25. September 2022 um 13:31 - Beitrag: Satyrium ilicis: Berichte, Habitatpräferenzen und Suchempfehlungen, Thema: Entomologische Berichte
[Anm.: Moderation: Das Thema soll dazu dienen, ein paar Erfahrungsberichte zu den Habitatpräferenzen und der Suche nach den Eiern des Braunen Eichenzipfelfalters zusammenzutragen. Dafür wurden ein paar Beiträge aus anderen Themen hier her kopiert - es darf gerne weiter diskutiert werden]
Hallo in die Runde,
ich möchte ein Fundbeispiele zu Satyrium ilicis für Mecklenburg-Vorpommern anbringen. Im Sommer konnte ich erstmalig ein Imagine der Art finden. Es wurden ca. 70 kleine Eichen abgesucht. Von denen waren 20 Eichen etwas größer gewachsen (mindestens 40cm). Funde erfolgten an zwei Eichen (zwei Eihüllen; eine Eihülle). Der erste Fundpunkt befand sich 1km entfernt vom Fundort des Falters. Dort war es ausgesprochen trocken (kaum Aufwuchs von Jungbäumen, Sträuchern). Im Sommer patrouillierten an dem Waldweg fünf Falter von Limenitis camilla. Die Eiche stand neben einer jungen Mirabelle, ansonsten recht frei in einem breiten Saum (ca. 3-4m breit) an einem Waldweg im Schutze von Kiefern. Auf der gegenüberliegenden Wegseite war deutlich stärkerer Aufwuchs von Jungbäumen, da beschattet durch alte Eichen. Der untere Ast der Eiche
war von einem Grasfilz überwuchert. Die Moosdeckung lag bei 30% und der Waldweg verlief von Südost nach Nordwest, Eiablage erfolgte am Nordostsaum. Die Eiche wuchs möglicherweise auf einem alten Ameisennest. Weitere zwei Eichen in dem Wegsaum waren
mitunter vollständig unter einem Grasfilz verborgen, waren aber bodennah nicht verzweigt.
Die Eiche war 1,40m groß. Eihüllen befanden sich in 1,10m Höhe (südwestlich exponierter Ast, bräunlich gefärbt) und 50cm Höhe (nordwestlich exponierter Ast, weiß-grau-grün gefärbt, kaum von Ast zu unterscheiden). Die Rinde der Eiche war komplett glatt und braun-silbrig.
Der zweite Standort befand sich nahe dem Falterfund. Dort wuchsen mehr Jungbäume auf. Die belegte Eiche stand wieder relativ frei in einem breiten Saum (ca. 3-4m breit) eines Waldwegs im Schutz von einer großen Eiche und mehreren Kiefern. Die Moosdeckung betrug 100%, mitunter wuchs Preiselbeere auf und der Waldweg verlief von Ost nach West, Eiablage erfolgte am Südsaum. Im Saum wuchsen ca. 20 Eichen, davon sechs mindestens 50cm groß.
Die Eiche war 85cm groß. Eine Eihülle befand sich in 50cm Höhe (nordexponierter Ast, weiß gefärbt).
Die Rinde der Eiche war weitestgehend glatt und braun-silbrig, teils grünlich (noch jünger).
Was mir zu den Funden aufgefallen ist, Eiablagen an allen Standorten mit Eichen nie am unteren Stammbereich, Eiablagen trotz relativ gutem Eichenangebot sehr gering, Eichen waren zumindest einen Teil des Tages nicht direkter Sonne ausgesetzt. Die Eihüllen wirkten verhältnismäßig riesig und deutlich rundlicher anstatt flach wie bei anderen Zipfelfaltern. Sie ähnelten vielmehr in der Gestalt denen von Pheosia tremula oder ähnlichen
Eiern von Nachtfaltern, welche an Pappel ablegen. Entgegen anderen Zipfelfaltern wurden hierbei die Eier zudem immer auf der Astunterseite abgelegt (vor Sonne geschützter), weitestgehend an bodenparallele bis 45 Grad abstehende 5mm breite Äste, sodass man immerzu die Äste wenden musste, um die Eihüllen entdecken zu können. Die Stämme der Eichen waren ca. 1,6cm breit. Das Ablageschema und die Wahl zur Eiablage von kleinen Ästen von Eichen mit etwas breiteren Stämmen (<2cm) und der geringen Dichte von Eiablagen trotz gut geeigneter Futterpflanzen erinnert mich sehr an eigene Funde von Satyrium pruni. Da in der Literatur angegeben ist, dass Eimengen von bis zu 40 Eiern an einem Standort nur zu erwarten sind, wenn ausreichend Metapopulationen vorhanden sind, schätze ich die Fundorte als eher schlecht ein, wobei das Verhältnis von frisch gelegten Eiern zu Eihüllen zwischen den Jahren starken Schwankungen unterliegen soll.
Optimal wären deutlich länger gezogene Säume am Waldrand (aber evtl. nicht breiter als 4m da Schutz durch Hohe Bäume) mit bis zu 50 Eichen und überall an Waldwegen wiederkehrend. Bereiche mit höher wüchsigen Gräsern waren nicht belegt, möglicherweise sind diese nachteilig. Die Art schätze ich als sehr anspruchsvoll ein. Die weiß gefärbte Eihülle war zusätzlich sehr auffällig. Vermooste Stämme sind womöglich vernachlässigbar. Es kann sein, dass bodennahe Eihüllen deutlich zeitiger im Jahresverlauf aufgrund höherer Bodenfeuchte abfallen. Zudem kann dieser Sommer schlecht für die Art gewesen sein, weswegen sich keine frisch gelegten Eier finden ließen.
Für die vereinfachte Suche nach Eihüllen anhand ähnlicher Habitatausprägungen und regionaler Gemeinsamkeiten kann
ich bei größeren Vorkommen kleiner bis mittelgroßer Eichen an Waldwegen mit breitem Waldsaum im Verbund mit Kiefern
und alten Eichen empfehlen, ausschließlich die waagerechten bis 45 Grad abstehenden Äste zu wenden.
Das Suchschema ist wahrscheinlich in schlechten Flugjahren der Art besser geeignet, um die Eihüllen des Vorjahres
zu finden.
Beste Grüße