Deilephila elpenor - Sphingidae - Mittlerer Weinschwärmer - Elephant Hawk-moth

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    da ich gerade ein wenig Zeit habe, möchte auch ich einen Zuchtbericht verfassen, um dieses Forum ein wenig zu bereichern.
    Seit etwa 5 Jahren züchte ich diese Art nun, jedes mal Nachzuchten, mit Freiland-einspeisung durch Anflug.


    Die Jungtiere erhielt ich aus Eiern einer meiner Kopulas. Bei einer Durchschnittstemperatur von etwa 22°C schlüpften die Tiere nach 8 Tagen am 14. Juni 2008, der Schlupf dieses Geleges hielt etwa 4 Tage an.


    Als Futter in L1 verwendete ich eine Fuchsienpflanze vom Gärtner meines Vertrauens - wichtig: nach Dünger und Pflanzenschutzmittel erkundigen!


    An jeder Pflanze können etwa 25 Tiere Tiere sitzen, ohne sich zu stören. Es ist, wie normalerweise auch, möglich die Jungtiere in einer Schachtel die ersten Tage im Dunkeln zu füttern, man kann aber auch bei genügend Platz offen im Zimmer züchten, da diese Art sehr standorttreu ist.


    Die erste Häutung und damit L2 erreichten die ersten Tiere nach 6 Tagen, also am 20. Juni 2008
    Durch sommerliche Temperaturen und ungewöhnlich gutes Futterangebot sowie sehr viele Jungraupen war die Fuchsie schnell abgefressen. Als Ersatzfutter verwendete ich Weidenröschen. Um es länger frisch zu halten, bohrte ich einige Blumenröhrchen in den Fuchsientopf und steckte nach Bedarf dahinein die Pflanzen. Die ersten 4 Stunden nach dem Abschneiden erschlaffen die Blätter und Triebspitzen sehr, am nächsten Morgen erholten sich aber alle Stängel immer wieder.


    Die zweite Häutung und L3 begann am 27. Juni 2008. Ab diesem Stadium sind auch die typischen Augenflecken zu erkennen, weiterhin beginnt sich das Analhorn zurückzubilden.


    Mit ungemeinem Appetit nahmen die Raupen wieder das Fressen auf, je älter sie sind, desto mehr verschiedene Nahrungspflanzen nehmen sie auch an. Um den Bedarf derL3er zu stillen kamen zu Fuchsie und Weidenröschen jetzt noch Blutweiderich zum Einsatz, eine sehr ergiebige, teilweise häufig vorkommende Uferpflanze.


    Mit der dritten Häutung und dem Larvalstadium L4 ab dem 6. Juli 2008 bekamen die Raupen ihr vollendetes Aussehen, einige Tiere bleiben allerdings noch grün wie im Bild zu sehen - das ändert sich meist bei der nächsten Häutung.
    Als Alternativfutter zog ich diesmal den namensgebenden Wein hinzu, diese Pflanze hat den Vorteil, große ergiebige Blätter zu besitzen und durch ihr Rankenwachstum trotdem platzsparend zu sein - man kann sie entweder Lianenähnlich um die Äste der Topfpflanze wickeln oder in das Zuchtgefäß, welches nicht zu eng bemessen sein sollte, "hineinfalten".


    Die letzte Häutung vollzog sich ab dem 17. Juli 2008, die Raupen erreichten nun das L5er Raupenstadium. Spätestens hier verschwindet bei fast allen Tieren die zumeist ohnehin seltene grüne Grundfärbung, (ein solches ist auf dem Foto zu sehen) nur sehr wenige ( meist 2 bis 3 %) sind auch nach der nachfolgenden Häutung noch grün - ob dies am Futter, an den Genen oder an der Laune der Natur liegt, weiss ich leider nicht - eine Kreuzung zwischen 2 "grünen Tieren" brachte in diesem Jahr 2009 auch keine Aufschlüsse.
    Die Tiere sind in diesem Stadium (L5) noch einmal besonders gefräßig, es stellt das letzte Wachstumsstadium dar, hier ist der größte "Dickenwachstum" zu bemerkten, d.h. die Raupen werden nicht mehr sonderlich länger(etwa 1cm) und die Kopfpartie kann sehr stark "rüsselartig" ausgezogen werden, was den Eindruck einer kleinen Schlange erweckt, aber deutlich runder und fülliger.
    In diesem Stadium fressen sie auch fast alles, man kann zum Beispiel noch verschiedene Springkrautarten hinzuziehen - am besten das Indische - wenn vorhanden (meist nur an verwachsenen Ufern größerer Flüsse, Vorkommen zum Beispiel entlang der Elbe).
    Mit 7, 5 bis 8,5 cm (meine Durchschnittswerte dieser Zucht), und damit im Vergleich zu anderen Schwärmerraupen mit vergleichbarer Flügelspannweite der Imagos sehr stattlicher Größe, gehen die voll ausgewachsenen Raupen nach weiteren 6 tagen auf Verpuppungsplatzsuche - zuvor entwickeln sie aber noch einen beträchtlichen Hunger, dem man unbedingt vorsorgen sollte.


