Nymphalis antiopa Überwinterung & Zucht

  • Hallo


    Bei mir im Kühlschrank sind im Moment 8 Trauermäntel (Europäische Zuchtlinie). Sie sind bei 5°C in einer kleinen Kartonschachtel, die ich einmal wöchentlich besprühe. Nun zu meinen Fragen:


    1.) Haben sie zu wenig, genug oder zu viel Feuchtigkeit, wenn ich jede Woche einmal in die Kartonbox (ca. 25 x 20 x 5 cm) sprühe?


    2.) Muss ich sie ab und zu noch füttern, damit sie nicht wegen zu wenig Energie sterben? Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob sie vor der Überwinterung genug gegessen haben. Oder ist es besser, wenn ich sie ungestört lasse?


    3.) Sind 5°C gut, zu warm oder zu kalt? (Welche Temperatur ist empfehlenswert?)


    Ich möchte die Trauermäntel nächsten Frühling zur Kopula und Eiablage bringen. Wie ist das zu erreichen? Ich habe gelesen, dass es recht schwierig ist (vor allem mit europäischen Trauermänteln), eine Kopula zu erreichen. Und wie bei den Nymphaliden eine Handpaarung geht, weiss ich auch nicht, denn ich kann die Geschlechter nicht unterscheiden und sehe auch die Valven beim Männchen nicht.


    4.) Wie müssen die Bedingungen sein, damit eine Kopula erreicht werden kann?


    5.) Muss ich in das Aerarium (1.75 x 1.75 x 1.75 m) ausser Futter für die Imagos und einen Ast Weide als Eiablagepflanze sonst noch was tun? (Sollte ich die Weide einfach in die Mitte stellen oder in den Hauptaufenthaltsorten aufhängen? Und geht auch Birke gleich gut wie Weide?)


    6.) Wie oft muss ich die Trauermäntel füttern?


    7.) Sollte ich, um die Falter zur Kopula zu stimulieren, schon vor der Kopula Weide bzw. Birke in den Käfig tun, oder ist dies erst nötig, sobald die Kopula schon stattgefunden hat?


    8.) Wäre vielleicht ein kleinerer Käfig besser, damit sich die Falter besser finden und die Weibchen dann später die Weide auch besser finden, um darauf ihre Eier abzulegen? Ich hätte noch Aerarien Grösse L (90x60x60 cm) und Grösse M (60x40x40 cm)


    Über Antworten und gerne auch sonstige Tipps würde ich mich sehr freuen!


    LG Gabriel

  • ANZEIGE
  • Hallo Gabriel,
    ich habe zwar noch keine N. antiopa erfolgreich gezüchtet, aber bei N. polychoros und N. xanthomelas Erfahrungen gesammelt. Bei der Überwinterung hatte ich die Tiere zuvor kräftig gefüttert, im Winter brauchen sie keine Nahrung und sollten möglichst ungestört im Kühlschrank bei 5°C stehen. Ich habe sie in mit Papier ausgekleideten Blechdosen gehalten - ohne Ausfälle im Winter. Im Frühjahr müssen die Tiere schnell wieder Nahrung aufnehmen, am besten mit Honigwasser (1:10) füttern. Eine Kopula könnte auch in kleineren Gazekäfigen klappen, war zumindest bei den anderen Nymphaliden kein Problem. Ich nehme immer die IKEA-Wäscheboxen, dann finden sich die Tiere leichter. Probleme hatte ich immer mit der Eiablage, das ist bei Nymphaliden nicht einfach, da sie sehr wählerisch bezüglich des Eiablageortes sind. Dafür wäre dein großer Käfig das Minimum. Es sollten größere vitale Büsche/Zweige vorhanden sein. Die Tiere legen an exponierten Zweigspitzen ab.


