Artenschutz auf Börsen?

  • Kann man auf einer Insektenbörse ruhigen Gewissens Raupen und Puppen von Arctia caja anbieten, ohne dass man Probleme bekommt?
    Neulich hatte ich jemandem privat Raupen von Arctia caja angeboten und er hat sie nicht genommen, weil sie angeblich unter Naturschutz stehen.
    Ich kann das nicht glauben, denn ich habe die Art so massenhaft nachgezüchtet, die muss man doch weiter geben können, ohne dass sich darüber jemand aufregt.
    Am nächsten Samstag ist in München Insektenbörse und ich traue mich jetzt nicht, mit Arctia caja dort aufzutauchen.

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  • Hallo, ich werde die Börse besuchen, aber nicht als Aussteller dort sein.
    Ich werde wohl einiges Arctia caja-Material mitnehmen und versuchen, es gegen anderes einzutauschen.
    An Gottesanbeterinnen habe ich momentan nicht so viel abzugeben, nur einige adulte Pärchen Oxyopsis gracilis, das lohnt sich nicht, dafür einen Tisch zu bezahlen und den ganzen Tag auf der Börse zu stehen.

  • Hallo Ulrike.


    Der Hinweis zu A. caja ist nicht von der Hand zuweisen. Laut Bundesartenschutzverordnung ist caja eine "besonders geschützte Art". Der Handel und die Haltung dieser Art ohne Genehmigung ist also offiziell untersagt.


    Wie sinnvoll dieser Schutz ist, wurde an anderer Stelle schon zur Genüge diskutíert. Auch ist es sehr unwahrscheinlich, dass du deswegen Probleme bekommen wirst. Da gibt es andere Arten, deren Handel bedeutend intensiver beobachtet wird und was auch gut so ist.


    Wenn allerdings ein besonders "kleinkarierter" Zeitgenosse sich an deinen A. caja Anstoss nehmen würde, könnte er dir Probleme bereiten. Ist schon irre, wenn man bedenkt, das A. caja so den gleichen Schutzstatus wie die Limenitis-Arten oder Iphiclides podalirus hat.


    Gruss,
    Rudi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ACTIAS- Benutzer,


    der Entomologische Verein Apollo e.V. Frankfurt/Main, vertreten durch Herrn Dr. Klaus G. Schurian, hat mich aufgefordert, meinen Forenbeitrag vom 07.11.2006 zu widerrufen, in welchem ich behauptet hatte, "am Samstag (seien) in Frankfurt ... massenhaft Apollofalter, Eisvögel und andere geschützte Arten angeboten (worden)".
    Ich gebe daher hiermit - ohne Anerkennung einer Rechtspflicht - folgenden Widerruf bekannt:


    Widerruf


    Die Behauptung, am Samstag (den 04.11.2006) (seien) in Frankfurt ... massenhaft Apollofalter, Eisvögel und andere geschützte Arten angeboten (worden), nehme ich hiermit zurück.


    Wetter, 15.11.2006, Eric van Schayck

  • Guten Abend Eric und Herr Dr. Schurian.


    Also ich verstehe diese Forderung des schriftlichen Widerrufs, der von Herr Schayck erbracht werden musste, nicht so ganz.
    Leider konnte ich den Original-Beitrag von Herrn von Schayck nicht mehr abrufen, und so beziehe ich mich auf die Zitate im aufgeführten Widerruf.


    Auch ich habe beim Besuch der Frankfurter Insektenbörse jede Menge Parnassier (geschützte Arten ???), drei Limenitis populi östlicher Herkunft, einige Hyles vespertilio und Hyles euphorbiae gesehen, um nur einige zu nennen. Inwieweit die nötigen Genehmigungen für den Handel dieser Specis bei den Ausstellern vorhanden waren, kann ich natürlich nicht mitteilen. Aber diese Arten waren definitiv auf der Frankfurter Börse vertreten, und mehr hat Herr von Schayck anscheinend auch nicht behauptet.


    Da Sie, Herr Dr. Schurian, anscheinend den Schriftverkehr auf der Actias-Homepage verfolgen, denn sonst wären Sie ja auch nicht auf die Äußerungen von Herrn van Schayck aufmerksam geworden, erlaube ich mir die Gelegenheit zu nutzen und die Frage an Sie zu stellen, wie denn der Entomologische Verein Apollo e.V. Frankfurt/Main auf die Anregungen in Sachen "Platzgestaltung der Verkaufstische" für die Börse 2007 reagieren möchte. Wird sich dahin gehend etwas ändern?
    Ich freue mich schon auf Ihre, hoffentlich positive, Antwort; genauso wie sicherlich viele andere entomologisch Interessierte aus ganz Europa.


