Spannweite Agrius convolvuli

  • Moin,


    eine Frage zu den Größen (Spannweiten) von Agrius convolvuli (Windenschwärmer).

    In der einschlägigen Literatur wird die Größenangabe zwischen 80 und 130mm angegeben.

    Ich nehme an, diese Angaben beziehen sich im Wesentlichen auf die Auswertung gesammelter Exemplare aus Mitteleuropa.


    Schon seit längerem ist mir aufgefallen, dass Exemplare aus der zentralafrikanischen Region subjektiv betrachtet im Schnitt unterdurchschnittlich klein ausfallen.

    Ich hatte kürzlich die Gelegenheit, anlässlich eines mehrwöchigen Massenanflugs von A. convolvuli im Tschad die Spannweite von 132 Exemplaren (nach dem Zufallsprinzip ausgewählt) auszumessen.


    Bei 89 Männchen ergab sich eine Durchschnittsgröße von 79 mm (die kleinsten Exemplare gerade mal 73 mm, also fast schon zwergwüchsig).


    Bei den Weibchen lässt sich eine Durchschnittsgröße von 88 mm errechnen. Zugegeben ist diese Auswertung auf Grund der Anzahl der Exemplare nicht sonderlich repräsentativ, zudem alle vom gleichen Fundort stammen. Aber wie bereits angedeutet, scheinen mir die Images aus anderen zentralafrikanischen Ländern ebenfalls sehr klein auszufallen.


    Ich frage mich, ob dies damit zu tun hat, dass den Wanderflug nur die stärksten Falter überstehen, oder ob die Populationen im zentralafrikanischen Bereich genetisch bedingt sehr viel kleiner ausfallen?


    Interessanterweise scheint dies nur auf A. convolvuli zuzutreffen (?). Andere wandernde Sphingidae-Arten aus Zentralafrika haben offensichtlich keine Größendiskrepanz.


    Anbei ein Beispielbild (Aufnahme vom 10.08.2020 N´Djamena, Rep. Tchad)


    Wünsche Allen ein erfolgreiches entomologisches Jahr 2021:smiling_face_with_sunglasses:

    Andreas

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  • Bei meinen 15 Reisen nach Ethiopia hatte ich immer wieder Massenanflüge von A. convolvuli.

    Die größten Tiere kamen immer nach Regenfällen in Vormonaten. Oft waren es geschätzt mehr als 10.000 Tiere.

    Hungertiere kamen nach vorausgeganger Trockenperiode. Dann waren es auch deutlich weniger.

    Bei Utetheisa und anderen "Wanderern" fällt das nur nicht so auf, da sie kleiner sind.

    Der Tschad ist,soweit mir bekannt, meist ein sehr trockenes und "pflanzenfeindliches", d.h. ein Land in dem

    von Natur aus keine "fetten" Pflanzen wachsen.

    Mit Hyles livornia in Marokko verhält es sich ähnlich, da für die meisten Genertionen trockenes Wüstenklima

    herrscht. Züchtet man die Tiere zu Hause und füttert sie gut,so erhält man luxurierende, extrem große

    Falter von z.T. extrem kleinen Weibchen.


    Meines Erachtens ist dies eine direkte Folge von Futtermangel in Kombination von schlechterer Futterqualität.


    Policeman

  • Moin,

    auch die Temperatur wärend des Larvenstadiums spielt eine nicht unerhebliche Rolle bez.der Größe der Imagos.

    Dieses bestätigt sich z.Z.an einer durgeführten Zucht von M.stellatarum. Im Sommer hatte ich eine M.stella. Zucht

    im Gewächshaus bei Max.38°C/Min.22°C. Das Larvenstadium dauerte gerade mal 14-16 Tage.Die daraus erzielten

    Imagos waren erheblich kleiner wie die im Sommer fliegenden Freilandtiere.Bei der z.Z. laufende Zimmerzucht bei

    Max.22°C/min.17°C.sind die Raupen schon überdurchschnittlich groß. Das gleiche konnte ich schon bei vielen Shingiden/

    Saturnidenzuchten in früheren jahren feststellen/beobachten.


