EU-Wissenschaftler wegen Einsammelns von Insekten in Thailand verhaftet

  • Ich hoffe sehr, daß das für Thomas und seine Freunde keine weiteren Folgen haben wird.
    Rudi


    "EU-Wissenschaftler wegen Einsammelns von Insekten verhaftet
    Chiang Mai - Vier Wissenschaftler aus Europa sind Anfang dieser Woche in der nördlichen Provinz Chiang Mai wegen des Sammelns von Insekten in einem Nationalpark ohne Genehmigung festgenommen worden, obwohl sie vom Militär eine mündliche Erlaubnis erhielten.
    Die Online Zeitung „City News“ aus Chiang Mai berichtete, dass die vier Wissenschaftler, der deutsche Staatsbürger Thomas I. (40), der Österreicher Karel C. (62) und die beiden Tschechen Zdenek W. (76) sowie Bohumil V. (60), von Forstbeamten und der Grenzschutzpolizei im Doi Pha Hom Pok Nationalpark verhaftet wurden.

    Als Beweismittel wurden mehr als 1.000 Schmetterlinge, verschiedene Arten von Reptilien, Käfern und andere Arten von Insekten beschlagnahmt. Die Wissenschaftler verwendeten ein Neonlicht, um Insekten anzulocken, die sie mit einem Netz einfingen um sie in Flaschen oder Kunststoffbehältern zu verstauen.
    Die vier Europäer wurden nach ihrer Verhaftung zur Mae Ai Polizeistation gebracht. Mittlerweile sind sie nach einem Kautionsantrag aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Allerdings wurden ihre Reisepässe einbehalten. Ein Polizeisprecher erklärte, dass die Europäer die Erlaubnis erhielten, sich über Nacht im Nationalpark aufzuhalten, aber eine Genehmigung zum Einsammeln von Tieren hatten sie nicht."


    Quelle:"Wochenblitz" (Thailand)

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  • N' Abend,


    Thomas habe ich in Deutschland kurz kennen lernen dürfen. Er sammelt für Museen und ich glaube nicht nur für deutsche Museen. Ab und zu führt er Entomologenfreunde durch seine jetzige Wahlheimat. Natürlich verbunden mit einem Leuchtfang. Warum auch nicht.
    Selbst wenn jeder Mann Insekten sammeln würde, könnten wir es nicht schaffen, einzelne Arten auszurotten, solange die geeigneten Lebensräume noch intakt sind. Die Abholzung des Regenwaldes ist das eigentliche Problem. Der größte Irrsinn für mich, wenn sich Paybackpunkte sammelnde OBI-Kunden Tropenholzgartenmöbel kaufen und sich dann hier über die bösen Entomologen auslassen. Wenn das ein oder andere Präparat zu Geld gemacht wird, um sich selbst und die wissenschaftliche Arbeit dahinter zu finanzieren, dann ist das für mich in Ordnung. Nur durch Artenerfassung kann ein Lebensraum auch unter Schutz gestellt werden. Dazu leistet Thomas sicher gute Arbeit. Die Belegexemplare welche er in mühevoller Kleinarbeit Nacht für Nacht eintütet, kommen Museen zu gute und damit der Wissenschaft. So ist zumindest meine Sicht der Dinge. Bin ich da zu blauäugig? Glaube nicht. Die anderen 3 kenne ich nur vom sehen. Hoffe das sich Thomas auch noch meldet. :frowning_face:

  • Ich denke eher, dass es blauäugig ist, sich auf das Wort einer chinesischen Behörde zu verlassen. In so fern scheinen mir die Jungs in gewissen Grenzen selbst Schuld zu sein.


    Der Kommerz mit gefangenen Insekten ist ein zweischneidiges Schwert. Wer damit Geld verdient, hat zumindest einen Anreiz Methoden anzuwenden, die nicht mehr harmlos sind (z.B. Pheromonfallen). In so fern kann ich Dich, Falk, mit Deiner Meinung zwar verstehen, aber sie verursacht eben auch ein wenig Zahnschmerzen. Es hängt einfach von der einzelnen Person und ihren Methoden ab.


    Viele Grüße
    Klaas

  • @ Klaas.


    Sie sind in Thailand festgesetzt worden und nicht in China. :winking_face:
    Zum Glück, denn in China hätten sie kaum Chancen aus der Sache gut raus zu kommen.


