Zuchtbericht Ichneumon xanthorius Förster ex Noctua comes Hübner

  • Zuchtbericht Ichneumon xanthorius Förster ex Noctua comes Hübner


    Am 24.IV.23 fand ich im Volkspark Jungfernheide mehrere ausgewachsene Raupen von Noctua comes Hübner (Bestimmung hier im Forum Raupe auf Labkraut - Schmetterlinge bestimmen - ACTIAS). Die Verpuppung erfolgte in den darauffolgenden Tagen.


    1 ♀ von Ichneumon xanthorius Förster, gefangen am 30.IV.23 im Volkspark Jungfernheide, Berlin, zeigt erst kein Interesse an den Puppen. Es wird dann mehrere Tage in dem Behälter mit zwei Puppen (in Streu) belassen. Dabei erfolgt die Eiablage wohl zwischen dem 1. und 5. V.

    Am 4.VI. und 5.VI. schlüpft jeweils ein ♂.




    1 ♀, gefangen am 14.V.23 im Volkspark Jungfernheide sticht am 14.V. und 15.V. zwei mal die gleiche Puppe von N.comes an (Foto). Das Tier wird am 19.V. am Fundort wieder freigelassen.



    Schlupf eines ♀ am 17.VI.2023




    Des Weiteren Schlupf eines ♀ am 5.VI.23 aus einer Puppe von N.pronuba (?) gefunden in Berlin. Die Puppe wurde dem ♀ (leg VP Jungfernheide 30.IV.) vorgestellt, der Anstich konnte aber nicht beobachtet werden.

  • ANZEIGE
  • Hallo Chris,

    vielen Dank für das feedback. Die Ichneumonidae sind mit wahrscheinlich weit über 3000 westpaläarktischen Arten eine sehr große und sehr diverse Gruppe, was Morphologie und Biologie angeht. Daher sind bei vielen Arten die Wirtsbeziehungen recht gut erforscht, bei vielen anderen völlig unbekannt. Hinz z.B. hat Jahrzehnte der Zucht von Ichneumoninen gewidmet und konnte auf diese Weise viele taxonomische Probleme klären (z.B. die Zuordnung der oft kaum bestimmbaren Männchen zu ihren Weibchen in der Gattung Ichneumon). Er weist auch darauf hin, dass die Hauptschwierigkeit dabei ist, Wirt und Parasitoid zeitgleich verfügbar zu haben. Abgesehen davon, dass man vielen Arten sowieso nur zufällig und mit viel Glück begegnet (da Ichneumoniden meist sehr versteckt leben, dazu sehr scheu und sehr schnell sind), muss man sich also in den Gruppen der Wirtstiere (meist Lepidoptera, Symphita, Araneae, Diptera, Hymenoptera) möglichst auch auskennen....

    Nach Anfängen mit anderen Hautflüglern (alles ausser Apidae), beschäftige ich mich nun seit knapp fünf Jahren ausschliesslich mit den Ichneumonidae (auch Braconidae, aber eher am Rande). Letztes Jahr habe ich mit Zuchtversuchen an Pieris brassicae-Puppen begonnen und konnte mehrere Pimplinae-Arten (idiobionte Endoparasitoide) bei der Eiablage beobachten und erfolgreich ziehen. Mit koinobionten Parasitoiden ist es noch viel schwieriger zu Ergebnissen zu kommen, da der Wirt oft am Anfang der Entwicklung parasitiert wird (wie bei der bekannten Brackwespe Cotesia glomerata, die die Jungraupen nur so lange ansticht, wie sie noch keine pflanzliche Nahrung zu sich nehmen.)

    I.xanthorius ist meine erste erfolgreiche Ichneumoninen-Zucht.

    Viele Grüße,

    Martin

  • Ja, ich denke schwierige Zuchten sind von einem alleine kaum zu stemmen; da ist sicher hilfreich wenn mehrere Entomologen zusammenarbeiten. Ich werde weiter versuchen über die Börse des Forums Wirtsarten zu bekommen und freue mich natürlich sehr über jede Hilfe, welcher Art auch immer.


