Hallo,
einigen von euch hatte ich es versprochen, für alle anderen ist es sicherlich auch nicht ganz uninteressant!
Dies ist eine Anleitung für alle Anfänger und Fortgeschrittene, die sich das An- bzw. Ausbinden von Schmetterlingen beibringen, bzw. ihre Technik verfeinern wollen.
Das Verahren wurde von mir modifiziert und erlaubt einen Falter sauber, fehlerfrei und in kürzester Zeit (unter 10 sec.) anzubinden. Patentrecht ist angemeldet
Um es auch für absolut alle verständlich zu machen, beschreibe ich jeden kleinen Schritt genau und unterstütze es mit aussagekräftigem Foto (die sind manchmal aber nicht ganz scharf, ist ziemlich schwer ein gutes Foto einhändig hinzubekommen, wenn man mit der anderen so ein Tierchen ausbindet...)
Da diese Technik auf Sphingiden spezialisiert wurde, nehme ich als Anschauungsobjekt einen Sphinx ligustri, dieser ist recht handlich, mit der Zeit/ Übung ist es aber ohne weiteres möglich, sehr effektiv selbst Winzlinge wie Proserpinus proserpina (siehe meine Galeriefotos) schnell und sicher auszubinden. Natürlich lässt sich alles auf jede andere Falterart anwenden!
Also, beginnen wir mit SCHRITT 1: Materialien
Benötigt werden normalerweise nur ein reisfester, dünner Garn und eine Nadel mit nicht zu kleinem Öhr.
SCHRITT 2: Vorbereitungen:
Zu aller erst wird das eine Ende des Garns, welches je nach Art unterschiedlich lang, aber nie 30 cm überschreiten sollte; an die Nadel gebunden. Doppelknoten ist ratsam.
Danach wird aus dem anderen Ende eine zuziehbare Schlaufe geknotet, dazu nimmt man einfach das Ende und bindet es einfach um sich selbst. (Schwer zu beschreiben, siehe Foto). Diese Schlaufe sollte gut auf und zugehen, aber nicht gleich nachgeben, also entsprechend fest den Knoten machen.
SCHRITT 3: Der perfekte Griff:
Die Schlaufe wird nun fertig zugezogen über den Daumen und den Zeigefinger der schwächeren Hand gezogen. Da ich Linkshänder bin kommt das Garn also über meine rechte Hand, bei Rechtshändern anders herum. Die Schlaufe wird nun so viel geweitet bzw. zugezogen, dass sie nicht mehr runterrutschen kann, aber auch noch genug Griff zwischen Daumen und Zeigefinger ist.
SCHRITT 4: Das Festhalten des Falters
So, die Vorbereitungen sind nun abgeschlossen, jetzt wirds ernst. Das eigentliche Anbinden besteht aus 2 Teilen, einmal an den Flügeln und einmal am Thorax und den Beinen.
Doch zuerst die Flügel:
Der nächste Schritt erfordert eine gewisse Schnelligkeit und Genauigkeit, da der Falter sonst panisch wird und wegfliegt, anfängt zu flattern/ zittern (Schwärmer)...etc. Der erste Versuch ist also wichtig und die beste Möglichkeit.
Die Flügel werden zu diesem Zweck nach vorn geklappt und schnell fest zusammengedrückt, genau wie bei einer Handpaarung oder Handfütterung. Der Unterschied ist, dass der Griff möglichst weit oben und vorn am Costalrand. Das hat den Sinn, das die kleineren Hinterflügel frei beweglich bleiben, also nicht zwischen den Fingern eingeschlossen sind. Dies geschieht natürlich alles mit der schwächeren Hand, also mit befinden sich dann die Vorderflügel des Falters fest zwischen Daumen und Zeigefinger der Hand mit der Schlaufe.
