Augsburger Bär Pericallia matronula -Weiterzucht

  • Hallo


    Ich hab ne Frage zur Zucht vom Augsburger Bären. Momentan habe ich gerade erwachsene Raupen in der Überwinterung. Mit etwas Glück könnte ja eine Nachzucht der Tiere gelingen. Beim Augsburger Bär wird ja empfohlen die erste Überwinterung der Raupen auszusetzen und die Tiere durchzuziehen und nur einmal erwachsen zu überwintern. Nur -wie gelingt es am besten die Tiere bis zum Herbst erwachsen zu bekommen. Ist es günstig die erwachsenen Raupen früher als normal (zB FebruarAnfang März) ins Warme zu holen so daß die Falter entsprechend früher schlüpfen und mehr Zeit bis Herbst ist um die hoffentlich zahlreichen Nachkommen/Raupen groß zu ziehen, oder soll man die Raupen über den ersten Winter im Warmen belassen und über den ersten winter züchten, so daß sie erst im nächsten Jahr erwachsen in die Überwinterung gehen, oder ist eine Treibzucht von Juni bis Oktober notwendig um die Tiere schnell groß zu bekommen? So ganz hab ich nämlich nicht kapiert ob sich in der Zucht die eigentlich zweijährige Entwicklungszeit der Raupen auf ein Jahr verkürzen läßt oder ob es zwei Jahre bleiben und nur ein Winter im warmen verbracht wird.


    Für Antworten aller Art wär ich sehr dankbar!


    Viele Grüße, Chris

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  • Hallo
    Danke für die schnelle Antwort.
    Dein Konzept wär dann also normale Überwinterung jetzt bis Mitte März, normale Verpuppung, dann Treibzucht der Eiraupen bis zum Herbst, einmalige Überwinterung als erwachsene Raupen usw. Allerdings mit der Gefahr das die Tiere durch die Treibzucht an Vitalität verlieren -ist ja ein altes Problem bei Bären. Andrerseits sind die Verluste bei zweimaliger Überwinterung der Raupen halt auch hoch..
    Gibts denn auch die Möglichkeit die Überwinterung jetzt zu verkürzen, so daß die Raupen früher im Jahr schlüpfen und dann ohne Treibzucht bis zum Herbst erwachsen werden? Oder stellen die Tiere halberwachsen das Fressen ein weil sie überwintern wollen bzw brauchen einfach zu lang bis zum Herbst? Futterpflanze ist ja unter anderem Lorbeerkirsche -wär also schon ok wenn man erst im November mit der Überwinterung anfängt.
    Oder Alternative drei: Überwinterung jetzt verkürzen -Eiraupen normal ziehen, im Sommer ein paar Wochen in den Kühlschrank um Überwinterung eins vorzutäuschen und dann wieder normal weiter bis Herbst /Winter und regulär überwintern?
    Ne reine Treibzucht der Raupen würd ich eigentlich gern vermeiden. Wer hat die Tierchen denn schon erfolgreich gezogen und selber erfahrungen gemacht?


    VG Chris

  • Hallo Chris


    Bei P. matronula ist der springende Punkt, dass man sie nach der 4. Häutung warm hält (20C° oder mehr), da sie in diesem Larvalstadium das erste Mal überwintern würden. Sobald du die nächste Häutung erreichst wird es kein Problem sein, die Raupen bis ins letzte Stadium zu ziehen.
    Als Futter würd ich dir neben Kirschlorbeere vor allem Esche ans Herzen legen. Den Lorbeer sparst du lieber für später, wenn die Zucht dann doch bis Oktober/November dauern würde.


    Gruss Severin


    P.S.
    @administration und moderation:
    Ich möchte ja wirklich nicht auch noch meckern, aber weshalb kommt das Wort "K i r s c h l o r b e e r" nicht durch den Zensurfilter?

  • Danke Severin


    das ist genau die Info die ich gesucht hab. Also die Tiere jetzt normal bis März überwintern damit keine Krüppel schlüpfen, dann die Nachkommen -falls es welche gibt- normal züchten bis zur vierten Häutung, dann warm halten und nach der 5 ten normal weiterzüchten bis sie erwachsen sind, anschließend regulär überwintern und das gleiche wieder von vorne. So ähnlich hab ich mir das auch gedacht nur wußt ich nicht ob zur Vermeidung der ersten Winterruhe eine Treibzucht ab Eiraupe nötig ist oder eine vorrübergehende Warmzeit genügt und obn das ganze zeitlich überhaupt in einem Jahr machbar ist.
    Kirschlooooorbeer ist mir als Futter halt empfohlen worden, weil die Tiere seltener Durchfall bekommen und bei der Überwinterung weniger schnell verschimmeln. Hat auch gut geklappt bisher. Gleichzeitig hält sich das Zeug lange frisch und reguliert die Feuchtigkeit in der Box ein bischen. ist recht praktisch. Aber es stimmt schon -im Sommer verheiz ich lieber die Esche und spar mir den Lorbeer für den Herbst/Winter.


