Insektenfreundliche Kletterpflanzen

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  • Hallo Etienne,

    L.periclymenum würde ich nicht nehmen, da er sich auf längere Zeit gesehen, zu einem im unteren Bereich blattlosen , starkwachsendem Gestrüpp

    entwickelt und nur duch starken Schnitt zu bändigen ist. Mein " Favorit " und auch nicht ganz so starkwüchsig ist Lonicera sempervirens. :winking_face:

    So viel Licht wie möglich, am besten volle Südseite. :daumenja:

    Pflanztipp für Lonicera sempervirens : immer nur einen genau in die Mitte der Fläche mit ca. 15 cm abstand zur Wand setzen.

    Wichtig ist, die Pflanze/Triebe erst waagerecht/horizontal, mit ca. 20 cm abstand zum Boden, an gespannten Draht anbinden.

    Die daraus entstehenden Triebe senkrecht hochziehen, so ähnlich wie bei Spalierobst.

    So gezogen, ab dem zweiten Jahr und für viele weitere, ein absoluter " Hingucker " :astonished_face:


    Grüße,

    Heiner

  • Moin ,


    ......... wo seht Ihr denn die Vorteile vom heimischen L.periclymenum gegenüber L.sempervirens ?

    Nur weil es eine amerikanische Art ist ?

    Eine weitere Alternative wäre der sehr stark duftende, mittlerweile eingebürgerte, südosteuropäische Lonicera caprifolium.


    Gruß

    Heiner

    • Offizieller Beitrag

    Nur weil es eine amerikanische Art ist ?

    Ja, hab ich auch Vorbehalte muss ich sagen. Generell sind Pflanzenarten die hier nicht heimisch sind nicht förderlich für die lokalen Ökosysteme. Was das Nektarangebot angeht sind die meistens noch relativ indifferent und vergleichbar mit heimischen Arten, das Spektrum an Herbivoren ist aber praktisch immer deutlich eingeschränkt. Das ist unterschiedlich stark ausgeprägt. Bei Arten wo zumindest die Gattung hier heimisch ist gibt es oft noch Arten die solche fremden Pflanzenarten nutzen können, bei sehr taxonomisch isolierten Exoten können die wenigsten Arten diese nutzen. Das kann dann bis auf faktisch null gehen. Selbst bei verwandten Arten werden diese aber meist deutlich seltener genutzt. Die Stieleiche (Quercus robur) ist z.B. eine der Pflanzenarten mit den meisten assoziierten Herbivoren in Mitteleuropa, während die Amerikanische Roteiche (Quercus rubra) hier nur einem winzigen Bruchteil dieser Arten regelmäßig als Nahrung dienen kann. Hier ist zum Beispiel ein review was zu dem Schluss kommt, dass nicht-heimische Pflanzen sehr wahrscheinlich einen Anteil am Insektenrückgang haben (leider hinter einer paywall). Abgesehen davon ist bei solchen Arten natürlich immer das Risiko dass sie invasiv werden. Das sind zwar nur extrem wenige Arten und man kann ein bisschen anhand der Eigenschaften vorhersehen ob das der Fall sein könnte oder nicht, aber letztlich weiß man nie genau welche Art dann zum Problem wird. Letzter Punkt wäre der, dass man mit heimischen Pflanzen auch was für die Populationen dieser heimischen Arten tut (vorrausgesetzt man verwendet keine völlig verzüchteten Sorten). Viele früher verbreiteten Arten sind nämlich in der sehr verarmten Agrarlandschaft auch selten geworden.


    Zur eigentlichen Frage: Die Mitteleuropäische Flora hat nur sehr wenige Kletterpflanzen. Darunter das angesprochene Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum), der Efeu (Hedera helix), die Waldrebe (Clematis vitalba), der Wein (Vitis vinifera) und der Hopfen (Humulus lupulus). Eigentlich alle sind gut als Nektar- und Nahrungspflanzen (der Hopfen vielleicht eher etwas weniger). Was davon Sinn macht hängt ein bisschen von den Standortbedingungen ab und ob du eine Rankhilfe verwenden willst oder die Pflanze selbst klettern soll. Efeu sollte man nicht unbedingt an Fassaden mit größeren Rissen oder Ritzen haben, weil der gerne da rein wächst und die Fassade beschädigen kann. Clematis kann auch ziemlich ausufern und ist glaube ich schwer wieder weg zu bekommen. Hopfen braucht es feucht und eher schattig, was ein Vorteil für Nordfassaden ist. Es gibt auch noch ein paar krautige Kletterpflanzen (z.B. Fallopia, Convolvulus), die sind aber teils einjährig und ich weiß nicht wie gut die so eine Fassade begrünen können. Hat glaube ich noch keiner wirklich probiert, aber vielleicht auch aus gutem Grund...


