Kiefernschwaermer

  • Hallo Leute!


    Hat es schon mal jemand geschafft in der Zucht (ausser E.p.) Sphinx pinastri in FREILANDGROESSE herauszubringen?
    Wenn ja, dann ist die Frage natürlich WIE.


    Ich habe in den Jahren endlos mit den Tieren experimentiert, und das Beste was
    mir je gelang war eine Zucht auf Lärche bei der die Weibchen die Groesse von FreilandMAENNCHEN erreichten, die Zucht -Männchen waren entsprechend kleiner.
    Auch gelegentlich große gefundene Freilandraupen lieferten stets Falter welche von den schönen großen Tieren vom Licht noch um Längen entfernt waren.


    Vor Jahren wurden hier mal Freilandpuppen aus Monitoring Projekten angeboten, das sind bis heute meine Einzigsten guten Zuchtfalter... Und ärgere mich bis heute nicht mehr davon genommen zu haben ...


    Kennt jemand von unseren Schwärmerexperten einen Ausweg aus dem Dilemma???

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  • Hallo Andreas,


    dasselbe Problem hatte ich 2mal mit Samia cynthia walkeri.
    Freilandpuppen im Herbst gesammelt in der Umgebung Trient. Nach der Überwinterung sehr große Falter und eine problemlose Paarung.
    Die Nachzucht mit Linde ergab nur kleinere Falter, ca. 1 Drittel kleiner. Entweder war die Ursache Linde statt dem Originalfutter Götterbaum oder die Treibzucht im
    Zimmer ohne Tag/Nachtabsenkung der Temperatur wie im Freien. Man kann hier aber nur spekulieren.


    Die gleiche Beobachtung machte ich auch mit dem Pappelschwärmer/Laothoe populi. Die Eier stammten hier von einem Freilandweibchen.


    Werner

  • Hi Werner!


    Das mit dem Pappelschwärmer war zwar bedauerlich, aber eher die Ausnahme. Bei guter Fütterung
    habe ich schon riesige Falter im Puppenkasten gehabt. Das ist also kein zwangsläufig-notorisches Problem.


    Beim Kiefernschwärmer kannst Du Dir noch so viel Mühe geben und das beste Futter verheizen, es führt irgendwie kein einziger Weg zu original grossen Zuchtfaltern - beim Füttern sich selber auf den Kopf stellen, Männchen machen und dabei dreimal "Kikeriki" brüllen eingeschlossen.


    Würde der Kollege von damals wieder Monitoring-Puppen anbieten würde ich sofort zuschlagen...Ich habe ihn auch schon mal darauf angesprochen, allerdings bisher ohne Erfolg.


    Ersatzweise hätte ich mir nun gedacht das die "hauptamtlichen" Schwärmerleute dank ihrer langjährigen Erfahrungen wissen wie man das Problem züchterisch meistern kann, ohne jedesmal nutzlose "graue Taubenschwänzchen" zu erzeugen....

  • Moin,


    und, schon ruhiger geworden? :grinning_face_with_smiling_eyes:



    Mein Tipp lautet bis L4 in geringer Zahl auf der getopften Larix decidua oder auch mal Picea omorika (keine Picea abies) testen.
    Abies sp. hab ich als Futter noch nie getestet, aber könnte ähnlich gut laufen, vor allem die fetten Nadeln von Abies nordmanniana.


    Dann Wechsel auf Schnittfutter und möglichst wieder auf Larix.
    Wenn du beste Qualität von Pinus sylvesteris hast und das sind Äste von wuchsstarken jungen Bäumen mit 3-6 Meter Höhe, deren Seitenäste noch leicht schräg nach oben wachsen und richtig fette Nadeln haben, wäre auch das eine Option ab L5.
    Dünnadelige Jungpflanzen oder Äste von Altbäumen sind da eher weniger geeignet.


    Und die gesamte Zucht im Freiland, bei normalen Tag-/Nachtrhytmus, so dass die Entwicklung 5-7 Wochen dauert und die Raupe genug Zeit hat richtig fett zu werden.


    Und weiter ganz wichtig: nur ganz wenige Tiere je Zuchtgefäß. Pinastri reagiert wie zB nerii mit kleineren Tieren bei zu dichtem Besatz.
    Was "zu dicht" ist, hängt natürlich vom verwendeten Zuchtbehälter oder getopfter Pflanze ab.


    Oder du hast die Möglichkeit die Tiere ab L2 in geringer Stückzahl im Freiland an einer guten Pflanze auszubinden.