    Jedenfalls vielen Dank nochmal für die Infos. Falls tatsächlich eine Nachzucht gelingt werde ich mit den Augsburger Bären eine Doppelblindstudie machen. Gruppe A wird mit Kirschlooooooorbeer gefüttert, Gruppe B mit Lorbeerkirsche, Kontrollgruppe C garnicht. Anschließend wird die Vigilanz und Intelligenz der resultierenden Imagos von Gruppe A und B getestet und mit Kontrollgruppe C verglichen. Bin schon gespannt ob sich signifikante Unterschiede auftun. Womöglich ganze Intelligenzabgründe... Wer kann das schon wissen..


    Herzliche Grüße, Chris

  • HAllo Chris,
    es genügt, die Raupen unter normalen Temperaturen bis in den Herbst zu ziehen, sie erreichen gegen September dann ganz normal ihre Überwinterungsgröße, auch ohne "Treiben". Überwinterung in einem Kontainer mit Buchenlaub, feucht halten, nicht nass.
    Einige Blätter Lorbeerkirsche hineinlegen zum Knabbern.
    Das größte Problem ist, die Raupen im Frühjahr wieder ans Futter zu bekommen, denn sie fressen noch kurz, um sich dann zu verpuppen.
    Ich empfehle Dir, die Raupen zu "baden", d.h. nach der Überwinterung in lauwarmes Wasser zu werfen, ganz untertauchen, bis sie heftige Bewegungen machen und zu entkommen suchen, dann herausnehmen und auf Küchenkrepp setzen, damit sie nicht ertrinken. Das sieht brutal aus, muss aber sein, sonst fressen sie nicht! Dann Futter anbieten. Diesen Vorgang so oft wiederholen, bis die Raupen ans Futter gehen. Wenn sie nicht anfangen zu fressen, gehen sie langsam ein und vertrocknen!
    Verkrüppelte Tiere schlüpfen nur, wenn a) keine Möglichkeit zum Hochklettern und Aufhängen da sind oder b) wenn die Puppen zu trocken gehalten wurden.
    Gruß
    Arnd

  • Die Raupen von Pericallia matronula überwintern in der Natur zwei Mal.
    In Gefangenschaft ist zu einer erfolgreichen Zucht notwendig, die Raupen in einem Jahr erwachsen zu bekommen, sodaß nur eine Überwinterung erforderlich wird.
    Nach der Überwinterung ist den Raupen Feuchtigkeit zuzuführen. Das ach so beliebte baden ist überall beschrieben, habe ich früher auch gemacht und wirkt auch schneller. Wer badet die Raupen in der Natur ? Ich besprühe die Tiere mehrmals täglich, die an den Haaren oder Holzwolle anhaftenden Wassertropfen werden aufgenommen, der im Körper erhärtete Kot aufgeweicht und ausgeschieden.
    Nach der Abgabe von Kot verspinnen sich die Raupen umgehend. Damit sie sich nicht übereinander verspinnen, emphiehlt sich diese in kleinen Behältnissen einzeln zu halten.
    Die erwachsenen Raupen von P. matronula fressen nach der Überwinterung n i c h t s mehr, der Hinweis, den Raupen Futter anzubieten, ist falsch.
    Wenn Futter angenommen wird, ist dies ein untrügliches Zeichen dafür, daß die Raupen nicht erwachsen sind.
    Rudi Tannert