    Dann gibt es noch die Parthenocissus-Arten die so ein bisschen zwischen den Stühlen stehen. Eigentlich sind das auch amerikanische und ostasiatische Arten, aber die werden hier schon so lange ohne Probleme für die Fassadenbegrünung genutzt, dass ich gewillt bin auch ein gutes Wort dafür einzulegen. Die fügen sich gut in die heimische Flora, sind gute Nektarpflanzen für Bienen und die Beeren sind super für Vögel. Für Schmetterlinge eher so na ja, aber Deilephila elpenor geht vielleicht ab und zu mal dran.


    Grüße Dennis

  • .......... ja, Vorbehalte habe ich auch , die sehen aber ganz anders aus.

    Was ist den mit den ganzen Forstflächen die seit 2021 mit außereuropäischen Bäumen bepflanzt werden.

    Wieviel Millionen Bäume, Ziersträucher, Gehölze, Stauden usw. werden/wurden gepflanzt die nicht einheimisch/europäisch sind.

    In Bot.Gärten, Parkanlagen, im Hausgarten werden sie bestaunt/bewundert und viiiiiele Menschen erfreuen sich daran.

    Seit über 50 jahre beschäftige ich mich täglich, akribisch mit der Botanik und werde auch weiterhin außereuropäische Gattungen/Arten setzen.

    In wie weit ein L.sempervirens im Hausgarten, den lokalen Ökosystemen nicht fördedrlich ist, erschließt sich mir nicht. :nixweiss:

    Besser Parthenocissus tolerieren obwohl er schnelll invasiv wird und Hedera helix pflanzen damit er alles überwuchern /ersticken kann. :sensationell:


    Ist auf jeden fall was einheimisches. :daumenja:


    Gruß

    Heiner

    • Offizieller Beitrag

    Also erstens "die da machen ja auch" ist kein Argument. Dadurch wird die Sache an sich nicht richtiger. Zweitens war die Frage nicht, ob nicht-heimische Pflanzen per se eine Gefahr sind und nicht gepflanzt werden sollten, sondern nach einer insektenfreundlichen Pflanze. Sprich es ging gezielt darum eine Pflanze zu finden die förderlich für die Insektenvielfalt ist. Ich habe oben ausgeführt warum nicht-heimische Arten das in aller Regel nicht sind. Das liegt nunmal daran, dass heimische Tiere an die heimischen Pflanzen angepasst sind und sich nicht so schnell an Pflanzen anpassen können mit denen sie erst seit sehr kurzer Zeit in Kontakt gekommen sind. Das ist eine relativ gut belegte Tatsache.


    Es ist nicht per se schlimm nicht-heimische Pflanzen zu pflanzen, aber der Platz im Garten ist ja begrenzt und jede Pflanze die man pflanzt welche für die Insektendiversität etwa so gut ist wie ein Kiesgarten, ist halt irgendwie auch nicht förderlich. Wenn man das unbedingt möchte weil man solche Pflanzen schön findet okay, aber wenn es Leute gibt die gerne was für die heimische Diversität tun wollen, muss man ja wohl die Realität benennen. Weiß ich ob jetzt speziell Lonicera sempervirens schlechter abschneidet als heimische Lonicera-Arten? Nein. Gibt es dazu Studien? Vermutlich auch nicht. Suggerieren die meisten Studien die man dazu hat dass das wahrscheinlich der Fall ist? Ja.


    Warum nicht-heimische Pflanzen an sich keine gute Idee sind habe ich oben schon ausgeführt, das möchte ich eigentlich nicht nochmal wiederholen. Selbst wenn man davon ausgeht dass nicht-heimische Pflanzen ohne Probleme angepflanzt werden können sind heimische Arten nach wie vor besser.


