Zwangsfütterung

  • ANZEIGE
  • Hallo Thomas.


    Zuerst mal: bitte bleibe ruhig!


    Du hast jetzt schon 4 threads zu diesem einen Thema gemacht, es wird langsam unübersichtlich.


    D.nerii hat große Fettreserven, das hat Dir Heiner doch schon geschrieben. Die verhungern nicht so schnell.


    Um nochmal auf das Festhalten zurückzukommen, hier nochmal das, was ich schon in einem anderen Thread von Dir geschrieben habe:


    Das Festhalten ist nicht wirklich einfach, es erfordert Geduld und Übung. Laß den Falter auf einen Finger krabbeln, dann gehe mit Daumen und Zeigefinger der anderen Hand vorsichtig unter die Flügel und klappe sie erst vorsichtig und langsam etwas nach oben, wenn Du dann merkst, daß es klappen wird, dann drücke die Flügel schnell nach oben und zusammen. Du kannst mit dieser Methode den Falter auch aufnehmen, falls er erregt umherflattert. Dazu muß er in einem engeren Behältnis sein, wie z.B. Aerarium. Wenn er darin umherkrabbelt und mit den Flügeln zittert, laß ihn wie gesagt an einem Finger hochkrabbeln und lege die Finger unter die vibrierenden Flügel. Der Falter wird versuchen nach vorne zu entkommen. Finger mitwandern lassen und einfach immer mehr nach oben zusammendrücken. Das kostet natürlich ein paar Flügelschuppen, keine Diskussion.


    Viel Glück!


    Lies auch nochmal die ganzen anderen Threads durch, die Du geöffnet hast, da ist jetzt genug Info für Dich zusammengekommen

  • Hallo Thomas,



    ich hätte auch eine fast todsichere Methode zur Zwangsfütterung von Sphingiden anzubieten, die ich in den vielen Jahren meiner Sphingiden-Züchterei ausgibig erprobt habe:



    Du brauchst dazu 1 Einwegspritze (2 ml, 5ml oder 10ml), 1 kleines Fläschchen mit Äther (jeweils in einer Apotheke erhältlich) und ein Einwegglas.



    • Bereite dir deine Nährlösung vor (z.B. Honigwasser im Verhältnis 1:10), diese kurz aufkochen lassen, um Keimfreiheit zu gewährleisten. Lass die Nährlösung etwas abkühlen und ziehe dann die Spritze (ohne Nadel!) mit der Nährlösung blasenfrei auf.
    • Betäube deinen Falter im geschlossenen Einwegglas mit 1-2 Tropfen Äther, bis sich der Falter darin nicht mehr bewegt. Keine Angst! Der Falter ist dann nicht tot, sondern nur betäubt und die befruchteten Eier nehmen dabei garantiert auch keinen Schaden!
    • Sobald sich der Falter nicht/kaum mehr bewegt, entnehme ihn Falter aus dem Glas und rolle seinen Saugrüssel z.B. mit einem Zahnstocher oder einer Stecknadel ganz aus und führe die Spitze des Saugrüssels in die Öffnung der mit Nährlösung aufgezogenen Einwegspritze ein.
    • Setze deinen Falter mit der Spritze dann auf den Boden deines Zuchtbehälters und warte einfach ab was passiert.


    Nach wenigen Minuten - der Falter erholt sich langsam von der Betäubung – stellst du fest, dass sich in der Spitze kleine Luftblasen bilden, woran du mit Sicherheit erkennen kannst, dass der Falter die Nährflüssigkeit begonnen hat aufzunehmen. Sobald er die Menge von 1-2 ml konsumiert hat, solltest du die Spritze mit der Nährflüssigkeit entfernen, damit er nicht zuviel Nährlösung zu sich nimmt und er dann aufgrund des zu hohen Eigengewichts nicht mehr in der Lage ist für seine Eiablage in der kommenden Nacht zu fliegen.



    Die Vorteile dieser Methode liegen darin, dass du die Falter dank der Betäubung schonen kannst und außerdem hast du die absolute Kontrolle über die zugefügte Nahrungsmenge.



    Wenn du mit der Zeit mehr Übung in dem Umgang mit den Faltern erworben hast, benötigst du wahrscheinlich die Betäubung gar nicht mehr. Ich schaffe es mittlerweile auch ohne Betäubung die Rüssel der Schwärmer in die Nahrungsspritzen einzufügen, ohne dass sich die Falter dabei zu stark zur Wehr setzen.



