• Bei der Recherche für die Herstellung von Kunstfutter bin ich auf das allseits bekannte Rezept "Kunstfutter nach Bergomaz & Boppré" gestoßen.
    Nun gibt es aber ein kleines Problem: das Streptomycin, das Antibioticum gegen Tuberculose, das hier Verwendung findet, ist nicht mehr zu bekommen, da es definitiv nicht mehr hergestellt wird! :wut:
    Wer kennt sich mit Antibiotica bestens aus und kann mir eine definitive Alternative zu diesem Antibioticum nennen? :nixweiss:
    Bitte keine "vielleicht oder kenn mich nicht aus-Antworten".
    Vielen Dank :thumbs_up:
    Arnd

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  • Hallo Arnd,
    seit ich kein Streptomycin mehr bekomme nehme ich ein anderes Antibioticum.
    Amoxicillin, Doxicillin oder ähnliches, bleibt bei Erkältungskrankheiten im Winter immer mal übrig. Meistens nimmt man eh nicht die ganze Packung.
    Bis jetzt, ca. 1 Jahr, habe ich damit keine schlechten Erfahrungen gemacht.


    Grüße
    Dietmar

  • Hallo Rudi,
    Antibiotika braucht man weils im Rezept so drin steht :irrelachen: .
    Nun im Ernst. Wenn ich mich richtig erinnere wurde das Kufu damals für tropische Exkursionen entwickelt. Antibiotika sollten vor Infektionen schützen oder diese bekämpfen. Auf der homepage der Uni Freiburg hab ich da mal was gelesen.
    Ich bin mir ziemlich sicher, daß es in unseren Breiten auch ohne Antibiotika geht.
    Ich weiß nicht ob das Schimmeln des Futters und des Kots durch das Antibiotika oder durch das Vitamin C verhindert wird.
    Jedenfalls habe ich bei meinen Kufu Zuchten weder Infektionen noch Schimmel im Zuchtgefäß. Ich brauche meine Arctiideneiraupen (schreckliches Wort) die ersten 10 Tage nicht sauber machen. Bei der Größe der Raupen ein riesiger Vorteil. Ob das ohne Antibiotika auch geht weiß ich nicht.


    Servus
    Dietmar

  • Hallo zusammen,


    ich muss jetzt doch mal was los werden - auch auf die Gefahr hin, dass es keiner hören will:


    Immer wieder sind "industriell" hergestellte tierische Nahrungsmittel in der Kritik. Hauptgrund für diese Kritik sind zum einen Hormoncocktails, aber eben auch Antibiotika-Zusätze zum Futter, die sich natürlich auch in unserer Nahrungskette wiederfinden. Wir kämpfen in der Humanmedizin ständig gegen die Ausbreitung resistenter Keime. Ursache für die Resistenzentwicklung ist dabei oftmals der unkritische (z.B. in der Tierhaltung) oder falsch dosierte Einsatz von Antibiotika. Die Antwort der Pharma-Industrie sind immer wieder neue (Gott sei Dank finden wir die noch), aber eben auch immer teurere Wirkstoffe.


    Zugegeben: Ich kenne dazu keine zitierbare Studie, gehe aber aufgrund der bekannten Hintergründe davon aus, dass wir uns mit Antibiotikazusätzen zum Raupenfutter keinen Gefallen tun! Prinzipiell kann man nicht ausschließen, dass sich in so einer Zucht ein Keim entwickelt, der bei Übertragung auf den Menschen zu schwer behandelbaren Infektionen führen könnte. Die Tatsache, dass das bei der Zucht auftretende Keimspektrum wohl noch niemand untersucht hat, dieses andererseits wohl aber recht vielfältig sein dürfte, bedeutet, dass man dafür immer ein Breitbandantibiotikum anwenden müsste. Auch die Dosierung erfolgt meines Wissens ohne jegliche belegbare Grundlage, was bei Bakterien zwangsläufig zu "subletalen" Dosen und damit in der Regel erleichterter Resistenzentwicklung führt.


    Ich kann nur davor warnen und stelle also (wie auch Rudi) die Frage: Muss das denn wirklich sein? :confused_face:


    Gruß, Andreas

    Bin immer auf der Suche nach Automeris-Arten und nehme gerne neben Eiern auch kleinere Stückzahlen von Kokons ab.
    Ebenso suche ich stets interessante leere Kokons aller möglicher Arten.

  • Ich kenne mich zwar mit Kunstfutter nicht dolle aus, aber soweit ich weiß, wird auch Agar zugesetzt. Das ganze Zeug, was da drin ist, Vitamine und all die leckeren Dinge, sind ein Paradies für Bakterien und Pilze. Das Kunstfutter würde innerhalb kurzer Zeit verschimmeln und andferweitig vergammeln.
    Ich stimme dennoch Andreas voll zu: Lasst das Antibiotikum da draußen! Besser vernünftig mit dem Futter umgehen: Portionieren, einfrieren und nur kleinste Mengen auftauen, die gleich verfüttert werden. Just-in-time Feeding sozusagen.


    Streptomycin gibt es übrgigens noch - wird in Zellkulturlabors oft den Nährmedien zugesetzt.