    Mit freundlichem und kollegialem Gruss,


    Rudolf Haller

  • Meine Meinung:


    Der Widerruf ist im Internet nicht üblich, schon gar nicht in einem Diskussionsforum.

    Anstatt mit rechtlichen Schritten zu drohen, hätte sich Klaus Schurian lieber hier an der Diskussion beteiligt
    und seinen Standpunkt klar gelegt. Dann hätten sich die Leser selber eine Meinung bilden können.


    Der Widerruf von Eric van Schayck ist keine Rechtspflicht, sondern eine Gefälligkeit.
    Es ist mir schleierhaft, was diese Publikation den Apollo-Leuten bringen soll
    (wenn die Aufforderung überhaupt ein Vereinsbeschluß ist).


    Der beanstandete Satz wurde im ACTIAS-Forum längst gelöscht. Nur die wenigsten haben ihn gelesen.
    Erst mit dem Widerruf wird die Sache publik gemacht.


    Eric hat vielleicht ein falsches Wort verwendet: massenhaft. Aber es bleibt offen, ob er recht hat oder nicht.


    Das Ganze lenkt ab von etwas viel Wichtigerem: die Zukunft der Internationalen Insektenbörse in Frankfurt.
    Darüber möchten wir hier diskutieren, Aussteller, Besucher und Organisatoren.
    Anstatt deshalb einem Vereinsmitglied ein Widerrufbegehren zu schreiben,
    könnte sich der Entomologische Verein Apollo an dieser Diskussion in unserem Forum Veranstaltungen beteiligen,
    die gemachten Erfahrungen einbringen.
    Klaus Schurian & Co. sind willkommen.


    Gruß, Marc

  • Hallo zusammen,
    bin was den Artenschutz auf Börsen angeht auch immer etwas verunsichert.
    Die Bundesartenschutzverordnung unterscheidet zwischen streng geschützten Arten (z.B: Schwarzer Bär, Pappelglucke……) und besonders geschützten Arten ( Fast alle übrigen Arten wie Schillerfalter, Widderchen, Bären, Glucken ….). Und dann gibt es ja auch noch die „FFH-Arten“ wie den Russischen Bären. Von den international geschützten Arten ganz zu schweigen. Auf Börsen findet man aber immer Vertreter aller Gruppen!
    Mit welchen Arten sollte man sich also nicht auf Börsen sehen lassen um keine Anzeige zu riskieren?
    Da die Schutzbestimmungen immer die Art mit all seinen Unterarten betrifft ist zum Beispiel auch die optisch klar abzutrennende Zygaena carniolica kappadokiae aus der Türkei eine nach deutschem Recht besonders geschützte Art !?
    Bitte um Info
    Gruß
    Walter

  • Hallo zusammen, ich schließe mich den Ausführungen von Rudi und Marc voll an und sehe keine Veranlassung, daß Eric van Schayck sich zu entschuldigen braucht oder noch schlimmer zu einem Widerruf animiert werden muiß, zumal das alles rechtlich keine Relevanz hat.
    Ich gehe davon aus, dass Herr Dr. Schurian von den Angeboten an den Börsen schlecht oder gar nicht informiert ist, sonst könnten solche Reaktionen nicht erfolgen. Ich bin zwar in den Handel mit Insekten nicht involviert, besuche aber gelegentlich Börsen, zuletzt letzten Samstag in München, um mich umfangreich umzusehen.
    Ich habe auch da festgestellt, daß die Angaben in diesem Forum, die Eric van Schayck machte, voll den Tatsachen entsprechen. Also was soll der "Unfug", einen Widerruf zu fordern.
    Wenn in einem Forum nicht geschrieben werden darf was Sache ist, so wäre dieser Meinungsaustausch fehl am Platze und das ist dieses Forum nicht - im Gegenteil.
    Gruß: Fritz

  • Hallo,


    diese ganze Diskussion wird teils zu recht, teils eben auch sehr heuchlerisch und pharisäerhaft geführt. nach dem Motto: guck mal was der da macht(aber ich bin natürlich darüber erhaben). Wir haben doch alle unsere Leichen im Keller.