    Gezogene Parasitoide sind für mich natürlich auch immer interessant - besonders wenn die Wirtsart bekannt ist. Wenn solche bei Euren Aufzuchten anfallen sollten, bitte melden! Ich nehme alle Ichneumonoidea (kann sie auch nach der Bestimmung zurückgeben, falls Ihr sie in der Sammlung behalten wollt). Chalcidoidea und Raupenfliegen brauche ich nicht.


    LG Martin

  • Hallo Martin,

    ich weiß nicht, ob meine kurze Mitteilung in diesem Zusammenhang für dich interessant ist. Ich habe vor einigen Jahren Pimpla turionellae in großen Mengen völlig problemlos in Puppen der Wachsmotte (Galleria melonellae) gezogen. Mich hat hier allerdings nicht die Zucht sondern die Embryonalentwicklung von Pimpla interessiert. Wachsmotten sind sehr einfach an alten Bienenwaben zu halten. Vielleicht sind Wachsmotten eine Alternative auch für andere Ichneumoniden. Klicke doch mal: Gerhard Fleischmann ResearchGate. Du findest das dort ziemlich unten.

    Viele Grüße

    Gerhard

  • ANZEIGE
  • Lieber Gerhard,

    Vielen Dank für den Beitrag, das ist ja interessant. Wie kamst du dazu, die Embryonalentwicklung bei genau dieser Art zu untersuchen? Nach deinen anderen Forschungen zu schließen bist du ja kein Hymenopterologe....?


    Laut meinem Stand am Literatur gibt es nicht sehr viele Ichneumoniden die die Wachsmotte parasitieren (unter den Pimplinen nur Pimpla turionellae, aber ich könnte mir vorstellen, daß es auch mit anderen Arten geht).

    Bei mir in der Nähe hat ein Imker (viel zu viele) Kästen aufgestellt, wenn ich den wieder antreffe, frage ich mal. Danke für den Tipp!


    Gruß,

    Martin

  • Hallo Martin,

    die Embryologie von Pimpla turionellae hat mich eigentlich nicht so direkt interessiert. Sie war auch schon ein paar Jahre vorher publiziert worden. Daneben hatte ein Vorgänger von mir festgestellt, daß die Tiere fertil waren, selbst wenn ihnen die Urgeschlechtszellen - In diesem Fall die Polzellen - entfernt wurden. Wo kamen nun die neuen Geschlechtszellen her? Ich stellte fest, daß diese sich aus den zukünftigen Hüllzellen der Gonaden entwickelten. Mein Fernziel war nun mehr allgemeinbiologischer Natur. Wie wurden hier Zellen genetisch umprogrammiert zu omnipotenten Stammzellen nämlich den Geschlechtszellen? Ich habe das später nicht weiter verfolgt und mich mehr an die üblichen Modellorganismen gehalten. Deine Interessen sind wohl auch nicht so eng begrenzt, sonst hättest du dir nicht die Mühe gegeben auch mein Einsteinpaper anzusehen.

    Mit besten Grüßen

    Gerhard

  • Gerhard

    :smiling_face_with_halo:Also das Einsteinpaper habe ich aufgerufen, doch leider bin ich mangels Vorkenntnisse nicht im geringsten in der Lage etwas davon zu verstehen. Ich kann zwar neugierig und hartnäckig genug sein um mich in Schlupfwespenliteratur einzuarbeiten, aber eine naturwissenschaftliche Ausbildung habe ich nicht durchlaufen.... trotzdem finde ich sehr interessant was du berichtest. Zu was die Natur alles in der Lage ist, wenn es darum geht Fortpflanzung zu ermöglichen....!!

    Ich würde auch das Pimplinenpaper noch gerne überfliegen, aber ich konnte es nicht herunterladen (muss wohl erst anfragen).


    @ Wachsmotte

    Danke Thomas für deine Antwort, wie könnten wir die Nestübergabe hinbekommen? Ich fände großartig etwas Zeit in MOL zu verbringen, bin mit Arbeit und Familie aber momentan sehr eingespannt in der Stadt... oder kommst du vll wieder in der Nähe vorbei?


    Liebe Grüße,

    Martin

  • Danke für die Antwort. Ich habe auch nur nach einer Antwort auf diese Frage gesucht

  • ANZEIGE
  • Vielen Dank für die nützlichen Informationen!

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!