    Viele Grüße
    Klaus-Bernhard

  • Ich möchte die Trauermäntel nächsten Frühling zur Kopula und Eiablage bringen. Wie ist das zu erreichen? Ich habe gelesen, dass es recht schwierig ist (vor allem mit europäischen Trauermänteln), eine Kopula zu erreichen. Und wie bei den Nymphaliden eine Handpaarung geht, weiss ich auch nicht, denn ich kann die Geschlechter nicht unterscheiden und sehe auch die Valven beim Männchen nicht.

    Ich habe hierzu auch eine Frage; Sind die "Weibchen" schon vor der überwinterung befruchtet oder findet die Paarung erst im Frühjahr statt?

    • Offizieller Beitrag

    Äußerlich nur sehr schlecht. Wenn die Weibchen noch recht frisch sind und noch keine Eier gelegt haben sind diese in der Regel deutlich fülliger als die Männchen. Also der Hinterleib versteht sich. Ein gutes Beispiel für ein schönes Weibchen ist z.B. hier im Lepiforum Foto 6. Teilweise ist das aber auch nicht so ausgeprägt und wenn die Weibchen erst mal Eier gelegt haben, minimiert sich diese Differenz schnell, sodass es teilweise unmöglich ist das Geschlecht zweifelsfrei zu erkennen. Eventuell kann man auch da hinten drin rumpopeln und irgendwas erkennen, aber frag mich nicht wie das geht. Den Ovipositor müsste man ja eigentlich schon irgendwie erkennen können, aber bei den Nymphaliden ist das da alles so eingezogen...


    Grüße Dennis

  • Hallo zusammen,
    wenn man viele Tiere zum Vergleich hat, kann man die etwas größeren und kräftiger gebauten Weibchen ganz gut erkennen, aber ansonsten sind die Geschlechter im freien Feld äußerlich nicht zu unterscheiden.


    Die Kopulation findet bei allen als Imago überwinternden Nymphaliden erst im Frühjahr statt. Beobachten kann man die Kopula im Freiland allerdings nur sehr selten.


    Gruß
    Klaus-Bernhard

  • Vielen Dank für eure Antworten!


    Sind für N. antiopa und polychloros eigentlich weibliche oder männliche Salweiden besser geeignet? (Für die Imagos als Nektarpflanze neben faulenden Früchten und Honig-/Zuckerwasser)


    Falls noch jemand etwas zuzufügen hat, würde mich das sehr freuen (besonders zu Fragen Nr. 1/4/6/7). Auch über sonstige Tipps bezüglich der Zucht und Haltung von Nymphalis antiopa (und evtl. auch polychloros) wäre ich froh.


    LG Gabriel

  • Bis auf eine Nachzucht mit Vanessa indica hab ich keine Erfahrung mit der Zucht von Nymphalidae.
    Ich hatte damals einige Paare in einem großen Flugkäfig und die Männchen hatten sich den beengten Raum innert 1-2 Tagen reviermäßig aufgeteilt.
    Nach einigen Tagen kam es dann auch zu Paarungen und die Weibchen legten Eier ohne Ende.
    Die Fütterung mit angebrachten Früchten und auch von Hand war leicht zu bewerkstelligen.


    zu 4:
    Tagfalter mögen es in der Regel sonnig, also würde ich den Flugkäfig auch der Frühjahrssonne aussetzen, so dass die Tiere sich aufwärmen können.
    Zeitgleich benötigen sie dann natürlich auch Futter um den Energie- und Wasserhaushalt konstant halten zu können.
    Zugleich musst du bedenken, dass antiopa eher luftfeuchte Biotope bevorzugt, also Vorsicht vor Überhitzung der Tiere.


    zu 7:
    Es ist selten falsch zur Stimulation die Eiablagepflanze mit anzubieten. Am besten irgendwo im Deckenbereich, wo die Tiere die meisten Zeit sitzen werden.
    Du darfst den Flugkäfig nur nicht so vollstopfen, dass sich die Tiere an den Ästen zu schnell die Flügel abstoßen.

