Günstigster Zeitpunkt zum Mähen einer Wiese?

    • Offizieller Beitrag

    Einen wunderschönen guten Tag :winking_face:
    Vor ein paar Wochen schrieb ich für die Schule eine Facharbeit über das Thema Schmetterlinge.
    Unter anderem kam dabei auch das Thema zum günstigsten Zeitpunkt zum Mähen einer Wiese auf.
    Die Facharbeit ist zwar nun vorbei, doch mich würde trotzdem interressieren, was ihr dazu sagt.
    Ich könnte es selbst nicht richtig sagen. Zu früh ist sicherlich für die Landwirte unrentabel (ich meine zumindest eine nicht intensiv bewirtschaftete Wiese, die nur für Gras oder Heu gemäht wird). Wird sie zu spät gemäht, sterben/verhungern die Raupen, wird sie zwischendurch gemäht, haben die Falter keinen Nektar mehr.
    Ich sehe es auch nur bei mir, wenn die Wiesen im Sommer gemäht werden, werden alle Schwalbenschwannzraupen, die ich nicht retten konnte, mit vernichtet.
    Nun würde mich eben mal interressieren, wie ihr darüber denkt und ob es eine günstige Alternative für Landwirt und die Tiere gibt.
    Vielen Dank schon mal im voraus,
    Toni

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  • Du hast es in deiner Frage schon angesprochen: es gibt zwei Interessen, die sich widersprechen.
    Erstens das ökonomische Ziel des Bauern, aus seiner Wiese einen größtmöglichen Ertrag zu erwirtschaften.
    Er sät schnellwachsende Grassorten, düngt und bewässert kräftig. Er schneidet die Wiese je nach Höhenlage und Vegetation wie folgt:


    • Schnitt um den 20. Mai
    • Schnitt Mitte Juli
    • Schnitt Ende August, Anfang September


    Rücksicht auf irgendwelche Kleinlebewesen in seiner Wiese kann er nicht nehmen.


    Wen du also zweitens die Interessen der Schmetterlinge vertreten willst, dann geht das nur mit einer Brachwiese, die überhaupt nicht gemäht wird.
    Ein Kompromiss wird in der Schweiz gepflegt: Da ist das Mähen von vielen Wiesen erst ab 15. Juni erlaubt. Und der Bauer kriegt dafür eine Entschädigung.
    Noch zu wenig, aber sehr wirkungsvoll, wird das vom WWF propagierte Mähen eingesetzt: Dabei wird immer ein Drittel der Fläche stehen gelassen als Rückzugsgebiet für alle kleinen Tiere.
    Und ganz komfortabel: Es wird im Abstand von etwa 10 Tagen jeweils nur ein Drittel der Wiese gemäht. Dies erlaubt tausenden von Käfern, Raupen, Schrecken und anderen Viechern, sich in den noch ungemähten Teil zu retten. Viele Bauern scheuen aber diesen Aufwand.

  • Hallo Marc,


    da muß ich Dir aber widersprechen. So etwas wie eine "Brachwiese" gibt es in Mitteleuropa im Flachland eigentlich nicht. Eine Wiese bleibt nur dann eine Wiese, wenn sie gemäht oder beweidet wird. Ansonsten wird in in den meisten Teilen Mitteleuropas daraus nach einiger Zeit eine Hochstaudenflur, dann ein Gestrüpp und später ein Wald werden. Wiesen sind nicht die natürliche Vegetationsform bei uns (im Flachland). Daher sollte man eine Wiese mind. einmal im Jahr mähen oder beweiden lassen. Am besten nachdem die Pflanzen Samen bilden konnten. Ein zu früher Schnitt begünstigt schnell wachsende Pflanzen (wie Löwenzahn und Klee) und rasenbildende Gräser, verdrängt aber eher langsamwachsende Kräuter.


    Wichtiger ist eher noch, dass keine Düngung aufgebracht wird. Sonst wird aus der artenreichen Magerwiese eine Fettwiese mit kaum 10 Pflanzenarten und kaum Schmetterlingen.


