11. März 2010 um 01:12 - Beitrag: Thailand - ein entomologischer Reisebericht / Teil 4, Thema: Reisen
Den letzten Tag im Kao Yai wollte ich dazu nutzen, auf eigene Faust los zu ziehen. Da ich es unpassend fand, mit einem Roller im Nationalpark unterwegs zu sein, war das naheliegendste Vehikel ein Fahrrad. Am Tag zuvor hatte ich mich schon mal vorsorglich erkundigt, ob ich Fahrräder auch im Nationalpark ausleihen könnte und zu welchen Konditionen. Was alles annehmbar war und und zum Nationalparkzentrum würden mich die Guides von der Greenleave-Lodge bringen, zusammen mit der nächsten Gruppe Dschungelbackpacker. Dass der Tag nicht einfach würde, war klar: vom Wetter her war alles möglich. Temperaturen bis 30°C, sintflutartige Regenfälle und entsprechende Abkühlung, etc.
„Meine“ Guides vom Vortag schüttelten nur ein bisschen den Kopf, aber ansonsten hatten sie sich mit meiner etwas verrückteren Einstellung arangiert und die neuen Backpacker waren sich so gar nicht im Klaren mit mir, der da mit ihnen ein paar Kilometer auf´m Pickup mit fahren wollte.
Nach einem ausgiebigen Thaifrühstück, bestehend aus Kaffee, einem Teller gebratener Nudeln mit Chicken und viel Knoblauch und noch mehr Chilli, konnte der Tag beginnen.
Am Kontrollpunkt zum Nationalpark bekamen unsere Guides von einem Parkwächter einen Sack überreicht, der dann unter meinen Füßen landen sollte (ich saß immer hinten, um besser fotografieren zu können), aber nicht ohne zuvor für etwas Spaß zu sorgen. Unser jüngerer Guide meinte: „Hey Rudi, touch this bag and say what is inside!“ mit einem riesen Grinsen im Gesicht. Bei diesem Grinsen läuteten bei mir sämtlich Alarmglocken und da ich meinen ersten Gedanken nicht wahr haben wollte, meinte ich nur vorsichtig „Apples for the elephants?“
Darauf lachte er noch mehr, schleuderte den Sack unter meine Füße, kam hinten auf den Pickup und meinte „Touch it!“.Na gut, dann tue ich ihm halt den Gefallen und 'touch' halt den Sack mal an. Und obwohl ich eigentlich gewarnt war, zuckte ich schon gewaltig zurück, als es sich im Sack auch gewaltig bewegte. Meine Touristen-Kollegen schauten mich mit großen Augen an, ich dachte mir nur 'oh Gott, worauf habe ich da meine Beine stehen? Und unser Guide, das Schlitzohr lachte nur laut: „A snake! Is it a problem for you, Rudi?“
Na klar war das im ersten Moment ein Problem für mich, wusste ich doch nicht was für ein Vieh da im Kartoffelsack war. Es hatte aber auch was Gutes: ich hatte ganz plötzlich genug Platz um mich herum: meine Mitfahrer waren irgendwie auf Abstand zu mir gegangen, obwohl der Pickup voll besetzt war. Nun, in der Not rückt man halt zusammen.
Unser Guide meinte noch, wir würden die Schlange im Park wieder aussetzen und die Fahrt begann. Kurze Zeit später der nächste Halt: mein Schlangen-Guide hatte heute seinen Tag und eine weitere Baumschlange am Straßenrand entdeckt:
Einige Kilometer weiter waren wir wieder bei der Gibbon-Ecke angekommen, wo wir 'unsere' Schlange freilassen wollten. Wir gingen gut 30 Meter in den Wald und auf einer kleinen Lichtung im Dämmerlicht des Regenwaldes leerte er den Inhalt des Sacks ins modrige Laub, nicht ohne uns zuvor aufgefordert zu haben, etwas zurück zu treten.
Ich war gelinde gesagt schon ein bisschen erstaunt, als ich sah, worauf die letzten 15 Minuten meine Füße geruht hatten. Im Nachhinein tat es mir fast Leid, aber sie machte den Eindruck, alles gut überstanden zu haben. Sie wurde am Abend zuvor in einem Feld außerhalb des Nationalparks von Bauern gefunden und den Parkwächtern übergeben.
