Ausgestorben

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    Orbona fragariae (Große Wintereule)


    Letzter Nachweis (nach Roter Liste): 1972

    Neufund: 2009


    Die Art lebt polyphag an Kräutern, seltener auch Sträuchern. Die besiedelten Habitate werden als eher unspezifisch beschrieben, wobei es sich wohl immer um gebüschreiche Saumgesellschaften handelt, z.B. an Waldrändern, gebüschreichen Hängen, Magerrasen oder Streuobstwiesen. Im 19. Jahrhundert noch in weiten Teilen Süddeutschlands bis nach Frankreich verbreitet, ging O. fragariae offenbar um die Jahrhundertwende deutlich zurück und starb von Nordwesten in Richtung Südosten allmählich aus. Im ganzen westlichen Verbreitungsgebiet der Art sind die Bestände offenbar zurückgegangen. Die Gründe sind wie so oft unklar, einige machen mit dem Verweis auf die unspezifischen Habitate Klimaveränderungen verantwortlich (Steiner in Ebert, 1997). Es ist nicht ganz klar welche Klimaveränderungen das sein sollen, wobei Wolfgang Wagner (www.pyrgus.de) die milderen Winter nennt, welche der eher kontinental verbreiteten Art zusetzen könnten. Er vermutet aber auch den Rückgang von Saumgesellschaften durch die Bereinigung der Waldränder und die Wald-Weide-Trennung als Ursache. Erfreulicherweise scheint der Roten Liste ein Neufund in den bayrischen Kalkalpen entgangen zu sein. Dadurch dass O. fragariae schon Anfang April fliegt, kann sie sicher auch leicht übersehen werden. Wie wir schon am Beispiel von Lamprosticta culta gesehen haben, ist aber Vorfreude für eine erneute Ausbreitung wohl etwas verfrüht. Auch wenn die große Stückzahl welche gefunden wurde (21 Falter) Hoffnung macht. Wenigstens auch mal ein positiverer Ausblick, in diesem sonst eher negativ behafteten Thema.

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    Eupithecia pauxillaria (Zahntrost-Blütenspanner)


    Letzter Nachweis: vor 1993


    Eupithecia pauxillaria ist in Europa mehr südlich verbreitet. In Mitteleuropa ist die Art offenbar nur sehr lokal zu finden. Das Habitat bilden warme, sandige oder auch felsige Standorte mit Vorkommen der Nahrungspflanze Gelber Zahntrost (Odontites lutea). In der Zucht wurde allerdings wohl auch Euphrasia stricta (Augentrost) angenommen. Die einzigen Fundorte in Deutschland liegen in Rheinland-Pfalz. Generell ist über die Art in Deutschland wenig bekannt, sie reagiert angeblich sehr empfindlich auf Veränderungen des Lebensraums und ist empfindlich für Inzuchtdepression (Weigt, 1993). Wahrscheinlich ist der Rückgang der ebenfalls gefährdeten Nahrungspflanze Odontites lutea der Hauptgrund für das Aussterben, möglicherweise in Verbindung mit verinselten Populationen und Habitatdegradation. Es ist wiederum nicht völlig auszuschließen, dass noch Vorkommen dieser Art in Deutschland existieren, da die Eupithecia-Arten unscheinbar und teils schwer bestimmbar sind, kurze Flugzeiten haben und heutzutage kaum einer mehr nach den Raupen sucht. Vor nicht allzu langer Zeit ist wohl ein Falter in den Österreichischen Kalkalpen (Nordtirol) aufgetaucht, obwohl die Art bislang vor allem aus dem Osten Österreichs bekannt war (Lechner & Ortner, 2007). Daher ist das bekannte Verbreitungsbild vermutlich sehr lückenhaft.

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    Euxoa lidia (Schwärzliche Erdeule)


    Letzter Nachweis: 1971


    Der Lebensraum von Euxoa lidia sind küstennahe Sandheiden, die sie einst in einen Streifen entlang der Küste Belgiens, der Niederlande über Nordwestdeutschland bis nach Dänemark besiedelte. Obwohl die Art damit schon immer ein sehr begrenztes Verbeitungsgebiet hatte und nur selten gefunden wurde, bildete sie scheinbar in manchen Jahren respektable Populationsgrößen aus. Warnecke (1951) berichtet von 30 Faltern die 1938 in Dänemark gefangen worden sein sollen. In Deutschland wurde die Art immer seltener gefunden und über Jahrzehnte vergeblich gesucht. Sie gilt daher seit Anfang der 1970er als ausgestorben. Auch aus Dänemark und den Niederlanden liegen zumindest nach meinem Kenntnisstand keine Meldungen aus diesem Jahrhundert mehr vor, sodass eventuell sogar zu befürchten ist, dass diese Art uns für immer verlassen hat. Leider scheint Euxoa lidia, wie so manche Arten mit ‚Seltenheitswert‘, ein Schleier des Misteriösen zu umgeben. Es sind offenbar wenige Informationen zugänglich. Vielleicht weil sich nicht viel damit beschäftigt wurde, aber sicher auch, weil vieles aus Angst vor Konkurrenz geheim gehalten wurde. Ich kann dazu nur sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine Art aus Unkenntnis ausstirbt um ein Vielfaches höher ist, als dass sie durch zu viel Aufmerksamkeit ausstirbt. So oder so gilt Euxoa lidia als eine der seltensten Schmetterlinge in Europa. Die Gründe für den Rückgang sind ziemlich sicher der schleichende Verlust und die Degradierung von Heidelandschaften. Es gibt einige eindrucksvolle Bilder, welche die Vergrasung von Heiden zeigen (die ich leider hier aus Urheberrechtsgründen nicht zeigen kann), vermutlich unter anderem durch atmosphärischen Stickstoffeintrag. Viele Heiden wurden aber auch durch die Verfügbarkeit von künstlichem Dünger in Ackerland umgewandelt oder aufgeforstet. Ein Trend der nur sehr langsam durch effektive Schutzmaßnahmen, welche durch aktuelle Forschung informiert wurden, umgekehrt wird.