    Schönen Gruß

  • Mähzeitpunkt?
    Wie Marc schon schreibt muss man sich erst die Frage stellen günstig für wen?
    (Ich beziehe mich hier nicht auf Wirtschaftswiesen sondern auf Pflegeflächen etc.)
    Gibt es auf der Fläche eine oder mehrere bestimmte Arten die ich fördern will (dann heißt es Literatur wälzen und den/die Zeitpunkte selbst optimal wählen)
    oder soll die Fläche insgesamt verbessert werden.
    Überwiegend geht man dazu über je nach Beschaffenheit die Wiesen 1 bis 2mal pro Jahr (bei der Umwandlung aus einer Wirtschaftswiese anfangs auch öfter) zu mähen. Erste Mahd nicht vor Mitte Juni (besser erst Juli). Dabei soll etwa ein repräsentatives Drittel (also ein Drittel das möglichst das breite Spektrum dieser Wiese wiedergibt) stehen bleiben. Im Herbst soll die Wiese ein 2. Mal gemäht werden. Wichtig dabei ist, dass die Wiese zu diesem Zeitpunkt noch Grün ist. So lässt sich ein höherer Nährstoffanteil aus der schon allein stark aus der Luft gedüngten Wiese abführen. Auch jetzt soll natürlich wieder etwa ein Drittel (natürlich diesmal an anderer Stelle) stehen bleiben um vielen Arten eine ungestörte Überwinterung zu ermöglichen. Dieser erhöhte (und weniger bezahlte, da ja jeweils nur 2/3 der Fläche gepflegt werden) Pflegeaufwand zahlt sich für die Wiese und ihrer Bewohner aber aus.
    Und da es ab nächstes Jahr zumindest in Bayern wohl keine (?) Fördermittel für Biotoppflege mehr gibt ist das eh egal.


    Walter

    • Offizieller Beitrag

    Vielen Dank noch mal für die Antworten.
    Also sowie ich dass sehe, ist es am günstigsten die Wiesen möglichst spät, also im Hoch- bis Spätsommer und nicht gleich alles auf einmal zu mähen.
    Dass ist doch schon mal gut zu wissen.
    Welche Folgen hätte es denn, wenn es keine Fördermittel mehr gäbe? Heist das, dass die Biotoppflege vollständig wegfällt?
    MfG,
    Toni

  • Hallo,


    auch wenn das Geld über den Umweg der EU (wieder)kommt, sind in Deutschland Förderprogramme landesbezogen unterschiedlich. Ein Beispiel für Grünlandförderung ist das hier für Niedersachsen. Man muss halt das entsprechende für sich heraussuchen. Ökologische Grünlandnutzung kann durchaus auch finanziell nicht unattraktiv sein.


    Schönen Gruß



    Ein Beispiel für eine "Ökoweide"

    • Offizieller Beitrag

    So ein Mist!
    Heute ist so ein negatives Beispiel eingetreten.
    Genau die Wiese, die schon im Frühjahr gemäht wurde und mit der die erste Schwalbenschwanzgeneration auf Giersch getötet wurde, wurde heute wieder gemäht. Natürlich samt einigen Raupen det zweiten Generation auf kleiner Bibernelle. Die Zeit zum Mähen hat zwar diesesmal gestimmt, so wie ich das aus euren Antworten entnehme, aber es war trotzdem ziemlich ungünstig. Nun haben nur zwei Raupen überlebt, die ich schon eher holte. Schade drum!