    Definitiv: die Bundesartenschutzverodnung nennt eine Reihe (sinnvoller und unsinniger) Arten, deren Fang, Tötung, Sammlung usw. einer Genehmigung bedarf.
    Wenn ich in einem anderen Land diese Arten legal (!) der Natur entnehmen darf, so brauche ich für die Einfuhr nach Deutschland eine Genehmigung. Eine Weitervermerktung ist dann bei besonders geschützten Arten möglich, aber nicht bei streng geschützten.
    FFH hat damit nichts zu tun, die dort genannten Arten sind in nationalen Schutz zu übernehmen - was in Deutschland ja auch getan wurde.
    Hinweis: auch Tausch ist Handel!


    Sicher ist in Frankfurt auch Material angeboten worden, was hätte nicht angeboten werden dürfen. Die Fachbehörde hat kontrolliert (maßvoll, Gottseidank!!!) und beanstandet. Was wollt Ihr mehr?


    Bei strikter Anwendung des Rechtes hieße das:
    Wie kommt man legal in den Besitz von Zygaena carniolica kappadokiae aus der Türkei? In der Türkei ist der Fang von Insekten und wer weiß was noch alles grundsätzlich verboten. Die wahre Frage ist also nicht, ob ich diese Art in Deutschland legal verkaufen kann, sondern zunächst: woher habe ich diese Art überhaupt bekommen? Schaut doch einfach mal bei actias durch, was da angeboten wird! Viecher aus China, der Türkei, Russland, Brasilien, Mexico und vielen vielen anderen Staaten können (fast) gar nicht legal hierher gelangt sein. Wer hat legales Zuchtmaterial, hat es legal eingeführt, führt ein Zuchtbuch und kann es folglich mit Genehmigung legal verkaufen? Es gibt tatsächlich sowas und wer dies tut, darf auch mit gutem Recht auf andere zeigen. Dann geht in den "Keller" und schaut nach Euren eigenen Leichen, ob da alles koscher ist. Wer dann noch einen Heiligenschein im Spiegel wahrnimmt hat zwar das Recht sich über andere auf zu regen. Doch er sollte auch die Folgen einer solch breit geführten Diskussion bedenken. Es hat schon mal vor vielen Jahren einen Fall gegeben, da wurde in Deutschland eine Insektenbörse zu Beginn geschlossen und alle Anwesenden kontrolliert und die Aussteller über Stunden festgehalten und alles geprüft. Bei der gleichen Rechtsgrundlage wie heute!
    All die Angebote von actias sind noch lange später oder sogar von Anfang an einsehbar. Der Kollege in Italien darf zwar legal den Segelfalter anbieten (warum auch nicht, ist er doch dort ein Kulturfolger und sogar Schädling), aber ich darf ihn nicht ungenehmigt nach Deutschland einführen! Auch die Schweizer und Österreicher haben zwar bessere Artenschutzbestimmungen, aber sicher auch dort Leichen im Keller (wobei man natürlich sowas dort nicht aufbewahren sollte).


    Wollt ihr es wie in den USA? Dort wurde ein Anbieter von Vogelspinnen aus Mexico, die er in den USA angeboten hat und in Mexico für 1 US $ per Stück eingekauft hatte und im Besitz von 120 lebenden Vogelspinnen war, von einem Undercoveragenten geködert und dann für 2 Jahre in den Knast geschickt (steht im web, die waren sogar stolz darauf). Auf der Frankfurter Böre hat man mir erzählt, dass einer der bekanntesten japanischen Sammler in den USA mit immerhin einem Paar der höchst geschützten Arten (Ornithoptera alexandre) erwischt wurde und man ihn vor die Wahl stellte, alle seine amerikanischen Verbindungen zu benennen und 14 Jahre Bau zu akzeptieren oder alternativ zu schweigen und 40 Jahre einzurücken (keine Garantie, dass dies so stimmt). Dies in einem Land, wo man legal schwere Maschinengewehre samt Zubehör kaufen und besitzen kann!
    Ok, ein schwerer Verstoß gegen den Artenschutz, sei die Strafe angemessen oder nicht. Aber wie geht es weiter? Die Kontakte werden aufgesucht und alles beschlagnahmt, was nicht legal ist (z.B. alles aus China, Mexico, Brasilien ...) und alle Adressen, die gefunden werden bekommen als Folge auch Besuch. Dort das gleiche Spiel. Da spielt es keine Rolle, ob man mit Sumatranashörnern handelt (oder besitzt!) oder mit Zygaena aus der Türkei.