    Das alles wäre einen Versuch wert. Hab aber schon lange keine pinastri mehr gezogen; das war ne Zucht in meinen Anfangsjahren.
    Die größten Raupen die ich bisher von pinastri sah, waren in Schweden auf Jungbäumen von Pinus sylvestris (3-6 Meter hoch).



    Rudi

  • Die größten Raupen die ich bisher von pinastri sah, waren in Schweden auf Jungbäumen von Pinus sylvestris (3-6 Meter hoch).

    6m hohe Raupen? Wow! :-)))


    Ich denke, der Schlüssel liegt tatsächlich im geringen Besatz der Zuchtbehälter. Ich habe dazu auch eine Theorie, nach der enge Gesellschaft mit Stress einhergeht, einerseits durch dauernde gegenseitige Störung, was dazu führt, dass die Raupen unruhig werden und dann das tun, was sie am beste können: fressen. Zum anderen führt die Gegenwart anderer Raupen zum Signal, dass möglicherweise nicht genug Futter zur Verfügung steht, was wiederum zu nervösem Fressen veranlasst. Beides führt zu erhöhtem Metabolismus und frühzeitger Verpuppung. Das geht so weit, dass z.B. A. atropos eine Häutung weniger durchmacht (ist dann etwa so groß wie eine Freiland ligustri-Raupe bei Verpuppung). Genau einmal habe ich eine Eizucht erlebt, bei der die atropos Raupe die letzte Häutung vollzogen hat.
    Auch denke ich, die Qualität des Futters spielt eine Rolle. Dabei meine ich nicht die besonders grünen, tollen, saftigen Blätter. Evtl. schmecken den Raupen besser Blätter von verkrüppelten, kleinen Bäumen, deren Pflanzen nicht in der Lage sind, eigene Abwehrstoffe gegen Raupen in größerer Menge zu produzieren (Welche? Bittterstoffe?)


    Bei S. pavonia habe ich zusätzlich die Erfahrung gemacht, dass sich bei hohem Besatz vermehrt überliegende Puppen entwickeln.
    Ich kann das nicht beweisen, aber ich halte beide Mechanismen evolutionsbedingt für "zweckmäßig" im Sinne der Arterhaltung und deshalb nicht für zufällig. Zu große Populationen fallen in sich zusammen wegen Verbreitung von Krankheiten, tatsächlichem Futtermangel, etc..
    Auffällig ist dann nämlich wieder z.B., dass Nachzügler, deren Raupen später geschlüpft sind, zunächst länger brauchen und auch vereinzelt werden müssen, um nicht zertrampelt zu werden. Wenn sich alle anderen dann verpuppt haben, entwickeln sich die einzelnen Raupen dann prächtig. Das fiel mir mal besonders bei einer Zucht von A. yamamai auf, wo am Ende eine Raupe übrig war, aus der sich ein riesiges Männchen entwickelte, das größer war als alle Weibchen zuvor. Dummerweise hatte das dann keine Möglichkeit mehr, sich fortzupflanzen, weil die anderen schon längst geschlüpft und weg waren.
    Die Genetik (große Elterntiere = große Folgegeneration) spielt aus meiner Sicht eher eine untergeordnete Rolle.

  • was nicht in die Theorie passt :


    Ich fand einmal zwei fast erwachsene pinastri Raupen beim Köder ausbringen.
    Von dichtem Besatz kann also keine Rede sein, und nach zwei Tagen waren beide Verpuppungsreif...
    Auch diese Raupen ergaben nicht annähernd normal große Falter.. .
    Die dort zumindest damals am Licht sehr häufigen Tiere waren locker 1/3 groesser..


    Und wie erwähnt brachte auch der Versuch mit Lärche keinen wirklichen Erfolg... Und ein hochwertigeres, enegiereicheres und mit geringerem Kraftaufwand fressbares Futter kann ich mir nicht vorstellen.


    Im Freiland fressen sie die harten, ziemlich trockenen Kiefernnadeln und werden damit dubioserweise riesengroß .
    In der Zucht damit gefütterte pinastri sind tatsächlich nicht viel größer als Taubenschwaenzchen...
    Was um alles in der Welt stimmt hier nicht?

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  • In der Zucht damit gefütterte pinastri sind tatsächlich nicht viel größer als Taubenschwaenzchen...
    Was um alles in der Welt stimmt hier nicht?