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    Coenocalpe lapidata (Blasser Wellenbindenspanner)


    Letzter Nachweis: 1960

    Neunachweis: 2011


    Zur Ökologie der Art ist nur sehr wenig bis gar nichts bekannt. Sie kommt wohl in Schottland in feuchten Heiden und Mooren vor und dürfte auch im restlichen Verbreitungsgebiet eher feuchte (Berg-) Wiesen besiedeln. Die Nahrungspflanzen sind nicht dokumentiert, einige nicht weiter belegte Literaturhinweise auf (wahrscheinlich in der Zucht angenommene) Hahnenfußgewächse wie Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris), Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Gemeine Waldrebe (Clematis vitalba) und Küchenschelle (Pulsatilla spp.) existieren. In Deutschland ist die Art nur in den bayrischen Alpen nachgewiesen worden. Seit der Einstufung der Roten Liste als ausgestorbene Art gibt es einen neueren Nachweis von 2011. Beide bekannten Nachweise erfolgten bei Mittenwald, sodass man davon ausgehen kann, dass sporadische Arealfluktuationen die Art ab und zu über die Grenze kommen lassen. Das Gesamtverbreitungsgebiet erstreckt sich wohl vor allem von Skandinavien bis Ostsibirien, mit einigen Populationen im Süden Frankreichs, den Alpen, in Österreich entlang der Donau und den nördlichen Heidemooren Irlands und Großbritanniens. Mit Ausnahme Skandinaviens ist die Art scheinbar in Europa überall lokal und selten anzutreffen. Dies macht sie zusammen mit ihrer wenig bekannten Ökologie und der Tatsache, dass vermutlich wenig Aufmerksamkeit darauf liegt ihre Bestände zu kontrollieren besonders anfällig für Lebensraumzerstörung.

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    Eriogaster arbusculae (Alpen-Wollafter)


    Letzter Nachweis laut Roter Liste: ca. 1980

    Letzter Nachweis: 2021


    Eine typische arkto-alpin verbreitete Art mit Vorkommen in den alpinen Lagen der Alpen, sowie in den Gebirgen Fennoskandiens. Die Raupen bilden die typischen Gespinste vor allem an Strauchweiden (Salix spp.), aber auch anderen Zwergsträuchern wie Vaccinium spp., Alnus alnobetula und in Skandinavien vor allem Betula nana. Das Habitat bilden Zwergstrauchgesellschaften nahe der Baumgrenze oder in der Tundra. Für Deutschland wurde die Art selbstverständlich nur in den bayerischen Alpen nachgewiesen und das dann etwa 20-30 Jahre lang nicht mehr. Eriogaster arbusculae scheint allerdings generell eine Art zu sein die jahrweise starke Populationsschwankungen durchmacht und offenbar Ende der 1990er Jahre starke Verluste zu verzeichnen hatte. Die Gründe dafür sind nicht eindeutig geklärt. Lokal besteht eine Gefährdung durch Bebauung und Nutzung für den Tourismus. Sicher kommen auch Faktoren, die zur allgemeinen Degradierung alpiner Lebensräume beitragen hinzu (z.B. atmosphärischer Stickstoffeintrag). Die wohl kurioseste Gefährdungsursache, die ich für eine Schmetterlingsart bisher gesehen habe, ist hier die radioaktive Belastung durch den Reaktorunfall von Tschernobyl, welche mit den Populationseinbrüchen und Verhaltensänderungen bei der Art in Verbindung gebracht wurde (Trawöger & Brunner, 2004). Auch wenn dieser Zusammenhang nicht ausgeschlossen scheint, so ist die betreffende Studie doch eher argumentativ und enthält wenig wissenschaftlich übliche Datenauswertung, um es nett zu formulieren. Die Schlussfolgerung ist daher für mich fraglich, aber es möge sich jeder selbst ein Bild machen. In Deutschland wurde die Art jedenfalls 2014 in den Allgäuer Alpen wiederentdeckt. Die Erfasser hatten das Gebiet jahrelang systematisch abgesucht und konnten schließlich mehrere Nachweise an der Westabdachung der Allgäuer Alpen feststellen (Karle-Fendt & Wolf, 2015). Sie diskutieren, dass die Funde an bekannten Einwanderungsrouten für südliche und zentralalpine Arten erfolgten. Die fehlenden Funde vor dieser Zeit sprechen ihrer Ansicht nach gegen ein stabiles Vorkommen und für eine fluktuierende Arealgrenze mit temporärer Zuwanderung (Verdriftung) aus den angrenzenden österreichischen Alpen. Die Interpretation scheint sehr plausibel, somit ist davon auszugehen, das Eriogaster arbusculae in Deutschland nur zeitweilig bodenständige Populationen ausbildet.