    Parthenocissus ist wie gesagt eben nicht einheimisch und ja die neigen auch zur Verwilderung. Bis jetzt sind die aber nicht als invasiv eingestuft und das obwohl die Arten schon seit einigen Jahrhunderten hier angepflanzt werden. Nur in der Schweiz ist Parthenocissus quinquefolia als invasiv eingestuft, weil die da wohl im Wallis ein Problem an Trockenmauern sind. Man bemerke dass verwildert und invasiv nicht dasselbe ist! Mag sein, dass sich das mit dem wärmeren Klima nochmal ändert und toll finde ich es auch nicht. In Städten sind diese Arten aber für die Fassadenbegrünung teilweise ziemlich alternativlos und Fassadenbegrünung ist schon etwas das man eigentlich haben will. Da muss man halt auch ein wenig ab und zu geben. Hedera helix überwuchert mit der richtigen Pflege nicht alles und die Frage ist ja auch wie gesagt wo man es pflanzt. Dass es die Fassade überwuchert ist ja nun auch das Ziel der Sache... was soll denn da sonst anderes wachsen was erstickt werden könnte?


    Grüße Dennis

  • Ich denke Dennis hat das alles sehr gut und ausführlich erklärt. Das der "wirtschaftlich denkende Forst" in seiner Verzweiflung von der Klippe springt sollte uns nicht dazu verleiten das auch zu tun. Alle heute als problematisch eingestufte Neophyten (und das sind nur etwa 3% aller Neubürger) waren mal harmlose hübsche Gartenpflanzen. Niemanden kann voraussagen welche Art in 10 oder 20 Jahren zum Problem wird. Durch den Klimawandel werden sicher heute noch harmlose Arten zu Problemarten. Ich denke wenn man bei heimischen Arten bleibt braucht man später auch kein schlechtes Gewissen haben. Am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden.


    Gruß

    Walter

  • Ich hätte auch noch einen Vorschlag für die Gartenlaube von Etienne.


    Aufmerksam gemacht durch einen Kollegen der sich mit Wildbienen gut auskennt habe ich vor 3 Jahren ein paar Zaunrüben aus Samen gezogen. Die https://futureplanter.ch/products/zweihausige-zaunrube zieht im Winter ein und im 2. Jahr wächst diese schon kräftig und schnell hoch und weitgefächert überdeckt sie im Juni eine grosse Fläche. Mann kann im Frühjahr beinahe zusehen wie sie wächst.

    Dann hat sie kleine rebenhafte gelappte Blätter und im Hochsommer erscheinen sie mit kleinen hübschen weissen Blüten.Im Spätsommer hat es rote Beeren.


    Die Zaunrübenblüten sind ein Magnet für viele Insekten vor allem Zweiflügler,Diverse Fliegen,Wildbienen und Wespen lieben sie extrem und die Zaunrüben-Sandbiene (Andrena florea) braucht soger deren Pollen (daher selten).


    Also eine für Insekten sehr wertvolle und heimische Planze.


    Der Nachteil; Jedes Planzenteil der Zaunrüben ist beim Verzeer potenziell hoch giftig und womöglich nicht überall zur pflanzung geeignet.


    Im Winter stibt das grün ab treibt aber erneut für mehrere Jahre und je älter der Stock ist um so schneller und grösser wird sie im folgenden Jahr.

    Eine wertvolle und schöne Pflanze die freude bereitet.


    Schöne Frühlingsgrüsse,

    André

  • Hallo zusammen,


    erst einmal vielen Dank für den ganzen Input!

    Ich selbst bevorzuge einheimische Pflanzen, daher werde ich mich auch für das Waldgeißblatt Lonicera periclymenum entscheiden. Trotzdem vielen Dank für den Vorschlag.

    Die Waldrebe (Clematis vitalba) gefällt mir gut. Die werde ich mir aufjedenfall anschaffen.

    Die Zaunrübe finde ich auch interessant, allerdings muss ich hierfür wohl noch bis Herbst bis zur Aussaat abwarten.


    Liebe Grüße

    Etienne

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  • Hallo Etienne,

    ....... auch den L.periclymenum so pflanzen wie bei L.sempervirens beschrieben.

    Es bestockt sich dann gleichmäßiger von unten auf der Flläche.

    Zu beachten ist noch, dass alle Lonicera spec." Rechtswinder" sind.

    Alle Triebe immer rechts herum um Spanndrähte,Stäbe, Gitte ect. umwickeln

    und locker anbinden.


    Grüße

    Heiner

  • Noch eine kurze Handmeldung eines Gärtners, der auch nicht nur heimische Pflanzen verwendet :winking_face:


    Sei vorsichtig bei der Verwendung von Clematis vitalba. Sie hat eine irre Wuchskraft und sprengt leicht jede Pflanzsituation im Standardformat. Sprich für diese Pflanze brauchst du richtig Platz.

    Oder man bedient sich regelmäßig der Gartenschere und hat auch die möglichen Sämlinge im Blick. :winking_face:

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