Warum laufen die Raupen so viel?

  • Hallo Leute,
    zur Zeit züchte ich kleine Nachtpfauenaugen. Die Raupen sind in L4 und es gibt folgendes Problem. Die Tiere sitzen in einem Aerarium und fressen an Salweide. Nur bleiben sie nicht ruhig am Futter wie alle anderen Arten die ich zur Zeit züchte, sondern rennen durch den Zuchtbehälter. Ich setzte sie dann immer wieder zurück und dann fressen sie auch ganz gierig aber laufen danach direkt wieder vom Futter. Weil die da drin nicht selbst zurück ans Fressen finden habe ich sie jetzt in eine kleine Dose gesetzt, weil es langsam anfängt zu nerven die Tiere ständig ans Futter zurück zu setzen. Woran kann das liegen dass sie so unruhig sind und was kann ich da machen?
    Gruß, David

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  • Hallo,
    bei den z.Z.herrschenden Temperaturen,habe ich bei Freiland/Gewächshauszuchten und auch nachts
    auf Kopulationskäfige, sehr feuchte Trocken/Leinentücher hängen.
    Die dadurch entstehende Verdunstungskälte und leicht erhöte Luftfeuchtigkeit steigern das Wohlbefinden. :winking_face:

  • Ok danke für die Hinweise. Hier an der Nordsee ist es zwar nicht so warm, aber ich habe den Behälter jetzt mit einem nassen Lappen bedeckt. Das Futter sah zwar ganz gut aus, scheint aber doch recht trocken gewesen zu sein. Das frische saftige Futter gefällt ihnen scheinbar besser. Also sorge ich jetzt für hohe Luftfeuchtigkeit. Hoffentlich fühlen sie sich dann wieder wohl
    Gruß, David

  • Also sorge ich jetzt für hohe Luftfeuchtigkeit

    Das hat niemand empfohlen :grinning_squinting_face:


    HÖHERE Luftfeuchte ja. Hohe Luftfeuchte keinesfalls.


    Ein guter Wert, wenn der Zuchtbehälter an sich eine gute Luftzirkulation zulässt, wären so 50-70% unter Tags und in der Nacht 70-90%,
    Das ist aber nicht einfach zu arangieren.


    Ein guter "Dauerwert" liegt so bei 60%, zwischendurch mal ein bisschen höher bis 70%, nur mal so als grober Anhaltspunkt.


    Tiere die aus feuchtwarmen oder extrem trockenen Ecken der Welt kommen oder eben an ein entsprechendes Mikroklima angepasst sind, da sieht das dann schon wieder ganz anders aus.

    • Offizieller Beitrag

    Pass bloß mit der Luftfeuchte auf. Ich würde da gar nichts erhöhen. Saturnia pavonia ist relativ wärmeliebend und reagiert empfindlich auf höhere Luftfeuchte besonders in den späteren Stadien. Ich hab schon mehrere Zuchten in den Sand gesetzt, weil ich die Raupen zu lange in Dosen hatte. Das Ergebnis ist meist eine Infektion die schnell um sich greift und selbst wenn man die ersten Opfer hat meist nicht mehr rückgängig zu machen ist. Ich hab jetzt keine genauen Werte im Kopf, aber 70% scheint mir schon fast zu viel. Ich züchte diese Arten lieber in Gazekäfigen. Das Problem ist meines Erachtens das Futter. Salweide ist finde ich eines der blödesten Futterpflanzen überhaupt und für pavonia auch das was ich am wenigsten nehmen würde. Salweide vertrocknet super schnell und die Blätter sind oft schon sehr trocken auch wenn sie äußerlich noch gut aussehen. Ich persönlich finde Schlehe das optimale Futter für pavonia, eventuell auch andere Prunus-Arten. Ist für manche offenbar nicht so leicht zu bekommen, daher ist Brombeere noch eine Alternative die fast jeder zur Verfügung haben sollte.