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    Eulithis pyropata (Johannisbeer-Haarbüschelspanner)


    Letzter Nachweis: 1985


    Eine östlich-kontinental verbreitete Art die in Deutschland nur in Mecklenburg-Vorpommern und in Brandenburg bei Berlin nachgewiesen wurde. Laut Literatur ist die Art in Deutschland nicht bodenständig und unternimmt nur sporadische Arealvorstöße an ihrer westlichen Verbreitungsgrenze. Eine Vermutung, die allerdings nicht durch wiederkehrende Besiedelungswellen bestätigt zu werden scheint. Auch andere Erklärungsversuche wie Verschleppung, Verdriftung und Aussetzung lassen sich weder belegen noch widerlegen. Es bleibt somit unklar, ob die Art in Deutschland je bodenständig war oder nicht. Die Raupen leben an Johannisbeeren (Ribes spp.) als Habitate werden Misch-, Laub- und Feuchtwälder sowie Parks und Gärten angegeben. Über die Ökologie scheint jedoch wenig bekannt zu sein.

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    Synopsia sociaria (Sandrasen-Braunstreifenspanner)


    Letzter Nachweis: 1966


    Für Deutschland gibt es verlässliche Funde aus 5 vor allem nördlichen Bundesländern (SH, NI, NW, BY, BB) darunter waren die scheinbar stärksten Populationen in der Lüneburger Heide und der Mark Brandenburg. Synopsia sociaria ist eine wärme- und trockenheitsliebende (xerotherme) Art die in Deutschland hauptsächlich Sandheiden besiedelte. Im restlichen Verbreitungsgebiet dienen auch Trockenrasen und ähnliche Standorte als Habitat. Als Raupennahrung dienen verschiedene Kräuter und Sträucher wie zum Beispiel Ginster (Cytisus spp.), Beifuß (Artemisia spp.) und Heidekraut (Calluna vulgaris). Die Art ist eher mediterran verbreitet, von der Iberischen Halbinsel bis zum Balkan und in die Schwarzmeerregion. In Mitteleuropa werden nur die wärmebegünstigten Hänge des Wallis, ein Gebiet an der Niederdonau und an die deutschen Heiden anschließend, auch die der Niederlande besiedelt (wo die Art schon um 1920 ausgestorben ist). Warnecke schreibt 1944 „ […] im günstig gebliebenen Kleinklima der Sandheiden hat sich der Falter an vielen Stellen bisher halten können. Daß er hier oben an der Grenze seiner Existenzmöglichkeit lebt, dafür spricht einmal seine Seltenheit, z. B. in Holland, ferner die durch von Chappuis bekundete Tatsache, daß die Raupen in der Mark Brandenburg oft pilzkrank sind. Andererseits ist das Vorkommen auch ein Beweis für die Lebenskraft einer Art, sich zu behaupten und damit ein gutes Beispiel für die in der Floristik oft betonte ‚Konstanz der Fundorte‘ “. Leider hatte diese Konstanz wohl ein abruptes Ende. Der Rückgang und dessen Gründe sind scheinbar nicht dokumentiert, was verwunderlich ist, da die Verbreitung im Lüneburger Raum offenbar relativ ausgedehnt war und dort einige Entomologen aktiv gewesen sein sollten. So bleibt wieder nur wilde Spekulation. Die naheliegende Erklärung ist, wie bei vielen Arten der Heiden, der Rückgang und die Degeneration ebenjener (siehe Euxoa lidia). Eine weitere Möglichkeit wäre das maritimer werdende Klima, welches die von Chappuis erwähnten Pilzerkrankungen fördern könnte. Das halte ich allerdings für weiter hergeholt.


