Verzweiflung!!!

  • Hallo zusammen,


    ich bin gerade mit dem Auto in der nahegelegenen Stadt gewesen und mußte voller Verzweiflung feststellen, daß die Schneidewut wieder ausgebrochen ist.


    Es wurden ganze Schlehenhaine gerodet, aus mir unbekannten Gründen. Ligusterhecken, die am Feldrand wuchsen, Weidenbüsche und -bäume, Pappeln und Erlen, Wildapfel und -kirschen!!


    An besagtem Schlehenhain konnte ich alljährlich Eier von T. betulae finden. Diese Population ist soeben ausgelöscht worden!! Nicht von übereifrigen Sammlern, die man ja gerne als Grund hernimmt, nein, von Arbeitern, die auch nur nach den Anweisungen der Gemeinden handeln.


    Wo sind denn jetzt die Naturschützer, die ja angeblich immer auf alles schauen? Ich möchte gar nicht wissen, was mit den Ligusterhecken und Weidenbäumen, den Pappeln, Erlen und Obstbäumen alles zerstört oder verbannt wurde. Nicht nur Schmetterlinge. Hier gab es sicherlich so manch andere Tierart, die jetzt die Segel streichen muß und sich mit kahlen Flecken konfrontiert sehen.


    Ich habe mir die Stämme angesehen, kein faulendes Holz, oder Löcher, die von holzbohrenden Schmetterlingen oder Käfern stammen. Gesunde Bäume und Büsche, die niemanden störten. (Ausser ein paar Spinnern, die sie ja jetzt beseitigt haben)


    Mir blutet das Herz bei solcher Ignoranz.


    Verzweifelte Grüße, Heiko

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  • Hallo Heiko,
    das tut mir echt leid. Ich hatte das aber auch schonmal. Nur nicht so schlimm wie bei dir. Bei mir ist nur ein Baum weggenommen wo immer zahlreiche Raupen und Eier zu finden waren. Aber bei dir mit so vielen Bäumen und Sträuchern. Gibt es bei dir nicht einen anderen Ort in der Nähe mit den selben Pflanzenarten? Ich denke, dass die Falter sich entschließen die anderen Pflanzen in der Nähe nehmen für die Eiablage.
    Mach dir nichts draus. Das wird schon. :daumenja:


    Liebe Grüße Miles :winken:

  • Hallo Miles,


    hier bei mir gibt es genügend Bäume und Sträucher, die als Ersatz dienen können. Aber z.B. T. betulae überwintert als Ei in den Zweiggabeln und die sind ja jetzt weg, mitsamt den Eiern. Das Problem, das mich beschäftigt, ist, warum werden so viele Bäume und Sträucher komplett weggeschnitten? Das macht doch keinen Sinn. Die sind an Feldwegen und Feldrändern gestanden und an einer Bahnlinie, auf der einmal im Monat ein Zug zur Bundeswehr fährt.


    Heiko

  • Da hast du Recht. Ich find das auch lästig. Es wird einfach keine Rücksicht genommen. Für die Eier kann man nun leider auch nichts mehr machen. Das find ich gerade voll blöd. Die armen Eier. Wozu sollten die denn überhaupt entfernt werden wenn die Pflanzen niemanden stören außer ein paar Typen wie du sagtest. Naja aber es werden sicher trotzdem wieder Eier an anderen Ästen sein mach dir da mal kein Kopf. So hart es nun klingen mag. Aber leider kann man es nun auch nicht mehr ändern. Da kannst du nur noch hoffen, dass die anderen Bäume und Sträucher nicht auch noch verschwinden.

  • Hallo Heiko,


    ich verstehe schon dass es dich schmerzt wenn Du erleben musst wie dein Sammelrevier von einem Tag zum anderen weggeschnitten wird und dabei sicher einige Tiere wie auch Schmetterlingseier vernichtet werden,
    ähnliches habe ich auch schon erlebt.
    Im ersten Moment sieht es dramatisch aus aber so tragisch ist es schlussendlich auch wieder nicht wenn die beschnittenen Hecken die Chance haben wieder wachsen zu dürfen und es gibt auch wiederum andere Arten von Tieren und Pflanzen
    die durch denn Eingriff profitieren so ähnlich wie nach einem Waldbrand wo Pioniere wieder Fuss fassen.
    Es sei denn die Hecken und Bäume werden ganz entwurzelt und bauliche Massnahmen lassen der Natur keinen Platz mehr.
    Also für Dich sicher sehr ärgerlich aber für die Natur irrelevant wenn sie auch ein paar Opfer hergeben muss.
    Mein Tipp; besuche den Ort trotzdem weiter in den kommenden Jahren und Du wirst sich auch einiges Interessantes finden und feststellen können. :thumbs_up:


    freundliche Grüsse aus der Schweiz


    Brunschi

  • hallo,


    in der Nähe meiner Eltern gibt es schöne magere Wiesen. Obwohl ich nicht das "Auge" habe und dort meistens nichts finde bin ich jedesmal empört, wenn es bis zum Grund platt gemacht worden ist. Da wird regelmässig alles gemäht. Sogar im Sommer..waren vor ein paar Tagen lauter Schmetterlinge dort sind auf einmal alle weg! ich finde das immer sehr traurig. Und wenn ich z.b. dort regelmässig Raupen finden würde, würde ich mich noch mehr ärgern. Darum kann ich deine Wut verstehen. Ich glaube die meisten Menschen wissen nicht Bescheid, sonst würden sich mehrere aufregen. Somit könnte man vllt. etwas ausrichten. Ich sehe keinen Sinn darin Habitate zu zerstören.