    Viel Spaß und Erfolg bei ausprobieren!



    Robert

  • Hey herzlichen Dank für die Antworten! Toll, da kann ich was anfangen damit. Habe es jetzt auch endlich geschaft. Wobei, für den Falter muss es ein wahnsinns Stress sein, so gefüttert zu werden.


    Hier mein Methode. Habe mir Latex_Operationshandschufe gekauft. Die die der Arzt hat. Damit verlieren die Falter gar keine Farbe und schuppen und man hat auch noch Gefühl bei der sache. Dann mach ich es eigentlich wie ihr schon schreibt. Nur nehme ich ihm am seitlichen Bauch nicht an den Flügeln. Dabei muss ich aber aufpassen, dass ich ihm nicht die Beine verletze. Mir ist aufgefallen, dass es schwirig ist den Rüssel zu packen, Also von Rüsselscheide rauszunehmen. War das bei euch auch? Und von allein entrollt er ihn auch nicht ganz. Also muss ich ihn ganz ausrollen. Mit der Nadel. Und wenn ich ihn in die Honigwasserlösung tauche, dann rollt er sich vorne wieder ein wenig ein. Also er leckt nicht mit geradem Rüssel in dem Necktar herum. Das hat er schonbar nie gelernt. Nur frage ich mich, wie die den in der Natur das lernen. Dort hilft ihnen ja auch niemand. Ich füttere mein Falter 5 min. lang. Ist das zu viel? Einmal am Tag. Wann erfolgt die Eiablage? In der Nacht? Oder am Tag? Ja, das mit dem Tread stimmt schon, nur schrieben nicht immer alle so schön zurück. Aber diesmal bin ich echt zufrieden! Danke euch!!!


    Gruss


    Thomas

  • Un die Frage mit dem "lernen der Nahrungsaufnahme" zu Beantworten: Das hat nichts mit lernen zutun, eher mit Instinkten die angeboren werden. (Erläuterungen dazu werden natürlich erwünscht!)
    Außerdem Lecken die Falter die Nahrung nicht auf sondern saugen sie. Deshalb auch der Name Saugrüssel. Und ich befürchte dass man nicht wirklich viel erkennen kann, auch wenn man direkt daneben steht, ob das Tier nun Nahrung zu sich nimmt oder nicht. Bewegt wird hier ziemlich wenig... (ich vergleiche hier mit Tagfaltern wie Pachliopta aristolochiae, die ich auch schon "Handgefüttert" habe)

  • Hallo Thomas.


    Meine nerii-Weibchen saugen zwischen 5 und 30 Minuten lang und nehmen dabei 0,1-2 ml Nährlösung auf, je nach Hunger und Durst. In der Regel sind es ca. 20 min und 1ml.
    Meine Methode ist die von Robert beschriebene, nur dass ich keine Betäubung der Falter vornehme. Das verlangt allerdings gerade bei dem unruhigen nerii viel Fingerspitzengefühl und klappt nicht jeden Tag.
    Ich habe auch mal ein kleines "Video" gemacht und hoffe, es die nächsten Tage mal posten zu können.


    Eine weitere gute Möglichkeit ist, die Falter auf die Hand krabbeln zu lassen und sie dort aus einer Spritze mit Kanüle zu füttern. Dabei entrollt man mit der Kanüle den Rüssel der Tiere nur gering und spritzt in den ringförmig aufgerollten Rüssel etwas Nährlösung. Die meisten Sphingiden nehme in dieser Darbietungsform sehr gut Futter auf. Zugleich hat man die Kontrolle, wieviel die Tiere zu sich nehmen.
    Ausserdem hasst nerii es, mit voll ausgerolltem Rüssel zu saugen; kein Wunder dass deine Tiere die Rüssel sofort wieder einrollen, wenn du sie zuvor ganz ausgerollt hattest.


    Noch etwas. Mache die Nährlösung nicht zu mächtig. Es wird immer wieder von Wasser:Honig in 2:1 bis 5:1 oder auch 10:1 gesprochen. Ich habe in diesem Jahr begonnen, meine Sphingiden mit sehr dünner Honiglösung von ca. 20-30:1 zu füttern und sie sind dabei deutlich vitaler. Ist ja auch logisch, denn welche Sphingidae, atropos mal ausgenommen, nimmt in Freiheit schon Honig zu sich? Die Tiere ernähren sich von Nektar, Wasser, ev. Baumsäften, Honigtau von Blattläusen oder Fruchtsäften, aber doch kaum von so etwas gehaltvollem und dickflüssigem wie Honig. Nur mal so als Denkanstoß.