    Synopsia sociaria - Sandrasen-Braunstreifenspanner

    Danke an Leo der dieses Foto aus Wiener Neustadt, Österreich zur Verfügung gestellt hat

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    Nycteola siculana (Übersehenes Wicklereulchen)


    Letzter Nachweis: 1959


    Die Raupen von Nycteola siculana leben in den zusammengesponnenen Triebspitzen von Weiden (Salix spp.) und seltener Pappel-Arten (Populus spp.). Das Habitat bilden warme, offene, teils trockene Standorte von Weidengebüsch, etwa Schotterfluren und felsige Böschungen. Die Verbreitung reicht von Nordafrika über Europa bis Sibirien, wobei sie in Europa tendenziell eher südlich verbreitet ist. In Deutschland sind nur Funde aus Rheinland-Pfalz bekannt. Angaben aus Brandenburg gehen nach Ansicht einiger Autoren auf die früher als Synonym zu Nycteola siculana geführte und nördlich verbreitete Nycteola svecicus zurück (die allerdings ebenso nicht mehr gefunden wurde). Wahrscheinlicher sind Verwechslungen mit Nycteola degenerana, deren nördliche Formen große Ähnlichkeit zu Nycteola siculuna haben können. Zu den Vorkommen in Rheinland-Pfalz ist nicht viel bekannt. Wolfgang Wagner (www.pyrgus.de) schreibt, dass die Vorkommen nördlich der Alpen größtenteils auf Zuwanderung beruhen. Dies ist insofern etwas verwunderlich, da der Hauptwanderkorridor für Nord-Süd gerichtete Wanderungen der Oberrheingraben ist, sodass man Nachweise in Baden-Württemberg vermuten müsste. Möglicherweise ist die Einwanderung eher aus westlicher Richtung von Frankreich kommend erfolgt. In diesem Fall wären die deutschen Vorkommen nicht bodenständig gewesen. Die Plausibilität dieses Szenarios hängt davon ab, wieviele von den relativ vielen Meldungen tatsächlich Nycteola siculana betroffen haben oder auf Verwechslungen mit anderen Nycteola-Arten zurückzuführen sind. Dies ist aber nicht mehr eindeutig zu klären, Raupennachweise liegen jedenfalls keine vor.

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    Periphanes delphinii (Rittersporn-Sonneneule)


    Letzter Nachweis: 1984


    Eine eher südöstlich und mediterran verbreitete Art der Steppen. In Mittel- und Südosteuropa wurden und werden (wahrscheinlich eher als Ersatzhabitat) Ackerrandstreifen und Brachen mit Beständen der bevorzugten Nahrungspflanze Acker-Rittersporn (Consolida regalis) besiedelt. Dieses Ersatzhabitat wurde wohl infolge der Ausbreitung des Ackerbaus im Neolithikum und der damit zusammenhängenden Ausbreitung des Acker-Rittersporns nach Mitteleuropa adaptiert. Die Art ist also ein sehr früher Kulturfolger und damit eine von mehreren Arten, denen dies seit der Nutzungsintensivierung zum Verhängnis wurde (siehe Feldhamster). Der Acker-Rittersporn steht mittlerweile seinerseits auf der Roten Liste und ist durch die Intensivierung der Landwirtschaft, vor allem durch die Vermeidung von „Ackerunkräutern“ im Saatgut (Saatgutreinigung), den inflationären Einsatz von Herbiziden und die steigende Bewirtschaftung von Ackerbrachen, stark zurückgegangen (Aufgabe von Nutzungsformen wie der Dreifelderwirtschaft). Dadurch ist Periphanes delphinii, die ehemals bis in die Mitte Deutschlands lokal verbreitet war, in weiten Teilen schon bis Ende des 19. Jahrhunderts ausgestorben. Die letzten verinselten Vorkommen konnten sich noch in die 70er und 80er Jahre des 20. Jahrhunderts retten (vor allem in Sachsen-Anhalt). Auch diese konnten jedoch dem Druck der immer stärkeren Intensivierung letztlich nicht standhalten.

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    Polypogon gryphalis (Syrmische Spannereule)


    Letzter Nachweis: 1930-1940


    Eine mediterran verbreitete Art die in Europa nur am Südalpenrand (Frankreich, Italien, Tessin, Österreich, Slowenien) und Südosteuropa vorkommt. Wie andere Arten der Gattung Polypogon fressen die Raupen an abgestorbenen Blättern und anderem toten Pflanzenmaterial. Das Habitat bilden feuchtwarme Auwälder. Polypogon gryphalis ist daher in Europa durch die Zerstörung von Auwäldern gefährdet. In Deutschland gibt es nur Nachweise (mehrere?) aus Bayern, die jedoch zweifelhaft sind. Obwohl ein Nachweis in den Donauauen südlich von Ingolstadt erfolgt sein soll, wo die Art durchaus hinpassen würde, ist ein Vorkommen so weit nördlich der bekannten Vorkommen doch sehr unwahrscheinlich. Es ist somit mit den verfügbaren Daten nicht anzunehmen, dass die Art je in Deutschland vorkam.