    @all


    Ohne Leute wie Thomas Ihle und deren Arbeit, könnten auch Insektenliebhaber, die "nur" fotografieren, ihre Funde kaum benennen und systematisch bearbeiten.
    In solchen Ecken der Welt ist Sammeln in meinen Augen nichts verwerfliches, so lange die Ergebnisse auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und nicht im "Kämmerchen verstauben".
    Dass das Ganze auch finanziert sein will, dürfte auch jedem klar sein und dazu gehört auch der Verkauf der erbeuteten Doubletten.


    Aber diese Diskussion hatte wir schon mehrfach hier auf ACTIAS und die Meinungen gehen dabei erfahrungsgemäß weit auseinander.


    Was mir komisch erscheint, ist dass Thomas und seine Kollegen in einem Nationalpark gesammelt haben sollen.
    Ich war selbst schon in Thailand unterwegs und die Nationalparks sind, ohne spezielle Ausnahmegenehmigung der Parkverwaltung, absolut tabu, soweit ich weiß.
    Thomas ist sicherlich ein Insider, was Thailand betrifft, lebt er doch dort schon seit den 90er Jahren. Aber ich befürchte, dass er da zu unvorsichtig war.
    Oder sie wussten gar nicht, dass sie im Nationalpark waren.
    Die Grenzgebiete dort sind sehr unübersichtlich und so kann man schon mal wo landen, wo man gar nicht sein wollte oder sollte.


    Aber:alles nur Spekulation.
    So lange sich Thomas Ihle und seine Kollegen sich selbst dazu nicht äußern und die Dinge aus ihrer Sicht darlegen, sollte man mit einer vorschnellen Meinungsbildung zurück haltend sein.


    Ich wünsche mir auf alle Fälle, dass die vier Entomologen bald die Angelegenheit für sich zum Guten klären können und sich wieder frei in Thailand bewegen können.


    Servus
    Rudi

  • Liebe Rudi,


    ich möchte etwas zu deinen Forum beitragen.


    Ich war 4 mal in Thailand und habe mich Problemlos in Kleineren Nationalparks bewegt und auch direkt neben einer Polizeistadtion geleuchtet. Das diese Gruppe Pech hatte mit meine Bekannten Carel wo ich hoffe das die 4 Glück im Unglück vielleicht haben. .

    Ein Problem das ich feststellte das nur in den Nationalparks mit größeren Tieren zu rechnen ist und dort massiv gejagt wird. Ich habe in mehreren Reisen Wilderer gesehen und zahlreiche diverse Fallen. Möglicherweise sind die 4 Entomologen darunter eingestuft worden. Zwei Wilderer sah auch mit Gewehren bei zwei verschiedenen Reisen.


    Da ich selber schon verhaftet wurde von Soldaten da ich unwissentlich Militärisches Gelände Fotografierte in Madagaskar 1986 so kann ich glaube ich nachfühlen was die 4 vielleicht erleben.

    Liebe Grüße Michi

  • Hier das Originalstatement von Thomas Ihle, veröffentlicht auf der Homepage der Chiang-Rai-Times bzw. facebook:




    Freie Übersetzung:


    Zitat

    Unsere Stellungnahme - an die zuständigen Stellen.


    Wir sind nicht dumm. Wir wissen wohl, dass das Sammeln von Tieren in Nationalparks in Thailand, wie auch sonst auf der ganzen Welt, verboten ist.
    Wir wollten den nördlichsten Teil von Thailand besuchen, weil die Fauna der Lepidopteren in diesem Teil des Landes noch kaum bekannt / erforscht ist und wollten weitere Erkenntnisse für eine Neuauflage/Erweiterung des Buches "Moths of Thailand, Band 6, Arctiidae" erlangen, dessen Autor einer von unserer Gruppe ist.