    Natürlich waren in Frankfurt auch illegale Stücke auf dem Tisch, Papilio chikae wurde offensichtlich von den Fachbehörden übersehen, Papilio esperanza soll auch angeoten gewesen sein. Die Fachbehörde kann dies alles nicht kontrollieren ohne die Hilfe von Experten. Wenn Ihr das also ändern wollt, dann unterstützt die Fachbehörde und gebt Hinweise. Aber nein, wir sind doch keine Informanten, sowas macht man doch nicht (Kollegen anschwärzen!), nur aufregen, das dürfen wir uns. Ich schließe mich wohlgemerkt nicht in dieser Kritik aus, ich bin froh dort nur privater Besucher sein zu dürfen. Aber auch ich habe keinen Heiligenschein und ärgere mich über manches. Nur bedenkt die Konsequenzen. Wer krakelt, wird irgendwann gehört. Dann wird eine Lawine losgetreten, deren Schaden keiner erkennen kann. Zieht Eure Grenzen, was vertretbar ist und was nicht mit Eurem Gewissen und seit dann auch konsequent und macht was, wenn es zu weit geht. Auch die Veranstalter in Frankfurt sorgen dafür, dass nicht alles geht, was die Behörden übersehen. Maßvoll und sicher nicht allwissend und allsehend.
    Und noch was, es ist wie mit der Prostitution, wenn ich mir den unpassenden Vergleich erlauben darf. Wer ist der Schlimmere, der Anbieter oder der Käufer? Nicht der Verkäufer rottet Arten aus, wenn überhaupt dann der Käufer durch seine Nachfrage!
    Ich jedenfalls will die Börse Frankfurt nicht missen, vor lauter Gesprächen bin ich abends heiser. Menschen zu treffen, Persönlichkeiten kennen zu lernen und Kontakte zu knüpfen ist dort eine einmalige Gelegenheit. Gefährdet dies nicht durch Euer scheinheiliges oder heiliges (für die mit Heiligenschein) Getue, was ihr alles dort gesehen hat. Fasst Euch selbst an die Nase, an Euer eigenes Gewissen und messt dann die anderen.
    Ein Hinweis an die "Nurzüchter". Schmetterlinge der Natur zu entnehmen und hinterher alle oder einen Teil wieder frei zu lassen ist kein Naturschutz, sonder nein scheinheiliges Alibi oder bestenfalls nur Naivität mangels besseren Wissens. Die Natur braucht in der Regel solche Hilfe nicht und wenn (in Ausnahmefällen), dann mit hoher Kompetenz. Bestenfalls hilft es nicht, schlimmstenfalls schadet es gewaltig. Zugegeben, so einen Blödsinn habe ich früher auch mal gemacht und mcih dabei toll gefühlt. Legal ist es sowieso nicht und der Weiterverkauf, der Tausch und allein der Besitz verstößt gegen die Artenschutzverordnung. Nun gut, ich kann mir dann sagen, ist ja nicht Ornithoptera alexandrae, nur Arctia caja. Anders formuliert: Ich habe ja keine Bank überfallen, nur einen alten Golf vorm Friedhof geklaut und der Besitzer ist bestimmt schon verstorben!


    Mein Vorschlag, reduziert die Diskussion auf den wirklich wichtigen Teil: was ist erlaubt und was nicht und welche Konsequenzen kann es haben, wenn ich etwas mache und nicht mache. Aber bitte sachlich und nicht polemisch, das hilft keinem weiter. Sorgt dafür , dass in actias nicht über die Strenge geschlagen wird, damit diese Seite uns lange erhalten wird (nicht als Umschlagplatz, sondern als kompetentes Forum) und akzeptiert, dass die Naturschutzbehörden maßvoll und eigenverantwortlich handeln. Würden sie so gesetzestreu vorgehen wie manche Beiträge es bemängeln und wie sie es eigentlich müßten, würde Zeit für wichtigeres im Naturschutz fehlen und ob es dann noch Insektenbörsen und actias gäbe? Der Natur wäre dann aber bestimmt nicht mehr gedient als jetzt.
    Übrigens, eine Frage an die Schweizer Kollegen. Was ist denn mit Eurer Baseler Börse geworden? Die war doch mal einer der wichtigsten Veranstaltungsorte in Europa und wurde vor lauter Moral oder Gesetzesfurcht oder -treue eingestellt. Wir in Frankfurt haben noch immer ein Börse und ich finde sie im großen und ganzen doch recht akzeptabel. Natürlich kann man Dinge immer verbessern, aber muss sich der Veranstalter desshalb öffentlich rechtfertigen? Ich finde es in Ordnung, dass dort von den Fachbehörden kontrolliert wird und ich finde es in Ordnung, wenn solche Verstöße geahndet werden. Wenn ein paar Herren mit dabei waren, so ist es nicht die Kripo, sondern der Zoll. Wenn Händler aus dem Ausland kommen und illegal Geld verdienen, hat auch der Zoll dort seine Berechtigung. Auch in der Schweiz war das früher schon zu üblich, die solle in Basel sogar gleich die Steuern kassiert haben.