  • Hallo Chris,


    ich kann Rudi hier nur beipflichten. Die Tiere entwickeln sich beispielsweise bei Haltung in einem Zimmer mit Südfenster, das sich dann auch mal gut erwärmt, recht ordentlich und ohne Verluste. Sie überspringen die erste Überwinterung problemlos und fressen durch. Im Hochsommer können sie auf ins Wasser gestellten Laubholzzweigen oder Brombeerranken gezogen werden, z.B. in einem luftigen Gazekasten im Freien, wobei sie sich tagsüber gerne in eine Einstreu-Schicht trockenes Laub verkriechen und nachts zum Fressen nach oben steigen. Das entspricht übrigens auch dem in der Natur beobachteten Verhalten. Als Futter hat sich z.B. Pfaffenhütchen bewährt. Die Blätter werden sehr gern gefressen und das Laub ist an geschützten Stellen bis in den Herbst hinein noch grün und saftig. Im Spätsommer empfiehlt sich ein Schutz vor den kühlen Nächten, um das Wachstum nicht zu bremsen. Dann klappt es auch problemlos ohne die von Dir befürchteten Kniffe, dass die Raupen bis zum Laubfall erwachsen werden. Überwinterung in einer dicken Laubschicht, z.B. im Tontopf im Freien unter einem Dach. Im Frühjahr gut feucht halten, damit die Tiere trinken können. Eine Futteraufnahme im Frühjahr findet nicht mehr statt, ein Baden ist bei regelmäßigem Besprühen entbehrlich. Von dem Versuch, die Tiere zweimal überwintern zu wollen, würde ich abraten.





    LG, Andreas

    Bin immer auf der Suche nach Automeris-Arten und nehme gerne neben Eiern auch kleinere Stückzahlen von Kokons ab.
    Ebenso suche ich stets interessante leere Kokons aller möglicher Arten.

  • Rudi hat natürlich vollkommen recht. Nicht zuletzt war er meines Wissens einer der ersten, wenn nicht der erste, der diese wunderschöne Art in den 80ern erfolgreich gezogen hat! Jedenfalls war er in der damaligen Nürnberger (und ich glaube nicht nur in der Nürnberger) Szene der , der den Dreh raushatte! :thumbs_up:
    Ich glaub, ich muss mein antiquiertes Züchterwissen mal dringend überholen und öfters mal die Klappe halten! :kissing_face:
    Danke Rudi!
    Gruß
    Arnd

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  • Hallo Arnd,
    genug des unnötigen Lobes. Ich möchte hier auch nicht als eine Art Bärenspezialist gelten, da gibt es viele bessere Kollegen. Ich hatte damals nur Glück.


    Die erste, auch erfolgreiche Zucht führte ich 1976 mit Raupen durch, welche ich von der Baseler Börse mitbrachte. Die im März 1977 geschlüpften Falter ergaben eine schöne Nachzucht mit sehr viele Arbeit. Da ja die Raupen von Bären polyphag leben, habe ich immer zwischen 5 bis 7 Futterpflanzen angeboten, dies ist den Raupen auch gut bekommen. Kirschloorbeer war damals als Futter nicht bekannt.


    Überwinterung und Schlupf waren kein Problem mehr. Allerdings sind mir inzwischen schon einige Zuchten in die Hose gegangen. Wer weiß warum ? Bewußte Fehler wurden nicht gemacht.


    Dadurch, daß nach der Überwinterung kein Futter mehr angenommen wird, halte ich selbst die Zucht von Pericallia matronula um einiges leichter, als bei vielen anderen, wieder an´s Futter gehende Arten.


    Es gehört auch Glück dazu, welches mir im Moment gerade bei Arctiidae-Zuchten fehlt.


    Rudi Tannert

  • Ich sende Euch allen Frühlingsgrüße !


    Meine P. matronula Raupen haben überwintert, indem sie sich eingerollt hatten. Soweit nichts Außergewöhnliches. Im Moment sieht es aus, als ob der Winter vorbei wäre. Die Temperaturen, zumindest Tagsüber, liegen bei uns um die +10 Grad Celsius. Seit gestern regt sich bei den Raupen etwas, d.h. sie sind jetzt nicht mehr eingerollt. Allerdings - Großartig aktiv sind sie aber trotzdem nicht.


    Meine Fragen: Ist die Winterphase bei denen nun vorbei? Kann ich die Raupen nun täglich besprühen, damit sie sich in kürze einspinnen werden? Oder verfallen sie erneut in eine Winterstarre, sobald es wieder unter die 0 Grad Marke ‚rutscht’?


    Macht es den Raupen etwas aus, wenn ich sie angesprüht habe und nachts gibt es noch mal Frost?


    Zusatz Info: Ich halte die Raupen draußen im Garten, an der Hauswand wo keine Sonne hinkommt.


    Oder ist es von Vorteil, wenn ich die Raupen ab jetzt im Haus halte?


    Wer kann mir helfen?


    Vielen Dank im Voraus und Gruß
    André



    @ Chris: Wie geht es Deinen Raupen?