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    Penthophera morio (Trauerspinner)


    Letzter Nachweis: 1963


    Eine südöstlich-kontinental verbreitete Art, die nur lokal im südlichen Bayern und in einem nicht abgesicherten Einzelfund in Sachsen nachgewiesen wurde. Die bayerischen Vorkommen waren Teil eines Arealausläufers der fast ganz Österreich umfasste. Die westlichen Populationen starben jedoch alle in den 60er Jahren aus, sodass heute in Mitteleuropa nur noch Vorkommen im östlichen Österreich verbleiben. Die Raupen fressen an verschiedenen Gräsern, vor allem Süßgräser wie Lolium spp. in blütenreichem, extensivem Grünland. Die Art wird als mesophil kategorisiert, kommt also sowohl an feuchteren als auch trockeneren Standorten vor. Penthophera morio reagiert extrem empfindlich auf Nutzungsintensivierung und benötigt flächenmäßig große Rückzugsräume, da die Weibchen flugunfähig sind und die Raupen in der Wiese überwintern. Düngung und mehrfach jährliche Mahd verdrängen die Art sehr schnell, sodass für das Aussterben zweifelsfrei die Nutzungsintensivierung und Umwandlung artenreicher Wiesen in Intensivgrünland verantwortlich ist. Ebenso wie Nutzungsintensivierung lässt auch die völlige Nutzungsaufgabe und anschließende Sukzession die Art verschwinden.


    Pentophera morio - male

    Danke an Leo der dieses Foto vom Neusiedlersee, Österreich zur Verfügung gestellt hat

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    Bembecia megillaeformis (Färberginster-Glasflügler)


    Letzter Nachweis: ca. 1950


    Bembecia megillaeformis ist eine vorwiegend südosteuropäisch verbreitet Art und ist in Mittel- und Westeuropa nur sehr lokal verbreitet. Die Raupen entwickeln sich hauptsächlich in den Wurzeln von Färber-Ginster (Genista tinctoria), aber auch Blasenstrauch (Colutea spp.) und Süßem-Tragant (Astragalus glycyphyllos). Die Habitate sind große Bestände der Nahrungspflanzen auf steinigen, trockenen und sonnenexponierten Hängen mit sehr flachgründigen Böden. Dies sind meist steppenartige Magerrasen. Das einzige deutsche Vorkommen an der Elbe bei Meißen ist wohl durch Habitatzerstörung ausgestorben. Eine genauere Beschreibung wie das Habitat zerstört wurde war jedoch nicht aufzufinden. Aus der Habitatbeschreibung lässt sich ableiten, dass Bembecia megillaeformis vermutlich sehr empfindlich auf Stickstoffeintrag reagiert. Es gibt auch noch einige Fundangaben aus Thüringen, deren richtige Artzuordnung aber nicht bestätigt zu sein scheinen. Es ist nicht auszuschließen, dass die Art in Deutschland noch vorkommt. Die Familie der Glasflügler (Sesiidae) ist grundsätzlich schlecht erforscht, erfasst und enthält viele verwechslungsträchtige Arten. Die kleinen, unauffälligen Falter könnten so durchaus noch an sehr kleinflächigen Rückzugsorten überlebt haben.

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    Diaphora sordida (Alpen-Fleckleibbär)


    Letzter Nachweis: ca. 1980


    Für Deutschland nur aus den bayerischen Alpen nachgewiesen. Ansonsten hauptsächlich in den Süd- und Zentralalpen verbreitet, mit Ausläufern in Südfrankreich und Mittelitalien. Die Raupen ernähren sich polyphag von Kräutern wie Labkraut (Galium spp.), Ampfer (Rumex spp.), Löwenzahn (Taraxacum spp.) und Wegerich (Plantago spp.). Die Art besiedelt xerotherme Magerrasen, steppenartige Heiden, extensive Weiden und felsige Hänge hauptsächlich in der montanen bis alpinen Stufe. Vor allem in tieferen, leichter zugänglichen Lagen durch Zerstörung von extensivem Grünland wie Trockenrasen durch Bebauung, Straßenbau und landwirtschaftliche Intensivierung (vor allem auch Weinbau) gefährdet. Zusätzlich ist Diaphora sordida auch von Aufgabe extensiver Nutzung und anschließender Sukzession bedroht. Es ist kaum zu beurteilen, ob die Vorkommen in Deutschland durch diese Gefährdungsursachen verschwunden sind oder durch natürliche Arealfluktuationen. Viele alpine Arten zeigen fluktuierende Populationsgrenzen am Nord- und Südalpenrand. So z.B. auch bei Eriogaster arbusculae nachgewiesen. Es ist also gut möglich, dass Diaphora sordida wiederentdeckt werden wird.

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    Cucullia thapsiphaga (Verschollener Königskerzen-Mönch)


    Letzter Nachweis: 1938


    Wenn der deutsche Name nicht schon vielversprechend ist… Wieder einmal eine östlich-mediterran verbreitete Art, die jetzt schon öfter hier aufgetaucht sind. Die Habitate sind wärmebegünstigte Wuchsorte verschiedener Königskerzen-Arten (Verbascum spp.) welche die Nahrung der Raupen darstellen. Darunter meist ruderal geprägte Habitate an Wegrändern, trockenen Waldsäumen, felsigen Hängen oder (Sand-) Magerrasen. Die Nachweise in Deutschland sind in großen Teilen mit erheblichen Zweifeln belegt, denn insbesondere die Falter sind nicht leicht von anderen Cucullia-Arten zu unterschieden. Es gibt jedoch auch einige Raupenfunde (die Raupen sind deutlich markanter) und Erwin Rennwald kommt im Lepiforum zum Schluss: „Es muss sie in Deutschland gegeben haben […]“. Der Grund des Aussterbens ist wieder einmal unklar, da auch die Habitate kaum charakterisiert wurden. Eine Meldung aus Baden-Württemberg wird als „sonniger Königskerzenstandort auf sandigem Boden“ interpretiert. Falls die Art auf Sand- und Trockenrasen vorkam, mag deren Rückgang dazu beigetragen haben.