    So, nun reicht es, mir und vielen Lesern bestimmt auch


    Ernst Brockmann
    (nicht authorisiertes) Mitglied des Vereins Apollo in Frankfurt, hier mit einer ganz privaten menschlichen Meinungsäußerung

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  • Hallo,
    Ernst Brockmann spricht mir aus der Seele. Zum Artenschutz habe ich nichts weiter hinzuzufügen, da seine Stellungnahme maßvoll bewertet und mit gesundem Menschenverstand verfasst ist; so meine Meinung.
    Zur Börse selbst möchte auch ich diese nicht missen.
    Auf keiner anderen Börse hat man die Gelegenheit so viele internationale Kontakte zu knüpfen und Falter aus ganz Europa und auch weltweit zu bekommen. Gerade dem Spezialisten, z.B. dem erfahrenen Noctuiden- oder Geometridensammler bietet sich eine einmalige Möglichkeit, an gesuchtes Material zu kommen. Ich denke hier besonders an Material aus Osteuropa oder der östlichen Palearktis.
    Auch meine Stimme leidet am Abend nach der Börse von den vielen netten Gesprächen und dem Erfahrungsaustausch mit anderen Sammlern und Freunden.
    Ich kann den Entomologischen Verein Apollo, in dem ich auch seit vielen Jahrzehnten Mitglied bin (ohne Funktion), nur ermuntern, alles mögliche zu tun, damit die Insektenbörse Frankfurt erhalten bleibt.
    Etwas mehr Platz zwischen den Ständen würde ich auf jeden Fall auch gutheißen, sofern sich dies machen ließe.
    Joachim Asal

  • Sehr geehrter Herr Brockmann,


    Ich habe mir Ihre Äußerung (wie sicher die meisten hier) genau durchgelesen und muss einfach die folgende Aussage von Ihnen kommentieren:


    "Ich jedenfalls will die Börse Frankfurt nicht missen, vor lauter Gesprächen bin ich abends heiser. Menschen zu treffen, Persönlichkeiten kennen zu lernen und Kontakte zu knüpfen ist dort eine einmalige Gelegenheit."


    Herr Brockmann, die "Persönlichkeiten" welche Sie hier ansprechen, würden Sie ganz sicher nicht mehr in Frankfurt antreffen können, wenn auf Tauschbörsen in Zukunft jeder nur noch mit Kohlweislinge daher kommt...


    Wie bzw. mit was haben diese "Persönlichkeiten" denn überhaupt angefangen - wie wurden Sie überhaupt zu "Persönlichkeiten"?? Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich die Sammlungen jener "Persönlichkeiten" nicht von denen der gemeinen Hobbyentomologen unterscheiden - vielleicht mit einem Unterschied, nämlich der Anzahl der völlig legal gezüchteten/getauschten/gesammelten Tiere in Ihren Sammlungen!


    Ich möchte Sie wirklich nicht persönlich angreifen denn vieles was Sie schreiben hat Hand und Fuß aber bitte bedenken Sie, dass auch Sie eine Nase haben welche auch ruhig von Ihnen angefasst werden darf...


