Liebe Leute!
Was ich da so alles lese, da kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Dieser typisch deutsche "vorauseilende Gehorsam": das soll ich nicht, das darf ich nicht, vielleicht darf ich es, aber es wird nicht gern gesehen oder es könnte sich ja einer finden, der dies oder das nicht möchte und deshalb tue ich es dann auch nicht und und und
Habt Ihr Euch einmal überlegt, daß Zuchten (auch die von geschützten Arten) praktizierter Naturschutz ist? Der Züchter entnimmt der Natur nur eine sehr kleine Menge (eine Handvoll Raupen vielleicht oder läßt ein Weibchen einige Eier ablegen und läßt es dann wieder fliegen). Dadurch wird eine gesunde Population niemals gefährdet!!!
Daraus züchtet er aber dann im Idealfall eine große Menge an neuem Zuchtmaterial und kann damit andere Züchter versorgen. Damit verringert er den Druck auf bestehende natürliche Bestände aber gewaltig. Selbst die Liebhaber von sogenannten "Serien" können so mit vielen tadellosen Exemplaren versorgt werden, unerträglicher Frevel gegen die Natur wie (früher durchaus praktiziert) das "Abfangen" ganzer Areale wird so verhindert.
Wer Exemplare einer geschützten Spezies unbedingt sammeln möchte, der läßt sich durch kein Gesetz davon abhalten, sich welche aus der Natur zu beachaffen. Aber vielleicht dadurch, daß er ohne große Mühe z. B. über Actias an gezüchtete Puppen herankommt und somit bald auch in den Besitz frischgeschlüpfter makelloser Falter. Dann rennt er nämlich den natürlichen Beständen auf der Wiese nicht mehr hinterher.
Solche Zuchten werden sehr wahrscheinlich toleriert, es besteht gar kein öffentliches Interesse an der Verfolgung solcher "Lappalien". Ich glaube, unser Land hat ganz andere Probleme.
Und auch noch eines, obwohl schon mehrfach angesprochen:
NICHT DIE ZÜCHTER SIND DARAN SCHULD, DASS BESTIMMTE FALTER IMMER SELTENER WERDEN. IMMER NOCH WERDEN DURCH GANZ OFFIZIELLE STELLEN BIOTOPE VERNICHTET, z. B. durch Straßenbau, Ausweisung von Bauland, dem Abholzen "unwirtschaftlicher" Weichhölzer, der Befestigung von Wald- und Wanderwegen etc. etc.
Auch die Landwirtschaft darf beliebig aus Magerwiesen Güllewiesen machen und versprüht immer noch viel zu viel Insektizide. Auch der kleinste Flecken Brachland wird irgendwann landwirtschaftlich genutzt.
Wer also für die Falter etwas tun will, der sollte sich am Biotop-Schutz beteiligen (und nicht kleine Hobby-Züchter belangen wollen).
Die Naturschutzorganisationen z. B. freuen sich über jeden freiwilligen Helfer und auch über jeden Euro, für den sie Flächen aufkaufen können, die dann naturbelassen bleiben.
So, das war meine Meinung, jetzt könnt Ihr meinetwegen über mich herziehen.
Viele Grüße
Jürgen