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    Lemonia taraxaci (Löwenzahn-Wiesenspinner)


    Letzter Nachweis: 1995


    Lemonia taraxaci ist von Südfrankreich über Teile der Alpen und den Apenninen bis zur Balkanhalbinsel lokal verbreitet. In Mitteleuropa stößt die Art über Österreich und Tschechien bis nach Polen vor. Die Eier werden an hohe Pflanzenstengel gelegt und überwintern. Die Raupen ernähren sich vor allem von Löwenzahn-Arten der Gattungen Leontodon und Taraxacum, sind aber tendenziell polyphag. Das Habitat bilden magere, extensiv und schwach bewirtschaftete Wiesen und Weiden in verschiedenen Höhenlagen (submontan bis subalpin). Lemonia taraxaci war ehemals in mehreren reliktischen Teilarealen in Deutschland verbreitet. So in Bayern (Franken), Sachsen (Vogtland), Thüringen sowie in Baden-Württemberg auf der Schwäbischen Alb. Soweit sich alte Fundangaben interpretieren lassen (Verwechslungen mit Lemonia dumi kamen vor) wurde die gesamte Schwäbische Alb besiedelt, was das größte zusammenhängende Vorkommen der Art darstellte. Bis spätestens 1950 starb die Art jedoch langsam in allen Bundesländern außer Baden-Württemberg aus. Auf der Schwäbischen Alb zogen sich die Vorkommen auf ein kleines Teilareal im Westen der Alb zurück. Dort wurden 1985 die Gefärdungsursachen ziemlich detailliert in fünf Punkten erfasst:

    1. Mahd. Diese erfolgt zu dicht über dem Boden, Eier und Raupen haben dadurch vermutlich eine hohe Mortalität, außerdem erfolgt sie zu oft (mehrschürig) und zu ungünstigen Zeitpunkten.

    2. Überweidung. Die Beweidung wird mit stark erhöhter Besatzdichte durchgeführt und vermehrt mit Rindern, nicht mit Schafen. Die schwereren Rinder erzeugen mehr Tritt und düngen die Flächen stärker.

    3. Aufforstung. Flächenverlust durch Fichtenaufforstungen in den Randbereichen der Habitate

    4. Umwandlung von Grün- in Ackerland. Teile der Wiesen werden für Getreideanbau umgebrochen und als Acker genutzt.

    5. Düngung. Flächen die früher zur Heugewinnung und als Schafweide genutzt werden, werden mit Klärschlamm gedüngt.

    6. Siedlungserweiterung. In einem Fall konnte das Aussterben einer Population durch den Flächenverlust bei der Errichtung eines Neubaugebiets mit nachfolgender Beeinträchtigung des nahegelegenen Habitats dokumentiert werden.

    Diese Gefährdungsursachen sind im Wesentlich in ihrer Natur dieselben geblieben und waren sicher auch die Gründe für das Aussterben der restlichen Populationen. Schutzbemühungen der extensiven Hochlandwiesen setzten zwar nach Identifizierung der Gefährdungsursachen ein und die Art wurde in das Artenschutzprogramm von Baden-Württemberg aufgenommen. Trotzdem konnten alle Anstrengungen das Aussterben von Lemonia taraxaci wohl nicht mehr verhindern und die letzten Vorkommen wurden nun schon über ein Jahrzehnt erfolglos kontrolliert. Auch wenn noch eine winzigste Resthoffnung besteht, muss man wohl davon ausgehen, dass die Art hier verloren wurde.

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    Cupido osiris (Kleiner Alpenbläuling)