    Die Verpuppungsreife erkennt man an dem schleimigen Kotballen, der abgesetzt wird.
    Anders als viele andere Sphingiden gehen die Raupen von D. elpenor nicht in die Erde, sondern verpuppen sich in einer Erd - oder bestenfalls Mooskuhle. Es kann zu Zuchtzwecken auch zurupftes Klopapier verwendet werden. Wichtig ist noch, dass die Präpuppen jeden zweiten Tag angesprüht werden sollten, da es besonders im Hochsommer Ende Juli schnell zu Vertrocknungen kommen kann.
    Bei sommerlichen Temperaturen häutet sich die Präpuppe frühestens nach 6 Tagen zur fertigen Puppe, auch 10 Tage sind noch normal.
    Nach absolvierter Erhärtung sollten die Puppen etwas kühler gestellt werden, da es passieren kann, dass einige Tiere - meist Weibchen, sonst noch im August schlüpfen ( dies geschieht aber vergleichsweise selten) .
    Zur Überwinterung haben die Puppen keine besonderen Ansprüche, weder an Feuchtigkeit noch an Temperatur - sie ertragen problemlos
    -25°C.


    Mit Schlupf ist frühestens mitte Mai, meist erst Anfang Juni zu rechnen, wer Freilandanflüge (sehr einfach bei dieser Art) plant, sollte beachten, dass Männchen im Freiland meist erst 2 Wochen später schlüpfen - eigene Erfahrung, Weibchenpuppen entsprechend kühler stellen!
    Einige Tage vorm Schlupf verfärbt sich die Puppe satt rosa-rot, die Segment-ringe werden ausgezogen.
    Eine Kopula ist leicht in fast jedem beliebigen Gazekasten zu erreichen, ich hatte schon Erfolge bei gazeüberzogenen Schuhkartons und einer Voliere von 2m³ Volumen, wichtig ist nur die Belüftung.



    EDIT: ich werde in den nächsten tagen noch ein paar Bilder in die galerie laden und Links dort hin setzen...
    MFG,
    Lucas


    SO, Bilder sind in der Galerie, verlinken dauert noch etwas, ansonsten ganz bequem zu erreichen über mein Profil...
    MFG, Lucas

  • ANZEIGE
    • Offizieller Beitrag

    Hallo Claude,


    du als luxemburger musst solche Temperaturen wohl selten ertragen, was?
    Naja, ich hab da nicht so ein Glück, bei uns stieg letzten Winter die Temperatur in dem Schuppen, wo ich meine Püppchen lagerte, mehrere male unter -20°C, teilweise mehrere Nächte lang - am Tag stieg sie zwischendurch auf sagenhafte -7°C!!!
    In dem Winter dachte ich wirklich, da geht alles drauf, aber siehe da - in diesem Juni schlüpften restlos alle Falter aus - von mehr als 50 Puppen.


    ich hätte auch nicht gedacht, dass die so was aushalten, aber man lernt nie aus.
    MFG,
    Lucas

  • Ja als Physiker interessieren mich so Berichte sehr, da solche Puppen doch recht abgeschlossen sind und doch genug Energie besteht so etwas zu überdauern. Es ist schon erstaunlich dass die Puppen überhaupt Minusgrade vertragen da das meiste doch flüssig ist.