    Grüße Dennis

  • Ok dann halte ich die Luftfeuchtigkeit doch nicht "hoch". Nächstes Jahr kann ich es mit einer anderen Pflanze versuchen, aber jetzt fressen sie ja schon Salweide und wechseln will ich die Pflanze nur ungern. Dann muss ich mir was einfallen lassen damit das Futter länger hält, aber die Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch ist. Funktioniert gewässertes Futter bei der Art?
    P.s Brennesseln sind noch schneller vertrocknet als Salweidenblätter :grinning_squinting_face:

  • Pass bloß mit der Luftfeuchte auf. Ich würde da gar nichts erhöhen. Saturnia pavonia ist relativ wärmeliebend und reagiert empfindlich auf höhere Luftfeuchte besonders in den späteren Stadien. Ich hab schon mehrere Zuchten in den Sand gesetzt, weil ich die Raupen zu lange in Dosen hatte. Das Ergebnis ist meist eine Infektion die schnell um sich greift und selbst wenn man die ersten Opfer hat meist nicht mehr rückgängig zu machen ist.

    Nu bin ich mal so frei und sag hier "Quatsch".


    Dennis, hier spricht niemand von Haltung in Dosen um die LF zu erhöhen. Da steht LF immer in Verbindung mit ausreichend Luftaustausch.
    Und nur weil die pavonia wärmeliebend ist, heißt das nicht, dass sie auf Sahara-Klima steht :grinning_squinting_face:


    Fast egal wie trocken die einzelnen Biotope in der Regel am Naturstandort sind, spätestens in der Nacht, einhergehend mit der Temperaturabsenkung steigt die LF auf Werte von 70-100%, je nach Bewuchs und zB vorherige Niederschläge, Grundwasserstand etc.
    Wenn eine Zucht in einer Dose kollabiert hat das eher mit Sauerstoffmangel plus Schimmel in Verbindung mit der aufgrund von fehlendem Luftaustausch höheren LF zu tun. Aber die LF ist dabei eher eine "nebensächliche" Begleiterscheinung des ungenügenden Luftaustausches und gibt den Tieren zum Ende hin vielleicht den Rest, da sie das Wachstum von Pilzen etc. beschleunigt.


    Wenn du in einem luftigen Behälter Zuchtbedingungen schaffen kannst, die unter Tags eine LF von 50-70% und Temperaturen von 25°C und Nachts dann 70-90% LF bei 20°C erreicht, verspreche ich dir kannst du die Hälfte der heimischen Lepidopterenfauna ohne große Verluste züchten.
    Oder 2-3 Arten weniger :winking_face:


    Bei Salweide als Futter für pavonia geb ich dir allerdings recht. :grinning_squinting_face:

  • Ich habe pavonias zweimal komplett verlustfrei im Terrarium mit Brombeere gehalten. Jeweils 30 Raupen, denke ich, sodass die LF aufgrund der Futterpflanzenmenge sicher nicht ganz ohne war. So unterschiedlich können Erfahrungen sein. (Dafür scheinen die Lindenschwärmer nur bis zu L3 geschlossene Behältnisse zu vertragen; wenn man sie danach nicht rausholt ...)

    • Offizieller Beitrag

    Dennis, hier spricht niemand von Haltung in Dosen um die LF zu erhöhen

    habe ich sie jetzt in eine kleine Dose gesetzt

    Das hatte ich mehr deswegen gemeint.

    Wenn eine Zucht in einer Dose kollabiert hat das eher mit Sauerstoffmangel plus Schimmel in Verbindung mit der aufgrund von fehlendem Luftaustausch höheren LF zu tun.

    Das ist nicht direkt das Thema, aber ich muss jetzt irgendwie drauf einsteigen: Sauerstoffmangel ist glaube ich selten ein Problem. Der Sauerstoffverbrauch der Raupen ist verschwindend gering, außerdem schließt keine Dose so dicht, plus man sollte die Dosen sowieso beim Futterwechsel oder noch öfter lüften. Schimmel sollte bei ausreichendem Futterwechsel und Reinigung auch kein Problem sein. Ich sehe eher umgekehrt, dass die höhere LF Schimmel und Krankheiten vorschub leistet. Beides wächst nunmal bei warm-feuchter Umgebung am besten. Das muss aber nicht bei jeder Art dieselben Konsequenzen haben. Vorrausgesetzt man verhindert Schimmelbildung kann die hohe Luftfeuchte auch gut sein.