    Seit ein paar Wochen verwende ich eine speziell kreirte Nährlösung von einem Zuchtkollegen mit besten Ergebnissen. Die Falter bleiben über einen deutlich längeren Zeitraum agil und vital und auch die Ausscheidungen der Tiere sind nicht mehr so dickflüssig und übelriechend, wie bei der Verfütterung von Honig oder Raffineriezucker. Derzeit ist diese Nährlösung noch in der Probephase, aber vielleicht gibt es sie auch bald zu kaufen.


    Viel Glück noch.
    Rudi

  • Hier mal zwei Videos zur Fütterung von nerii.
    Leider macht meine Kleinkamera bei Neonröhrenbeleuchtung keine besseren Aufnahmen, aber zum Erklären dürfte trotzdem reichen.


    Auf dem folgenden Video füttere ich mit einer 5ml Einwegspritze mit gekürztem Kanülenaufsatz. Man kann erkennen, wie im Inneren der Spritze die Luftblasen durch die Saugtätigkeit aufsteigen.
    [video]

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.
    [/video]
    So nimmt das Weibchen in ca. 20 Minuten bis zu 2 ml Nährlösung auf. Wenn jeden Tag gefüttert wird, reduziert sich die Menge von Anfangs 1ml auf ca. 0,5ml, wenn das Tier älter ist.
    Hat man mehrere Tiere zu füttern, wäre es natürlich zu zeitaufwändig, alle einzeln durchzufüttern.
    Ich setzte die Falter dann einzeln in ein Aerarium S, wo sie so lange saugen können, wie sie wollen. Nach einiger Zeit schaue ich dann nach, wieviel sie getrunken haben und wenn die Menge den Umständen entsprechend in Ordnung ist, kommt das Tier wieder zurück in den Flugkäfig.


    Auf dem nächsten Video, störe ich mal das Tier beim Saugen und obwohl nerii eigentlich ein sehr nervöses Tier ist, gewöhnt es sich schon ab dem zweiten Tag an das Fütterungsprozedere so weit, dass es sich nur kurz stören lässt.
    Nach ein paar Sekunden beginnt das Weibchen wieder zu saugen, was an den Kopfbewegungen gut zu erkennen ist. Auch Rüsselbewegungen sind zu sehen. Allerdings sagen die nichts über die gerade durchgeführte Nahrungsaufnahme aus.
    Ich hatte schon Tiere, die wie wild mit dem Rüssel herumrührten, aber nichts zu sich nahmen. Erst wenn das Kopfnicken einsetzte, begann auch der Saugvorgang. Kopfnicken und Rüsselbewegung kombiniert ist natürlich perfekt.
    [video]

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.
    [/video]


    Ich denke, auf diesen Videos kann man sehen, dass Zwangsfütterung nicht unbedingt was mit großartig "Zwingen" zu tun haben muss, sondern eher mit "Hinführen" zum Futter.
    Aber dazu braucht es eben etwas Übung, Einfühlungsvermögen und, ganz wichtig, Ruhe und Gelassenheit.


    Tschau
    Rudi

  • Tolle Videos. Danke! Werde es auch mal mit einer Spritze probieren. Ja, heute war mein Nerii auch sehr still. Habe bemerkt, dass es am besten mit einer Nadel geht den Rüssel hervorzuholen. Dann ist es nicht mehr so schwehr. Kann aber auch sein, dass er schon alt ist, und sich nicht mehr so wehrt gegen das Füttern. Doch leider sind die Eier die er legt spärlich an der Anzahl. 5 Stück ??????????????????????????????


    Gruss!


    Thomas

  • Hallo Rudi,



    tolle Illustrationen, die du uns ins Forum gestellt hast!


    Genauso läuft es auch bei mir zuhause ab. Du hast völlig recht, dass die sog. Zwangsfütterung nicht unweigerlich in zu großem Stress für die Tiere enden muss. Ich hatte mal vor vielen Jahren eine Atropos-Zucht, wo ich die Falter bis zu 3 Wochen lang in regelmäßigen Abständen nach unserer gemeinsamen Methode ernährt habe (mit einer 30%igen Honiglösung). Nach ca. 1 Woche hatten sich die Tiere so gut an die Prozedur gewöhnt, dass sie sogar bei Tageslicht von selbst (ohne vorausgehende Betäubung) ihren kurzen Rüssel in die passende Einweg-Spritze (die Kanüle musste etwas gekürzt werden) getaucht hatten. Dabei saß der Falter auf meinem linken Zeigefinger und die Honig-Spritze hielt ich in meiner rechten Hand.