    Letzter Nachweis: 1923


    Die Situation von Cupido osiris in Deutschland ist fast ein Parallelfall zu Pyrgus onopordi. Beide Arten wurden etwa zur selben Zeit im selben Gebiet der Schwäbischen Alb gefunden, wobei Cupido osiris zusätzlich an mehreren umliegenden Standorten seit Ende des 19. Jahrhunderts gefunden wurde. Beide Arten verschwanden dann zudem offenbar zur selben Zeit. Ähnlich wie Pyrgus onopordi besiedelt die Art xerotherme Felshänge, Böschungen und Magerrasen. Cupido osiris ist tendenziell etwas mehr auf die Gebirge beschränkt und in großen Teilen des europäischen Mittelmeergebiets verbreitet (nördlich erreicht die Art das Jura und Österreich). Die Eier werden in die Blütenköpfe von Esparsetten (Onobrychis spp.) gelegt, von denen sich später auch die Raupen ernähren. Die Gefärdungsursachen sind vor allem in tieferen Lagen die landwirtschaftliche Intensivierung (Düngung, Stickstoffeintrag, häufige Mahd, Weinbau), Aufforstung, Verbuschung oder Überbauung der Habitate. Auch in der Schweiz ist die Art durch diese Faktoren stark gefährdet und die Vorkommen im Jura sind wohl durch zunehmende Isolation und Lebensraumverlust mittlerweile ebenfalls erloschen. Obwohl die deutschen Vorkommen lange angezweifelt wurden, ist die Bestimmung wenigstens von zwei Belegexemplaren bestätigt. Die Vorkommen im Schweizer Jura, dessen Verlängerung die Schwäbische Alb darstellt, machen dieses Vorkommen ebenfalls plausibel. Der Grund für das Aussterben ist laut den Entomologen der Zeit die „Kultivierung und Überbauung“ des Habitats (Schneider, 1936). Zusätzlich wird von „Umwandlung der prächtigen Hochwiese in eine Schafweide“ berichtet. In der Tat ist sehr lokale Koppelhaltung von Schafen mit hoher Besatzdichte für manche Arten vermutlich sehr schädlich, auch wenn Beweidung grundsätzlich als positiv anzusehen ist. Schafe befressen zudem besonders Onobrychis sehr gerne und stark, ein Problem was auch beim stark gefährdeten Streifen-Bläuling (Polyommatus damon) bekannt ist.

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    Schinia cardui (Bitterkraut-Sonneneule)


    Letzter Nachweis (laut Roter Liste): 1950

    Letzter Nachweis: 1979 (siehe Forumsbeitrag)


    Eine süd- und südosteuropäische Art (nördlich bis Ostösterreich verbreitet) die hauptsächlich Sandmagerrasen oder sandige Wegränder besiedelt. Die Falter sind tagaktiv, die Raupen leben an den Blüten des Bitterkrauts (Picris hieracioides). Alte Nachweise aus dem 20. Jahrhundert gibt es aus Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Wobei die Meldungen aus Baden-Württemberg und Bayern allesamt als Fehlbestimmungen eingestuft werden. Fragliche Meldungen sind auch aus Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen bekannt. Ob die Art je bodenständig in Deutschland vorkam wird bezweifelt. Einige Zünslerarten der Gattung Pyrausta haben flüchtige Ähnlichkeiten mit Schinia cardui und sind ebenfalls tagaktiv. Teilweise werden die Nachweise auch als eingewanderte Falter interpretiert, obwohl Schinia cardui nicht wie andere Heliothinae als Wanderfalter bekannt ist.

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    Eupithecia extremata (Hundskamillen-Blütenspanner)


    Letzter Nachweis: 1921


    Diese Art ist im Mittelmeergebiet und in Südosteuropa verbreitet und wurde in Deutschland nur vereinzelt in Hessen und Bayern gefunden. Das Habitat sind ruderale Standorte der Raupennahrungspflanze Hundskamille (Anthemis spp.) wie Schotterplätze, Brachen und Magerrasen. Warum die Art in Deutschland nicht mehr gefunden wurde ist nicht dokumentiert. Weigt (1988) schreibt: „Sicherlich sind die klimatischen Verhältnisse in Mitteleuropa der Grund dafür, daß Eupithecia extremata als besonders wärmeliebende Art hier nicht mehr oder kaum noch vorkommt. Hinzu kommen großflächige Landschaftszerstörungen und das seltene Auftreten von gelbblühenden Anthemisarten, die es unwahrscheinlich werden lassen, daß Eupithecia extremata jemals zu den bodenständigen Blütenspannern gerechnet werden kann.“ Die klimatischen Verhältnisse sind jedoch schon vor dem Aussterben der Art stetig wärmer geworden, was dieser Art eigentlich eher entgegenkommen sollte. Es ist somit unklar welche Änderungen des Klimas sich ergeben haben, welche Eupithecia extremata benachteiligen. Die Nahrungspflanzen sind denke ich eine heißere Spur, denn alle mitteleuropäischen Anthemis-Arten sind ‚Ackerunkräuter‘ die gerne an Ackerrändern und auf Ackerbrachen vorkommen. Viele Pflanzenarten dieser Ackergesellschaften sind stark durch die Intensivierung der Landwirtschaft zurückgegangen. Vor allem seit der Aufgabe der Dreifelderwirtschaft und ähnlichen Nutzungsformen, die Brachen entstehen lassen, sowie der Einführung der Saatgutreinigung.