    Die Asphaltstraße welche in dieses Areal führt wird von Militärtruppen kontrolliert , weil die Straße als Grenze zwischen Thailand und Myanmar fungiert. Entlang der Straße und ihre Umgebung waren keine Informationen, die darauf hinwiesen, dass wir in einem Nationalpark sind . Am Eingang zum Wald befand sich ein Kontrollpunkt mit bewaffneten Soldaten. Sie kontrollierten die persönliche Dokumente unserer Fahrer und Fahrzeugpapiere / Fahrtenbuch. Sie fragten uns um den Zweck unserer Reise . Wir erklärten das wir Schmetterlinge dort sammeln wollten und demonstrierten das an einem Nachfalter, der am Bau/Haus der Kontrollstation saß. Der Wachmann gab uns die Erlaubnis zum Betreten des Grenzgebiet ohne Einschränkung.
    Später am Nachmittag , als wir eine gute Stelle zum Leuchten fanden, und wir begannen unsere Zelte aufzubauen, besuchten uns 4 Personen in einem Auto. Sie stellten sich selbst nicht vor, fragten ob wir über Nacht an diesem Ort bleiben wollten , warnten uns vor kriminellen Elementen die aus Myanmar über die Grenze kämen, warnten uns vor Zecken ( Ixodes sp.) und gaben uns ein paar Früchte. Bei ihrem Besuch hatte einer von uns ein Schmetterlingsnetz in der Hand gehalten.
    In der Nacht kehrten dieselben Personen, zusammen mit Soldaten, zu unserem Camp zurück. Was folgte, ist in der offiziellen Erklärung beschrieben . Die Journalisten wurden von der Direktion des Nationalparks informiert . Wir waren im selben Raum , aber wir hatten nicht die Möglichkeit, einen Kommentar zu dem Geschehenen zu geben .

  • Lieber Freunde und Kollegen,


    nachdem unsere Sache mehr oder weniger gut beendet ist, wollte ich mich wieder melden und die beste Zusammenfassung mit allem wichtigen hat dabei mein langjaehriger Freund Dr. Karel Cerny aus Innsbruck geschrieben. Deshalb moechte ich euch diese Stellungnahme nicht vorenthalten. Damit ist eigentlich alles gesagt und jeder kann sich ein Bild davon machen, was passiert ist.


    Viele Gruesse


    Thomas Ihle




    Mein Name ist Dr. Karel Černý, und im Oktober wurde über mich berichtet, dass ich mit drei Partnern im Nationalpark Doi Phahompok beim Sammeln von Schmetterlingen festgenommen wurde. Es wurde jedoch nichts über die Hintergründe meiner Tat und nur wenig über die Umstände der Festnahme berichtet. Diese Lücke möchte ich mit diesem Beitrag füllen.
    Ich befasse mich seit mehr als fünfzig Jahren mit dem Studium der Systematik und Zoogeographie der Schmetterlinge der Gruppe Tigermoths (Arctiidae), vorwiegen im südostasiatischen Raum.
    Im Jahr 2005 wurde ich vom berühmten Wissenschaftler Bro. Amnuay Pinratana aus Bangkok gefragt, ob ich bereit wäre, gemeinsam mit ihm diese Schmetterlinge in Thailand zu revidieren und ein Buch, das insbesondere der Wissenschaft und dem Naturschutz dienen sollte, herauszugeben. Nach den erforderlichen Grundlagen suchte ich in Literatur, in Sammlungen und in der Natur. Die Forschungsreisen finanzierte ich selbst. Im Jahr 2009 erschien in Bangkok unser Buch, in dem insgesamt 406 Arten behandelt wurden, von denen 94 neu für Thailand und 71 neu für die Wissenschaft waren. Bereits in dem Augenblick war jedoch klar, dass unsere Arbeit noch nicht beendet wurde und dass man für die zweite Auflage zusätzliche Informationen besorgen muss.
    Es ist mir nicht gelungen vom zuständigen Ministerium eine Unterstützung in Form von einer Sammelgenehmigung zu erhalten und so musste ich nach den Zusatzinformationen außerhalb von Schutzgebieten suchen. In drei weiteren Arbeiten wurden fünf zusätzliche Arten aus Thailand beschrieben und weitere Arbeiten sind in Vorbereitung.
    Im Herbst 2014 entschieden sich drei weitere Wissenschaftler sich meiner Forschungsreise anzuschließen. Wir suchten unsere Zielgebiete aufgrund vom gewöhnlichen Kartenmaterial aus, auf dem es keine Hinweise bezüglich des derzeit geltenden Schutzstatus von Doi Phahompok gab und auch Thomas Ihle, der bereits seit 15 Jahren in Thailand lebt und gut die Landessprache versteht und sie lesen kann, fand entlang der Zufahrt keine Hinweise darüber, dass unsere Zielfläche jetzt offenbar zum Nationalpark gehört.
    Die bewaffneten Männer im Checkpoint am Anfang der Grenzstraße informierten uns über den Schutzstatus des Gebietes nicht. Viel mehr halfen sie uns, jene Nachtfalter zu sammeln, die während der Nacht von der Beleuchtung des Checkpoint angelockt wurden.
    Eine weitere Gruppe bewaffneter Männer begegneten wir gegen 16 Uhr, etwa fünf Stunden vor unserer Festnahme auf jener Stelle, wo wir die nächtliche Beobachtung durchführen wollten. Diese Männer beobachteten kurz unsere Aktivität und unterhielten sich mit Thomas Ihle über die Gefahren, die von den Schmugglern aus Myanmar und von Zecken zu befürchten waren. Über andere Einschränkungen sagten uns auch diese Männer nichts.
    Fünf Stunden später kamen sie mit einer Verstärkung wieder. Einer von ihnen erklärte uns, dass er der Direktor des Nationalparks sei und ließ uns aus den bekannten Gründen festnehmen.
    Bis dahin fand ich etwa 300 Stück in 97 Arten der von mir untersuchten Gruppe, viele davon neu für die Provinz. Es ist etwa jene Menge, die ein Vogel oder eine Fledermaus täglich zum Ernähren braucht und viel weniger, als auf einem einzigen Baum im Wald lebt. Auch die herbeigerufenen Sachverständigen fanden mit Hilfe der von unserer Gruppe herausgegebenen Bücher in unserer Ausbeute keine geschützten Organismen.
    Wir gaben dennoch unseren Irrtum zu, bezahlten den entstandenen Schaden und die auferlegten Strafen und verließen das Land vor dem Ablauf unserer Visa.