    Während der Fütterung konnte ich dann ein wirklich erstaunliches Verhalten feststellen:


    Nach ca. 1 Minute ging der Falter selbständig in den Schwirrflug über. Dabei erhöhte sich sein Nahrungsaufnahme-Durchsatz um ein Vielfaches, d.h. die 5ml-Spritze wurde innerhalb weniger Sekunden zu 50% leer gesaugt. Während des Schwirrfluges direkt über meiner linken Handfläche konnte man die relativ starken Luft-Turbulenzen spüren. Der Luftstrom war nicht nur spürbar, sonder auch deutlich wärmer als die Umgebungstemperatur, d.h. die Falter haben während des Schwirrfluges einen enormen Energieumsatz, der dann in Form von Wärmeenergie abgeführt wird.


    Diese Erfahrung stellte einer der „Highlights" in meinen bisherigen entomologischen Aktivitäten dar.


    Schade, dass ich davon kein Video habe, sondern nur eine wunderschöne Erinnerung!



    Viele Grüße,


    Robert

  • Ich schreib mal hier in diesen Thread, ich möchte nicht extra einen neuen aufmachen. Heute ist es mir gelungen einige Videos von der Fütterung meiner nerii zu machen. Vielleicht ist es ja für den ein oder anderen interessant zu sehen, wie man an den Saugrüssel kommt.


    Die Falter sind einige Tage alt, gefüttert habe ich sie gestern zum ersten Mal, d.h. auf den Videos ist die zweite Fütterung zu sehen.


    Begonnen habe ich damit, den Falter erst einmal auf den Fütterungsplatz direkt unter einer Lampe zu setzen und ihn dort ein wenig (geschätzte 5 - 10 Minuten) zur Ruhe kommen zu lassen. Die Nadel, die ich zum Ausrollen des Rüssels verwende, ist ein Sticknadel (wichtig, weil sehr stumpf). Als "Futternapf" habe ich die empfohlene Spritze verwendet, allerdings eine 60ml-Größe, die ich mit etwa 10 ml Honigwasser aufgezogen habe (ich hab mich mal an die allseits zitierten 1:10 gehalten, bei Gelegenheit werd ich es aber mal mit der Empfehlung vom Rudi probieren).


    Praktisch an der großen Spritze ist, dass man die Öffnung leicht trifft.


    Um an den Rüssel zu kommen, gehe ich von oben in den Spalt zwischen den Palpen [ich hoffe, ich verwende die richtige Bezeichnung, sonst bitte Korrektur!] und schiebe die eine vorsichtig nach unten/zur Seite. Anschließend versuche ich den Rüssel zu greifen.


    Im ersten Video sieht man, wie es nicht so perfekt klappt, ich erwische den Rüssel zwar, stoße aber noch auf Gegenwehr. Da ich ihn einigermaßen erwischt habe, habe ich die Nadel schnell ein gutes Stück vorgeschoben, damit er nicht wieder herunterrutscht. Dann ab ins Futter .


    Wenn man genau hinsieht, kann man ganz deutlich sehen, wie der Falter trinkt (nein, ich ziehe nicht heimlich an der Spritze :grinning_squinting_face: ), zu Beginn ist die Flüssigkeit bündig mit dem Ende der Spritze.


    Im zweiten Video versuche ich einmal den Rüssel von unten auszurollen, da wehrt sich das Tier allerdings wesentlich mehr und ich versuche es von oben. Hier trinkt der Falter sogar mit komplett ausgerolltem Rüssel!


    Betäubung habe ich übrigens keine verwendet. Falls ihr etwas anders machen würdet, für Kritik bin ich auch immer dankbar!


    Zum Abschluss noch eine kurze Sequenz von meinem Schluckspecht :winking_face:


    Zunächst die Dateien zum Download, falls sie jemand haben möchte oder die Videos unten nicht funktionieren.
    MOV04194_xvid_002.avi
    MOV04195_xvid_002.avi
    MOV04176_xvid.avi


    [video]http://www.myvideo.de/watch/7973355/Daphnis_nerii_feeding_1[/video]
    [video]http://www.myvideo.de/watch/7973357/Daphnis_nerii_feeding_2[/video]
    [video]http://www.myvideo.de/watch/7973361/Daphnis_nerii_feeding_3[/video]

  • ANZEIGE

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!