    Ganz einfach: das Ausgangsmaterial. Kiefernschwärmer die auf Gallium verum fressen werden nicht größer. :kissing_face:


    Rudi


    Edit: oder deine stellatarum sind größer als alle, die ich vorher sah. :grinning_squinting_face:

  • die Steigerung von Fütterung mit Kiefer (Falter bessere Stellatarum) und Fütterung mit Lärche (immerhin 75, 80% Freilandgroesse) war doch so deutlich das ich das durchaus für eine Aussage halte. Nur sehe ich dazu keine weitere Steigerungsmoeglichkeit... Gut, man könnte noch die ebenfalls sehr zarte Weymoutskiefer testen, und die Zweige in Zuckerwasser stellen zwecks zusätzlicher Energiezufuhr, aber ob das die Zunge an der Waage ist?
    Nahezu alle Schwärmerarten Leben einzeln.
    Früher wo fast alle Arten häufiger waren, haben wir ocellata, populi, euphorbiae und co oft Dutzendweise in Brötchentueten mit nach Hause geschleppt ohne das die Falter kleiner wurden.
    Was könnte denn bei pinastri anders sein?
    Und warum sollte eine Art die oft in den Kiefernkronen lebt und dort regelmäßig per Windkraft durchgeschüttelt wird den Heimtransport so wahnsinnig übel nehmen?


    Ich will das bisher gesagte nicht anzweifeln, aber egal wie man es dreht findet sich keine Erklärung ohne nicht ganz unlogische Gegenargumente...


    Vielleicht sollte ich selbst mal eine Umschulung zum Kiefernschwaermer machen... Aber dann unterliegen meine Erkenntnisse mit Sicherheit der betrieblichen Geheimhaltung...

  • die Zweige in Zuckerwasser stellen zwecks zusätzlicher Energiezufuhr

    Ich bin mir nicht sicher, ob dies funktionieren würde, da der Wasserfluss gemäss Theorie der Osmose in umgekehrter Richtung stattfinden und somit das Wasser aus der Pflanze gesogen würde. Das Wasser würde somit die Zweige aufgrund der höheren Zuckerkonzentration im Einstellwasser verlassen.

  • Ich bin mir nicht sicher, ob dies funktionieren würde, da der Wasserfluss gemäss Theorie der Osmose in umgekehrter Richtung stattfinden und somit das Wasser aus der Pflanze gesogen würde. Das Wasser würde somit die Zweige aufgrund der höheren Zuckerkonzentration im Einstellwasser verlassen.

    Wenn das so wäre, wäre es nicht wirklich sinnvoll - Zucker ins Blumenwasser zu geben. Nach der Theorie sollten sie dann ja schneller eingehn!

    • Offizieller Beitrag

    Ich hab absolut keine Ahnung wo diese Diskussion hier hinführt und worauf ihr hinauswollt, aber zu den Pflanzen im Zuckerwasser: Der Zuckertransport in Pflanzen funktioniert nach dem source-sink Prinzip und nicht wie der Wassertransport an einem Potentialgradienten. Insofern sollte der Zucker tatsächlich in die Pflanze transportiert werden sofern sie welchen benötigt. Ob Wasser osmotisch rausgezogen wird ist eine andere Frage. Das könnte schon passieren, wenn du absurd viel Zucker ins Wasser schüttest. Da der Wassertransport aber hauptsächlich durch das niedrigere Wasserpotential in den Blättern und nicht osmotisch aufrechterhalten wird, könnte ich mir vorstellen, dass diese Kraft sogar größer ist als die osmotische (wenn wir mal davon ausgehen, dass wir keine gesättigte Zuckerlösung hergestellt haben und ich wüsste nicht warum wir das hätten tun sollen). Wie auch immer. Ich hoffe du hast Glucose benutzt, weil mit Haushaltszucker sollte die Pflanze nicht viel anfangen können. Ob das jetzt die Lebensdauer so maßgeblich verlängert ist fraglich, manche Leute scheinen mit ihren Schnittblumen drauf zu schwören... ich würde behaupten bevor der Pflanze der Zucker ausgeht vertrocknet sie eher.


    Grüße Dennis

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    • Offizieller Beitrag

    So viel hab ich verstanden, aber nicht warum, was daran so wichtig ist und wo das Problem ist. Meine Kiefernschwärmer waren für meine Begriffe immer ziemlich normal groß und ich hab absolut nichts tolles gemacht. Käfig auf, Kiefer rein, Raupen drauf, fertig. Entweder ich hab keine Fähigkeit Größe zu schätzen oder ich versteh was nicht. Egal. Ich halte mich da besser raus.

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