  • Hallo


    Ich hab meine Raupen diese Woche rein geholt. Hab sie jetzt bei Zimmertemperatur und regelmäßig lauwarm gebadet und auch eingesprüht. Anfangs täglich jetzt nur noch alle zwei Tage. Sie rollen sich nichtmehr ein sondern hängen nur rum und fressen nix -also eigentlich ganz gut. Und sie fangen an zu haaren -auch ein gutes Zeichen denke ich. Das Baden ist ja nicht unbedingt nötig. Habs aber trotzdem gemacht, weil die Tiere da schnell aktiv werden -ich hoff das bringt den Raupenkreislauf in Schwung :winking_face:


    VG Chris

  • Hallo Chris und alle anderen.


    Ja, vielen Dank für die Info. Ich denke, ich werde es ausschließlich mit ansprühen versuchen. Ob das haaren Deiner Raupen gut ist, kann ich Dir leider auch nicht sagen. Ich hoffe aber, dass es gut ist.


    Ich bin gespannt, ob sich meine Raupen verpuppen werden. Darum nochmals nachgehakt:


    Wer von Euch hat denn sonst noch Erfahrungen mit Überwinternden Raupen gesammelt, die sich im Frühjahr Verpuppen sollen?


    Sollen Sie weiterhin draußen verbleiben, oder hole ich sie besser ins Haus? Und wenn sie
    Im Haus sind, ist Zimmertemperatur gut oder ist das zu warm?


    Weitere Ideen oder Anregungen sind willkommen :smiling_face:


    Vielen Dank und Gruß
    André

  • HAllo Chris,
    damit hast Du das bestätigt, was ich schon in meinem ersten Thread angesprochen habe und was auch meine Raupen getan haben, und muss daher einigen anderen Threads widersprechen..
    Sie gehen tatsächlich noch kurz ans Futter, auch meine haben alle Lorbeerkirsche gefressen, bevor sie sich eingesponnen haben!
    Vielleicht ist dies kein Muss, aber ich empfehle trotzdem, unbedingt Futter anzubieten.
    Ich habe die Raupen nicht gebadet, aber mehrfach heftig angesprüht.
    Auch habe ich sie solange "geärgert", bis sie umhergelaufen sind. Dazu habe ich sie direkt unter eine Lampe gelegt so, dass sie aus dem Lichtstrahl herauskriechen konnten. Das haben sie nach kurzer Zeit immer getan.
    Dies habe ich mehrfach wiederholt, um den Kreislauf der Tiere "aufzuwecken".
    Mittlerweile sind meine Tiere geschlüpft und ich hoffe, sie gehen heute nacht in Copula.
    Übrigens habe ich mit einem Trick Weibchen und Männchen zusammengeführt:
    Da einige Weibchen schon geschlüpft waren, habe ich sie bei 8°C in den Kühlschrank gegeben, um auf den Schlupf eines Männchens zu warten. Wenige Tage später war es soweit.
    Dann habe ich die Weibchen wieder aus dem Kühlschrank geholt und mit dem Männchen in den Flugkäfig gesetzt.
    Ich gehe davon aus , dass es in der Natur immer mal vorkommen kann, dass eine Schlechtwetterperiode einsetzt und die Temperaturen einige Tage kühl sind. Das müssen die Tier überstehen können.
    So kann man den Schlupf zwar nicht synchronisieren, aber die Lebensdauer der Tiere eventuell so verlängern, zumindest bis zu einer erfolgreichen Verpaarung.
    Gruß
    Arnd

  • Guten Morgen zusammen,


    falls ich ein frühreifes Mädchen habe, stelle ich's auch in den Kühlschrank. Gleich neben den Senf welchen, ich hier auch einmal dazu geben wollte.
    Es wird ja oft angegeben, dass im Kühlschrank aufbewahrte Weibchen ihre Lockwirkung auf Männer verlieren. Bei Saturnia pavonia kann ich das bestätigen.
    Ein Weibchen welches über eine Woche im Gemüsefach vergessen wurde, hatte keinerlei Lockwirkung mehr.
    Pheromone sind ja (in der Regel) Abkömmlinge von Fettsäuren und gehen eine Verbindung mit diesen ein. Sollte man die Weiber demnach nicht so nahe an der Butter lagern?
    Noch interessanter, kann es passieren das bei einem Frühstück im Garten die Butter von pavonia Männchen begattet wird! :face_with_open_mouth:

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