  • Guten Morgen.


    Nun grundsätzlich habe ich ja nicht unbedingt etwas gegen den Einsatz von Antibiotika im Kufu.
    Wenn ich denn weiß, warum ich es rein tun soll.
    Wenn ich mein Kufu zubereite, in dem kein Antibiotika drin ist, habe ich ein grosses Problem beim Verfüttern. Innerhalb längstens eines Tages ist es zu wechseln, da es ziemlich schnell zu Schimmeln beginnt. Im Kühlschrank dagegen hält es sich bis zu zwei Wochen. In Abhängigkeit von den Pflanzenarten, die als Pulver mit bei der Herstellung verwendet werden.


    Jetzt hilft aber Antibiotika ja eigentlich gegen Bakterien, oder? Also gegen Schimmel ziemlich aussichtslos, oder ich irre ich mich da?
    Zusätzlich, ist stelle jetzt eine sehr gewagte Parallele zum Menschen - nur so zur Veranschaulichung, wenn ich persönlich Antibiotika einnehme, kann es sein, das es aufgrund seiner antibiotischen Wirkung meine ganze natürliche Darmflora über den Haufen wirft. Beim Menschen ist so was innerhalb 1-3 Wochen wieder gerade zu rücken. Aber wenn das einer Raupe passiert, geht die wohl ganz sicher hops. Dagegen wenn ich Dietmars Text lese, der mit der Verwendung von Antibio bei den Arctiiden keine Probleme hat und das glaube ich ihm sofort, stehe ich mit meiner Annahme wieder nicht so toll da....


    Zusätzlich der Gedankengang von Andreas in Richtung Humanmedizin...


    Da lass ich doch das Antibiotika lieber weg, bis ich weiß, wofür es wirklich im Kufu eingesetzt werden soll.


    Kann das noch jemand definitiv beantworten?
    Und hat eventuell noch jemand einen Tip, wie man den Schimmel im Kufu raupenverträglich vermeiden kann?


    Das wäre was!


    Tschau
    Rudi

  • Hallo,
    nach meiner Recherche hat die Beigabe von Antibiotika zum Kunstfutter den Zweck, bei den Raupen, die unter den unnatürlichen(!) Bedingungen einer Zucht mit Kunstfutter gehalten werden und daher wohl anfälliger auf pathogene Keime sind, einer solchen Erkrankung vorzubeugen. Es ist wohl richtig, dass die bakteriellen Infektionen bei Raupen ungenügend untersucht sind(siehe "Flacharie").
    Ausdrücklich wird in der Literatur darauf hingewiesen, dass man auch auf das Antibiotikum verzichten kann, wenn die Raupen gesund sind! Nun kann jeder es mit Prävention versuchen, -oder er geht das erhöhte Risiko ein, die Zucht wegen einer Infektion zu verlieren: denn das Behandeln von erkrankten Raupen mit Antibiotikum ist sicher problematischer, und das nicht nur hinsichtlich der Dosierung.
    Eine weitere Frage ist, ob das Antibiotikum nicht das Verdauungssystem der Schmetterlingsraupen durcheinander bringt. In der Literatur wird darauf hingewiesen, dass es Mindest- und Höchstkonzentrationen für die Antibiotika gibt. Diese sind unbedingt einzuhalten, um Schäden zu vermeiden.
    Also: auch ich bin für einen vorsichtigen und zurückhaltenden Umgang mit Antibiotikum. Die Probleme durch Antibiotikum in der Nahrungskette sind mir wohl bekannt.
    Für eine mir wichtige Zucht mit Kunstfutter ist es aber eine Option. :daumenja:
    Zu Thymol:
    Wikipedia-Auszugzum Thema Thymol: "Thymol ist ... ein Bestandteil der ätherischen Öle aus Ajowan, Thymian, Oregano und dem Bohnenkraut. Thymol zeichnet sich durch eine starke desinfizierende fungizide und
    bakterizide Wirkung aus und wird wegen seines angenehmen Geschmacks in
    Mundwässern, Zahnpasta und in 5-prozentiger alkoholischer Lösung zur Hautdesinfektion
    beziehungsweise lokal gegen Hautpilze eingesetzt, wie zum Beispiel als
    Bestandteil von Vaginalkapseln oder zur Behandlung von Mundhöhlenpilz
    bei AIDS-Patienten.
    In der Veterinärmedizin wird Thymol ebenfalls seit vielen Jahren zur
    Behandlung von Hautpilzinfektionen, aber auch als Verdauungsförderer
    verwendet. In der Bienenpflege findet Thymol eine Anwendung als
    Wirkstoff gegen Milbenbefall."
    Ich verwende Thymol in meinen Weichboxen zum Aufweichen getrockneter Falter/Käfer, um Schimmel vorzubeugen und ihn zu unterdrücken. Mit lebenden Raupen habe ich in dem Zusammenhang noch nichts gelesen und auch noch nichts unternommen, da wären sicher ein paar mutige Versuche angebracht. Oder man wechselt einfach regelmäßig alle zwei bis drei Tage wie vorgeschrieben das Futter. :thumbs_up:
    Gruß
    Arnd

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  • Hallo Ronny,
    ich hab deinen Bericht gelesen.
    Streptomycin gibts auch in Europa noch, als Normalsterblicher kommst du aber fast nicht mehr ran.