    Karl-Heinz Eger

  • Sehr geehrter Herr Eger,


    Sie haben recht und ich habe nichts nicht nichts anderes gemeint als was auch Sie sagen. Alle großen haben klein angefangen und wenn jemand halt nicht groß wird, sondern klein bleibt (entschuldigt bitte diesen flapsigen Ausdruck), so ist das auch nicht verwerflich. Man wird nicht groß geboren und wenn man nicht klein anfangen kann, so wird es auch irgendwann mal keinen großen Experten geben.
    Ich möchte hier nur mal einen einen der ganz großen erinnern, der leider viel zu früh verstorben ist. Ich habe ihn regelmäßig auf der Börse in Prag getroffen. Er sagte mir, er könnte in Deutschland auf keine Börse gehen, weil ihm das beruflich schaden würde, er könne sich das nciht leisten. Prag wäre weit genug weg und weniger im Rampenlicht. Das zeigt doch die Schieflage.


    Ich gehöre wahrlich nicht zu den ganz großen, aber ohne die Kontakte und Informationen auf den Insektenbörsen hätte mein Werdegang ganz anders ausgesehen!
    Auch darum nochmals die Bitte. Lasst diese öffentliche unberechtigte oder auch berechtigte Kritik und weckt keine schlafenden Hunde.


    Was die Enge angeht, keine Frage, das war hart! Ich kenne das von Prag, wenn man da mal am Stand vorbeigeschoben wurde, hatte man keine Chance mehr etwas zu ergattern, denn bis zur erneuten Gelegenheit in der zweiten Runde verging viel Zeit. Aber das ist meines Wissens nicht in der Verantwortung der Veranstalter, sondern des Raumangebotes. Wie gesagt, man kann vieles besser machen und auch wenn etwas gut ist, geht es vielleicht auch besser. Diese Kritik und Diskussion ist notwendig, aber bitte nur diese!


    Grüße


    Ernst Brockmann

  • Zitat

    Die Enge ist meines Wissens nicht in der Verantwortung der Veranstalter, sondern des Raumangebotes. Wie gesagt, man kann vieles besser machen und auch wenn etwas gut ist, geht es vielleicht auch besser. Diese Kritik und Diskussion ist notwendig, aber bitte nur diese!


    Da kann ich mich Ernst Brockmann nur anschließen.
    Wir vermengen hier zwei ganz verschiedene Themen.
    Laßt uns hier im Forum Schmetterlinge über den Artenschutz diskutieren.
    Die Zukunft der Internationalen Insektenbörse Frankfurt steht im Forum Veranstaltungen zur Debatte.


    Gruß, Marc

  • Liebe liebe Leute!


    Ich habe alle Beiträge gelesen und komme aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Hier wird eine Diskussion ohne jede Not geführt. Es ist noch keinem actias-Anbieter bisher etwas passiert und wenn man die Gesamtanzahl der geschützten Individuen auf einer Börse einmal zusammenrechnet, die noch dazu aus den verschiedensten Ländern kommen, dem sollte eigentlich klar sein, das dies auf den natürlichen Bestand praktisch keinen Einfluß hat (von den gezüchteten Faltern sowieso mal ganz abgesehen). Was wollen denn die Kritiker eigentlich? actias.de kaputtmachen? Die Börsen kaputtmachen? Jeden Hobbyzüchter dazu verdammen, nur noch Pfauenaugen züchten zu dürfen? Hobbyzüchter in ihrer Gesamtheit kriminalisieren? Was soll denn das alles nur? Mein Rat an alle Kritiker: nehmt Euch bloß zurück. Sonst wird etwas losgetreten, was ganz bestimmt keiner von uns möchte.
    Bei dieser ganzen Diskussion wird nämlich eines vergessen und das muß man immer wieder sagen:
    DIE HAUPTSCHULD AM RÜCKGANG UNSERER SCHMETTERLINGS-POPULATIONEN TRAGEN DIEJENIGEN, DIE DEREN BIOTOPE VERNICHTEN UND DAS SIND GANZ ANDERE ALS DER KLEINE HOBBYZÜCHTER. UND DIESEN LEUTEN (u. a. GANZ OFFIZIELLEN STELLEN ÜBRIGENS) LIEFERT IHR MIT DIESER DISKUSSION MUNITION, UM VON SICH ABLENKEN ZU KÖNNEN. DIE LACHEN SICH DOCH INS FÄUSTCHEN WENN SICH DIE SOWIESO SCHON SCHWACHE SCHMETTERLINGSLOBBY GEGENSEITIG FERTIG MACHT. Habt Ihr das mal bedacht?
    Wenn ihr also etwas für unsere Falter tun möchtet, dann engagiert Euch im Biotopschutz! Damit bewirkt Ihr tausendmal mehr als mit einem "auf der Börse in soundso habe ich den und den geschützen Falter angeboten gesehen". Ich kann einfach nicht verstehen, wieso bei vielen Deutschen immer noch eine solche "Blockwart-Mentalität" zu beobachten ist.
    Muß ich leider so sagen.