    Dennoch bleiben für mich einige Fragen offen:
    Der Forstbehörde ist der Wert der wildlebenden Organismen bewusst. Dennoch war sie nicht einmal nach 14 Jahren seit der Gründung des NP fähig, einen der wichtigsten Zugangswege mit den nach Art. xx des Nationalparksgesetzes vorgeschriebenen Hinweisschildern auszustatten. Warum passierte dies bislang nicht?


    Wenn man den Wert der im Urwald lebenden Organismen so hoch schätzt, wieso werden jedes Jahr Tausende Hektar des Waldes in wenig ertragreiche Kautschuk- oder Ölpalmenplantagen umgewandelt und dies auch in den Nationalparks?


    In einigen Dörfern im Nationalpark brennen hunderte Lampen, die jede Nacht Abertausende von Insekten das Leben kosten. Diese sollten längst gegen insektenschonende Lichtquellen ausgewechselt werden. Wann werden die wirklich wichtigen negativen Einflüsse in dem Schutzgebiet beseitigt?


    Bei der Beschlagnahme unserer Ausrüstung handelte die Forstbehörde wenig schonend. Während wir nur die wenigen wissenschaftlich interessanten Individuen unter den angeflogenen Insekten aussuchten, verpackten die Rangers unsere Ausstattung mit tausenden anderen Insekten in Plastiktüten und ließen sie dort qualvoll verenden. Warum?


    Während unserer ersten Begegnung wusste der Direktor bereits, dass wir den Hauptweg verlassen haben und somit gegen die Vorschriften verstießen. Sollte er nicht nach Art. xx des Nationalparksgesetzes sofort eingreifen und einem größeren Schaden vorbeugen? Er hätte auch die Gelegenheit nutzen und uns operativ eine Sammelgenehmigung für eine Nacht erteilen können, wobei wir ihm die Ergebnisse gerne zur Verfügung gestellt hätten. Somit hätte er ohne zusätzlichen Aufwand einen wertvollen Beitrag zum Naturinventar des anvertrauten Gebietes geleistet oder sogar einen Vergleich zwischen einem gesunden Wald und einer noch jungen Aufforstung erhalten. Diese könnte er als eine Grundlage zur Durchführung von weiteren Revitalisierungen verwenden.









    Es scheint, dass die zweite Auflage des Buches noch warten muss.


    Karel Černý

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