind im Allgemeinen leichter zu finden) kann man entweder selber im Frühjahr suchen, sicher gibt es auch jemanden in der Nähe, der einem weiter helfen kann. Wenn nicht, helfen sicher die Mitglieder von Actias. :grinning_squinting_face:
    Wie Toxx schon schrieb, züchtet man sie am besten in einem Raupenkasten, der ist luftig, praktisch und man kann die Raupen sehr gut beobachten.
    Die Raupenzeit beträgt 4-5 Wochen, Die Puppenzeit ca. 2 Wochen, ist also übersichtlich.
    Die Zucht ist sehr leicht, gefüttert wird nach Bedarf mit Brennessel.
    Wichtig: Nicht zu viele Raupen, da diese einen großen Appetit entwickeln, wenn sie größer werden.
    Fliegen lassen kann man die Falter der o.g. Arten bedenkenlos überall, sie sind Wanderfalter und sie gehören zur einheimischen Fauna.
    Viel Spass beim Züchten
    Gruß
    Arnd

  • Moin zusammen.


    Volle Zustimmung zu Arnd.
    Ich möchte nur noch eins hinzufügen, dass ich sogar in einer Kindergartengruppe mit 4-6jährigen fast jährlich Tagpfauenauge züchte.
    Klar kann man die Pflege der Tiere den Kindern nicht alleine überlassen, sondern es muss über die Gruppenleiterin laufen, die dann natürlich die Hauptarbeit mit der Versorgung der Tiere hat. Auch in den ersten Klassen der Grundschule läuft das so. Aber wenn die Gruppenleitung / Klassenlehrerin das macht, ist einem die Aufmerksamkeit und Begeisterung der Kinder sicher.


    Viel Erfolg und Gratulation zur Idee, eine solche Zucht in der Klasse durchzuführen.


    Rudi

  • Die Antwort von Toxx2001 ist schon super, ich würde nur Punkt 3 abwandeln da eine Entwicklungszeit von 3 Jahren einfach nur absolutes worst-case Szenario ist und bei Europäischen Tagfaltern nur selten bei ganz alpinen Arten vorkommt und ich eher bezweifele dass Sie für das Zuchtmaterial sich vorgenommen haben Bergsteigen zu gehen :winking_face:


    Die Europäischen Arten kann man ganz grob in 2 Klassen unterteilen, die die Überwintern und nur eine Generation haben, dies bedeutet dass die Art also praktisch ein ganzes Jahr (und nur 1 Jahr) für einen Lebenszyklus braucht, ein Beispiel wäre der Aurorafalter. Er schlüpft im Frühling, legt Eier, frisst und überdauert den Winter als Puppe, diese Art ist für Schulklassen also nicht geeignet.


    Die nächste Gruppe wären die Arten die mehrere Generationen ausbilden so dass die 1. Generation des Jahres ohne weiteres von Frühling bis Sommer gezüchtet werden kann. Dabei in Frage kommen z.B. kleiner Fuchs und Tagpfauenauge, (fressen Brennesseln) oder z.B. Pieris brassicae (fressen Kohl, ich würde wegen dem Geruch aber auf Kresse umsteigen).

  • Vielleicht noch ein positiver Nebeneffekt. Ich züchte auch immer wieder mal Nesselfalter(Pfauenaugen, Kl. Fuchs oder Landkärtchen , was gerade passt und zur Verfügung steht) im Kindergarten.
    Bin übrigens der Meinung, dass man nicht früh genug Kinder und Natur wieder vereinigen sollte. Es gibt selbst bei uns auf dem Land 5-jährige Kinder die noch nie einen Wald von innen gesehen haben!
    Brennnesseln sind daher für viele Kinder zunächst oft „Höllenzeug“ und die Bekanntschaft mit den Nesselhaaren führt zu Heulanfällen. Bereits nach 2-3 Tagen streiten sich die Kinder wer heute die Falter füttern darf. Und das sich jemanden an der Pflanze „verbrannt“ hat merkt man nur noch, dass sich der eine oder andere etwas die Finger reibt.


    Gruß
    Walter

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