  • Hallo Gabriel,
    noch ein paar Tipps:
    zu 1): ich würde keine Kartonbox nehmen, da die im Kühlschrank zu schnell austrocknet. Besser eine mit Papier ausgekleidete Plastikbox oder Blechdose. Ich habe eine Blechdose (Kaffeedose) mit Papier ausgekleidet. Die Tiere wurden nur höchstens einmal pro Monat etwas besprüht.
    zu 4): Gut sind die großen IKEA-Wäschekäfige aus Gaze, die kan man dann ruhig in die Sonne stellen, ohne dass die Tiere überhitzen, am besten einen Platz suchen, wo Sonne und Schatten gleichermaßen vorhanden ist. Bei guter Fütterung sollten die Tiere im Frühjahr nach ein paar Tagen interesse aneinander zeigen. Dann sollte es auch zu Paarung kommen.
    zu6): täglich mindestens einmal Zwangsfüttern mit Honigwasser (1: 10), du kannst auch Wattebausch mit Honigwasser auf den Käfigdeckel legen, wird in der Regel auch angenommen. Gut beobachten.


    Gruß
    Klaus-Bernhard

  • Vielen Dank, Rudi und Klaus-Bernhard, für die Tipps!


    Ich werde schauen, dass ich die Trauermäntel in einer Blechdose unterbringen kann.


    @Kuehnapfel Ich habe zwar keinen IKEA-Wäschekorb, aber ich habe ein Aerarium in der Grösse L (60x60x90) und ein Aerarium Grünhaus Grösse L (175x175x175). Aber wenn du meinst, dass der IKEA-Wäschekorb besser geeignet ist, kann ich mir auch einen solchen besorgen. Soll ich die Trauermäntel dann einfach im komplett leeren Wäschekorb halten und sie nach der Paarung in das grosse Zelt (Grünhaus) umsiedeln, wo dann auch die Weide ist und hoffentlich die Eiablage stattfindet?


    LG Gabriel

  • ANZEIGE
  • Hallo Gabriel,
    der IKEA-Wäschekorb ist für die Kopula gut, weil sich die Tiere in dem kleineren Gefäß schneller finden. Für die Eiablage wäre dann dein Aerarium besser geeignet. Für die Kopula reicht bei Nymphaliden ein komplett leerer Gazekäfig, Eiablagepflanzen sind für die Kopula unbedeutend. Auch in der freien Wildbahn findet die Kopula völlig unabhängig von potenziellen Eiablagepflanzen statt.


    Gruß
    Klaus-Bernhard

  • Zu 1.


    Ich würde den geschlossenen Karton in die Garage oder einen Geräteschuppen geschützt deponieren, sodass die normalen Umweltbedingungen gegeben sind.


    Zu 2.


    Nicht füttern und nicht aufwecken.


    Zu 3.


    5 - 10 Grad sind nicht schlecht, aber die Falter benötigen auch den Tag- Nacht Zyklus, der im Frühjahr ja zu Gunsten des Tages wieder länger wird. Also nicht komplett dunkel halten, etwas Tageslicht sollte ankommen.


    Zu 4.


    Keinerlei Erfahrung


    Zu 5.


    Hier sehe ich die kritische Phase. Trauermantel- Männchen sind Revier- Schützer und vertragen sich nicht auf engem Raum untereinander. Das kann dazu führen, dass ihre Revierverteidigung so primär sein wird, dass eine Kopula nicht stattfinden kann. Die Männchen sollten idealerweise voneinander getrennt werden.


    Zu 6.


    In der Überwinterungsphase gar nicht, danach benötigen die Männchen Mineralien (z.B. feuchte Erde) und generell Nektar und Baumsäfte. Ob da Zuckrwasser reicht, weiß ich nicht.


    Zu 7.


    Keine Ahnung


    Zu 8.


    Diese Falter sind gute Flieger und brauchen viel Platz. Für die Eiablage suchen die Weibchen sich vorwiegend (Sal)weiden, die über kleinen Fließgewässern wachsen. Ich weiß nicht, ob sie aus der Not heraus auch andere Plätze annehmen. Jedenfalls ist diese Art der Zucht ausgesprochen ambitioniert.


    Würde mich interessieren, ob das geklappt hat.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!