    Grüße

    Heiner

  • Mal eine etwas abweichende Frage :

    Wo wir augenscheinlich einige m.o.w "notorische "Afrikafahrer unter uns haben :

    Wieso wird nie Zuchtmaterial von Hippotion osiris mitgebracht und/oder angeboten?

    Die Art selbst ist züchterisch und auch futtertechnisch genau so simpel wie celerio, wenn man sie denn mal in die Finger bekommt...

    Das ist eine Frage der Transportkapazität, osiris gehört zu den häufigeren Arten, wenn ich aus Afrika zurückkomme dann ist mein Gepäck bereits randvoll; d.h. ich mache mir erst gar nicht die Mühe geläufige Arten zu fangen oder zur Eiablage zu bringen.

    Raupen scheiden für den Rücktransport ohnehin grundsätzlich aus - Eier und Puppen müssen dann auch noch mit dem Rückflugdatum kombinieren.

    Im Schnitt bleibe ich 2-3 Monate vor Ort, da sammelt sich mehr Material an, als ich bewältigen könnte...

  • Jein...

    Ich hatte mal stellatarum im Mai bei ungefähr 25 Grad konstant.

    Die Raupenzeit betrug nur 12 Tage und es wurden sehr große Falter.

    Ganz so simpel scheint es doch nicht zu sein.

    Wobei ich allerdings immer wieder beobachten konnte das Temperaturschwankungen das Wachstum von Raupen generell stark ausbremsen.

    V. oleagina brauchte bei Zimmertemperatur ungefähr 3 Wochen vom Schlupf der Eier bis zur Verpuppung.

    Auf dem Dachboden dagegen (durch Sonneneinstrahlung tagsüber weit über 30 Grad, nachts annähernd Außentemperatur) brauchten die Raupen die dreifache Zeit, trotz der extrem hohen Temperaturen am Tage.

  • Osiris : wäre es denkbar das Du Dich an diese Anfrage erinnerst wenn Dir beim nächsten Mal ein Weibchen drei Tage vor dem Rückflug zufliegen würde?

    Ich denke das sich ein ziemlicher Teil der Leute hier vor Begeisterung gar nicht mehr einkriegen würden.

    Da die Art alls Irrgast immer mal wieder in Spanien auftaucht ist sie eigentlich für alle Europaleute interessant.

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  • Hier mal etwas konkret zu convolvuli :


    Ein Bekannter aus Bayern hatte vor einigen Jahren erwachsene, verpuppungsreife Raupen bei ihrem letzten Marsch auf einer Straße eingesammelt und mir dann die Puppen geschickt. Die Falter waren auffällig klein.

    2019 fand er viele, meist kleinere Raupen und züchtete sie zu Ende. Auch die Puppen landeten bei mir und ergaben diesmal wirklich riesige Falter...

    Warum das so war entzieht sich komplett meinem Vorstellungsvermögen.

    • Offizieller Beitrag

    für alle Europaleute interessant.

    Ich hab "Europaleute" gehört. Ich will auf die Liste.


    Zu den Größen von convolvuli: Meint ihr nicht, dass es da jahrweise Schwankungen gibt? Die Sahelzone ist bekannt dafür dass abwechselnde Klimaextreme wie Dürren und Überschwemmungen auftreten, was sicher durch die Klimaerwärmung noch verstärkt wird. Du hast ja jetzt nehme ich an, nur die Spannweiten von einem kurzen Zeitraum gemessen. Wenn jetzt einfach die Bedingungen für diese Generation oder dieses jahr schlecht waren sind die halt alle klein. Da die Falter aus der Sahelzone ins Mittelmeergebiet einwandern, würde man doch nicht erwarten, dass die hier plötzlich größer werden. Die Nachkommen von denen ja, aber man würde doch erwarten, dass das den Durchschnitt runterziehen würde, wenn alle aus Afrika immer viel kleiner wären.