    • Offizieller Beitrag

    Hi,
    also nach meinen Erfahrungen heute zweifle ich da auch ein wenig dran.
    Theoretisch leuchtet es aber schon ein, da im Spätsommer/Herbst ja nicht mehr "soviel los ist".
    Die meisten Raupen sind dann schon verpuppt und Falter fliegen dann auch nicht mehr sooo viel.
    Ich weiss nur nicht wie es ist, wenn eine Wiese nur einmal gemäht wird. Erfolgt dies immer so spät, könnte ich mir vorstellen, dass die ganze Wiese bis dorthin mit hohen Gräsern zuwuchert und kein Platz für blühfähige Pflanzen und Kräuter ist.
    Und für die Landwirte ist das doch sicher zu unlukrativ, da er das ganze Jahr über nichts und am Ende nur extrem langes Gras hat.
    Ich kann mir schon vorstellen, dass zwei Mal mähen besser ist, allerdings wirklich unter der Bedingung, dass, wie es schon angesprochen wurde, die Wiese immer nur zu zwei Dritteln gemäht wird.
    Die wäre zumindest für alle Wiesen wünschenswert.


    MfG,
    Toni

  • Mein besonderes Interesse gehört an dieser Stelle p.machaon und von daher möchte ich die Frage nach der "richtigen" Mahd noch einmal aufgreifen.


    Wenn ich es richtig sehe, ist doch die Achillesferse von p. machaon die Überwinterung als Puppe. Wenn ich mir eine größere Wiese vorstelle, würde ich davon ausgehen, dass die Puppen von p. machaon auch auf der Wiese zu finden sind. Damit vernichtet jede Herbstmahd - wann auch immer - an dieser Stelle den gesamten Bestand auf der Wiese. An dieser Stelle sind in meinen Augen Straßenränder für p. machaon günstiger. Es besteht eine gute Wahrscheinlichkeit, dass die Puppen sich nicht in dem zu mähenden Grünstreifen befinden, sondern an einigen Metern weiter gelegenen Sträuchern oder Bäumen. (Oder hängen sich die Puppen an solchen Stellen gar nicht auf?) Was meint Ihr?

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  • Unser Schwalbenschwanz ist wohl einer der Arten, die mit der Entwicklung in unserer Land-schaft noch mit ab besten zu Recht kommt.
    Wenn ich vor 30 Jahren zur richtigen Zeit auf ein Kleefeld ging, flogen da so u.a. 5-7 machaon und 200 bis 300 hyale.
    Diese Jahr konnte ich auf einem der wenigen Kleefelder die es bei uns noch gibt u.a. 1 macha-on, 1 hyale und 5 crocea beobachten.
    hyale u.v.a. sind deutlich stärker von der heutigen Entwicklung betroffen als der so oft erwähnte Schwalbenschwanz.


    Von den Wiesen nutzt der "Kulturfolger Schwalbenschwanz" zur Eiablage eigentlich nur die Saumbereiche, wesentlich wichtiger sind ihm z.B. Dämme, Straßenränder und Gärten. Möchte man was für den Schwalbenschwanz (und zahlreicher anderer Arten) tun, müsste man eher hier ansetzen und zum Beispiel die Mahd der Straßenränder begrenzen. Statt 2m Streifen nur noch 50 cm oder so. Zudem wären Straßenränder, Fluss- und Bahndämme die wichtigsten Biotopverbundsysteme wenn man sie nur ließe.


    Gruß
    Walter

  • Hi!
    Papilio machaon Weibchen bevorzugen nach meinen Bebachtung eher alleinstehende Pflanzen am Waldrand! Wenn ich zu einer Meiner Fundstellen gehe, suche ich die ganze Wiese ab. Im inneren der Wiese finde ich etwa nur so 5 Raupen. Am Waldrand, wo vereinzelte Pflanzen stehen, finde ich dann etwa 25 Raupen... So auch Segelfalter, die :female: :female: legen die Eier auch einzeln an "Krüppelschlehen" und nicht (meistens) an prächtige "Prachtschlehen".


    Die Wiese-im eigentlichen Sinne-kann gemäht werden, solange dem Waldrand mit Futterpflanzen nichts passiert!


    mfg, mondvogel99

  • :einsteiger: Die beste Methode für Vielfalt ist die der Natur: mal hier, mal da ein Fleckchen, so wie aus dem Ökosystem entfernte Wildtiere (Elefant, Auerochse, Wisent) eine Fläche beäsen würden.