    Aber die LF ist dabei eher eine "nebensächliche" Begleiterscheinung des ungenügenden Luftaustausches

    Sicher ist das die Begleiterscheinung, aber nebensächlich finde ich sie nicht. Im Gegenteil, ich sehe es andersherum der fehlende Luftaustausch ist die Ursache, die hohe LF das Problem. Natürlich wirkt sich die Luftfeuchte mit stehender Luft ganz anders aus, Stichwort Staunässe.

    Wenn du in einem luftigen Behälter Zuchtbedingungen schaffen kannst, die unter Tags eine LF von 50-70% und Temperaturen von 25°C und Nachts dann 70-90% LF bei 20°C erreicht, verspreche ich dir kannst du die Hälfte der heimischen Lepidopterenfauna ohne große Verluste züchten.

    Da stimme ich ja voll zu. Ich frage mich nur, ob diese Werte zumindest die für tagsüber nicht so oder so in einem Gazekäfig erreicht werden und ob da noch groß was getan werden muss, um diese zu erreichen. Nachtabsenkung wäre sicher ideal, aber eben nicht ganz so leicht zu erreichen es sei denn man stellt sie raus. Ich persönlich denke halt, dass ein anderes Futter das Problem einfacher lösen würde, als die Luftfeuchte tagesabhängig einzustellen, aber das funktioniert sicher auch.

    ...jetzt fressen sie ja schon Salweide und wechseln will ich die Pflanze nur ungern

    Da weiß ich nicht warum. Eine Umstellung ist bei pavonia kein Problem oder hat da wer andere Erfahrungen?

    Funktioniert gewässertes Futter bei der Art?

    Bei mir problemlos. Ich weiß auch nicht wie man Futter wie Salweide in einem Gazekäfig anders frischhält. Ansonsten ist das Futter binnen Stunden vertrocknet.

    P.s Brennesseln sind noch schneller vertrocknet als Salweidenblätter

    Kein Problem. Brennnesseln fressen die auch gar nicht :grinning_squinting_face:


    Grüße Dennis

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  • Das sie keine Brennesseln fressen weiß ich wohl. Bei Nesselfalterzuchten war das oft schwierig Brennessel frisch zu halten deshalb habe ich das geschrieben. Wenn es kein Problem ist kann ich noch auf Brombeere umsteigen. Die Dose von der ich sprach ist im übrigen nicht dicht, sondern mit Gaze im Deckel ausgestattet. Komplett abgeschlossene Dosen benutze ich ungern.
    Gruß, David

  • Moin David,


    ist doch ganz easy - frische Brombeere geschnitten (am besten früh morgens), mit einem scharfem
    Messer frisch schräg angeschnitten, mehrere Stiele mit Bindfaden o.ä. zusammenbiden, in eine Vase,
    große Flasche oder Glas stecken, abdichten (Alufolie eignet sich ganz gut), Viecher ransetzen und fertig ist der Lack.


    Ich persönlich habe S. pavonia Eier/Raupen ausschließlich an Calluna gefunden.
    In den Mooren fressen bei uns, bevor die Calluna austreibt sogar an den kleinen Birkensämlingen.

  • Das sie keine Brennesseln fressen weiß ich wohl. Bei Nesselfalterzuchten war das oft schwierig Brennessel frisch zu halten deshalb habe ich das geschrieben. Wenn es kein Problem ist kann ich noch auf Brombeere umsteigen. Die Dose von der ich sprach ist im übrigen nicht dicht, sondern mit Gaze im Deckel ausgestattet. Komplett abgeschlossene Dosen benutze ich ungern.
    Gruß, David

    Die Erfahrung habe ich nicht gemacht. Ich habe kleiner Fuchs, admiral, C-Falter, tagpfauenauge alle mit gewässertem Futter in einem luftigen Gaze Käfig großgezogen, so bleibt die Nessel lange frisch, war nie ein Problem.