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    Arctia festiva (Englischer Bär)


    Letzter Nachweis: 1970


    Arctia festiva wurde immerhin einst aus 11 Bundesländern nachgewiesen und war bis Ende der 30er Jahre in Deutschland noch einigermaßen häufig, wenn auch nur sehr lokal anzutreffen. „An den steinigen Abhängen der Tauber in manchen Jahren nicht selten“ schreiben Lindner & Schneider 1937. Kurz darauf nahm die Art jedoch rapide ab und wurde schon um 1950 in den meisten Teilen Deutschlands nicht mehr gefunden. So starb sie etwa in diesem Zeitfenster in Baden-Württemberg und Bayern aus. Auch für den Osten Deutschlands bemerkt Alberti 1951 einen deutlichen Rückgang und schreibt „[…] daß die Art in Deutschland im letzten Jahrhundert mit fortschreitender Bodenkultur und der Nutzbarmachung auch schlechtester Sandböden eine rapide Verbreitungs- und Häufigkeitsabnahme erfahren hat“. Für einige Zeit hielten sich die Vorkommen in Ostdeutschland noch, die offenbar um 1950 zwar eingebrochen waren aber noch auf niedrigem Niveau stabil schienen. Sie starben jedoch innerhalb der folgenden 20 Jahre ebenfalls aus. Die letzte Sichtung erfolgte 1970 im Gebiet des Spreewaldes. Arctia festiva besiedelt äußerst nährstoffarme, steppenartige Habitate, entweder auf Sandböden oder anstehendem Gestein. Typische Lebensräume sind steinige (Kalk-) Magerrasen und Sandrasen oft in Regionen mit eher kontinentaler Prägung (wobei die Habitate selbst schon einen deutlich kontinentalen Charakter bedingen). Die Raupen leben polyphag an Kräutern, offenbar gern an Hieracium pilosella. Die Raupenentwicklung dauert wie bei vielen Arctiidae recht lange. In Anpassung an die Trockenheit der Habitate wird im Spätsommer eine Ruhephase eingelegt, die Raupen überwintern dann und sind im Frühjahr erwachsen. Die Raupen sind dadurch relativ empfindlich für Störfaktoren. Der Grund für das Aussterben ist die Lebensraumzerstörung der wirtschaftlich „wertlosen“ Habitatflächen von Arctia festiva. Diese wurden in vielen Fällen überbaut oder wo die Böden tiefgründig genug waren, mithilfe von Stickstoffdünger, in Ackerland umgewandelt. Dem vielen vor allem die Sandrasenhabitate zum Opfer. Auch die Aufgabe der Dreifelderwirtschaft und das dementsprechende Fehlen sandiger Ackerbrachen reduzierte die verfügbaren Habitate schon vorher. Sehr wahrscheinlich wurden auch die nicht direkt von Überbauung und Ackernutzung vernichteten Habitate durch Stickstoffeintrag beeinträchtigt. Auch in den Verbreitungsgebieten Südeuropas und Südosteuropas sind die Bestände scheinbar stellenweise im Rückgang und werden sicher weiter unter der landwirtschaftlichen Intensivierung leiden.

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    Pseudluperina pozzii (Pozzis Graswurzeleule)


    Letzter Nachweis: 1964


    Von Pseudluperina pozzi existieren nur einige wenige Fundmeldungen für Deutschland, welche aus Bayern und Baden-Württemberg stammen. Für Baden-Württemberg gibt es nur einen einzigen Falterfund aus dem Federseegebiet, in Bayern gibt es einige Funde in den alpinen Flußtälern, welche sich in die Ebenen des Voralpenlandes erstrecken. Laut Literatur besiedelt die Art trockenwarme Ruderal- und Sukzessionsflächen von großen Gebirgsflüssen. Aus diesem Grund nehmen die meisten Autoren an, dass die gefundenen Falter entweder die Gebirgsflüsse hinuntergewandert sind oder als Irrgast entlang der Flüsse verdriftet wurden. Pseudluperina pozzi ist generell eine Art die schwer einzuordnen ist und über deren Biologie und genaue Verbreitung kaum etwas bekannt ist. Seit ihrer Entdeckung und Beschreibung 1883 ist sie nur sehr lokal und selten gefunden worden. Obwohl die vermutlichen Einwanderungen nach Deutschland teilweise aus der Schweiz erfolgt sein müssten, gibt es auch dort keine neueren Nachweise der Art mehr. Das Verbreitungsgebiet ergibt ein merkwürdig verinseltes Muster, was sich so bei kaum einer anderen Art findet. In den Südwestalpen werden Südfrankreich und Teile der Schweiz besiedelt, in den Ostalpen vor allem Tirol auf italienischer wie österreichischer Seite sowie die Ostschweiz. Die östlichen Ausläufer der Alpen werden oder wurden in Österreich auch bis an die Donau besiedelt. Ein abgetrenntes Areal liegt in Ungarn und den rumänischen Karpaten. Vermutlich ist Pseudluperina pozzi durch Flussregulierung stark gefährdet, mangels Informationen zur Biologie und genauen Beschreibungen des (Larval-) Habitats könnten auch eine Vielzahl anderer Faktoren hinzukommen. Die Raupen leben sicher ähnlich wie die der Luperina-Arten von horstigen Gräsern in deren Wurzelbereich.

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