    Grüße Dennis

    • Offizieller Beitrag

    Ah ok, gut das ändert natürlich die Sache. Ich lehne mich jetzt sehr weit aus dem Fenster und betrete das Glatteis etwas dämliches zu sagen: Wenn du dich südlich der Sahelzone befindest könnten das dann nicht Wanderer aus der Sahelzone in Richtung Süden sein? Wobei das auch kein Sinn macht wenn das in der Mitte der Regenzeit war. Ist dann nicht in der Sahelzone erst Anfang der Regenzeit und die Bedingungen wären da gut:thinking_face:? Waren die Falter relativ konstant so klein? Wie groß waren da die Ausreißer? Ich sträube mich dagegen das einfach als genetische Sache abzuhaken und fertig. A. convolvuli ist so eine wanderungfreudige, weitverbreitete Art da wäre es höchst unwahrscheinlich, dass sich solche lokalen Unterschiede halten ohne überall verteilt zu werden.


    Grüße Dennis

  • Nur noch mal kurz : Ende März ist eigentlich eine gute Zeit, wo auch hierzulande schon Futter zu finden ist.

    Sollte es wirklich mal mit osiris klappen und sie verhält sich analog zu celerio (wie in der Literatur erwähnt) wären bis zum Jahresende 4-5 Generationen möglich, mehr als genug um den Bedarf sämtlicher europäischer Entomologen zu decken.

    Da bisher kaum Zuchten dieser schönen Art in Umlauf waren eine absolut denkwürdige Aktion.


    Noch eine Ergänzung zu den Temperaturschwankungen :

    Bei der oben erwähnten oleagina Zucht hatte der Temperaturverlauf und die sehr unterschiedliche Zuchtdauer KEINEN Einfluss auf die Größe der Falter, obwohl man von der Logik her etwas Anderes erwartet hätte.

  • Hi Dennis,


    im Norden des Tschad ist so gut wie kein Niederschlag und kaum Vegetation (ausgenommen die Gebirge)

    Der Mittelteil ist Trockensavanne mit Regenzeit von Juni bis September.

    Im Süden ist die Regenzeit von Mai bis Oktober

    Das mit der Nord - Südwanderung ist eine coole Idee, daruf wäre ich nicht gekommen.:daumenja:

    Da A. convolvuli auch auf Süßkartoffel gedeiht, die fast überall angebaut wird, wäre eine Zuwanderung auch aus dem extremen Norden nicht auszuschliessen.

    Bei den Spannweiten gab es kaum Ausreisser - größtes Männchen 84 mm, größtes Weibchen 92 mm.

    Auffällig war, dass die im gleichen Zeitraum fliegenden D. nerii alle von der üblichen Größe waren. Da waren zum Teil wahre Riesen mit Spannweiten von 12-13 cm dabei.


    Grüße

    Andreas

  • Mangels Reisen nach (Nord-) Afrika habe ich nur übersichtlicher Erfahrungen mit Freilandfängen von A. convolvuli. (Deutschland; Italien; Thailand)

    Meine Sammlungsexemplare stammen fast ausschließlich aus Mitte der 70iger Jahre. Mitte September 1975 (? muss erst nachsehen) habe ich über 20 Stück (innerhalb einer Woche) tagsüber an Hauswänden etc. in Karlsruhe sitzen sehen. Nachtfang war damals für mich noch nicht (außer an Straßenlaternen)

    Vermutlich gab es eine größere "Rückwanderungswelle". Die Tiere waren alle relativ groß. Mitte der 70iger gab es auch "ideale" Sommer mit höheren Temperaturen und ausreichenden Niederschlägen.


    Die Exemplare aus Thailand (gefangen in der Trockenzeit (Januar) sind deutlich kleiner, als die Exemplare aus Deutschland.


    Beste Grüße Armin


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