    Das Geheimnis lautet: Glycerin. Das sollen die Viecher als Frostschutzmittel synthetisieren. Das kann aber nicht alles sein, denn das Wasser-Glycerin-Gemisch hat einen Schmelzpunkt von etwa -10°C, wenn ich recht gehe.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Jakob,


    das ist unterschiedlich und hängt davon ab, welchen Zweck der Käfig erfüllen soll. Zur Paarung reicht bei dieser Art meist schon ein Schuhkarton, zur Ablage auch - aber es schadet natürlich nicht ein etwas größeres Gefäß zu wählen.
    Also, damit sich der Falter halbwegs "wohl fühlt", und sich gut paart reichen etwa 30x30x40 (l x b x h).


    MFG,
    Lucas

  • ANZEIGE
    • Offizieller Beitrag

    Ja, wenn es nicht zu viele sind, geht das.
    Wann sie erscheinen, ist unterschiedlich, ich verweise einfach mal auf meinen Zuchtbericht:


    Zitat

    Mit Schlupf ist frühestens mitte Mai, meist erst Anfang Juni zu rechnen, wer Freilandanflüge (sehr einfach bei dieser Art) plant, sollte beachten, dass Männchen im Freiland meist erst 2 Wochen später schlüpfen - eigene Erfahrung, Weibchenpuppen entsprechend kühler stellen!
    Einige Tage vorm Schlupf verfärbt sich die Puppe satt rosa-rot, die Segment-ringe werden ausgezogen.
    Eine Kopula ist leicht in fast jedem beliebigen Gazekasten zu erreichen, ich hatte schon Erfolge bei gazeüberzogenen Schuhkartons und einer Voliere von 2m³ Volumen, wichtig ist nur die Belüftung.


    Wenn du Zuchtmaterial brauchst, bin ich dir gern behilflich, ich überwintere wieder weit über 100 Puppen!


    MFG,
    Lucas

  • Hallo Jakob,
    entschuldige wenn ich mich da einmische, aber Falter wirst du nur sehr schwer zu Gesicht bekommen. Am einfachsten ist es, nach Raupen zu suchen. Ab Juni findet man die an Fuchsien, Weideröschen und indischem Springkraut. Wenn du einen Teich hast, findest du sie auch an Wasserklee mitten im Teich!Ich habe letztes Jahr 14 Raupen gefunden, von denen sich 10 verpuppt haben. Zur Zeit sind sie in einem ausrangiertem 300 Liter Aquarium im unbeheiztem Gartenhaus und warten wie ich auf den Frühling. Wenn ich sie zur Eiablage bringe, kannst du gerne Eier haben. Frag einfach mal im Juni oder Juli an.


    Viele Grüße
    Franz

  • Wenn bei Deinen Puppen Weibchen dabei sind, kannst Du dann mit den geschlüpften Faltern auch Freilandmännchen ködern! Weibchen in einen kleinen Kasten mit Reuse setzen, dann den Kasten in ein günstiges Gelände bringen, vielleicht an einem Baum aufhängen (Damit sich die Duftstoffe des Weibchens besser verbreiten können) und am nächsten morgen ist bestimmt (Die Art kommt ja bei Dir vor) ein Männchen durch die Reuse gekrochen und paart sich mit deinem Weibchen.


    Franz aka gfp: Aber wenn die Raupen auf Klee im Wasser sind, wie verpuppen sie sich dann? Die müssten doch, wenn man sie ihrem Schicksal überließe, kläglich ersaufen, wenn's zum Verpuppen geht, oder?

  • Hallo,
    leider habe ich den tollen Zuchtbericht zu spät entdeckt und die Puppe die ich im Herbst im Garten gefunden habe, anscheinend zu warm aufbewahrt. Ich hatte sie im Kühlschrank stehen. Vor einer Woche habe ich sie raus geholt und heute Nacht ist sie geschlüpft. Mit dem Schemtterling ist alles in Ordnung, allerdings bin ich mir unsicher ob ich ihn schon raus setzen soll. Hier ist es noch ziemlich kalt (Höhe Leer) und es blüht noch kaum was.


    Hat jemand vielleicht Tipps was ich machen soll? Was frisst der Schmetterling?
    Im Voraus vielen Dank. Julia

  • ANZEIGE

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!