Fand ich gut, dass hier nicht gleich alle Schlangen sinnlos um die Ecke gebracht wurden.
Danach gings weiter zum Nationalpark-Infozentrum, wo ich mein Fahrrad mieten wollte und meine Kollegen ihr obligatorische Einführung bekommen sollten, so wie ich am Tag zuvor.
Das Rad, das ich erhielt, war einigermaßen in Ordnung. Die Bremsen funktionierten, die Lager dagegen teilweise durchgetreten: also alles bestens für eine Dschungeltagestour! [Blockierte Grafik: http://www.smilies.4-user.de/include/Sport/smilie_sp_337.gif]
Da ich nicht vor hatte irgendwo querfeldein zu fahren, sondern nur auf den Hauptwegen- bzw. -straßen zu fahren, ging das so in Ordnung. Viel Verkehr hatte ich nicht zu erwarten.
Zu erst führte mich mein Weg zurück an der Hauptstraße entlang zu einer Schlammsuhle für die Elefanten. Vom Auto aus hatte ich auch noch Elefantenkot an der Suhle gesehen und so erwartete ich doch ein paar Schmetterlinge dort vor zu finden.
Und ich wurde nicht enttäuscht:
Sehr auffällig am Straßenrand war auch diese Pflanze mit ihren schönen rosanen Blüten. In Europa würde ich eine Viburnum- Art vermuten, aber hier in Thailand? Wenn jemand den Namen kennt, dann bitte melden!
Bestimmung durch Sascha und Erwin: Melastoma malabaththricum
Diese Pflanze schien auch für Schmetterlinge recht attraktiv. Kot auf den Blättern und Fraßspuren, irgendwo muss der Verursacher sein!?
Ach ja, hier also!
Oder hier im Astwerk
und keine 10 Meter weiter vom Fahrrad aus gesehen:
Wenn das so weiter geht, auf´s Fahrrad rauf, Bergan antreten, nach 5 Metern bremsen, ach da war doch nichts, oder etwa doch? Nein, Fehlalarm! Aber nein dort!!!
Die habe ich dann natürlich eingesackt, denn mit 5 Stück kann man mit etwas Glück schon weiter züchten. Leider stellten sie nach zwei Tagen das Fressen ein und machten keinerlei anstalten sich zu verpuppen. Zwei Raupen starben, zwei waren parasitiert und eine verpuppte sich später in Deutschland doch noch, aber leider zum Krüppel.
Aber nun weiter die Straße entlang:
Da, da war doch schon wieder was, irgendwas glitzerte da in der Sonne auf der anderen Seite der Straße! Ran ans Gebüsch und nachgeschaut und ah ja:
Aber die konnte doch nicht so geglitzert haben, dachte ich mir! Was war das nur?
Da bemerkte ich links aus den Augenwinkeln wieder dieses Glitzern, ganz nah und kennt ihr das, wenn ihr denkt „jetzt nur keine überhasteten Bewegungen“?
So gings mir gerade, als keine 20 cm vom Gesicht entfernt diese Süße im Netz saß:
Ich kannte diese Spinnen von meinen vorherigen Urlauben in Asien, aber so nah wollte ich ihnen eigentlich nicht freiwillig kommen.
Als der erste Schrecken vorbei und die Fotos im Kasten waren, gings weiter.
Und am Straßenrand gab´s immer was zu entdecken:
und der dazu gehörige Gegenspieler?
Hier ein von einer Dasychira-Specis kahlgefressener Baum. Leider waren die Imagos schon alle geschlüpft, die restlichen Puppen voller Maden und die letzte Raupe für eine Zucht nicht ausreichend. Die hätten mich wahrlich gereizt zu züchten. Schade!
So war es langsam Mittag geworden. Zeit um etwas zu essen und die Wasservorräte aufzufüllen.
Beim Infozentrum gibt es einige Essensstände, die Schmackhaftes anbieten. Auch wenn es manchmal nicht zu vertrauenerweckend aussieht, bin ich noch nie mit einem Essen in Thailand herein gefallen.
Ende Teil 4