    Grüße


    Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    ich stimme Dir voll und ganz zu.
    Die größten Biotopvernichter - und damit auch Schmetterlingsvernichter - sind immer noch die Bauern, Flurbereiniger, Straßenbauer u.a.


    Wir haben hier das Naturschutzgebiet "Hördter Rheinaue"
    Dieses Gebiet war früher einmal bekannt für seine Schmetterlingsvielfalt.


    Durch dieses NSG führt auch der Rheinhauptdeich. Er wurde dieses Jahr nicht weniger als 3x gemäht. Schmetterlinge sind hier nicht mehr zusehen. Und ob hier auch A. caja flog, interssiert sowieso keinen.


    Gruß


    Archie

  • Mal etwas, was vielfach übersehen wird:
    Hier oben in Mecklenburg (und vermutlich an vielen anderen Orten auch) besteht eine schon fast pervers zu nennende Situation: Was glaubt Ihr wohl, wer hier die meisten Arten/Populationen auf dem Gewissen hat? Die Land- und Forstwirtschaft? Das Baugewerbe? Die Industrie ??? Nein, der Naturschutz selber!!!!
    Viel zu rasch (und nur auf ornitologische Belange) zugeschnittene "Renaturisierungen", wo in Feuchtgebieten/Mooren die letzten noch vorhandenen ökologisch wertvollen Arten buchstäblich ersäuft werden, radikale und totale Entbuschungen mit ähnlichem Vernichtungsfaktor, wertvollste Trockenrasen werden zu Nationalpark-Kernzonen erklärt (logisch, muß man ja nichts machen: Pflege- und Entwicklungspläne verursachen sowieso nur unnütze Arbeit) und sind dann binnen weniger Jahre durch Aufwuchs vernichtet. Und den Rest der Biotope fressen dann buchstäblich die ach so umweltfreundlichen Schafe...
    Was glauben die Verantwortlichen, was auf einer konstant auf 3 mm gehaltenen Vegetation noch leben soll?
    Das Gleiche gilt für den in Deutschland flächendeckend grassierenden "Mähwahn"- für mich eine meldepflichtige, aber unmöglich auszurottende Krankheit. "Ein deutscher Rasen hat nun einmal auszusehen wie ein Skinhead uffn Kopp"...
    Nicht zu vergessen der deutschlandweite Kreuzzug gegen die Schwarzpappel, welche innerörtlich und auch sonst bei jeder Gelegenheit beseitigt wird bzw. gegen unsinnige, lediglich Alibifunktion erfüllende "Ersatzpflanzungen" ausgetauscht wird.
    Eines der berühmtesten deutschen Schutzgebiete, der Anklamer Stadtbruch mit der einzigsten deutschen Population des Spanner Charaspilates formosaria, ging ebenfalls dank tatkräftiger Hilfe des Naturschutzes verloren: Ungefähr vor 10 Jahren kam es durch einen Deichbruch zur Überflutung des Gebietes durch Brackwasser. Da Gegenmaßnahmen ja Geld gekostet hätten - und der Hauptverantwortliche für das Gebiet (ihr ahnt es sicherlich: ein Ornitologe!) die Enten auf den überschwemmten Wiesen so schön fand (das ist kein Witz!!!), beschloß man, "der Natur ihren Lauf zu lassen"... Heute ist das Gebiet nur noch eine stinkende Kloake, der riesige, viele km² große Moorwald ist komplett abgestorben und außer Massen von Kohlweißlingen und Pfauenaugen lebt dort Nichts mehr. Vorbei mit Arten wie X.dahlii, L.lamda, S.nemoraria. C.formosaria, u.s.w...
    M.E. gehören SOLCHE Leute eingesperrt und der Schlüssel weggeworfen! Aber hierzulande gibt es ja dafür Narrenfreiheit, gegenteilige Meinungen und Warnungen an die entsprechenden Ämter werden ignoriert, und man hält sich dann lieber an die kleinen Entomologen bzw. an die Börsen, wenn man es denn nicht vorzieht, überhaupt Nichts zu tun und lieber den Amtsschimmel wiehern zu lassen...

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