    Empfehlenswert ist also, die Fläche in der Vegetationszeit blühen zu lassen außer vor Trockenmauern und Ruderalflächen, wo es sonnig sein soll, und im Februar/März sobald der Schnee weg ist, Grasfilz und letztjährige Stengel abschneiden und auf einen Haufen lagern (Unterschlupfmöglichkeit, Samenausbreitung, Nährstoffrecycling).
    Das Konzept hat bei mir die letzten 10 Jahre Biotoppflege eine prima Vielfalt mit Sauerampfer, Wiesenwitwenblume und Spitzwegerch als Leitarten erhalten.
    Besonders nützlich ist auch das Einfügen von Totholzhaufen und Sträuchern auf 50% der Fläche, das spart also die Hälfte Schnittarbeit und potenziert die Strukturvielfalt.

  • Hallo allerseits,


    Durch die Aktivität des Menschen wurde unsere Landschaft stark verändert und abwechslungsreicher, dadurch erhöhte sich die Artenvielfalt gewaltig. Die Wiesen wurden mit großem Arbeitsaufwand bewirtschaftet, dadurch wurde nur gemäht was für die Futtergewinnung nötig war. es waren viele kleine Flächen, und der Zeitpunkt war gleichgültig weil die vernichteten Tiere aus der Nachbarschaft wieder zuwandern konnten. Das war einmal.
    Heute ist es so dass das Mähen eigentlich kein Aufwand mehr ist und aus rein ästetischen Gründen alles niedergemetzelt wird. Um das Mähgut zu beseitigen ist man aber zu faul weil das ist ja Arbeit, die Folge ist dass die Flächen gemulcht werden, also einerseits durch Zersetzungsprozesse überdüngt, andererseits werden durch Fäulnisprozesse die meisten vorhandenen Pflanzen vernichtet. Die Landwirtschaft trägt im gegensatz zu früher Unmengen an Kunstdünger drauf, die Wiesen werden fett und bringen Ertrag, aber keine Vielfalt. Das meiste geht ins Silo, damit ein hoher Eiweißgehalt bleibt wird gemäht bevor das Gras hoch ist, danach gibt es fettes Heu. nachdem die 4 mal durch sind lebt da nichts mehr. Die Flächen sind so riesig dass da nur noch ein Langstreckenläufer oder Flieger damit klar kommt, und dort wo der hin will hat die Ästetik zugeschlagen. Wird fortgesetzt.

  • Hallo allerseits,


    Da bin ich wieder, habe gedacht ich könne zwischen zwei Kunden mal einen Teil schreiben und nachher mit Beitrag bearbeiten weitermachen. Geht vielleicht sogar, aber nicht auf zweierlei Rechnern.


    Also, nach meinem vorigen Beitrag ist es schon klar. Die beste Zeit für einen Kahlschlag gibt es nicht, weil immer irgend eine Art in irgend einer Entwicklungsphase das nicht gut findet. Will man eine lebendige Wiese muss das Mähgut weggeschafft werden und kein Rasenmäher weil der zu viel Gehäcksel übrig lässt auch wenn man mit Auffangsack arbeitet. Nicht alles auf einmal mähen, evtl. ein Teil über Winter stehen lassen. Wenn die Fläche groß genug ist kann man da gut was machen. Ich hatte ein 5500 Qm Grundstück gepachtet, die Hälfte Wald, die Hälfte Wiese. Brauchte aber nur die Gebäude als Lager. Die Wiese hat ein Kleinbauer als Grünfutter für seine 3 Ziegen genutzt, also jeden Tag paar Quadratmeter. Ein Teil musste er immer über den Winter stehen lassen. Da war mit Insekten echt viel los. Nun hat der Eigentümer gewechselt, auch der Pächter. mach dem ersten Jahr Rasenmäher war schon das meiste hinüber, nach mittlerweile dem dritten Jahr wächst da nur noch Löwenzahn und Hahnenfuß, Würde man es wachsen lassen wäre das sicher hüfthoch.
    Bei den Wanderungen alle möglichen reifen Samen mitnehmen und dazusähen, was kommt kommt, was nicht eben nicht.
    Gruß Elmar

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