SCHRITT 5: Das Ausbinden Teil1:
Wie gesagt besteht das Anbinden aus 2 Teilen, Flügel und Thorax. Bis jetzt sieht die Lage folgendermaßen aus, - Vorderflügel sind zwischen Daumen und Zeigefinger der schwächeren Hand geklemmt, die Hinterflügel flattern wild und über allem sitzt noch die Schlaufe auf dem beiden Fingern (siehe Foto).
Jetzt wird einfach die Schlaufe langsam die beiden Finger (Daumen, Zeigefinger) heruntergelassen, dabei immer nah an den Vorderflügeln halten, das Garn gleitet sozusagen langsam zwischen die Rinne zwischen den flatternden Hinterflüglen und den festgehaltenen Vorderflügeln. Vorsicht ist angesagt, sonst verletzt man die Flügelgelenke. Der restliche Strick mit dem Knoten zeigt jetzt logischerweise nach vorn, schließlich soll der Knoten ja später am Thorax liegen.
Das Ziel ist es, die Schlaufe genau zwischen die beiden Flügel zu legen, eng am Körper des Falters anliegend.
SCHRITT 6: Das Ausbinden Teil2:
Nun kommt der kniffligste Teil - die Schlaufe muss festgezurrt am Thorax landen.
Dazu benötigt man eine besondere Technik, die ein wenig ans Bergsteigen erinnert. Ich mache das kurz ohne Falter vor, um es verständlicher Fotografieren zu können:
Man nimmt mit der stärkeren Hand (also meine Linke bzw. eure Rechte wenn ihr Rechtshänder seit) das Garn direkt vor dem Knoten der Schlaufe. Daumen und Zeigefinger liegen dabei locker direkt hinter dem Knoten, die restlichen Finger werden an die Hand gepresst und halten so den Strick:
Nun wird abwechselnd das Garn und der Knoten festgehalten, dabei wird die Schlaufe immer ein paar cm zugeschoben. Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach, einfach mal kurz üben (ohne Falter )
OK, zurück zum Tier:
Die Schlaufe wird nun vorsichtig über den Kopf des Tieres nach vorn bewegt, auf die Beine aufpassen. Meistens strampelt der Falter aber derart mit den Beinen, dass er praktischerweise fast hindurchläuft:
Nun wird die besagte Technik angewandt um die Schlaufe zuzuziehen. dabei immer darauf achten, dass genug Spannung auf den Falter ausgeübt wird, damit er nicht die Strick zwischen den Flügeln freizappeln kann, aber auch nicht zuviel ziehen, sonst werden die Gelenke beschädigt.
Die Schlinge wird nun soweit wie möglich zugemacht. Im letzten Moment wird nochmal die Stellung ein wenig korrigiert, das Garn sollte zwischen dem zweiten und dritten Beinpaar liegen. Also: 4 Beine müssen über, 2 müssen unter der Schlaufe sein.
Jetzt wird die Schlinge das letzte mal verengt, soweit, bis alles komplett eng am Körper anliegt und nichts mehr verrutschen kann. Hier lieber etwas beherzter zuziehen, der Falter verspürt da keinen Schmerz (solange es nicht knackt), es ist schlimmer, wenn die Schlaufe wieder locker wird und wackelt.
Das fertige Objekt wird nochmal kontrolliert, dabei ist folgende Checkliste zu beachten:
Das korrekt ausgebundene Tier:
-kann sich ohne Probleme frei bewegen
-kann alle 4 Flügel ohne Probleme bewegen
-kann normal fliegen (in eingeschränktem Radius natürlich)
-hinkt nicht (keine Beine eingeklemmt)
-hat das garn zwischen Vorder und Hinterflügel (auf beiden Seiten!)
-hat das Garn zwischen dem zweiten und dritten Beinpaar
oben rechts: kann auch mit Strick fliegen!
Wenn das alles erfüllt ist, - Glückwunsch! Das Tier wurde hervorragend ausgebunden!
MFG,
Lucas