    lG

  • Da kann ich Brunschi nur Recht geben.
    Nochmal zum Thema Heckenpflege :
    Der Landschaftspflegeverband bei uns im Landkreis Neumarkt i.d.Opf ist im allgemeinen dafür zuständig, wenn es um die Pflege der Hecken und Feldgehölze geht und darum, Rückschnittmaßnahmen
    zu koordinieren. Dabei werden in regelmäßigen Abständen zu genau definierten Zeiten die Hecken zurückgeschnitten, auch um Pflanzen, die durch die fortschreitende Sukzession
    der Hecken verschwinden würden, eine Chance zu geben. Sie würden sonst durch die "Verbaumung" verdrängt.
    Dazu gehört entweder ein teilweiser selektive Rückschnitt oder eben das "auf den Stock setzen" der ganzen Hecke. Das wird meist so geplant, dass nicht alle Hecken im weiten Umfeld auf einmal geschnitten werden, sondern dass schachbrettartig und nach einem genauen Plan vorgegangen wird. Dadurch gibt man den Arten die Möglichkeit, in die eingepflegten Abschnitte neu einzuwandern und sie erneut zu besiedeln oder neu auszutreiben. Die Maßnahmen sind also notwendig und sinnvoll.
    Gleiches gilt für Hochstaudenflure , Hutanger , xerotherme Trockenhänge, Abraumhalden und viele andere anthropogene, heißt menschengemachte, Strukturen und Biotope. Ohne ständige Pflegemaßnahen gehen diese wertvollen Biotope sonst definitiv verloren, die dort vorkommenden Arten verschwinden. Für solche Pflegemaßnahmen werden große Summen zur Verfügung gestellt, die der Schulung der Mitarbeiter und der Durchführung dienen.
    Zwar sieht eine solche Maßnahme für sich brutal und radikal aus, führt aber langfristig zu Arterhalt und Vielfalt.
    Nach wenigen Monaten schon erkennt man solche Schläge kaum wieder.
    Anders ist es natürlich mit ungeplanten und unfachmännischen "Pflegemaßnahmen", hier wird leider mehr zerstört als gepflegt...
    Übrigens gibt es von den Landschaftspflegeverbänden hilfreiche und sehr informative Broschüren zum Thema Landschaftspflege und Heckenpflege .


    Tja, und Wiesen sind nun mal landwirtschaftliche Ertragsflächen, und nur zweitrangig Biotope. :thumbs_down:


    Thekla betulae ist ein Falter, den man nur selten als Falter sieht, durch Eisuche und Eintrag als Beifang auf Schlehe ist er aber häufig anzutreffen. Ich konnte ihn mehrfach mit Schlehenästen für die Saturniidenzucht eintragen, manchmal in Anzahl! Mit Sicherheit wird er sich sofort wieder einstellen, wenn die Schlehen neu ausgetrieben haben. Gleiches gilt für viele andere Falterarten.


    Gruß
    Arnd

    • Offizieller Beitrag

    Ich weiß, jammern hilft wirklich nicht, doch weils grad wieder so aktuell ist:
    heute laufe ich wieder nichts ahnend einen Weg entlang, der (normalerweise) gesäumt von einer kleinen Schlehenhecke ist. Plötzlich traue ich meinen Augen nicht -alles weg!!

    Die Äste, welche ich schon im Herbst markiert hatte und auf denen die Eier der Schlehenzipfelfalter und des Nierenflecks waren, sind alle weg und einfach an die Seite gehauen!! Natürlich fing ich sofort an und suchte die ersten Äste nach meinen Markierungen und übersehenen Eiern ab, doch für mehr als ein zehntel hatte es heute nicht gereicht...dennoch konnte ich 14 Nierenfleck-Eier und 3 Pflaumenzipfelfaltereier heimtragen.
    Das kritische ist nur, dass die Eier morgen oder übermorgen alle schlüpfen werden -->sich in die Knospe bohren--> nicht mehr gerettet werden können, vertrocknen und verhungern... vor allem die Pflaumenzipfelfalter tun mir besonders weh :loudly_crying_face: Besonders, weil wir im Umkreis von ca. 5 km nur 2 Schlehenhecken hatten/haben. So können die Raupen/ Falter auch nicht schnell auf eine nächste Hecke ausweichen. Ich hoffe mal, dass ich in den nächsten Tagen wenigstens noch den grösten Teil der Eier retten kann und die Falter ggf in der Umgebung der anderen Hecke aussetzen kann...
    Bedrübte Grüße,
    Toni

  • Toni: Eigentlich wollte ich diese Sache abhaken, aber weil Du Fotos eingestellt hast, zeig ich Dir mal was bei mir los ist.



    Das ist der Feldweg, von beiden Richtungen gesehen. Hier war alles voll Weiden, Pappeln, Kirschen und Schlehen.



    Und hier die Bahnlinie. Stillgelegt, also kanns auch keinen Zug gestört haben. Am Boden liegen lauter Schnipsel, als ob sie die Bäume an Ort und Stelle gehächselt haben. Das waren Salweiden und auch ne Pappel.


    Gruß, Heiko

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  • Eine kleine positive Seite, wenigstens bei den massakrierten Weiden ist's auch ein Vorteil. Ein komplett abschnittener Baum sieht Anfang Juni so aus (die Stämme im Hintergrund haben mit den Trieben nix zu tun):



    Frischestes Grün, bestes Futter. Das Laub der der Triebe bleibt auch wesentlich länger saftig als an normalen Weidenzweigen, zumindest war das meine Erfahrung. Aber sehen schon brutal aus Deine Bilder!

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