July 26, 2023 at 3:53 PM - Posts: Fotografieren von Schmetterlingen in der Wohnung, Title: Photography
Liebe Schmetterlingsfreunde,
heute möchte ich meine Vorgehensweise vorstellen, wie ich in meiner Wohnung Schmetterlinge und Raupen fotografiere.
Mein flexibles „Fotostudio“ ist ca. zwei Quadratmeter groß und besteht im Wesentlichen aus zwei verschiedene Setups. Vieles ist improvisiert. Die verschiedenen Setups sind in wenigen Minuten auf- und wieder abgebaut.
Das Wichtigste vorweg: Erst kommt die Planung und die Vorbereitung und dann das Fotografieren. D. h., zuerst wird der Setup aufgebaut und erst dann wird der Schmetterling dazugesetzt. Diese Reihenfolge ist sehr wichtig, da das Zeitfenster für ein schönes Foto oft nur Sekunden oder Minuten beträgt.
1. Setup, der für einen Großteil der Bilder benutzt wird: Das hier abgebildete Fotomodell ist ein Männchen von Saturnia (Caligula) thibeta.
Der Hintergrund ist ein Stück Kunstrasen, um die Möbel dahinter zu verdecken. Davor stelle ich ein paar Zweige/Blätter auf, die das Bild hinter dem Motiv etwas füllen, damit der Hintergrund des Bildes nicht völlig schwarz erscheint. Wiederum davor befindet sich ein Gestell mit einem Zweig, auf den der Schmetterling gesetzt wird. Das Gestell und der Zweig werden mit Klammern zusammengehalten und sind somit sehr flexibel einstellbar.
Dann wird die Kamera aufgestellt und die gewünschten Einstellungen voreingestellt. Normalerweise mache ich noch ein paar Probeaufnahme ohne Schmetterling, um die Einstellungen der Kamera in Ruhe zu überprüfen (Abstände zum Motiv und Hintergrund, Lichtverhältnisse, Fokus, etc.).
Erst dann hole ich den Schmetterling. Diesen nehme ich vorsichtig mit Hilfe eines kleinen Zweiges aus der Plastikbox und setze ihn auf den Zweig um.
Jeder Schmetterling verhält sich anders. Einige Nachtfalter bleiben den ganzen Tag auf dem Zweig sitzen, andere nur wenige Sekunden. Manche sitzen mit schon geöffneten Flügel da und lassen sich leicht fotografieren, bei anderen muss ich die Flügel vorsichtig öffnen, um auch die Hinterflügel abbilden zu können (gerade bei Faltern mit Augenflecken wichtig). Da bei solchen Aktionen die Falter oft nervös werden und davonfliegen wollen, ist das Zeitfenster für ein gutes Foto oft sehr kurz.
Daher kommt , wie gesagt, zuerst der Aufbau des Setups und die Auf- und Einstellung der Kamera, damit das Foto sofort geschossen werden kann und ich nicht Zeit verliere, da ich noch mit der Kamera hantieren muss.
2. Setup: Wenn es beim 1. Setup nicht funktioniert, da der Falter zu unruhig wird, sich nicht auf den Zweig umsetzen lässt oder sich auf den Boden fallen lässt, kommt der 2. Setup ins Spiel.
Hier lege ich normalerweise ein Stück Rinde oder große Blätter auf den Boden. Das Rindenstück muss groß genug sein, um das ganze Bild zu füllen, sodass der Boden nicht mehr auf dem Bild zu sehen ist. Dann wird die Kamera auf- und eingestellt. Erst dann wird der Schmetterling mit einem kleinen Zweig auf das Stück Rinde/Blätter gesetzt.
Auch hier verhalten sich die Falter unterschiedlich. Manche bleiben ruhig sitzen, andere wollen gleich wegfliegen. Einige Falter gehen in eine Schreckstellung und sitzen eine kurze Zeit mit geöffneten Flügel da, ein günstiger Moment für ein schönes Bild.
Daher ist es auch hier wichtig, die wichtigsten Kameraeinstellungen schon voreingestellt zu haben, um sofort die Kamera auslösen zu können, denn oft hat man nur wenige Sekunden Zeit.
Wenn es beim ersten Versuch nicht geklappt hat, dann höre ich meistens auf. Es bringt kaum Erfolg, dem nervösen und wachen Falter „nachzujagen“. In diesen Fällen setze ich den Falter in eine Plastikbox, um ihn zur Ruhe kommen zu lassen. Nach mehreren Stunden oder auch erst am nächsten Tag kann dann der nächste Versuch erfolgen. In der Plastikbox bleibt der Falter normalerweise ein bis zwei Tage ansehnlich, da er an den glatten Wänden sich kaum abfliegt. Die Plastikbox in den Kühlschrank zu stellen, um den Falter ruhig zu stellen, ist eine Alternative.
Oft gelingt ein Foto innerhalb kurzer Zeit, es kann aber auch mehrere Versuche über mehrere Tage dauern, bis ein passables Bild gelingt. Daher einfach ausprobieren, was geht und vor allem das Verhalten des Schmetterlings kennen lernen. Es gelingt nicht jedes Bild, aber insgesamt man wird mit ansprechenden Bildern belohnt.
Die technische Ausrüstung besteht aus einer Systemkamera mit Makroobjektiv, einem Ringblitz und einem Stativ.
Viel Spass beim Fotografieren und gutes Gelingen wünscht Euch
Karl