  • Zum Bewässern noch zwei Methoden, die funktionieren:


    1) ein Glas mit Schraubdeckel (da kann man ja passende Größen auswählen), Löcher in den Deckel schlagen (dazu eignen sich Hammer und Schraubenzieher oder etwas ähnliches), Wasser ins Glas füllen und die Stängel der Pflanzen durch die Löcher ins Wasser stellen. Wenn die Löcher etwa so groß sind wie die Stängel ist es ideal. Auf diese Weise hat man eine Vase, wo man leicht das Wasser austauschen kann und in der die Raupen nicht ertrinken können.


    2) ein größeres Stück Blumensteckschwamm kaufen; davon ein passendes Stück abschneiden, auf Wasser legen, bis es eingesunken ist (nicht untertauchen, dabei bleibt Luft im Schwamm!), kurz abtropfen lassen, im Zuchtgefäß auf eine Unterlage legen, die dem Schwamm nicht das Wasser entzieht und die Pflanzen hineinstecken. Bei Normaltemperaturen halten z.B. Bre(nn)(n)esseln so fast eine Woche durch.

  • 1) Bei der Methode mit den Einmachgläsern oder allgemeine Gläser Mit Schraubdeckel: wenn ich viele Zweige benutze, mache ich meistens ein größeres Loch in der Mitte des Deckels. Ich Bündel die Zweige und umwickel diese mit Schaumstoff (dehnt sich gut aus) neuerdings nehme ich einfach Küchenkrepp. Somit kommt kein Kot ins Wasser. Zewa und Schaumstoff sollte kein Kontakt mit dem Wasser bekommen.

  • Danke für die Tipps, wenn ich die Tiere wieder in einen größeren Behälter setze, setze ich sie an gewässerte Brombeere, denn allem Anschein nach fressen die Raupen Brombeere viel lieber als Salweide. Sie sind an das neue Futter gegangen als wär nichts und fressen jetzt allesamt nur Brombeere obwohl ich ihnen immer noch Salweide anbiete. Die kann ich dann ja ab jetzt weglassen.
    Gruß, David

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  • Ja, Weidenzweige (Silber-,Sal- und Grauweide) halten sich nicht wirklich frisch in Vasen, aus irgendeinem Grund vertrocknen die Blätter trotzdem ziemlich schnell. Sie können dafür Wasser schnell über die Blätter aufsaugen (Blatthaare) - einfach mal einen Zweig unter die Dusche halten und 10 min warten, dann sind die Blätter äußerlich schon wieder trocken!


    Kleine Nachtpfauenaugen hatte ich die letzten zwei Jahre auch und habe sie immer mit Schlehe oder Zwetschge gefüttert. Das mögen sie gerne und beides hält sich in Wasser stehend lange frisch.


    Und dann gibt's noch den Kühlschrank. Aber habt ihr schonmal Raupen kotzen sehen?? Ich bisher noch nie, aber bei meiner letzten Kl. Nachtpfauenaugenraupe ist es passiert... Als ich sie Mitte Juni auf einer Wiese gefunden hatte, hatte ich zu Hause nur Brombeerblätter, die ein paar Tage in einem Glas im Kühlschrank gestanden hatten. Davon habe ich ihr eins gegeben. Während Schwammspinner gut mit den Blättern klar kamen, die Nachtpfauenaugenraupe lag am nächsten Morgen in brauner Flüssigkeit, die sie ausgespien hatte. Ich habe sie gewaschen, auf Krepp gelegt und als sie einigermaßen trocken war, in ein neues Glas gelegt, das mit Krepp ausgelegt war und einen frischen Schlehenzweig hineingetan. So lag sie zwei Tage und hat sich kaum gerührt. Ich habe damit gerechnet, dass sie stirbt, weil Raupen so was normalerwiese nicht überstehen. Aber nach den zwei Tagen hat sie tatsächlich wieder angefangen zu fressen und ist nun ganz normal dabei, sich zu verpuppen... Also offenbar war es keine Virus-Infektion.

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