    Meiner Meinung nach machst du bei der Herstellung des Kufus einen Fehler, wenn ich deine Anleitung richtig verstanden habe.
    Du rührst dein Futterpulver in die heiße Flüssigkeit ( Wasser/Agar) ein.
    Ich bin kein Chemiker, aber ich habe gelesen, ich weiß nicht mehr wo, daß Vitamin C und andere Stoffe durch Hitze zerstört werden. Ich lasse mein Wasser/Agar Gemisch erst auf "handwarm" abkühlen und rühre das Pulver dann unter.
    Das Weizenkeimöl lasse ich ganz weg.
    Rudi.
    Ich mische aber auch kein Grünfutter mit rein. Vielleicht schimmelts deswegen bei dir so schnell.

  • dietmar.
    Kann schon sein.
    Aber die meisten meiner Sphingiden sind zumindest zu Beginn der Kufuaufnahme wohl etwas anspruchsvoller, als deine Arctiiden. Wenn da nicht eine größere Menge Blattpulver mitdabei ist, geht kaum was.
    Allerdings kommt das Blattpulver noch ins Wasser, wenn das gerade zum Kochen aufgehört hat. Das Wasser hat also noch eine ziemlich hohe Temperatur und kann noch so einige Keime abtöten. Aber sicher wohl nicht alle.
    Erst später, wenn das Kufu gut angenommen wurde, kann ich bei manchen Arten auf die Blattpulverzugabe verzichten.

  • Vielen Dank Schwammerl, :thumbs_up:


    das war ein Aspekt, der mich schon immer gewundert hat... in Original-Veröffentlichungen und diversen Anleitungen war immer von heiß einrühren die Rede. Aber gerade das Vitamin E ist ja sehr empfindlich. Sofern das Einrühren überhaupt funktioniert, ist Deine Variante hundertprozentig besser. Probier ich bei der nächsten Charge aus.


    Viele Grüße
    Ronny

  • @Arnd und Dietrich.


    Nochmal zum Thymol.
    Kann nun das Thymol in das Kufu direkt mit eingemischt werden, ohne dass die Raupen durch die Aufnahme des Thymols Schaden nehmen, oder reicht es eben das Thymol in den Raupenzuchtbehälter mit rein zu legen, um Schimmelbildung zu vermeiden?
    Dietrich, könntest du mal ein Foto von deinen Raupenzuchtbehältern machen? Mit Thymolausstattung? Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, auch wenn es wohl ganz simpel erscheint.


    Gruss.
    Rudi

  • Jetzt bin ich´s nochmal.
    Ich habe mich jetzt nochmal mit dem Rezept von Bergomaz beschäftigt und dabei wird ja auch Sorbinsäure verwendet.
    Sorbinsäure wird laut Wikipedia als E200 als Konservierungsmittel in der Lebensmittelindustrie eingesetzt.
    siehe hier : http://de.wikipedia.org/wiki/Sorbins%C3%A4ure


    Wenn also bei Wikipedia keine Unwahrheiten geschrieben werden, wäre Sorbinsäure zumindest aufgrund seiner antimikrobiellen Wirkung zu verwenden. Sollte nun Thymol als fungizide Komponente tauglich sein, könnte die Kombination der beiden Stoffe die Haltbarkeit des Kufu wohl verbessern.
    Kennt sich jemand so weit in der Chemie / Medizin aus, ob diese beiden Stoffe auch antibakteriel wirken und ob beide Stoffe mischbar sind, ohne "unerwünschte Reaktionen"? :nixweiss:


    Es wäre schön, wenn jemand helfen könnte.


    Rudi

  • :tschuldigung:
    Da sich die letzten zwei Wochen niemand auf die noch offenen Fragen gemeldet hat, starte ich einen letzten Versuch. Vielleicht gibt es ja jemanden unter unseren ACTIAS-Mitgliedern, der die von mir erhofften Infos erbringen kann?
    Da die Zuchtsaison 2010 in den Startschuhen steht, wäre jetzt die Möglichkeit, neue Kufu-Rezepte zu testen.


    Also, vielleicht erübrigt noch jemand die nötigen Minuten, um eine entsprechende Antwort zu verfassen.
    Wäre klasse!


    Schon mal Danke im Voraus.


    Rudi

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  • Hey Marc.


    Danke dir erstmal. Wenn sich weiter nichts ergibt, werde ich versuchebn, den Herren mal "auszukundschaften" :face_with_rolling_eyes:
    Aber ich gebe die Hoffenung nicht auf, noch andere Hilfe zu erfahren.
    Letztendlich geht es eigentlich um die Info zu den möglichen oben angesprochenen Inhaltsstoffen und deren zu erwartende Wirkungen. Und nicht unbedingt um die Info zu einem zweiten oder dritten Rezept, wobei das natürich auch nciht schlecht wäre.


    Servus.
    Rudi

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